130|zulassen

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„Wir beide haben lange darüber geredet und.. wenn du es nicht willst, dann.. trennen wir uns.", teilte er mir mit.

~

Tief atmete ich ein und eine Rauchwolke entstand. Ich kuschelte mich mehr in die Decke und hörte den Grillen zu.
Was sollte ich tun?
Verdammt sie konnten mir jetzt doch nicht auch noch die Entscheidung überlassen. Als ob ich das alles noch so toll fand erschwerten sie mir alles.

Die Terrassentür ging auf und meine Mutter steckte mit einem sanften Lächeln ihren Kopf durch die Tür.

„Lust auf einen Kakao?", fragte sie und hielt zwei Tassen hoch. Ich lächelte leicht und rückte auf der Schaukelbank um für sie Platz zu machen. Sie setzte sich und ich deckte sie auch zu und nahm meinen Kakao.
Ich sah wieder auf die pure Dunkelheit und nahm einen kleinen Schluck von der heißen Schokolade. Sie schaukelte uns ein wenig während ich meine Beinen an meinen Körper gezogen hatte.

„Ich weiß es.", sagte sie weshalb ich zu ihr sah,„Also das zwischen Baran und Alina." Ich nickte und sah wieder vor mich. Für sie wäre das doch einfach nur wundervoll. Ihr Sohn und die Tochter ihrer besten Freundin.
Das würde für sie die selben Enkelkinder bedeuten und ein ewiger Freundschaftskreis.
Aber ob es diese Enkelkinder geben wird lag nun in meiner Hand.

„Und ich weiß auch was du davon hälst.", fügte sie hinzu. Ich seufzte und setzte mich vernünftig auf.

„Mama wenn Baran dich geschickt hat, dann kannst du auch bitte direkt wieder gehen.", griff ich schnell ein, denn sowas brauchte ich jetzt nicht. Sie hatte immer noch ihr sanftes Lächeln aufgesetzt.

„Nein. Baran würde mich niemals zu dir schicken, dass ich dich davon überzeuge.", meinte sie und ich lehnte mich wieder zurück. Ich sah auf meinen Kakao und fuhr die Umrandung lang.
Sie sagte nichts mehr und sah vor sich, nahm dabei einen großen Schluck und schaukelte uns weiter.

Ich wollte weg. Einfach ganz weit weg.
Ohne irgendwelche Probleme und Lasten. An einen ruhigen Ort an dem kein Mensch war.

„Baran hat geweint.", sagte sie ganz leise und sah weiterhin vor sich während mein Blick sofort zu ihr schellte,„An dem Abend als du gegangen bist. Er ist ins Haus gestürmt, hoch in sein Zimmer, hat die Tür zugeknallt, sich neben sein Bett gehockt und angefangen zu weinen. Das war das erste Mal, dass ich ihn wieder seit Jahren weinen gesehen habe. Bestimmt war das letzte Mal bei seiner Geburt." Sie lachte kurz und wollte mich somit aufmuntern. Mein Mundwinkel zuckte hoch, doch ich blieb immer noch bei der Tatsache, dass er an dem Abend weinte.

„Wieso heult der?", versuchte ich uninteressiert zu bleiben und sah wieder vor mich.

„Er ist dein großer Bruder Serenım. Natürlich weint er und hat Angst, wenn ihr streitet. Dir ist gar nicht bewusst wie unglaublich wichtig du für ihn bist.", sagte sie und fing leise nochmal an zu lachen. Ich sah sie wieder an und sie sah verträumt in den Himmel.
(meine Seren.)

„Als ihr noch ganz klein wart, ich glaube du warst erst zwei, da waren wir auf dem Spielplatz und du bist hingefallen. Baran hat dich getragen und ist selbst fast hingefallen, doch er hat dich nicht losgelassen bis er dich zu uns brachte. Ich wollte dein aufgeschlagenes Knie behandeln, aber Baran hat mich nicht gelassen, er wollte es unbedingt selbst machen. Als er fertig war gab er dir einen Kuss auf dein Knie und auf die Stirn. Du bist wieder sofort zu den anderen Kindern gelaufen und Baran hat dir mit einem Lächeln hinterhergeschaut und gesagt: Wenn wir groß sind heirate ich sie. Keiner darf meine Schwester verletzen und damit das nicht passiert bleibe ich bei ihr.", erzählte sie und atmete glücklich aus,„Du kannst dir gar nicht vorstellen wie glücklich du Baran immer gemacht hast. Bei deinen ersten Schritten, ersten Worten, ersten Noten.. Immer wenn du geweint hast, hat Baran dich getröstet und immer wenn du gelacht hast hat Baran dich stolz angesehen. Du warst sein kleiner Sonnenschein und das bist du jetzt immer noch."

Mir kamen wieder die Tränen und ich sah hoch in den Himmel. Konnte ich ihm Leid zufügen, wenn er doch alles für mich tat? Ich schloss meine Augen und mir lief eine Träne über meine Wangen in mein Ohr.

„Wie wichtig Alina für dich ist, das weißt du selbst.", fing sie auch an über sie zu erzählen,„Als ihr noch ganz klein wart. Erst paar Monate alt, da habt ihr euch immer angesehen und gelacht. Immer eure kleinen Händchen zueinander ausgestreckt und zusammen gespielt. Kannst du dich erinnern als ein Junge aus eurer Klasse dein Lieblingsoberteil kaputt gemacht hat?" Ich nickte kurz und behielt meinen Augen geschlossen.

„Kannst du dich auch daran erinnern, dass Alina sein Oberteil kaputt gemacht hat? Ihn angeschrieen und geschlagen hat, dafür ein Gespräch bekommen hat, aber danach trotzdem sagte: Er hat es verdient ich würde es nochmal genauso machen.", fragte sie und ich nickte mit verzogenem Gesicht,„Als du bei ihr abgeschrieben hast und der Lehrer dachte es wäre Alina? Sie bekam eine sechs für die Arbeit und musste wieder mit den Lehrern reden, aber hatte kein einziges Wort über dich gesagt?" Ich nickte erneut und eine weitere Träne lief runter.

„Sie hat nie etwas gesagt, weil sie dich liebt Seren.", machte sie mir klar,„Alina würde auch niemals etwas tun, wenn sie wüsste es würde dir schaden. Kayla hat mir erzählt, dass Alina sagte sie wird sich von Baran trennen, wenn du es möchtest. Hauptsache du redest wieder mit ihr. Sie liebt dich. Du bist für sie wie eine Schwester."

Ich konnte mein Weinen nicht mehr einstellen.

„Anne..", gab ich mit zittriger Stimme von mir und lehnte mich an sie,„Ich weiß nicht was ich tun soll!" Ich fing an zu weinen und sie umarmte mich. Positionierte einen Kuss auf meine Haare und strich über meinen Arm.
(Mama..)

„Sie.. Wieso? Wieso müssen sie sich lieben? Es gibt doch.. millionen Menschen, aber genau.. genau die beiden müssen.. Gefühle entwickeln!", weinte ich. Sie lachte ganz kurz innerlich und legte ihren Kopf auf meinen ab.

„Aber unter all den Millionen gibt es nur einmal die wahre Liebe.", flüsterte sie.

„Ich will sie nicht traurig machen! Ich will nicht.. schuld sein, dass.. sie sich trennen! Das.. möchte ich einfach.. nicht!", weinte ich immer mehr. Sie drückte mich mehr an sich.

„Dann tu es nicht. Aber wenn du meinst du kannst es wirklich gar nicht aushalten-..", riet sie mir zu,„Dann tu es trotzdem nicht. Du bist altruistisch. Mit diesen Schuldgefühlen könntest du nicht leben. Möchtest du sie beide traurig sehen?" Ich hörte auf zu weinen und schüttelte den Kopf.

Sollte ich es zulassen?

Sollte sie?
Ich finde es so unglaublich lustig wie niemand darauf kam, dass es ihre eigene Mutter sein könnte. Selbst Lia (Laras 4jährige Schwester) wurde als Ratperson vorgeschlagen 😂😂
Ich denke übernächstes Kapitel findet Seren es heraus mit Kenan hehehehe
Was denkt ihr wie?

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