42. Kapitel

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Kapitel 42

 

Ohne vorherige Ankündigung stand Andreas also vor der Tür von Julia. Er klingelte. Aber Julia machte ihm nicht auf. Er klingelte noch zwei weitere Male, aber ihm wurde nicht geöffnet. Wollte sie nun nicht mehr mit ihm reden? Ihr Auto stand auf dem Parkplatz, sie war also zu Hause. Andreas nahm sein Smartphone aus der Tasche und versuchte Julia anzurufen, sie ging aber nicht ran. Also beschloss er, sich ins Auto zu setzen, etwas zu warten und es dann nochmal zu probieren. Eine halbe Stunde später, versuchte er erneut Julia telefonisch zu erreichen und diesmal nahm sie sogar ab. „Hallo Andreas“ ging sie ran. „Hey Julia, bist du nicht zuhause?“ hakte er nach. „Bin mit Henry unterwegs, aber gleich wieder zu Hause“ antwortete sie. „Alles klar, ich warte auf dich“ sagte Andreas und legte auf. Wenige Minuten später sah er Julia und Henry die Straße entlang gehen und stieg aus dem Auto. Er ging auf die beiden zu und Henry wurde schon ganz wild als er Andreas sah. „Neues Auto?“ fragte Julia überrascht. „Ne, von Emilia. Chris hat mein Auto und ist mit den Kindern unterwegs, damit ich jetzt grade hier sein kann“ sagte Andreas. „Okay, dann lass uns mal hoch gehen...“ kam es von Julia ein wenig unsicher. Sie hatte keine Ahnung was das Gespräch nun bringen würde.

„Hast du mit Marius gesprochen?“ fragte Julia. „Ja habe ich. Gestern hat Chris ihn wieder abgeholt, er wollte nicht zuhause bleiben. Aber wir haben heute morgen gemeinsam ein Gespräch geführt. Er kommt nur sehr schwer mit der Trennung klar und wir haben uns nun dafür entschieden, dass wir professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Chris wird mit ihm zu einem Kinderpsychologen gehen, von mir und Sabrina will er erstmal nicht begleitet werden. Und dann sehen wir mal weiter, wird auf jeden Fall ein Stückchen Arbeit, aber das schaffen wir“ berichtete Andreas. „Das hört sich auf jeden Fall schonmal nach einem Schritt in die richtige Richtung an. Alles Gute dafür“ entgegnete Julia. „Danke, ich denke auch, dass es ein wichtiger Schritt ist“ kam es von Andreas zurück. „Aber warum ich eigentlich hier bin... ich möchte mit dir über uns sprechen“ fügte er noch hinzu. Julia merkte, dass Andreas etwas nervös war. „Ja... Ich muss gestehen, ich habe grade etwas Angst davor“ brachte Julia heraus. Sie saßen nebeneinander auf dem Sofa und Andreas griff nach ihrer Hand. „Julia... wir haben gesagt, dass wir etwas zwangloses miteinander haben... kein Paar sind, sondern eher eine Freundschaft plus führen... aber ja nachdem das gestern alles aufgeflogen ist, mein Sohn, mein Bruder und seine Frau bescheid wissen und ich auch Sabrina davon berichten muss... kann es so  nicht weiter laufen... also theoretisch schon, aber ganz ehrlich, es wäre für mich ein ganz komisches und unangenehmes Gefühl, wenn alle wissen, dass wir einfach nur befreundet sind, aber regelmäßig miteinander schlafen...Jedes mal wenn ich sagen würde, dass ich was mit dir unternehme, würden alle direkt denken „Ach, die beiden haben mal wieder Lust auf Sex“ und das möchte ich einfach nicht“ sagte Andreas ehrlich. Es hatte ihn Überwindung gekostet, aber es musste nun auf den Tisch. Er wollte jetzt klare Verhältnisse.  Julia schluckte. Erst schaute sie zu Boden und dann Andreas in die Augen. Kleine Tränen sammelten sich in ihren Augen, aber sie versuchte sich wirklich zusammenzureißen, was ihr nur mäßig gelang. „Du hast recht, das wäre wirklich mehr als unangenehm. Und nachher geht es noch in der Firma rum oder so, das geht nicht“ brachte Julia heraus und schluckte. Mehr konnte sie grade nicht sagen. Damit war es nun wohl besiegelt. Sie war sich bewusst gewesen, dass es jederzeit vorbei sein konnte, und es wäre auch in Ordnung gewesen, wenn sich da nicht ein paar Gefühle eingeschlichen hätten. Sie rechnete es Andreas aber hoch an, dass er mit ihr ein so offenes und ehrliches Gespräch gesucht hatte und es nicht so ablief wie mit ihrem Ex-Mann. „Also dann... danke für das Gespräch“ sagte Julia kurz vorm Weinen. „Ich bin noch nicht fertig... nicht weinen Julia“ sagte Andreas und drückte ihre Hand ganz fest. Julia schluchzte und versuchte wieder sich zusammenzureißen. „Ich konnte mir letzte Nacht viele Gedanken machen und mir ist etwas ganz deutlich geworden. Ich möchte klare Verhältnisse haben, mein Leben neu ordnen. Und weißt du, was mir noch deutlich geworden ist? Das du ein Teil davon sein sollst, von meinem neuen Lebensabschnitt. Zumindest wäre es mein Wunsch. Denn das mit uns, was vor ein paar Wochen als ganz zwanglose Freundschaft plus  oder Affäre, wie auch immer, angefangen hat, das ist nicht mehr. Vielleicht war es das auch nie. Ich habe mich in dich verliebt. Ich möchte mit dir zusammen sein“ sagte Andreas. Auch er war nun sehr emotional geworden. Julia traute ihren Ohren nicht. Er war in sie verliebt und wollte mit ihr zusammen sein. „Ich... ich kann kaum was sagen... ich dachte grade, dass das nun wirklich das Ende zwischen uns ist... Ich möchte kein Ende. Ich möchte auch mit dir zusammen sein... aber ich habe trotzdem Angst... dass ich nicht genug bin für dich... vielleicht möchtest du doch noch ein Kind... das kann ich dir nicht bieten...“ Julia weinte nun. Andreas nahm sie einfach erstmal in den Arm. Langsam beruhigte sie sich und dann sprach Andreas wieder und schaute sie liebevoll an. „Julia, ich habe drei wunderbare Kinder. Ich möchte keines missen, aber einen weiteren Kinderwunsch habe ich nicht. Ich weiß, dass das bei dir ein sehr emotionales Thema ist und du dich deswegen als nicht gut genug fühlst. Aber du bist gut genug, du bist sogar mehr als das. Du bist nicht weniger wert, nur weil du keine Kinder hast. Du bist eine wunderbare Frau“ sagte Andreas und eine Träne lief seine Wange herunter. „Niemals würde ich dich so behandeln wie dein Ex-Mann. Niemals. Egal was aus uns wird. Ich möchte so gerne mit dir gemeinsam nach vorne in unsere Zukunft blicken“ sprach er weiter. Julia konnte nichts anderes außer weinen und Andreas einfach zu küssen. Keiner der beiden hätten am Anfang des Gespräches gedacht, dass dies so endete. Nach einem sehr langen Kuss, war die Welt erstmal wieder in Ordnung. Und beide waren glücklich, dass das Unausgesprochene, nämlich die gegenseitigen Gefühle, nun auf den Tisch gekommen waren. So konnten sie das äußerst unangenehmen Situation gestern, doch etwas positives abgewinnen. „Dann ist der 29. Februar wohl nun unser Jahrestag“ sagte Andreas grinsend. „Na, das hast du ja gut eingefädelt... den gibt’s nur im Schaltjahr“ stellte Julia fest und lachte. Andreas stimmte mit ein. „Darf ich meine Freundin nochmal küssen?“ fragte Andreas dann. „Das darfst du“ sagte Julia glücklich.

Auf anderen Wegen - Ehrlich Brothers Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt