149. Kapitel

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Kapitel 149

Julia zog den Zettel hervor und las, was darauf geschrieben war. Sie konnte nicht glauben was sie dort grade in der Hand hielt. Einen Vaterschaftstest von Emil. Sie zitterte als sie weiter las und als dort schwarz auf weiß stand, dass Andreas der Vater von Emil war, stand sie im ersten Moment unter Schock und wusste nicht, was sie denken sollte. Sie las den Brief erneut und Tränen rannen ihr Gesicht herab. Ihr Verlobter war der Vater von Emil. Andreas hatte sie mit seiner Ex-Frau betrogen. Julia war nun völlig außer sich und weinte. Alles zerbrach grade. Wieder war sie die Betrogene. Es war wie ein Stich ins Herz. Und es tat verdammt weh. Hatte er immernoch eine Affäre mit seiner Ex? Betrog er sie die ganze Zeit? Warum wollte er sie heiraten, wenn er noch immer an Sabrina hing? Sie war nie eifersüchtig gewesen, wenn Andreas mit Sabrina Kontakt hatte, denn die beiden hatten die Kinder zusammen und standen somit in ständigem Austausch. Aber sie hatte niemals geahnt, dass die beiden weiterhin miteinander schliefen. Was hatte sie verbrochen, dass sie wieder betrogen wurde? Zum zweiten Mal wurde sie betrogen und stand alleine da. Sie fühlte sich schrecklich und weinte. Sie war froh, dass Nora grade noch schlief und nichts von ihrem Zusammenbruch mitbekam. Julia versuchte sich zu beruhigen, aber immer und immer wieder musste sie weinen. Der Traum von einer richtigen Familie war grade wie eine Seifenblase zerplatzt. Jetzt waren sie und Nora alleine. Sie war nun von jetzt auf gleich alleinerziehende Mama geworden. Denn eins stand für sie fest, sie trennte sich noch heute von Andreas. Sie wollte nicht weiterhin hintergangen werden und so tun als wüsste sie von nichts. Das würde sie über kurz oder lang emotional fertig machen. Sie war froh, dass sie den Vaterschaftstest noch heute gefunden hatte und nicht erst nach der Hochzeit. Sonst hätte sie erneut eine Scheidung durchmachen müssen.

Zwei Stunden später, Nora war bereits wach, hatte eine frische Windel und ein Fläschchen bekommen, stand Andreas vor der Tür. Julia hatte sich gedanklich viele Sätze überlegt und sich genau überlegt, wie sie ihm gegenüber treten wollte. Aber jetzt, wo dieser Moment da war, hatte sie alles vergessen. Wie bei einem Blackout in einer Prüfung. Den Brief aus dem Labor hatte sie auf den Tisch gelegt. Andreas kam ins Wohnzimmer und begrüßte seine Verlobte und seine Tochter. „Na ihr beiden? Hast du alles gefunden für den Termin gleich?“ fragte er nach und war guter Laune, da er sich freute, dass sie die Hochzeit heute „dingfest“ machten und dann weiter planen konnten. Julia konnte nichts sagen. Sie war viel zu verletzt und musste sich sehr bemühen nicht direkt in Tränen auszubrechen. „Stimmt was nicht?“ hakte Andreas nach, als Julia nicht reagierte. „Pack deine Sachen und geh“ sagte sie und merkte wie ihre Atmung immer doller wurde, bis dann schließlich die ersten Tränen kamen. „Bitte was?“ kam es völlig ungläubig von Andreas. Hatte er Julia grade richtig verstanden? Er soll seine Sachen packen und gehen? Was war denn nun los? „Entweder du gehst... oder Nora und ich. Und natürlich Henry“ sagte sie weinen. Andreas ging auf sie zu und wollte sie in den Arm nehmen. „Lass mich... Ich meine ernst, was ich grade gesagt habe“ sprach sie. Sie konnte grade nicht wütend sein, sie war grade einfach nur sehr verletzt und traurig. „Warum soll ich gehen? Was ist denn passiert?“ fragte Andreas immernoch völlig ahnungslos und ging an Julia vorbei. „Vielleicht hilft dir der Brief auf dem Tisch“ sagte sie dann. Andreas ging zum Tisch und er sah sofort, welchen Brief Julia meinte. Der Vaterschaftstest von Emil. „Scheiße“ sagte er tonlos. Er hatte den Brief vom Labor in seinem Schreibtisch vergessen. Das hätte ihm niemals passieren dürfen. „Julia... ich... ich kann dir das alles erklären“ sprach Andreas mit Tränen in den Augen. Er hoffte, dass sie ihm die Chance gab alles zu erklären und sich nicht von ihm trennte. Andreas wusste grade gar nicht, was er denken sollte. Die Vaterschaft von Emil sollte ein Geheimnis bleiben und nur weil er zu vergesslich und so blöd war, den Brief in seinem Schreibtisch zu Hause aufzubewahren, war nun alles aufgeflogen. „Ich möchte nichts hören... Ich weiß wie Kinder entstehen...“ versuchte sie wütend zu klingen, was sie aber nicht schaffte. Ihr Herz war gebrochen. Alles aus der Ehe mit Lars kam wieder hoch. Das Gefühl alleine zu sein, nicht geliebt zu werden und betrogen worden zu sein. Sie hatte so gehofft, dass sie diese Gefühle nicht mehr erleben musste, aber nun wiederholte sich alles. „Es war ein einziger One-Night-Stand... eine Nacht“ kam es verzweifelt von Andreas. Er wollte Julia in den Arm nehmen, da sie unaufhörlich weinte, aber diese blockte ab. Henry lag in seinem Körbchen und Nora auf ihrer Decke unter dem Spielbogen. „Ich möchte nichts hören Andreas... Gehst du oder sollen wir gehen?“ sagte Julia und beide blickten sich mit Tränen in den Augen an. „Bitte lass mich alles erklären“ flehte Andreas fast. „Du oder ich?“ fragte Julia erneut. „Ist das eine Trennung?“ fragt Andreas daraufhin. Julia nickte nur. Sie konnte es nicht aussprechen. Viel zu weh tat ihr alles. „Bitte lass uns in Ruhe darüber sprechen... ich kann alles erklären“ sagte Andreas und weinte. „Ich möchte keine Erklärung... Guckst du kurz auf Nora? Dann packe ich unsere Tasche“ sagte Julia. „Nein, ich packe. Ihr bleibt hier“ sagte Andreas dann.
Weinend setzte Julia sich auf den Boden zu Nora und streichelte ihre Tochter vorsichtig. Henry kam auch angeschlichen und auch ihn streichelte und kuschelte Julia. Andreas war oben und packte seine Tasche. Julia wollte sich nicht von ihm verabschieden. Sie nahm Nora hoch, zog ihr eine Jacke an und packte sie in den Kinderwagen. Henry legte sie die Leine an und machte sich dann auf einen Spaziergang.

Als Andreas mit seiner Tasche fertig war, ging er wieder runter. Unten war es still und Julia, Nora und Henry waren nicht mehr da. Er hatte die ganze Zeit geweint und war wütend auf sich selbst. Alles war grade zerbrochen. Und er war Schuld daran. Er wollte um Julia kämpfen. Er konnte ihre Wut und ihre Reaktion verstehen. Er hoffte, dass sie ihm morgen oder in den nächsten Tagen die Chance gab, das alles zu erklären.

Auf anderen Wegen - Ehrlich Brothers Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt