153|„Pass auf dich auf."

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„Leon!", rief sie überglücklich und er streckte seine Ärmchen nach ihr aus.
„Mama!" Kenan zog seine Hand von meiner und ich senkte meinen Blick und zog auch meine weg.

~

Wir verließen das Polizeirevier.
Die Mutter war mit ihrem Sohn auch auf dem Rummel, doch er verschwand irgendwann und tauchte anschließend im Park auf als ich dort war.
Zum Glück, denn es war schon dunkel und wer weiß was hätte passieren können, wenn ich nicht depressiv gewesen und dahin gegangen wäre.

Kenan entschlüsselte sein Auto und ich blieb stehen.

„Wir sehen uns in der Uni.", verabschiedete ich mich. Er drehte sich verwirrt um und zog die Tür auf. Als wäre diese Situation grade nicht unangenehm genug hob ich noch kurz meine Hand und ging schon los.

„Soll ich dich nicht zuhause ablassen?", rief er mir hinterher. Ich blieb stehen und drehte mich zu ihm um. „Nein danke ich schaffe es schon alleine." Unsicher lächelte ich. Er sah mich unstimmig an und klopfte auf sein Autodach.

„Wie du meinst.", beließ er es und ich nickte und wollte umdrehen, da rief er nach mir,„Seren!" Ich drehte mich wieder um.

„Pass auf dich auf.", sagte er. Ich nickte lächelnd.

„Mach ich.", versprach ich und eilte schon zur Bahnhaltestelle. Der Weg dauerte nicht allzu lange und ich kam schon nach einer knappen halben Stunde zuhause an.
Baran kam sofort die Treppen runter.

„Und? Geht's dem Jungen gut?", fragte er. Ich nickte und zog meine Jacke aus.

„Er war echt süß. Wie war es mit Alina?", wechselte ich das Thema, denn er wusste nicht, dass ich mit Kenan war und das brauchte er auch nicht. Wir gingen gemeinsam die Treppen hoch und er seufzte glücklich aus.

„Man Seren ich bin echt verliebt in sie", schwärmte er. Ich schüttelte belustigt den Kopf.

„Ich will nichts weiter hören.", meinte ich und ging in mein Zimmer. Sofort schlüpfte ich in gemütliche Sachen und schnappte mir meine Hefte um in der Küche am kleinen Frühstückstisch zu lernen.
Es war schon zwanzig Uhr und meine Eltern hatten immer noch keine Nachricht hinterlassen.

Ich lernte eine Stunde lang und es war auch sehr erfolgreich, da klingelte es plötzlich. Verwirrt blickte ich auf. Halb neun, da würden unsere Eltern doch nicht wiederkommen? Ich wollte aufstehen um die Tür zu öffnen, da sprintete Baran schon runter.

„Was geht?", ertönten die tiefen Stimmen im Flur und ich spähte durch die Tür hinaus, da unsere Küche auf der gegenüberliegenden Seite der Haustür lag und ich vom Esstisch mit etwas Anstrengung hinaussehen konnte.
Emin und Serdar waren da.

Während Baran mit Emin hochging bemerkte Serdar mich und kam auf mich zu. Mein Herz schlug schneller. Viel schneller.
Wieso? Ich dachte es wäre weg!

„Hey.", gab er rau von sich und ich sah ihn mit einem kurzen Lächeln an. „Hey." Er blieb weiterhin stehen und ich kaute auf meiner Unterlippe rum um meine Nervosität runterzuspielen, aber es funktionierte nicht ganz.

„Setz dich doch.", bat ich ihm an und er tat es. Setzte sich genau gegenüber von mir und sah mir geradewegs in die Augen.
Oh nein!
Ich sah sofort in meine Hefte und legte meine Hand auf meine Stirn.

„Was hast du heute so gemacht?", fragte er. Ich lachte kurz auf.

„War auf einem Date das fünfte Rad am Wagen lerne jetzt noch etwas.", übersprang ich den Teil mit Kenan und er nickte belustigt,„Du so?" Mir war eigentlich bewusst, dass er mit Alissa und alten Klassenkameraden war, aber ich fragte trotzdem.
Aus Höflichkeit.

„Habe meine alte Klasse wiedergesehen. Zumindest den Teil, der nicht vergeben ist und Zeit hatte.", meinte er und lachte. Serdar hatte wirklich ein schönes Lächeln, das könnte niemand abstreiten und die Tatsache, dass seine Augen so wunderschön graublau leuchteten, machte es umso schwieriger in seiner Nähe ruhig zu bleiben.
Ich lachte kurz auf und sah wieder in mein Heft. Wir sprachen nicht mehr. Nicht bis er irgendwann wieder sagte:„Ich hätte dich heute eigentlich nach einem Date gefragt."

Ich verschluckte mich an meiner Spucke und sah ihn mit riesigen Augen an. Wie bitte? Serdar wollte mich nach einem Date fragen? Er bemerkte meinen Zustand und das Lächeln verschwand.

„Weil ich wusste du hattest nichts vor. Auch nicht wirklich ein Date. Einfach den Tag zusammen verbringen.", erklärte er sich und ich nickte hastig,„Wäre eigentlich echt cool gewesen." Ich nickte erneut.
Den Tag ganz alleine mit Serdar verbringen? Davon hätte ich vor Monaten noch geträumt.

„Ja das wäre es.", sagte ich locker, aber mein Herz hämmerte regelrecht gegen meine Brust. Das wollte ich nicht! Ich wollte nicht so aufgeregt sein und ermahnte meinen Körper nicht so zu reagieren, aber es nützte nichts.

„Ey Serdar!", rief Baran plötzlich aus dem Flur und Serdar sah von meinen Augen ab. Er kam in die Küche und sah uns beide skeptisch an.

„Komm doch hoch. Was willst du bei ihr?", sprach Baran und ich verdrehte meine Augen. Serdar lachte kurz und stand auf.

„Haben bloß geredet. Na los komm.", verschwand er hinter Baran und sie gingen hoch in sein Zimmer, knallten seine Tür zu und ab diesem Moment war ich nicht mehr daran beteiligt was sie taten.
Das wars. Serdar war wohl mein Schlussstrich fürs Lernen, denn jetzt könnte ich mich sowieso nicht konzentrieren.

Müde machte ich mich bettfertig und legte mich hin obwohl Serdar im Nebenraum war und Kenan in meinem Kopf.
So schwer es auch war, schaffte ich es einzuschlafen und das ohne einen Traum.

Das nächste Kapitel wird lustig denke ich. Hoffentlich. 😅😅
Serdar wollte ein Treffen mit Seren..?
Ich bin irgendwie aufgeregt, aber gleichzeitig auch kein bisschen haha
2/5

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