105|Kenans Liste und Regeln

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Ich legte den Zettel zurück und schüttelte den Kopf.
Nein. Das tat ich nicht.
Der war doch verrückt! Das konnte er vergessen. Niemals. Nicht mal über meine Leiche. Keineswegs! Nein.

~

Es war so arschkalt!
Ich behielt meine Arme verschränkt und ging hin und her. Mein dicker Wintermantel wärmte mich nicht genug.

„Spast! Um sechs sollte ich hier sein und selbst nicht einmal da.", knurrte ich leise und sah auf mein Telefon. Ich atmete tief aus. Es war noch dunkel. Naja die Sonne ging erst jetzt auf, was wirklich schön aussah, aber trotzdem war es so kalt und ich hatte das Gefühl als wäre es noch mitten in der Nacht. Dazu war ich noch wirklich müde.

„Selber Spast.", ertönte seine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und er kam grinsend auf mich zu. Genervt verdrehte ich meine Augen und verschränkte meine Arme vor der Brust.

„Außerdem ist es noch nicht sechs Uhr sondern fünf vor.", verbesserte er mich und zeigte sein Telefon. Ich sah auf die Uhr. Ob fünf Minuten früher oder später was spielte das für eine Rolle? Er sah auf meine Jacke und deutete mir seinen Augen darauf, dass er sehen wollte ob ich das Shirt trug.

„Was?", fauchte ich. Er deutete wieder mit seinen Augen darauf und wir fingen an mit den Augen zu sprechen. Er deutete immer wieder darauf während ich bedrohlich mit dem Kopf schüttelte als Was.
Er knurrte genervt auf und kam auf mich zu. Kenan zog an meinem Reißverschluss und so sehr ich auch versucht hatte mich zu wehren und seine Hände von mir zu bekommen, gelang es mir nicht. Er zog meine Jacke auf und sah zufrieden auf mein Oberteil.

„Na siehst du? Das sieht nur zu perfekt an dir aus. Ich finde der lässt dich sogar etwas schön aussehen.", stolzierte er und zog meine Jacke wieder zu. Ich seufzte und verschränkte wieder meine Arme vor der Brust.

„Und jetzt? Wieso bestellst du mich um sechs Uhr vor die Uni?", fragte ich gereizt. Ich war müde. Unglaublich müde. Er zog seine Autoschlüssel raus und sah nachdenklich auf sie bis er seufzte und sie zu mir warf. Ich fing sie in der Luft auf und er nickte beeindruckt.

„Wir fahren jetzt erstmal frühstücken. Also du fährst.", sagte er und drehte um, doch sah nochmal über seine Schulter,„Bring uns aber bitte nicht um." Ich eilte zu ihm und ging mit ihm zusammen zum Parkhaus.

„Ich kann nichts versprechen.", murmelte ich, doch er hörte es, da er aus dem Augenwinkel zu mir runtersah und leise lachte. Ich folgte ihm und wir hielten vor einem weißen Auto an. Nagelneu. Glänzend und einfach nur perfekt.

„Hattest du nicht ein schw-..", sofort unterbrach ich mich selbst. Er betätigte den Knopf, dass das Auto sich entschloss und ging zur Beifahrertür, dabei sah er mich mörderisch an.

„Ja! Ja ich hatte auch ein schwarzes, aber das hast du ja zerstört.", erinnerte er mich daran und stieg ein. Sofort stieg ich ein und versank schon förmlich im Sitz. Die Sitze beige und alle Details in schwarz. Ich zerstörte den Lack seines Autos und er kam mit einem nagelneuen um die Ecke?
Ich steckte den Schlüssel ein und zündete den Motor an.

„Übertreib doch nicht so.", ließ ich die Sache klein wirken und erntete dafür einen Mörderblick,„Ich habe den Lack zerkratzt, eventuell auch die Fenster, aber dafür braucht man doch nicht direkt ein neues Auto holen!" Er schnallte sich an und deutete auf meinen Gurt, dass ich mich anschnallen sollte, was ich dann auch tat.

„Der ist nicht neu. Stand in der Garage rum.", meinte er und ich sah ihn ungläubig an.

„Stand in der Garage rum? Weißt du Kenan, es gibt Menschen wie mich, die gar kein Auto haben, da könntest du mir gerne eins deiner Autos schenken.", machte ich ganz offene Anspielungen auf ein Gratiswagen. Er nickte ungläubig.

ALL I HATEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt