70|blind vor Wut

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„Morgen Früh?", schrie ich und klopfte immer härter,„Kenan, morgen früh? Kenan? Hey Kenan!"

~

Er hatte es tatsächlich durchgezogen.
Die ganze Nacht lang ließ er mich einfach hier zurück.
Als hätte es nicht gereicht, dass ich hier Stunden war platzte nach der Zeit auch die Glühbirne und ich hatte kein Licht mehr.

Mein Zeitgefühl hatte ich auch verloren. Ob es schon früh war oder noch mitten in der Nacht, wusste ich nicht. Immerhin hatte ich heute meine dicke Winterjacke angezogen, in die ich mich kuschelte und zusammengekauert in der Ecke vor einem Bücherregal saß.

Meine Augen hatte ich geschlossen und meine Beine an meinen Körper gezogen. Hier gab es nicht einmal ein Fenster, daher war es immer stickiger.

Arsch, dann dachte er noch meine Lungen schafften das.

„Ich hasse dich so sehr Kenan.", wimmerte ich leise vor mich hin und versuchte mir dieses Sitzen irgendwie gemütlich zu machen um wenigstens etwas zu schlafen, damit die Zeit schneller vorbeiging.
Ab und zu schlief ich tatsächlich ein, doch wachte nur wenige Minuten wieder auf.
Mir ging es so schlecht.

Plötzlich hörte ich Schlüssel rascheln und zuckte hoch. Ein Schlüssel wurde ins Schlüsselloch eingeführt und sofort stand ich auf. Das Licht aus dem Flur leuchtete hinein und ich ging schnell auf die Tür zu.

Da stand er.
Kenan.
In Jogginghose und Pullover.
Seine Haare komplett durcheinander, als wäre er gerade erst aufgestanden.

„Wieso ist das Licht aus?", fragte er müde und betätigte den Lichtschalter. Als wäre es das normalste überhaupt in so eine Situation, dass er nur nach dem Licht fragte. Ich ging aus dem Raum und er hielt meine Handtasche in seiner rechten Hand, die er hinter sich hielt, dass ich nicht nach ihr griff.

„Ach jetzt machst du auch noch die Lampen kaputt?", hakte er nach und drehte sich zu mir. Ich sah ihn schweigend an.
Mein Herz raste unglaublich schnell und mit jeder Sekunde wurde ich wütender.

Ich ballte eine Faust, doch löste sie sofort und schlug Kenan ins Gesicht. Sein Gesicht flog an die Seite. Ich atmete immer noch schwer und laut während ich meine Hand ausstreckte, dass er mir meine Tasche gab. Er spannte seinen Kiefer an und schnaubte wütend auf. Anstalten mir die Tasche zu geben machte er nicht also griff ich einfach hinter ihn und zog sie aus seiner Hand.
Dabei fiel mein Schlüssel runter, den ich sofort aufhob und ohne zu warten einfach losging. Meine Augen füllten sich mit Tränen und ohne wirklich zu achten wo ich lang ging, ging ich die Treppen hoch und kam plötzlich im Treppenhaus zum Parkhaus an.

Ich blieb stehen und schniefte. Meine Tränen hielt ich weiterhin zurück. Mein Schlüssel bohrte sich in meine Hand, da ich sie so fest umgriff. Eigentlich musste ich zur Bahn also drehte ich um und ging auf die Ausgangstür hinter mir zu, doch blieb auch sofort wieder stehen.
Kenan war hier.
Bestimmt mit seinem Auto.

Mir fiel etwas in den Sinn und ich sah über die Schulter zur Tür ins Parkhaus. Ich war so blind vor Wut, dass ich selbst ihn jetzt erstechen könnte.
Somit steuerte ich auch auf die Tür zu und zog sie auf. Meine Beine trugen mich einfach umher und da stand es.

Sein schwarzes Auto mit dem Kennzeichen KA-95.
Höchstwahrscheinlich sein Name und Geburtsjahr. So eingebildet dieser Typ.

Ich sah mir überlegend sein Auto an.
Was sollte ich bloß damit tun?
Währenddessen spielte ich mit meinen Schlüsseln und mein Blick fiel nach hinten, da plötzlich das Licht im Treppenhaus ausging. Das erkannte ich durch das kleine Fenster.
Mein Blick fiel runter auf meine Hand.

Meine Schlüssel.

Kenan

Die Bekloppte hatte mir grade ernsthaft eine gegeben.
War das ihr Ernst?

Ich war mitten in der Nacht aufgestanden und hierher gefahren, um sie hier rauszuholen! Ich hätte auch ganz gemütlich weiterschlafen können. Wütend knallte ich die Tür zu und schloss ab. Dabei trug ich sogar noch mein Pyjama.
Das war so ein merkwürdiges Gefühl mitten in der Nacht alleine in der Universität zu sein. Und dann noch wegen einem Mädchen, die ich ja nicht einmal leiden konnte!

Langsam machte ich mich auf den Weg und ging erstmal in das Zimmer des Hausmeisters um die Lichter überall auszumachen, die ich vorher anschaltete. Ich schaltete komplett alle Lichter aus und verließ wieder das Zimmer.

Mitten in der Nacht fuhr ich hierher und dafür schlug sie mich auch noch.
Ich hätte sie auch noch die restlichen Stunden hier lassen können, wäre kein Problem für mich gewesen.
Eigentlich hatte ich nicht einmal vor sie bis zwei Uhr Morgens hier zu lassen, aber ich hatte es vergessen! Ich legte mich um Mitternacht ins Bett, nickte kurz ein und sprang auch sofort wieder auf, weil mir Seren in den Sinn kam. Sie stand plötzlich total wütend in meinem Kopf und hatte glasige Augen.
Ich rannte dann auch zu meinem Auto und fuhr hierher. Ihre Tasche hatte ich sogar dabei, aber nein. Sie war so undankbar und schlug mich noch. Eigentlich hätte ich was gesagt, aber ich war erstens müde, zweitens war sie zu schnell weg.

Ich kam im stockdunklen Treppenhaus an und zog die Tür zum Parkhaus auf. Ganz gemütlich ging ich auf mein Auto zu und dachte schon an mein gemütliches, großes Bett.
Während ich die Autoschlüssel aus meiner Jogginghose raus kramte sah ich flüchtig auf. Sofort haftete mein Blick und ich riss entsetzt meine Augen auf.

„M-Mein Auto..", gab ich ganz leise von mir und sah es mir entsetzt an. Schlief ich noch? War das gerade ernsthaft so? Sah mein Auto nun so auf? Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten und brüllte auf. Mit der Faust schlug ich gegen die Motorhaube.
Fuck, dieses Miststück!

„Seren!", brüllte ich.

Kenan der Liebe und Verständnisvolle.
Seren die Undankbare. 😅😅
Wie Kenans Auto wohl aussehen mag, dass er so durchdreht.😳
Shut, noch zwei Kapitel oder so und dann kommt das Böseee..😈😈🌊
Kommentare würden mich sehr freuen.

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