135. Kapitel

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Kapitel 135

21 Februar

„Papa... ich muss mit dir reden“ sagte Marius auf der Rückfahrt von seiner Freundin. „Was gibt’s denn?“ fragte Andreas und war gespannt, was sein Sohn mit ihm zu bereden hatte. „Kann ich ne Weile bei euch wohnen? Irgendwie ist grade etwas miese Stimmung zwischen mir und Björn...“ begann er. „Du weißt, ihr seid alle jederzeit willkommen. Ich würde da aber gerne nochmal mit Julia und Mama drüber sprechen. Ist denn was zwischen euch vorgefallen?“ sagte Andreas verständnisvoll. „Ach keine Ahnung. Seit Emil da ist, ist er voll unentspannt und wird oft laut. Hatte ihn auch gefragt, ob er mich heute von Melina abholen kann, aber da wurde ich auch nur angegrummelt, deswegen habe ich dich ja gefragt“ sagte Marius. „Vielleicht muss er erstmal mit der neuen Familiensituation klar kommen. So ein kleines Baby ist für alle eine Umstellung, merkst du ja selber auch. Dazu kommt dann der Schlafmangel, da kann die Laune schonmal ziemlich unten sein. Ich spreche gleich mit Julia und morgen mit Mama. Und dann schauen wir, wie wir das regeln, okay?“ versuchte er die ganze Situation möglichst objektiv zu betrachten. „Okay, danke Papa... Vielleicht hast du recht, aber grade geht mir da die Stimmung echt auf die Nerven...“ sprach Marius.

Es war 21 Uhr und Nora lag schlafend in ihrem Beistellbettchen, nachdem sie grade eine Flasche getrunken hatte. Heute hatte Andreas sie ins Bett gebracht. Als er runterkam, räumte Julia noch die Küche auf. „Feierabend für heute“ sagte Andreas und küsste Julia. „Na gut, Rest mache ich morgen“ sagte sie, denn auch sie war nun müde. „Ich möchte gerne etwas mit dir besprechen“ fing Andreas an. „Was denn?“ fragte Julia daraufhin überrascht. „Marius hat mich heute gefragt, ob er eine Weile bei uns wohnen könnte... Die Stimmung ist wohl grade nicht so toll und alle müssen erstmal mit der neuen Familiensituation klarkommen... Ich habe ihm noch nicht zugesagt, sondern wollte natürlich erstmal mit dir darüber sprechen“ sagte er. Julia überlegte kurz und sagte dann „Es geht aber nur Marius oder?“ „Ja, es geht nur im Marius“ antwortete Andreas. „Okay. Ich glaube alle drei über einen längeren Zeitraum, das wäre mit aktuell noch etwas zu viel. Ich hoffe du verstehst mich nicht falsch... Ich habe deine Kids so lieb gewonnen und sie sind immer willkommen hier, aber plötzlich von einem Kind auf vier, das wäre mit tatsächlich zu viel... grade wo die Nächte mit Nora noch so unruhig und kurz sind. Die knappe Woche wo die drei hier waren, war schön aber auch echt anstrengend muss ich sagen“ gab Julia ehrlich zu. „Das kann ich verstehen... und ich weiß, dass du meine Kinder super gerne hast. Ich sehe das jedes mal, wenn wir etwas mit ihnen machen. Und dafür bin ich dir unendlich dankbar. Also darf ich Marius sagen, wenn Sabrina zustimmt, dass er ne Weile bei uns bleiben kann?“ sprach Andreas und nahm Julia in den Arm. „Natürlich darf er das“ sagte Julia daraufhin.

22 Februar

„Können wir heute in Ruhe miteinander sprechen?“ schrieb Andreas seiner Ex-Frau, als er morgens im Büro angekommen war. Diese antwortete sehr schnell, dass Björn gleich mit Emil einen Spaziergang machen möchte und sie dann ungestört wären. Andreas schnappte sich also direkt wieder seine Jacke und öffnete die Bürotür und lief Chris in die Arme. „Guten Morgen Andy, wohin des Weges? Schon wieder Feierabend?“ fragte Chris. „Guten Morgen, ich muss kurz rüber zu Sabrina. Wir haben was zu klären“ sagte Andreas wahrheitsgemäß. „Wegen Emil?“ fragte Chris neugierig. „Nein, wegen Marius“ sagte Andreas und ging dann an seinem Bruder vorbei.
Björn öffnete ihm die Haustür. „Guten Morgen Andreas, Sabrina ist im Wohnzimmer“ sagte er und Andreas trat ein. „Guten Morgen, danke“ sagte dieser und ging durch ins Wohnzimmer. Sabrina hatte Emil grade gestillt und Björn wollte nun mit ihm spazieren gehen. „Guten Morgen Sabrina, Hallo Emil“ sagte Andreas freundlich und auch Sabrina begrüßte ihn. Björn nahm Sabrina das kleine Baby ab und machte ihn fertig für den Spaziergang. „Bis später“ verabschiedete er sich und nun war das Ex-Ehepaar ungestört. „Worum geht es?“ fragte Sabrina. Sabrina war ein wenig nervös, denn sie erwartete, dass Andreas mit ihr über die Vaterschaft von Emil reden wollte. Alleine vom Aussehen konnte sie Emil keinem der beiden Männer richtig „zuordnen“ und das ließ sie zusätzlich zweifeln. Sie wünschte sich so sehr, dass Björn der Vater war und der One Night Stand keinerlei Konsequenzen nach sich zog und sie diesen einfach vergessen konnten. „Hat Marius noch nicht mit dir gesprochen?“ fragte Andreas dann. „Worüber sollte er mit mir gesprochen haben?“ fragte sie daraufhin. Sie war auf jeden Fall erstmal erleichtert, dass es im Marius und nicht um Emil ging. „Marius hat mit gestern gesagt, dass hier grade zwischen ihm und Björn nicht so die beste Stimmung herrscht und hier alles grade ein wenig stressig ist...“ fing er vorsichtig an. „Hmm... zwischen den beiden kommt es aktuell tatsächlich des öfteren mal zu ein paar Streitigkeiten....“ gab sie zu. „Er möchte gerne eine Weile zu Julia, Nora und mir ziehen. Er meinte, ein wenig Abstand wäre vielleicht nicht schlecht. Und nein, es soll nicht dauerhaft sein, nur, bis ihr euch hier ein wenig eingegrooved habt“ sagte Andreas. „Warum hat er nicht mit mit geredet?“ sagte Sabrina und fing an zu weinen. „Ich bin doch seine Mama... warum spricht er denn nicht mit mir, sondern schickt dich vor... Er ist bestimmt immernoch sauer, dass wir uns getrennt haben und ich Björn geheiratet habe“ weinte sie weiter. Andreas nahm sie vorsichtig in den Arm. „Sabrina, so hat er das ganz bestimmt nicht gemeint. Ich habe gesagt, dass ich mit dir rede. Vielleicht hat er deswegen nichts gesagt. Du bist eine tolle Mama. Und die Trennung hat er dank der Therapie glaube ich gut verarbeitet. Ist es denn okay, wenn er zu uns kommt?“ versuchte Andreas seine Ex-Frau zu trösten.. „Meinst du er kommt irgendwann wieder?“ weinte sie weiter. Andreas hatte nicht damit gerechnet, dass Sabrina so darauf reagieren würde, aber der Hormonhaushalt nach der Schwangerschaft spielte immernoch verrückt. „Natürlich wird er das. Er möchte einfach nur auf ne kurze Zeit mal raus. Für ihn ist das auch eine Umstellung, dass noch ein Kind im Haus ist, auch wenn er der älteste ist. Aber vielleicht grade deswegen. Wir kriegen das schon alles hin“ versuchte Andreas Sabrina aufzumuntern. „Okay, wenn er das gerne möchte und es für euch in Ordnung ist, dann darf er das natürlich machen“ sagte sie und schluchzte. „Für uns ist das in Ordnung. Julia und ich haben da gestern noch drüber gesprochen“ gab er zurück. „Ich spreche nachher mit ihm, wenn er aus der Schule zurück ist. Dann melde ich mich nochmal oder er sich selber“ schlug sie dann vor, nachdem sie sich wieder gefangen hatte. „Okay, so machen wir das“ sagte Andreas und klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter. Trotz des Gefühlsausbruch grade, wollte er sie noch auf Emil ansprechen. Er wusste nicht, wann sie wieder die Möglichkeit hatten ungestört zu sprechen. „Mir liegt noch etwas auf dem Herzen... Emil“ sagte er dann. „Wegen der Geburt?“ hakte sie nach. „Nein... Ich möchte wissen, ob ich der Vater bin“ sprach er und atmete einmal tief durch. „Andreas... muss das jetzt sein? Er ist noch nicht mal 3 Wochen alt... Und dann kommst du mir damit um die Ecke?“ fragte sie dann sauer. „Ja, weil wir grade ungestört sprechen können... Ich möchte wissen, ob er mein Sohn ist oder nicht“ sagte Andreas deutlich. „Wir machen mit dem Test alles kaputt Andreas... alles... Emil ist Björn und mein Sohn. Fertig. Diese eine Nacht zwischen uns hat es nie gegeben... Du hast selber gesagt, dass wir das Geheimnis für uns behalten“ kam es wütend von ihr. „Ich will auch nicht, dass wir es erzählen. Wir machen den Test heimlich. Ich möchte einfach nur Gewissheit. Es zerfrisst mich innerlich, nicht zu wissen, ob er mein Sohn ist oder nicht... Ich werde keine Ansprüche stellen, das verspreche ich dir...Aber ich möchte Gewissheit“ sagte Andreas etwas verzweifelt. Sabrina weinte wieder. Sie hatte gehofft, dass Andreas das Thema auch lieber verschwieg und er keinen Test mehr verlangte. Irgendwo konnte sie ihn auch verstehen, aber dennoch hatte sie riesengroße Angst vor dem Ergebnis. Das Thema ließ sie verzweifeln. „Andreas... ich habe Angst vor dem Test... einfach nur beschissene Angst... Emil ist der Sohn von Björn und mir.... Er wird es immer sein. Immer. Egal was dabei rauskommt“ sagte sie eindringlich. „Also machen wir einen?“ fragte Andreas. „Ja... Damit du deine Gewissheit hast... Und ich irgendwie auch...“ sagte sie und weinte. „Danke... Ich kümmere mich um alles und gebe dir bescheid“ sprach er und war grade gefühlstechnisch sehr aufgewühlt. Auch er hatte Angst, aber der Wunsch Gewissheit zu haben überwog. Andreas nahm Sabrina fest in den Arm. „Ach Andreas“ sagte Sabrina und drückte sich an ihn. Auch nach allem was in den letzten fast 1,5 Jahren passiert war, waren sie dennoch sehr vertraut miteinander. Sie gingen auseinander als sie die Haustür hörten. Sabrina putzte ihre Tränen weg und hoffte, dass Björn nicht auffiel, dass sie geweint hatte.

Andreas ging wieder ins Büro und traf dort auch auf seinen Bruder. „Na, alles geklärt?“ fragte Chris vorsichtig. „Ja, soweit alles geklärt... Marius zieht für eine kurze Zeit zu uns“ antwortete Andreas und öffnete seinen Laptop. Er wollte direkt recherchieren wie sie einen Vaterschaftstest durchführen lassen konnten. „Oh, zu viel Stress oder warum?“ fragte Chris, der sich natürlich auch um sein Patenkind sorgte. Andreas hatte nicht richtig zugehört, denn er laß grade im Internet nach. „Bruder... Ich habe dich was gefragt“ sagte Chris. „Hm?“ fragte Andreas daraufhin. „Was ließt du denn da?“ hakte Chris nach. „Vaterschaftstest“ sagte Andreas nur. Chris war überrascht, aber er war auch dafür, dass die Vaterschaft geklärt wurde, denn er wusste, wie sehr es Andreas belastete.

Auf anderen Wegen - Ehrlich Brothers Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt