26|„Du hast mein Leben zerstört!"

6.8K 339 114
                                    

Ich sah auf zu den Lautsprechern. Ich? Fuck, wieso? Sie klang wütend. Mein Blick fiel auf Alina, die mich unsicher musterte. Warum?

~

Unsicher klopfte ich an der Tür und betrat das Zimmer nach einem lauten Herein. Ich schloss die Tür hinter mir und drehte mich zum Pult, aus dunklen, massiven Holz.

Frau Bach saß am Tisch mit einem misstrauischen Blick.
Hinter ihr Kenan.

Sofort wurde mir warm. Ich würde fliegen! Er hatte es tatsächlich getan. Wie herzlos konnte man nur sein? Es ging schließlich nicht nur um meine Lehre sondern um mein ganzes Leben.

„Sie haben mich rufen lassen.", gab ich kleinlaut von mir. Mein Herz raste und sie deutete mir hin, dass ich mich näher treten sollte, was ich auch sofort tat.

Mein Blick glitt zu Kenan, der mich mit einem teuflischen Grinsen und verschränkten Armen ansah. Was hatte er nur gesagt? Sie konnte mich nicht fliegen lassen nur weil er es so wollte. Das ging nicht.
Oder doch?

„Seren würdest du mir bitte den Inhalt deiner Tasche zeigen?", bat sie mich. Ich sah sie verwirrt an. Meine Tasche? Ich umgriff meine Tasche und versuchte mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen.

Sie sah so lieb aus, doch trotzdem hatte sie eine angsteinflößende Aura.

„W-Wieso?", fragte ich und warf immer wieder flüchtigen Blicke zu ihm. Sie seufzte.

„Seren, du wirst beschuldigt die Vorlagen der Klausuren für deine Kurse geklaut zu haben. Dein Dozent ist grade auf dem Weg hierher.", berichtete sie mir. Mein Mund fiel mir etwas auf und ich sah sie entsetzt an.

Ich hatte gar nichts geklaut!

„Du bist nun im..", fing sie an und sah in meine Unterlagen,„ersten Semester deines Jurastudiums. Wenn du denkst du schaffst das nicht, dann hättest du erst gar nicht diesen Weg einschlagen sollen."

Mir kamen meine Tränen hoch und ich konnte rein gar nichts sagen, denn ein riesiger Kloß bildete sich in meinem Hals. Sobald ich etwas sagen würde, würde ich anfangen zu weinen und das wollte ich nun vermeiden. Vor allem vor Kenan. Er sollte nicht denken er hätte die Macht über alles und könnte mit mir spielen als würde ich seine Marionette.

Die Tür flog auf und mein Dozent kam hinein.

„Seren Bulut also?", sagte er und warf einen kurzen Blick über meine Unterlagen, die weit auf dem Pult lagen.
Mein Passfoto ganz groß darauf.
Wie ein Honigkuchenpferd grinste ich.

Er seufzte und sah mich nun etwas enttäuscht an.

„Könnten wir nun bitte in deine Tasche sehen?", fragte Direktorin Bach mich erneut. Ich schluckte den Kloß und meine Tränen hinunter.

„Ich habe gar nichts geklaut. Sowas habe ich nicht nötig. Bitte, ich.. Ich will Jura studieren. Ich glaube, dass ich das schaffen könnte. Klausuren zu klauen ist nicht mein Ding!", versuchte ich sie zu überzeugen.

Kenan legte seinen Kopf schief und trat einen Schritt vor, doch die Direktorin hob ihre Hand, dass Kenan keinen Schritt weiter ging.

„Seren, wenn dies so ist, dann kannst du uns doch ohne Probleme deine Tasche zeigen.", meinte sie. Ich sah zu Kenan, der immer noch lässig hinter ihr stand.

„Genau Seren. Zeig uns den Inhalt deiner Tasche.", stimmte er ihr amüsiert zu.
Wieso war er eigentlich hier? Er sollte verschwinden!

Ich sah zu meinem Dozenten, der mich abwartend ansah. Langsam nahm ich meine Tasche von meiner Schulter und überreichte sie der Direktorin. Sie öffnete meine Tasche und griff nach etwas. Ihr Blick glitt neben sich zum Dozenten, der sie enttäuscht ansah.

Da war nichts. Nur mein Gesetzbuch, mein Etui und ein Block. Ich hatte heute morgen noch nachgeschaut. Plötzlich holte Direktorin Bach einen Stapel Zettel hervor und legte sie auf den Tisch.

Entsetzt riss ich meinen Mund wieder auf und hielt meine Hand vor. Aber, das konnte nicht sein!
Wann?
Ich sah wieder hoch zu Kenan, der leise auflachte. Er hatte das in meine Tasche getan, aber wann hatte ich meine Tasche aus den Augen gelassen, dass er es tun konnte?

Ich ging in meinem Kopf meinen Tagesablauf bis jetzt durch. Meine Tasche hatte ich die ganze Zeit über bei mir.
Außer.. Außer als ich mein Wasser holte. Verdammt!

Wütend funkelte ich ihn an und er seufzte zufrieden aus.

Die Direktorin seufzte und sah zu mir. Ich sah sie sofort an und ging einige Schritte vor bis ich das Pult wirklich erreichte und meine Hände an der Kante ablegte.

„Direktorin Bach, ich schwöre es Ihnen ich habe das nicht gemacht! Ich würde das niemals tun, das ist nicht meine Art. Ich kann mein Studium jetzt nicht verlieren. Bitte, i-ich sehe diese Zettel zum ersten Mal in meinem Leben!", versuchte ich sie weiterhin von meiner Unschuld zu überzeugen. Sie sah mich bedrückt an.

„Ich würde dir ja gerne glauben, Seren, aber hier liegen die Beweise.", blieb sie kühl, doch ihre Stimme klang so sanft und verständnisvoll.

„Also in den ganzen Jahren hier, ist mir sowas noch nie untergelaufen. Ich bin sehr enttäuscht von dir. Meine Studenten hätten sowas nie getan.", sprach mein Dozent und schüttelte beschämt den Kopf. Meine Tränen stiegen wieder auf.

„Fliege ich nun?", flüsterte ich und sah sie traurig an. Sie seufzte und sah ratlos auf die Zettel.

„Es tut mir leid, aber so verlangen es die Vorschriften.", entschied die Direktorin,„Seren Bulut, von nun an bist du keine Studentin unserer Universität mehr. Für die schriftliche Entlassung werden wir dich noch einmal kontaktieren." Meine Tränen konnte ich nicht mehr zurückhalten und schon lief eine über meine Wange.

Mein Blick schweifte zu Kenan, der direkt hinter ihr stand und mich triumphierend ansah.
Alles war zerstört.
Nur wegen ihm.

„A-Aber..", brachte ich mit zittriger Stimme hervor, doch beließ es. Es nützte doch eh nichts. Sie reichte mir meine Tasche, die ich sofort entgegen nahm und das Zimmer verließ.

Im Flur fing ich an zu weinen und ging schnell den Weg zum Ausgang des Traktes. Mein Leben war zerstört. Er hatte alles mit einer kleinen Racheaktion zerstört.

„Seren!", rief er plötzlich. Ich blieb stehen und schluchzte. Wütend drehte ich mich um und er kam mit dem dauerhaften Grinsen zu mir. Er steckte seine Hände in seine Hosentaschen und musterte mein verweintes Gesicht.

„Ich habe dir gesagt, leg dich nicht mit mir an.", wiederholte er seine Aussage.
War das sein Ernst?
Wütend schupste ich ihn und schniefte.

„Du hast mein Leben zerstört!", schrie ich ihn weinend an.
Er ruinierte alles, nur weil ich nicht so handelte wie er es verlangte?
Nur weil ich ihm nicht gehorchte wie ein Hund? Nur deswegen?

Sofort sahen alle, die sich im Flur aufhielten, zu uns. Mein Blick schweifte zu ihnen und ich schluckte. Ich sah wieder zu ihm auf und schenkte ihm einen zornigen Blick ehe ich umdrehte und schnell weiterging.

Es klingelte und schon machten sich einige auf den Weg. Die erste Etage war wie leergefegt. Was sollte ich meinen Eltern sagen?
Sollte ich nun in eine andere Stadt ziehen um zu studieren? Aber hier hatte ich meine Freunde. Ich wollte nicht weg.

„Warte mal..", schnaubte Kenan auf und zog mich am Arm zurück. Ich riss sofort meinen Arm aus seinem Griff und sah ihn düster an. Was wollte er noch von mir?
Um Gotteswillen was?

„Was willst du noch?", schrie ich ihn an und versuchte meine Tränen unter Kontrolle zu stellen,„Deine beschissene Racheaktion hat mich nicht nur von hier gebracht sondern auch meine Zukunft zerstört! Bist du jetzt glücklich? Nur weil ich nicht wie alle anderen schweige und tue was du sagst zerstörst du mein Leben? Was bist du nur für ein widerlicher Mensch, Kenan? Jemandem wie dir bin ich noch nie begegnet! Hoffentlich werde ich das auch nie wieder mehr tun!"

Mit diesen Worten ließ ich ihn dort stehen und verließ die Universität.

Seren ist von der Uni geflogen.
Wie soll es jetzt weitergehen?
Schon fies von Kenan nech?
Glaubt mir es wird fieser..
Nächste Kapitel wird wieder aus Kenans Sicht sein und das kommt um 17.00Uhr und nicht wie geplant erst um 18.00Uhr.

ALL I HATEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt