63|Engel und Teufel

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„Und somit war mein Wochenende hin.", murrte ich.

~

Seren

„Ich vertraue dir meine Tochter an Seren.", machte Laras Mutter mich immer unsicherer über meine Entscheidung, zugestimmt zu haben,„Nur weil Lara dir vertraut und ich an sie glaube lasse ich euch hier. Bitte stellt keinen Unsinn an und Lia muss um-.."

„Hayatim büyük bi kız. Bi çoçuğa bakabilir elbette.", stoppte der Vater sie. Ich setzte ein fälschliches Lächeln auf und nickte. Die Mutter verstand türkisch? Das wusste ich nicht. Laras Mutter war deutsch, doch sie wirkte irgendwie trotzdem so intrigiert in die türkische Kultur. Genau wie ihr Mann in die deutsche.
(Mein Leben sie ist ein großes Mädchen. Natürlich kann sie auf ein kleines Kind aufpassen.)

Hoffentlich hatte er recht und sie würden Lia ganz unversehrt wieder in ihre Arme nehmen. Oh man, ich hatte solche Angst. Ich hatte Lia gerade kurz kennengelernt und verabschiedete nun die Eltern. Meine Hände presste ich hinter meinem Rücken zusammen.

„Na los kommt!", rief Lara aus dem Auto.
Ihre Mutter sah mich mit den selben blauen Augen aufdringlich an. Ich zog meinen Kopf etwas zurück und versuchte nicht unsicher zu wirken, aber wusste genau, dass meine Augen genau das widerspiegelten.

Was sollte schon passieren? Ich würde das doch schaffen. Sie hatten mir eine Liste erstellt mit allen wichtigen Sachen, die ich wissen musste und betonten, dass Lia wirklich ein braver, kleiner Engel war.
Das war nur eine Nacht. Easy.
Sie stiegen ein und ich verabschiedete sie. Nachdem sie aus der Straße fuhren, ging ich hinein und Lia saß in ihrem Pyjama auf dem Sofa und sah einen Kinderkanal. Ganz brav und ruhig sah sie darauf.

„Also Lia..", fing ich vorsichtig an und setzte mich neben sie.

Genau wie Lara und die Mutter hatte sie blonde Haare, die in einem Flechtzopf zurücklagen und strahlend blaue Augen.
Diese Gene waren der Hammer! Wow!
Und was schafften meine Eltern?
Braune Haare und braune Augen. Dankeschön.
Was eine Seltenheit, sowas bekam man ja kaum zu Gesicht.

„Ich möchte Eis.", sagte sie in ihrer piepsigen Stimme und strahlte mich mit ihren kleinen Zähnen an. Wie klein konnten Zähne denn sein? Wow!

Ich sah in die offene Küche, auf den Kühlschrank. Die Liste hing dort.
Kein Eis.
Ich sah wieder zu Lia, die mich schmollend ansah.

„Tut mir leid Lia, aber ich darf dir kein Eis geben.", lehnte ich ab und sie sah auf ihre Puppe. Ich sah sie unsicher an.
Ein Eis schadete doch nicht. Ich stand seufzend auf und suchte das kleinste Stieleis und überreichte es ihr. Ihre blauen Augen funkelten freudig auf und sie schleckte daran.

„Schau mal meine Puppe! Ich mag sie mehr deswegen kriegst du die andere.", sagte sie und überreichte mir die rothaarige Puppe. Sie legte ihre kleine Hand vor ihren Mund und sah mich ernst als auch schockiert an.

„Aber ich sage ihr das nie, weil ich will nicht, dass sie traurig wird.", flüsterte sie mir zu. Ich sah von der rothaarigen Puppe zu ihr und drückte sie fest an mich.
Was war sie nur für ein kleiner Engel?

Kenan

„Tschüss!", rief ich noch und schlug die Tür zu. Ich seufzte und knallte meinen Kopf gegen die Haustür.

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