22. Kapitel

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Kapitel 22
 
Julia ging wieder an ihren Arbeitsplatz. „Alles in Ordnung?“ fragte Charlotte vorsichtig. „Ja, alles wieder okay“ antwortete Julia und setzte ihre Arbeit fort. Andreas ging nach oben zu Chris. „So Bruderherz, bei Julia ist wohl eine Entschuldigung deinerseits fällig. Pamp sie bitte nicht so an, ok? Und das Thema Kinder scheint kein gutes zu sein, also halte dich mit so einer Aussage, wie du ihr gegenüber hast fallen lassen, bitte ab sofort zurück“ kam es streng von Andreas an Chris. „Oh okay... das konnte ich nicht wissen... Und ich sehe ja ein, dass ich nicht grade nett war... ich spreche nachher mit ihr und entschuldige mich“ kam es reumütig von Chris. Manchmal hatte er seine Launen nicht ganz im Griff, dass er Julia so damit traf, hatte er nicht gedacht und war natürlich nicht seine Absicht gewesen. Andreas und Chris schauten sich dann noch die Mappe an, die Julia vorbereitet hatte und hatten noch zwei kleine Änderungen angebracht, ansonsten waren sie zufrieden damit. „So und nun ab in die Werkstatt“ sagte Andreas dann, denn sie hatten noch viel zu tun. Chris nahm die Mappe und wollte sie Julia geben, Andreas ging schon vor in die Werkstatt. „Julia?“ sprach Chris sie an. „Ja“ sagte sie und hob ihren Blick vom PC auf Chris. „Hier die Mappe. Wir haben noch zwei kleine Änderungen drangeschrieben, aber sonst darf das so raus. Dankeschön. Und tut mir leid wegen vorhin. Das war nicht meine Absicht und ich versuche nun meine schlechte Laune nicht an einem von euch auszulassen....“ sagte er. „Schon okay. Heute ist nicht mein Tag, normalerweise bin ich auch nicht so dünnhäutig. Und danke, dass ihr die Mappe so schnell durchgeguckt habt“ sagte sie und lächelte Chris an. „Das war das mindeste nach meiner Aktion. So und nun ruft die Werkstatt, bis später“ sagte Chris und verließ das Büro.
 
Julia hatte heute ein wenig länger gearbeitet, auch, wenn Andreas ihr gesagt hatte, dass sie ihre ungeplante Arbeitsunterbrechung nicht nacharbeiten musste. Zuerst ging sie eine große Runde mit Henry nach draußen. In der Mittagspause war sie, wie jeden Tag, schnell nach Hause gefahren um Henry kurz rauszulassen. Abends folgte dann ein ausgiebiger Spaziergang, denn sowohl Henry als auch Julia sehr genossen. Und so konnte sie auch ihren neuen Wohnort, Enger, ein wenig erkunden. Sie war grade wieder in die Straße eingebogen, in der sie wohnte, da klingelte Julias Handy. „Andreas Ehrlich“ erschien auf ihrem Display, was wollte er von ihr? „Niemeyer“ sagte sie und wartete darauf, das Andreas etwas sagte. „Hier ist Andreas. Heute Abend schon was vor? Hast du schon was gegessen?“ überfiel er sie direkt. Julia war etwas überrumpelt, aber antwortete dann sofort. „Ich bin grade auf dem Weg nach Hause, ich war mit Henry unterwegs. Gegessen habe ich noch nichts“ „Wunderbar, ich bin in 30 Minuten mit Pizza bei dir“ kam es von Andreas und schon war aufgelegt. Was war das denn? Julia war leicht irritiert, dass Andreas sich so plötzlich und spontan bei ihr eingeladen hatte. Nach der Aktion an Weihnachten, hatten sie sich privat nicht mehr gesehen und auch, bis auf heute morgen, nicht mehr über Privates gesprochen. Eigentlich wollte sie Privates und Berufliches trennen, aber ein bisschen Ablenkung konnte sie heute gebrauchen. Sie ging schnellen Schrittes nach Hause, sie wollte das Wohnzimmer wenigtens noch etwas aufräumen, bevor Andreas bei ihr auftauchte.
 
Andreas hatte sich spontan überlegt, dass er Julia heute noch einen Besuch abstatten wollte. Nach dem Vorfall heute auf der Arbeit, wollte er sie ein wenig auf andere Gedanken bringen. Sie hatte ihm auch zugehört als er Weihnachten plötzlich vor ihrer Haustür stand. Und schließlich teilten sie das Schicksal, dass sie von ihrem Ehepartner/Ehepartnerin verlassen wurden.
Wie angekündigt, stand er 30 Minuten nach seinem Anruf mit zwei leckeren Pizzen vor ihrer Haustür. Die Tür wurde direkt geöffnet und er ging nach oben zur Wohnung. „Hallo, Pizzaservice“ begrüßte Andreas Julia und hielt ihr die beiden Kartons hin. „Hey, kommt rein“ sagte sie freundlich und Andreas trat in die Wohnung ein. Zuerst wurde er natürlich ausgiebig von Henry begrüßt. Nach der stürmischen Begrüßung zog Henry sich in sein Körbchen zurück.
 
„Du hast es dir ja schon schön hier eingerichtet“ sagte Andreas als er ins Wohnzimmer kam. „Ja ein bisschen was ändern werde ich noch, aber da ich außer Henry nach Arbeit nicht wirklich was zu tun habe, konnte ich meine Sachen schon einsortieren und alles etwas wöhnlich gestalten. Dank deines Bruders hab ich auch schon ein paar Einrichtungsgegenstände. Ein, zwei Regale oder Komoden fehlen noch, aber das eilt nicht“ antwortete Julia. „Hört sich gut an. Freut mich, dass du hier gut angekommen bist. Mein Umzug steht Ende des Monats an. Komisches Gefühl“ gab Andreas dann zu. „Ja, kenne ich. Aber das wird schon. Was darf ich dir zum Trinken anbieten? Wasser? Cola? Bier?“ kam es von Julia. „Dann nehme ich gerne ein Bier“ sagte Andreas und setzte sich an den Esstisch im Wohnzimmer. Oft hatte er hier schon bei seinem Bruder gesessen, den Tisch hatte Julia den beiden nämlich abgekauft. Julia holte zwei Bier aus dem Kühlschrank, stellte sie auf den Tisch und setzte sich Andreas gegenüber. Er sagte dann: „Ich habe eine Pizza mit Salami und eine Margeritha. Ich wusste nicht, was du magst“ „Ich mag beides“ kam es von ihr zurück. „Ich auch“ lachte Andreas. Also entschieden sie sich, dass sie sich die beiden Pizzen einfach teilten. Sie aßen gemütlich und tranken ihr Bier. Julia fand es schön, dass sie heute mal nicht ganz alleine war. Sie musste sich unbedingt in einem Fitnessstudio oder Sportverein anmelden, um hier in der Ecke ein paar Kontakte zu finden. „Wie komme ich denn zu der Ehre, dass mein Chef mir heute Abend eine Pizza geliefert hat?“ fragte sie dann irgendwann. „Nach der Sache heute Vormittag, habe ich gedacht, dass du vielleicht ein bisschen Ablenkung und Gesellschaft gebrauchen könntest“ sagte Andreas vorsichtig und hoffte, dass sie ihm nun nicht böse war. „Danke. Ich finde es grade wirklich sehr angenehm, nicht alleine zu sein. Mal abgesehen von Henry“ gab Julia dann zu. „Das freut mich“ sagte Andreas und schenkte Julia ein Lächeln. Diese erwiederte dieses. „Und mein Angebot, dass ich jederzeit ein offenes Ohr für dich habe, steht immernoch“ sagte er fürsorglich. „Du bist echt lieb, danke. Gestern bzw. heute kam vieles wieder hoch was ich eigentlich verdrängt hatte. Das holt mich grade alles wieder ein. Die letzten zwei Jahre meiner Ehe waren nicht grade schön... und dann kam das dennoch plötzliche Ende. Aber wie sagt man so schön 'Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende'“ sprach Julia. Sie wusste nicht, ob es gut war, grade mit ihrem Vorgesetzten ihre ganz privaten und intimen Probleme zu teilen. Aber es tat ihr grade einfach nurgut, dass sie sich das von der Seele reden konnte. Ihrer Freundin Ella, die noch in ihrer alten Heimat lebte, hatte sie gestern schon ihr Herz ausgeschüttet und wollte sie heute nicht direkt schon wieder anrufen. „Magst du drüber reden, was die letzten zwei Jahre mit deinem Mann so schlimm gemacht hat?“ fragte Andreas dann vorsichtig.
 

Auf anderen Wegen - Ehrlich Brothers Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt