116|gekränkt

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„Wie bitte? Du verdammtes Gör! Na los geh! Git! Gözüm görmesin seni! Terbiyesiz!", schrie sie hysterisch. Ich nickte und verschwand mit schnellen und wütenden Schritten.
(Geh! Mein Auge soll dich nicht sehen! Respektlose!)

~

Es war Montag und ganz offiziell hasste ich Kenan wirklich wieder abgrundtief. Noch mehr als am Anfang!
Der Penner hatte meine Nachricht nicht angesehen und seine Mutter war sowieso verrückt. Jetzt war wenigstens auch klar wegen wem Kenan so war wie er war.

Ich ging mit Alina und Lara umher und wir setzten uns auf eine Bank an dem Geländer, vor der Empore in die ersten Etage.

„Kenan ist gestern Abend wiedergekommen.", sagte Lara. Alina zuckte bloß mit den Schultern und ich sah sie mörderisch an.

„Soll er sich wieder verpissen.", knurrte ich und holte meinen gelben Textmarker raus.

„Wollt ihr nicht wissen wo er war?", fragte Lara und nippte an ihrem Cappuccino. Ich unterstrich weiterhin Zeilen und würdigte Uhr keinen Blick.

„Nö. Was interessiert uns das wo Kenan das ganze Wochenende über war ohne auch nur einmal auf sein Telefon gesehen zu haben?", regte ich mich auf, doch unterstrich weiter. Erstmal kam nichts von Alina und Lara.

„Klingt aber gar nicht so als ob es dich nicht interessiert.", meinte Alina. Sofort sah ich sie giftig an und sie lehnte sich zurück.

„Was willst du jetzt? Dich interessiert es bestimmt. Du warst ja auch diejenige, die ihre beste Freundin für ihn sitzengelassen hat. Ihr beide könnt euch über diesen Spasten unterhalten. Ich lerne hier einfach weiter und ignoriere euch.", ratterte ich runter und sah wieder runter in mein Heft.

„Ach komm erstmal auf deine Gefühle klar.", murmelte Alina bloß. Ich verdrehte meine Augen und hielt kurz inne, doch unterstrich dann weiter.

„Soll ich denn jetzt sagen wo er war?", fragte Lara wieder aufgeregt.

„Eigentlich nicht.", sagte Alina desinteressiert und man hörte ihr lange Schlürfen. Lara seufzte.

„Er war in Dortmund.", sagte sie trotzdem. Ich sah zu ihr auf.

„Wieso Dortmund?", fragte ich. Lara sah entzückt zu mir. Ich verstummte sofort und sah flüchtig hinunter zum Eingangsbereich.

„Keine Ahnung.", meinte sie und ich spürte ihr Grinsen obwohl ich sie nicht ansah. Na super. Mach mich Neugierig, danke Lara. Nein. Es war mir egal.
Ich sah weiterhin umher und mein Blick blieb an den Schiebetüren stehen.
Wie die Größten kamen sie zu dritt durch die Tür. Emin und Serdar an Kenans Seite, der mit erhobenem Blick in der Mitte lief.

„Oh Gott.. Die drei Musketiere.", kommentierte ich. Die beiden Mädchen sahen ebenfalls dorthin. Emin entdeckte uns und winkte uns zu. Lara winkte zurück und er sprach kurz mit den Jungs. Sie sahen zu uns hoch. Kenan sah mich irritiert an, da ich ihn wütend ansah. Irritiert? Wieso war er irritiert? Ich hasste ihn. Wirklich. Einfach unglaublich sehr.
Mein Blick glitt zu Serdar, der mich sanft anlächelte was ich nur zurückgab.
Dabei atmete ich tief aus. Er war wirklich so schön.

Emin kam die Treppen hoch während die anderen beiden ihren Weg weiter gingen. Bei uns angekommen quetschte er sich zwischen Lara und mich. Ich widmete mich meinem Heft und Alina tauschte mit mir die Plätze, dass ich am Rand der Bank saß.

„Und? Wieso war er in Dortmund?", fragte Lara ihn neugierig. Einfach weiter unterstreichen, Seren.

„Er meinte es wäre nicht sein Ziel gewesen. Kenan ist wohl einfach losgefahren und dort angekommen. Er brauchte wohl etwas Zeit für sich oder so.", erzählte Emin. Ich bemühte mich so sehr nicht zuzuhören. Spöttisch atmete ich aus und unterstrich weiter.
Zeit für sich. Dabei auch keine Nachrichten lesen stimmt's?

Die drei redeten weiter und weiter während ich schweigend neben ihnen saß, zuhörte und unterstrich. Ich wollte nicht zuhören und jeden Satz unterstreichen auch nicht, aber mein Kopf war einfach weg.
Alina verschwand, weil sie in einem anderen Trakt hatte und Lara verschwand mit zwei anderen Mädchen. Somit blieben Emin und ich alleine dort sitzen.
Ich unterstrich weiter und er saß unruhig neben mir.

„Wie war dein Wochenende so?", fragte Emin. Ich zuckte mit den Schultern.

„Scheiße?", gab ich als Antwort. War eigentlich auch wahrheitsgemäß. Es war regelrecht scheiße. Er nickte und sah umher.

„Wieso scheiße?", fragte er. Ich knallte meinen Textmarker in mein Heft und zog ihn am Kragen näher an mich.

„Er hat meine Nachricht ignoriert Emin!", rief ich ihm hysterisch ins Gesicht,„Ich saß Stundenlang wach auf dem Balkon und fror mir meinen Arsch ab, doch er sah sich den Text nicht einmal an! Ich hätte schlafen können weißt du das? Ganz gemütlich in mein Bett und im Land der Träume verschwinden, aber weil ich nunmal so ein toller Mensch bin blieb ich wach und wartete darauf, dass er auf meine Nachricht reagierte, doch er tat es nicht! Immer noch nicht! Selbst heute hat er die Nachricht nicht gesehen. Wieso ist er nur so ein eingebildetes Arschloch?"

Überfordert sah Emin mich mit riesigen Augen an. „Wer?" Ich knirschte mit den Zähnen und ließ ihn los. „Kenan." Emin atmete tief aus und richtete seinen Kragen wieder. Ich war nicht traurig oder wütend, einfach nur gekränkt, denn jetzt wirkte es so als würde ich ihm hinterherlaufen! Als würde ich an ihn denken und er hatte die Kontrolle über mich. Hätte ich doch einfach nicht geschrieben, dass ich an ihn dachte.
Ich hasste Telefone.

„Also auf meine Nachricht hatte er reagiert. Wir haben sogar telefoniert.", erzählte Emin. Wütend sah ich ihn an.

„Soll mich das beruhigen?", schrie ich ihn nun an. Er schüttelte schnell den Kopf und stand auf.

„Ich rede mal mit ihm.", meinte Emin. Hektisch stand ich auf und griff nach ihm dabei schüttelte ich den Kopf.

„Nein. Emin wehe du sprichst ihn darauf an! Wenn du das tust, dann werde ich wirklich nie wieder mehr mit dir reden!", drohte ich ihm. Er sah mich unstimmig an, doch seufzte.

„Okay. Meinetwegen.", gab er nach.

Seren ist nicht traurig oder wütend.
Ob Emin es wirklich für sich behält?
8/10

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