129|„Du bist das Wichtigste für mich"

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„Kein Problem. Dankeschön. Auch dafür, dass du auf dem Sofa geschlafen und es nicht ausgenutzt hast, dass ich betrunken war. Du kannst echt erträglich sein als Freund.", bedankte ich mich und schlug ihm brüderlich auf den Arm,„Wir sehen uns in der Uni." Somit drehte ich mich zur Tür und verließ das Haus.

~

Ich öffnete die Haustür und trat ins Haus. Sofort flog die Tür von Barans Zimmer auf und er sah zu mir runter. Ohne ihm einen Blick zu schenken steckte ich meine Schlüssel ein und ging mit gesenktem Blick die Treppen hoch.
Ich wollte an ihm vorbei, doch er stellte sich vor mich. Mit gesenktem Blick trat ich nach links was er auch tat. Ich ging nach rechts und er tat es ebenfalls.

„Was soll das? Sind wir kleine Kinder?", keifte ich ihn an und sah hoch in seine Augen.
Sie waren rot. Er hatte nicht ernsthaft geweint oder? Ich blieb erstarrt stehen und sah intensiver in seine Augen. Hatte er etwas geraucht? Wieso waren seine Augen rot?

„Nein leider nicht.", murrte er in einer kratzigen Stimme und spannte seinen Kiefer an. Ich seufzte und schulterte meine Tasche.

„Ich möchte bitte in mein Zimmer.", wendete ich mich ab und ging an ihm vorbei, auf mein Zimmer zu. Er drehte sich um und ich zog die Tür auf.

„Bitte lass uns reden.", flüsterte er. Ich blieb stehen und hielt die Klinke fest in meiner Hand.

„Es gibt nichts zu bereden.", blieb ich kühl und betrat mein Zimmer. Ich schlug die Tür hinter zu und legte die Tasche neben mein Bett. Sofort flog die Tür auf.

„Seren du wirst mir früher oder später zuhören!", rief er verzweifelt und stellte sich vor mich. Ich zog meine Jacke aus und legte es über den Stuhl. Desinteressiert griff ich nach meiner Unterwäsche ohne sie großartig zu präsentieren und frische Kleidung.
Ich ging ins Badezimmer und wollte abschließen, doch Baran quetschte sich durch die Tür.

„Raus! Ich will duschen.", keifte ich und zog mein Haargummi aus den Haaren.

„Ist mir egal! Ich werde nicht weggehen bis du mir zuhörst!", blieb er stur. Aber ich war genauso stur wie er. Ich wollte einfach nicht reden was verstand er daran nicht?

„Ich werde dir nicht zuhören Baran!", keifte ich und tat als würde ich mein Oberteil ausziehen wollen, damit er ging, doch anstatt das zu tun schloss er einfach seine Augen und verschränkte seine Arme vor der Brust.
Das war doch nicht sein Ernst.

„Hau ab!", schrie ich ihn an und zog die Tür auf um ihn hinauszubefördern, aber er war zu breit. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie jemanden gesehen, der so breit gebaut war wie er. Wann ist aus dem lauchigen Jungen so ein breiter Mann geworden?
Wie es schien verpasste ich so einiges..

„Du musst mich an-..", wollte er wieder sagen, doch die Wut ergriff mich.

„Nein!", schrie ich und drehte mich zu ihm,„Nein Baran ich will dir nicht zuhören, denn das was du sagen wirst will ich nicht hören! Du wirst mir sagen, dass du sie liebst und ich werde dir sagen, dass ich das nicht will! Dann wirst du mir sagen, es geht mich nichts an und ich werde wütend weggehen! Das ist es was passieren wird!"
Verzweifelt sah er mich an und löste seine Arme vor der Brust.

„Es tut mir leid.", flüsterte er und senkte seinen Kopf. Mit einem Mal überkamen mich die Tränen und ich biss meine Zähne zusammen. Wehe du weinst Seren, ermahnte ich mich selbst und ballte eine Faust.
Niemals würde es wieder wie früher werden selbst wenn ich es akzeptieren würde. Ich wollte es auch nicht akzeptieren.

„Kann ich jetzt bitte duschen?", fragte ich mit kratziger Stimme. Baran nickte langsam und verließ das Badezimmer.
Ich stieg unter die Dusche und kämpfte selbst unter dem Wasser gegen die Tränen an. Wegen dieser Sache hatte ich an dem Tag nicht geweint und jetzt werde ich es zwei Tage später auch nicht tun!

Nach dem Duschen ging ich runter in die Küche und machte mir ein Sandwich.
Baran war in seinem Zimmer. Die Tür war einen Spalt breit auf und ich sah ihn auf seinem Bett liegen mit Kopfhörern und Löcher in die Decke starren.
Ich setzte mich an den Esstisch und aß ganz alleine am Tisch mein Sandwich.
Mein Telefon piepte auf und ich sah darauf.
Eine Nachricht von Alina.

»Seren bitte. Bitte lass uns reden, danach kannst du mich so viel hassen wie du willst, aber lass uns noch einmal reden. Ich halte das nicht aus. -Alina«

Ich atmete tief ein und ließ mein Sandwich wieder los. Schon war ich zurück konnte ich nicht mal mein Sandwich in Ruhe essen.

»Wenn ihr es Erkan nicht erzählt, dann tu ich es. -Seren«

Ich knallte mein Telefon auf den Tisch und aß weiter. Als ich fertig war spülte ich ab und trocknete meine Hände am Küchentuch. Schon knallte eine Zimmertür zu und Baran sprintete die Treppen runter in die Küche.

„Willst du mich verarschen? Du kannst das Erkan nicht erzählen!", drohte er mir sofort. Ich sah ihn an und ließ das Küchentuch los. Lauthals fing ich an zu lachen. Er sah mich verwirrt an und sah umher.
Ich zeigte lachend auf ihn.

„Wie lange ist das schon so?", fragte ich belustigt und er sah immer noch ratlos umher,„Ich meine, dass alles was ich Alina sage bei dir landet. Wie lange läuft das schon?" Er seufzte und fuhr sich über sein Gesicht.

„Sie erzählt mir rein gar nichts! Bloß hat sie mir aus Angst geschrieben, weil sie nicht will, dass du es Erkan erzählst.", verteidigte er sie wieder. Schlagartig sanken meine Mundwinkel und ich taumelte auf der Stelle. Erneut kämpfte ich gegen die Tränen.

„Wirst du sie jetzt immer vor mir beschützen?", fragte ich mit kühler Stimme und sah ihn leblos an,„Sie vor mich ziehen?" Sein Gesicht nahm weiche Züge an.

„Ich.. Ich werde niemanden vor dich ziehen! Du bist meine Schwester und sie-..", wollte er mir beweisen. Das stimmte doch von vorne bis hinten nicht.

„Und sie deine Freundin. Du ziehst sie schon längst vor mich.", unterbrach ich ihn und wollte an ihm vorbei, nach oben in mein Zimmer, denn gegen diese Tränen ankämpfen war schwer. Er zog mich am Arm zurück, doch es war ein sanfter Griff, ein ängstlicher.

„Nein Seren-..", wollte er mir widersprechen.

„Doch.. Abi.", unterbrach ich ihn erneut und sofort sah er mich wehleidig an,„An dem Tag.. Du hast keine Sekunde an mich gedacht. Für dich gab es in dem Moment bloß sie.. Sobald du ihre Tränen sahst war ich für dich das böse Mädchen. Du hast mich so hasserfüllt angesehen und und.. sie war dir wichtiger." Er sagte nichts und ich senkte meinen Kopf, denn mir lief eine Träne runter. Ich wollte Baran nicht verlieren, nicht an ein anderes Mädchen und erst recht nicht an meine beste Freundin. Er sollte kein Mädchen mehr lieben als mich.
(großer Bruder.)

Er zog mich in seine Arme und strich über meine Haare. Ich umarmte ihn und weinte nun leise vor mich hin während ich mich an ihn schmiegte.

„Ich hatte Angst.", flüsterte er,„Tut mir leid. Ich werde sie niemals über dich stellen. Niemanden. Aber bitte.. bitte rede wieder mit uns. Ich konnte die letzten zwei Nächte nicht schlafen, weil ich keine Ahnung hatte wo du warst, wie es dir ging und mit wem du warst. Mama hat mir nichts gesagt und ich war kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Du bist das Wichtigste für mich und.. wenn du willst.. dann.. dann.. trenne ich mich auch von ihr."

Sofort löste ich mich von ihm und sah in sein Gesicht. Seine Augen waren glasig und er versuchte die Tränen zu unterdrücken.

„Wir beide haben lange darüber geredet und.. wenn du es nicht willst, dann.. trennen wir uns.", teilte er mir mit.

#Balina trennt sich für Seren?
Würdet ihr dem zustimmen an Serens Stelle? 😅😅
Würdet ihr Baran verzeihen?
Nächstes Kapitel wird dann mal bisschen Rat geholt.

ALL I HATEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt