128|erträglich als Freund

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„Bitte küss mich.", flüsterte sie bedrückt und legte ihre Hände auf meine Brust,„Es wird sonst peinlich für mich." Sie lachte ganz leise auf und näherte sich mir wieder. Ich sah auf ihre Lippen, die mir immer näher kamen. Schon schloss ich meine Augen und erwiderte ihren aufdringlichen Kuss.

~

Seren

Höllische Kopfschmerzen brachten mich zum Aufstehen. Ich rieb mir meine Stirn, behielt meine Augen immer noch geschlossen.
Wann war ich wieder zurück bei Lara?
Das letzte woran ich mich erinnerte war, dass ich mit Kenan gemeinsam im Klub war.

Murrend wälzte ich mich im Bett und streckte mich. Ganz langsam öffnete ich meine Augen und sah hoch zur schwarzen Deckenlampe. Mein Blick verweilte auf der Deckenlampe, die nicht in Laras Zimmer war.
Lara besaß keine schwarze Deckenlampe.
Moment mal..
Sofort sprang ich auf und stand am Bettrand. Das war doch.. Ich sah mich immer mehr um. Ein Billardtisch. Nur ein Kranker hatte ein Billardtisch im Zimmer und das war Kenan. Ich sah durch den Raum und drehte mich um meine eigenen Achse.
Ich war in Kenans Zimmer. Mein Blick schweifte an mir runter und ich atmete erleichtert aus. Angezogen war ich, also war alles gut.

Ich suchte meine Tasche und fand sie auf dem kleinen Nachttisch neben dem Bett. Ich kramte mein Telefon raus und schon sprangen mir verpasste Anrufe und Nachrichten ins Gesicht.

»Wann kommst du? -Lara«

»Wenn ihr noch länger bleibt, dann gehe ich schonmal schlafen und lege dir den Schlüssel unter die Fußmatte. -Lara«

»Wo bleibst du? -Lara«

»Kenan geht auch nicht an sein Telefon! Seren geht es euch gut? -Lara«

»Kenan hat mir Bescheid gegeben. Pass auf dich auf, gute Nacht. -Lara«

Ich fuhr mir durch meine Haare. Fuck! Schon wählte ich ihre Nummer und rief sie an. Es dauerte keine zwei Sekunden und sie ging ran.

»Na endlich! Wieso bist du nicht an dein Telefon gegangen?«, fragte sie sofort. Ich setzte mich auf die Bettkante und spielte mit meiner Unterlippe.

„Tut mir leid, ich habe das alles nicht gesehen.", entschuldigte ich mich. Sie seufzte und ich hörte Lia im Hintergrund reden.

»Lia warte kurz.«, ermahnte Lara sie,»Geht es dir gut? Ist alles okay?« Ich legte meine Hand auf meine Stirn und schloss meine Augen wieder. Wieso taten sich Menschen das an? Diese Kopfschmerzen waren doch nicht auszuhalten.

„Ja alles ist gut. Ich komme so in einer Stunde zurück.", gab ich Bescheid,„Ich denke ich sollte auch langsam wieder nachhause."

»Wie du meinst. Komm erstmal hierher und dann reden wir nochmal in Ruhe.«, sagte sie. Ich öffnete meine Augen wieder und seufzte.

„Ja.", murmelte ich und legte auf. Ich legte mein Telefon zurück in meine Tasche und sah umher. Ich war zwar in Kenans Zimmer, aber wo war er? Plötzlich ertönte ein leises Brummen und ich sah hinter mich zum Billardtisch.
Der Dreisitzer.

Ich stieg auf den kleinen Podest und sah Kenan in gemütlicheren Sachen dort liegen. Seine Haare zerzaust vor seinem Gesicht. Ich kniete mich hin und strich seine Haare aus seinem Gesicht. Mein Kopf legte ich schief und musterte ihn.
Er sah so friedlich aus, wenn er schlief, doch das in ihm ein Teufel lebte, wusste man sobald er wach war.

Mein Kopf drückte überall und ich massierte meine Kopfhaut. Ich stand auf und ging auf die Zimmertür zu. Ohne nachzudenken ging ich hinaus und im selben Moment ging die Tür neben mir auf. Koray kam aus seinem Zimmer. Schweigend sah er an mir hinunter und dann wieder in mein Gesicht.
Ich lächelte breit.

„Guten Morgen.", wünschte ich ihm und er nickte verwirrt und lächelte kurz unter dem grimmigen Morgengesicht.

„Von wegen kein Fickdate.", murrte er leise und ging an mir vorbei ins Badezimmer. Somit blieb ich alleine im Flur stehen und sah auf die Empore hinunter. Die Haushälterin kam aus einem kleinen Flur und warf einen flüchtigen Blick zu mir hoch. Verloren stand ich dort und sah in ihr strahlendes Gesicht.

„Guten Morgen.", rief sie hoch und legte ihre Hände übereinander. Ich nickte und lächelte sie schwach an.

„Möchten Sie frühstücken?", fragte sie, doch ich schüttelte den Kopf. Sie nickte und wollte weiter, doch ich eilte sofort zum Geländer und sah zu ihr hinunter.

„Haben Sie vielleicht ein Aspirin?", fragte ich sie. Sie kam zurück und setzte langsam wieder ihr Lächeln auf. „Natürlich kommen Sie." Ich eilte barfuß hinunter und ging mit ihr zurück durch den Türbogen, durch den sie kam.
Sie nahm ein Glas aus den schwarzen, hochwertigen Schränken während ich mich an die breite Inseltheke setzte. Sie reichte mir ein volles Glas und eine Tablette.

„Und bitte duzen Sie mich.", bat sie mich. Ich lächelte und nahm die Tablette ein.

„Sie-.. Du bitte auch.", bat ich sie ebenfalls,„Sonst wächst mir das noch über Kopf." Sie lächelte dieses Mal wirklich auf ohne das aufgesetzte.

Nachdem ich mich kurz mit Lisa unterhielt ging ich wieder hoch in Kenans Zimmer um meine Schuhe und Tasche zu holen. Meine Kopfschmerzen waren nicht verschwunden, aber damit könnte ich fürs erste leben. Ich zog die Tür auf und steuerte direkt auf das Bett zu. Dabei ertönte ein lautes Brummen:„Wieso hast du mich nicht geweckt?" Ich drehte mich zu Kenan und nahm meine Schuhe in die Hand. Er setzte sich auf und kratzte seine Kopfhaut.

„Wieso sollte ich?", fragte ich und zog mir die Schuhe an. Es tat weh, aber da musste ich durch. Ich hatte keine Ersatzschuhe und barfuß durch die Bahnen wollte ich nicht. Er gähnte und stand auf. Ich nahm meine Tasche und ging auch auf ihn zu. Wir blieben voreinander stehen.

„Dankeschön für den Abend.", bedankte ich mich. Er nickte und sah mich an. Viel intensiver irgendwie. Es war als wollte er etwas aus meinen Augen lesen.

„Alles gut?", fragte ich. Er schüttelte den Kopf und räusperte sich.

„Ja alles gut.", gab er kratzig von sich. Seine Stimme klang echt schön am Morgen. Wieso wurde er nur so gesegnet? Er kratzte sich am Nacken und sah auf den Boden.
Ich nickte und ließ meine Mundwinkel etwas nach oben steigen.

„Ist gestern noch irgendwas passiert?", fragte ich. Er sah sofort zu mir und senkte seine Hand.

„Woran kannst du dich erinnern?", stellte er als Gegenfrage. Ich atmete tief ein und überlegte.

„Wir saßen an der Bar, ich habe mich aufgeregt und irgendwann zu viel getrunken. Dann habe ich dir gesagt wir sollten tanzen. Joa. Waren wir tanzen?", erzählte ich und sah zu ihm auf. Jeder Muskel in seinem Gesicht lockerte sich und sein Mund fiel etwas auf.
Ich sah nach links und rechts und dann wieder zu ihm. Hatte ich was falsches gesagt? Ich wedelte vor seinen Augen herum.

„J-Ja. Wir haben nur ganz kurz getanzt, dann habe ich dich auch hierher gefahren. Ich wusste nicht ob Lara noch wach war und mein Akku war leer. Ich konnte erst hier aufladen und ihr Bescheid geben.", erzählte er mir. Ich nickte.

„Kein Problem. Dankeschön. Auch dafür, dass du auf dem Sofa geschlafen und es nicht ausgenutzt hast, dass ich betrunken war. Du kannst echt erträglich sein als Freund.", bedankte ich mich und schlug ihm brüderlich auf den Arm,„Wir sehen uns in der Uni." Somit drehte ich mich zur Tür und verließ das Haus.

DAM DAM DAM!
Seren kann sich nicht daran erinnern.
Aber keine Sorge Leute sie wird schon sehr bald davon erfahren! 😂😂😭😭
Was denkt ihr wie Kenan jetzt fühlt?👀

ALL I HATEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt