57|sein Shirt in ihrem Bett

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Wir redeten nicht. Kenan fuhr bloß angespannt zum Stand an dem wir auch kein Wort miteinander wechselten.
Er ignorierte mich, was ich auch gut fand.
Ja. Ich fand es super.

~

Nervös band ich mir einen Zopf und mein Blick glitt auf meinen Stuhl, welcher an meinen Schminktisch ran gezogen war.
Sein Shirt hing noch darüber.
Gestern hatte ich gar nicht die Möglichkeit es ihm wiederzugeben, weil er mich erstens ignorierte und zweitens war er schon sehr schnell weg bevor ich es ihm geben konnte.

Es klopfte an meiner Tür und Baran steckte seinen Kopf durch. Ich griff nach Kenans Shirt und steckte es unter meine Bettdecke. Sein Shirt musste er nicht in meinem Zimmer sehen, das würde nur unnötig Streit ergeben und ich hatte weder Kraft noch Lust dazu.

„Was gibts?", fragte ich und zog nochmal an meinem Zopf ehe ich meine Tasche nahm und nach meinem Telefon griff.

„Wollte nur schauen ob du fertig bist.", meinte er und wir gingen hinunter und fuhren in die Universität.

Gestern Abend hatte ich die Diskussion mit meinen Eltern, mir ein Auto zu kaufen.
Nach diesem ständigen angewiesen sein auf Kenan, wollte ich es umso mehr, weil ich nicht mehr in sein Auto wollte!
Aber Kenan schien auch nicht mehr vor zu haben mich nochmal mitzunehmen.
Hoffentlich.

Ich seufzte und dachte wieder an seinen Gesichtsausdruck als ich das sagte. Es war ein dummes Versehen! Es war wirklich falsch von mir sowas zu sagen, aber es war auch keine Absicht. Es rutschte mir raus! Ich schüttelte den Kopf und verdrängte den Gedanken an Kenan mit meinem zukünftigen Auto.

Fazit der Diskussion,
-Meine Eltern wollten, dass ich arbeitete, dass sie nur die Hälfte des Preises für das Auto beitrugen.
Ich hatte auch gar keine Ahnung was ich für ein Auto wollte. War mir auch egal, Hauptsache da waren vier Räder und ein Lenkrad, dass ich selbst fahren konnte. Es gab einfach zu oft die Momente, dass ich auf andere angewiesen war.
Auch auf Alina oder Baran.

Wenn ich schon von Baran sprach.
Er musste sein Auto nicht selbst bezahlen! Das hatten meine Eltern ihm ganz gemütlich zum Geburtstag gekauft.
Dafür musste er damals aber sein Führerschein bezahlen, was ich nicht musste.
Ein Auto war aber sichtlich teurer, was soll's. Sie kauften mir eins, wenn ich einen kleinen Nebenjob hätte und gut war.

Wir betraten die Universität und schon kam Emin auf uns zu. Er schien erleichtert und legte seine Hand auf Barans Schulter.

„Baran man endlich! Ich dachte schon du kommst schon wieder nicht.", gab er erleichtert von sich und klopfte auf seine Schulter,„Du hast doch meine Sachen."

„Hey.", begrüßte ich ihn kurz. Er warf mir einen flüchtigen Blick zu. Toll wie viel Aufmerksamkeit ich von ihm zu spüren bekam. Man merkte schon diese tolle Verbindung zwischen ihm und mir.

„Oh hey Seren.", begrüßte er mich kurz und widmete sich wieder meinem Bruder. Ich ging von ihnen weg. Über irgendwelche Organe und Schaumodelle musste ich ja nicht mitreden. Konnte ich kaum. Auf dem Weg erkannte ich Lara mit Alissa. Lara winkte mich zu ihnen und ich setzte mich zu ihnen. Alissa grinste mich an und fing an über Serdar zu reden, was ich abblockte. Lara wusste nichts, auch ihre anderen vier Freundinnen. Diese vier brauchten das auch nicht. Sie schienen alle so unglaublich arrogant und oberflächlich.
Lara war genervt von ihnen und wollte gehen, doch Alissa zog uns immer wieder zurück.
Letztlich klingelte es und Lara rannte mit mir in unserer jeweiligen Hörsäle.

Lewis war heute nicht da. Genau, wenn ich mit ihm über sein Rauchen und Trinken reden wollte. Ich hatte ja nichts dagegen. Es war seine Sache, aber es war doch nicht gesund. Das wollte ich ihm bloß klarmachen.
Zum Glück achtete Baran so sehr auf seine Gesundheit und rauchte nicht. Ab und zu trank er aber, doch nicht zu viel.
Sonst hätte ich es ihm sehr zutrauen können, dass er rauchte.

Der Tag verging so langsam, das war unfassbar! Dazu war er auch noch so langweilig und einfach unerträglich. Ich spürte wie sich jede Sekunde in der Universität in mein Gehirn prägte während ich einfach nur betäubt umherlief. Mit mir konnte man heute nicht reden. Kenan hatte ich auch nirgendwo gesehen.
Hoffentlich fanden sie ihn.

Zuhause ging ich sofort hoch in mein Zimmer und zog mich um, da ich auch sofort los musste. Die Männer mussten Kenan irgendwie dorthin bekommen.
Das kostete mich so viel! Mein Gespartes ging also drauf. Kenan beanspruchte zu viel in meinem Leben, dafür, dass er irgendwann wieder weg war.
Hoffentlich schafften sie es wenigstens. Das würde so lustig aussehen, aber bestimmt auch schmerzen.

„Ey!", rief Baran und stürmte einfach in mein Zimmer. Ich kämmte meine Haare kurz durch und band einen tiefen Pferdeschwanz.

„Was?", fauchte ich und er schmiss sich gemütlich auf mein Bett. Ich hasste es, wenn er nicht anklopfte. Was, wenn ich mich umzog? Früher war es ja okay, aber mittlerweile definitiv nicht!

„Erkan fragt was du auf die Pizza willst.", rückte er raus und sah stumm in sein Telefon. Ich strich über meine Wangen und wusch grob die Mascarabröckel von meinen Tränensäcken.

„Ich gehe raus. Isst ohne mich.", meinte ich knapp. Er stöhnte genervt auf und setzte sich auf.

„Was ist hier drinnen man? Das stört mich voll.", fragte er und zog meine Bettdecke weg. Ich drehte mich augenblicklich zu ihm um.
Er griff nach Kenans Shirt und wollte es einfach wegschmeißen, da er davon ausging, dass es meins war, doch er behielt es in seiner Hand und führte es zu seiner Nase.
Fuck!

Wieso hatte ich so viel Glück?
Ich mein.. Erst vor kurzem war er dabei mich umzubringen, weil ich bei Kenan war und jetzt tauchte sein Shirt aus meinem Bett auf.
Das war doch toll.
Super!
Ironie war mittlerweile einer meiner engsten Freunde.

„Seren wem gehört das?", fragte Baran ruhig und sah zu mir auf,„Wieso ist das Oberteil von einem Kerl in deinem Bett?" Mit diesen Worten verfinsterte sich sein Blick und er spannte sich an als er merkte was er gerade sagte. Was sollte ich bloß sagen? Die Wahrheit? Hatten wir ja gesehen, was die Wahrheit brachte.
Einfach aus dem Weg gehen, war die beste Lösung!

„I-Ich.. Das erkläre ich später, ich muss los!", flüchtete ich und griff nach meiner Tasche. Sofort rannte ich aus meinem Zimmer und verfluchte mich selbst dafür, dass ich keine Schuhe anhatte.

„Seren!", rief Baran und rannte ebenfalls aus meinem Zimmer,„Hast du einen Freund?" Ich sah neben die Treppen. Mein Vater und meine Mutter kamen mit einem Kaffee in der Hand aus der Küche. Mein Vater hatte einen erstaunten, doch ernsten Blick drauf. Meine Mutter hingegen total glücklich.

„Seren hat einen Freund?", ertönte plötzlich auch die Stimme von meinem Vater. Ich zog meine Stiefel an und öffnete die Haustür.
Na super.
Ja wirklich, mega toll.
Einfach ganz große Klasse!
Natürlich Ironie.
Wieso war mein Leben so beschissen?

„Was? Bist du mit Ser-..", wollte meine Mutter freudig fragen, doch ich warf schnell den Mantel auf sie, dass sie nicht weitersprach, denn schließlich kannte Baran Serdar. Er würde es falsch interpretieren oder sonst was tun.

„Nein! Ich habe keinen Freund!", sagte ich schnell und Baran sprang die letzten Stufen runter und rannte auf die Tür zu. Ich knallte sie zu und rannte zur Bushaltestelle.

Nach über einer Stunde kam ich endlich an meinem Ort an und der Himmel dämmerte schon. So lange hatte es jetzt gebraucht. Aber für diese wenigen Minuten zusehen würde es sich lohnen. Ich hoffte so sehr, dass sie ihn geschnappt hatten.

„Ach Kenan.. Tut mir leid, aber es tut mir nicht leid.", sprach ich und steuerte auf das Autofriedhof zu.

Serens Familie ist nun im Glauben da ist ein Typ in ihrem Leben..😛😈
Was Seren auf einem Autofriedhof macht? 🤔🤔
Würde mich sehr über Kommentare und Votes freuen

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