92|eine Wette

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„Bruder geh du. Ich habe besseres zutun.", meinte Kenan und sah flüchtig auf mich, doch sein Blick glitt sofort auf meine Beine nicht auf mein Gesicht. Er sah sofort wieder ab und klopfte ihm auf die Schulter. Dabei näherte er sich ihm, flüsterte etwas und drehte um um zu gehen.

~

Ich nippte an meinem Getränk und sah auf in Kenans Gesicht. Er war hier. Mit uns. Im Klub. Emin hatte es letztlich geschafft uns zu überreden, dass er mitkommen sollte. Besser gesagt, er flehte Alina so sehr an, dass es mich nervte und ich nachgab. Dann rief er Kenan an. Der wollte nicht kommen, aber Emin nervte auch ihn so sehr, dass er nachgab und kam.
Alina und Emin tanzten sich die Seele aus während ich ganz ruhig an der Bar saß und mich auf mein Getränk konzentrierte.
Kenan hatte schon drei leere Schnapsgläser vor sich stehen und bestellte einen Whisky. Wir wechselten die ganze Stunde die wir hier saßen kein Wort miteinander.
Alina kam einige Male wieder um nach dem Rechten zu sehen bis ich sie wieder tanzen schickte, denn sie bestand jedes Mal wieder darauf mich nicht mit ihm alleine zu lassen, doch wollte gehen. Ich ließ sie auch.
Dieses Mal würde ich einfach schreien, wenn etwas auffälliges passieren sollte.

„Gracias.", bedankte Kenan sich bei dem Barkeeper und griff nach dem Glas. Ich senkte meinen Blick wieder auf mein Softgetränk. Wieso trank ich keine alkoholischen Getränke? Meinen ersten Schluck hatte ich mit fünfzehn mit Baran und unserem Vater. Das war dann auch mein letzter Schluck. Es war bitter und einfach ekelhaft. Aber vielleicht hatte sich der Geschmack verändert. Oder meine Geschmacksnerven. Ich sah Kenans Glas an. Ob das auch bitter war?
(Danke.)

„Willst du auch oder wieso starrst du mein Glas so an?", schrie Kenan über die Musik. Ich sah zu ihm auf. Er hob sein Glas und reichte es mir. Sollte ich? Es schmeckte doch bestimmt nicht. Aber wieso sollte man das denn sonst so oft und so viel trinken? Irgendwas leckeres musste es doch an sich haben.

„Wie schmeckt das?", fragte ich. Kenan lachte kurz auf und legte sein Glas wieder auf der Bartheke ab. Er sah überlegend hoch und spielte mit geschlossenem Mund mit seiner Zunge.

„Rosig.. Eventuell auch nach Gras und Lilien. Es schmeckt blumig, floral.", antwortete er. Wieso trank er Blumen? Das konnte nicht schmecken. Ich sah auf das Glas und dann zu ihm. Er näherte mir das Glas und ich sah ihn unsicher an. Meine Mutter sagte immer, wenn du trinkst, dann nur mit Menschen, denen du wirklich vertraust.

„Ich kann nicht.", schrie ich und er zog sein Glas zurück,„Ich sollte nur trinken, wenn sich Leute bei mir befinden, denen ich vertraue." Er trank einen Schluck und sah mich desinteressiert an.

„Das hat mich jetzt getroffen.", meinte er ironisch und sah durch die Menge. Ich zuckte mit den Schultern, doch mein Blick klebte weiterhin auf dem Glas.

„Ich weiß ja nicht was du tun wirst!", übertönte ich die Musik. Er sah mich sofort an und setzte einen fassungslosen Blick auf.

„Ich würde dich schon nicht vergewaltigen!", schrie er zurück. Ich lachte spöttisch auf.

„Nein du würdest es andere tun lassen stimmt's?", schrie ich. Er schlug mit seiner Faust gegen die Bartheke und streckte sich in die Höhe. Seinen Kiefer spannte er an. Ich verdrehte meine Augen und sah von ihm ab. Wieso redeten wir eigentlich miteinander? Er hasste mich nach allem was ich ihm angetan hatte. Und ich ihn. Es blieb ja nichts was er mir nicht antun konnte! Alles war mir schon passiert.

Emin kam lachend zu uns und griff nach meinem Softgetränk. Er kippte alles in sich und donnerte das leere Glas auf die Theke. Außer Atem näherte er sich Kenan und zeigte zu einem kleinen Tisch mit drei Mädchen.
Eine Blond. Die anderen zwei dunkelhaarig. Alle drei knapp angezogen und unterhielten sich. Während mir einen von den Dunkelhaarigen einen entspannten, freien Eindruck machte wirkten die anderen beiden ruhig. Nicht so aufgebracht und lustvoll wie die dunkle. Da die Musik zu laut war verstand ich nicht was Emin ihm sagte, doch dass sie über die Mädchen sprachen waren klar.
Kenan lachte auf und Emin verschwand grinsend wieder. Er ging zu Alina, die sich mit einem fremden Mädchn unterhielt. Emin stellte sich zu ihnen und näherte sich dem fremden Mädchen während Alina ihn wieder zurückzog.

ALL I HATEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt