71|dezent verkackt

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„Seren!", brüllte ich.

~

Seren

Ich zog die Sonnenbrille höher und die Kapuze weiter über mein Gesicht.
Es waren gefährliche Zeiten in denen ich ab sofort lebte.
Ich hatte Kenans Auto zerkratzt.
Und nicht nur ein Kratzer. Den kompletten Wagen zerkratzt, sogar versucht seine Reifen aufzustechen, aber das wurde mir dann zu schwer. Seine Fenster hatte ich auch alle eingeschlagen. Auf seiner Motorhaube ein riesiges S rein geritzt, seine Türen, das Dach und sein Kofferraum auch, dass der schwarze Lack nur noch an der Hälfte des Autos haftete.

Nebenbei, mein Schlüssel war total abgenutzt. War immerhin nur der Kellerschlüssel.

Aber ich hatte nun einen guten Plan.
Diese Kapuzenjacke und meine Sonnenbrille sollten mein Gesicht verdecken, dass mich niemand erkennen sollte.
So konnte ich in Zukunft mein Leben leben bis ich mein Studium fertig hatte und Kenan nie wieder mehr begegnen sollte.

Es war acht Uhr und in einer viertel Stunde begann meine Vorlesung. Ich zog die Kapuze tiefer und räusperte mich ehe ich durch die Türen ging und mich im Gebäude befand.

„Seren? Wieso gehst du nicht an meine Anrufe?", fing schon Alina an und kam auf mich zu. Soviel zum Thema, man erkannte mich nicht. Ich hatte sie ja nicht einmal gesehen! Schnell drehte ich mich um.
Ich zog sie mit neben die Treppen, die uns etwas bedecken sollten. Nervös nahm ich die Sonnenbrille ab und sah mich erstmal um ehe ich anfing zu sprechen.

„Hast du Kenan irgendwo gesehen?", fragte ich sie. Sie sah mich vielversprechend an. Fuck! Das bedeutete nichts gutes. Er würde mich umbringen, da wäre ich mir so unglaublich sicher!

„Kenan sucht dich schon überall und er war kurz davor zu dir nachhause zu fahren, aber Emin und ich haben ihn aufgehalten.", erzählte sie und ich bekam wirklich Angst.
Ich bekam nun Angst vor Kenan.
Wie erbärmlich.
Vor Kenan.
Pf.

Aber er schien auch echt wütend, wenn er schon zu mir nachhause wollte. Er scheute sich ja nicht einmal davor! Bestimmt hätte er mich zwischen meinen eigenen vier Wänden umgebracht.

„Er hat eine Durchsage gemacht, dass wer auch immer dich findet zu ihm bringen soll. Dafür hat Direktorin Bach ihn auch angeschissen, aber er war so wütend, dass er sogar auf sie los wollte. Emin und Serdar haben ihn zurückgehalten. Du solltest mehr als nur eine Kapuzenjacke und eine Sonnenbrille tragen, denn Seren.. Du hast dezent verkackt.", fuhr sie fort.

Ich tippte mit meinen Fingern an meiner Lippe rum und sah ängstlich umher.
Das war nicht beabsichtigt! Also ich war zwar bei vollem Bewusstsein, aber ich war so wütend und hätte ich eine Nacht drüber geschlafen, dann hätte ich das bestimmt nicht gemacht!
Das war ein Unfall auch wenn es komplett dämlich klang! Ich war einfach wütend und hatte nicht daran gedacht was das für Folgen hätte.

„Wo ist dieses Miststück?", ertönte diese tiefe, wutentbrannte Stimme, die mich aufzucken ließ. Ich sah hoch in die zweite Etage, da der Eingangsbereich über drei Stockwerke ging.

Kenan, gefolgt von Emin und Serdar.
Er trug nicht die Jogginghose und den Pullover von vor sechs Stunden sondern eine schwarze Hose und einen weißen Pullover.
Ach, so wütend, aber trotzdem die Zeit gehabt um sich nochmal fertig zu machen? So wütend konnte er dann doch wieder nicht sein.

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