145. Kapitel

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Kapitel 145

„Getestet wurden Emil Völkner, geb. 05.02.21...“ Andreas las alle Daten vor. „Sabrina Völkner kann als leibliche Mutter zu 100 % bestätigt werden...“ las er. „Gut, daran hatten wir eigentlich auch keinen Zweifel“ witzelte er und versuchte die sehr angespannte Stimmung ein wenig aufzulockern. Sabrina war dennoch extrem aufgeregt und angespannt. „Los, ließ weiter“ sagte sie dann. Andreas' Stimme wurde ein wenig zittrig. „...Die Vaterschaft von Andreas Reinelt zu Emil Völkner ist somit zu 99,9 %  bewiesen“ sagte Andreas. Dann herrschte plötzlich Stille. Andreas legte den Brief ab und las sich das Ergebnis erneut durch. Er war Emils Vater. Emil war sein Sohn. Er hatte somit vier gemeinsam Kinder mit Sabrina. Sabrina starrte auf den Brief und dann brachen alle Dämme. Sie weinte einfach los. Sie hatte so gehofft, dass Björn der Vater war. Und sie war sich eigentlich so sicher gewesen, dass nur Björn der Vater sein konnte. Wie war es möglich, dass sie ausgerechnet bei diesem einmaligen Sex mit Andreas schwanger geworden war? Sie hatte sooft mit Björn geschlafen, aber bei Andreas war sie sofort schwanger geworden. Das konnte einfach nicht wahr sein. Ihre Welt stand Kopf und sie bereute es, dass sie Andreas überhaupt gesagt hatte, dass er als Vater in Frage kam. Hätte sie das nur für sich behalten. Nun standen sie vor einem riesigen Problem. Andreas hatte ihr zwar gesagt, dass er keinerlei Ansprüche an Emil stellte und der ONS auf jeden Fall ein Geheimnis blieb. Aber dennoch stand das Ergebnis dieses Tests nun für immer zwischen ihnen. Andreas versuchte seine Fassung zu wahren, grade saß der Schock noch zu tief, dass er tatsächlich Emils Vater war. Er legte Sabrina seinen Arm um und versuchte sie zu trösten. „Scheiße Andreas... Björn ist Emils Vater...“ sagte sie. Andreas nickte. „Björn ist Emils Vater. Ich nur in diesem Brief. Aber ich musste es wissen. Und ja, auch ich bin grade geschockt über das Ergebnis. Aber endlich habe ich Gewissheit“ sagte Andreas und versuchte selbstsicher zu wirken. Dabei hätte auch er grade einfach nur losheulen können. „Ich werde den Brief sicher verwahren... Und niemand wird davon erfahren. Nur wir beide wissen es“ sagte er. Das er Chris davon erzählte, sagte er Sabrina nicht. Bei Chris war das Geheimnis sicher. Sabrina nickte und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Ich glaube, ich gehe eine kleine Runde mit Emil an die Luft...“ sagte sie dann. Sie musste grade einfach raus. „Und ich muss wieder rüber, Charlotte wollte noch irgendwas von mir“ sagte Andreas und steckte den Brief zurück in den Umschlag und diesen wieder in seine Jacke. Er machte sich schnurstracks auf den Weg in die Werkstatt nebenan. Seine Gedanken waren nur noch beim Testergebnis. Er war Emils Vater. Der Satz, den er selber ausgesprochen hatte, hallte ihm immer und immer wieder im Kopf. Er wäre fast an Charlotte vorbei gelaufen. „Ey, Andreas. Nun musst du dir das aber bitte ansehen“ sagte sie etwas lauter und riss Andreas damit aus seinen Gedanken. „Sorry. Danke, mache ich“ sagte er und ging mit den Zetteln in der Hand nach oben. Er öffnete die Bürotür, ging hinein und ließ die Tür wieder ins Schloss fallen. „Scheiße“ fluchte er laut los und ließ seinen Tränen freien lauf. Chris hatte grade mit seiner Frau telefoniert und hatte grade erst aufgelegt. "Was ist los, Andy?" fragte er und hoffte, dass nichts schlimmes passiert war. Er ging zu seinem Bruder und fragte ihn erneut, was denn passiert sei. Er setzte sich neben ihn. Nun blockierten sie zwar die Tür, aber grade brauchte sowieso niemand reinkommen. Andreas zog den Brief aus seiner Jacke und gab diesen seinem Bruder. Chris war ein wenig irritiert, aber nahm ihn an und zog den Zettel aus dem Umschlag. "Oh Fuck" entfuhr es ihm. Er las nochmal und nochmal, aber der Satz veränderte sich natürlich nicht. Sein Bruder war der Vater von Emil. Der einmalige Sex mit seiner Ex-Frau hatte tatsächlich zu einer Schwangerschaft geführt. Auch Chris war nun geschockt. Er wusste zwar darum, dass die Möglichkeit bestand, dennoch hatte er nicht damit gerechnet. Er versuchte sich zu sammeln und fand seine Sprache wieder. "Und jetzt?" fragte er seinen Bruder vorsichtig. Er legte seinen Arm um ihn. "Nichts... Ich bin nur auf diesem Papier Emils Vater..." sagte Andreas nachdem er sich wieder einigermaßen gefangen hatte. "Es wird unser Geheimnis sein. Wir würden alles zerstören Chris. Ich liebe Julia, wir haben Nora. Und wir wollen voraussichtlich im September heiraten... Sabrina und Björn sind bereits verheiratet... Wir würden zwei Familien zerstören... Wir würden nicht mehr zusammenkommen... Und dann ständen alle irgendwie alleine da... Ich liebe Julia...Ich weiß, ich wollte unbedingt wissen, ob Emil mein Sohn ist... aber scheiße man... Ein einziges Mal hatten wir Sex... weil wir so betrunken waren... und weil ich so enttäuscht und sauer auf Julia war..." sagte er und weinte weiter. Chris hörte ihm zu und hielt ihn weiter im Arm. "Ich hätte auch wissen wollen, ob er mein Sohn ist. Auch wenn es nun... ja irgendwie beschissen ist, mit dieser Information zu leben. Aber ich schwöre dir, von mir erfährt niemand etwas" bekräftige Chris seinen Bruder in der Entscheidung den Test gemacht zu haben. "Ich habe einfach 5 Kinder... irgendwie krass... und bin innerhalb von nicht mal zwei Monaten zweimal Vater geworden..." Andreas konnte es kaum fassen und schüttelte mit dem Kopf. Es war so viel in den letzten Tagen passiert. Erst die Sache mit den falschen Verdächtigungen von Melina bzw. der Intrige von ihrem Vater und nun das Testergebnis. Das musste er erstmal verarbeiten. „Ich bin für dich da, großer Bruder“ sagte Chris. „Danke Chris. Und auch danke, dass ich dieses Geheimnis mit dir teilen kann...“ reagierte Andreas. Andreas Telefon klingelte. Er stand auf und ging ran. „Charlotte hier, deine Verlobte und deine Tochter sind hier. Kommst du runter?“ sprach diese. „Okay, ja ich komme gleich“ antwortete er. Das konnte er nun grade gar nicht gebrauchen, er brauchte noch einen Moment um klar zu kommen und musste erstmal gucken, ob er nicht zu verweint aussah. „Ich geh mal runter und verschaffe dir ein bisschen Zeit“ sagte Chris und klopfte ihm auf die Schulter.
„Hallo meinen zukünftige Lieblingsschwägerin“ sagte Chris fröhlich und schloss Julia kurz in die Arme. „Hallo mein kleines Mäuschen“ sagte er zu Nora und streichelte ihre Hand. Das Mädchen war grade wach und schaute ihren Onkel mit großen Augen an. Henry schnupperte an Chris Bein. „Und mein lieber Henry, dich habe ich fast vergessen, entschuldige“ sagte er dann und streichelte den Hund. „Kommt Andreas gleich runter? Er wollte eigentlich Nora nehmen, weil ich einen Termin beim Tierarzt mit Henry habe“ sagte Julia und schaute auf die Uhr. „Der dürfte jeden Moment kommen“ sagte Chris und hoffte, dass Andreas dies auch wirklich tat. Während Chris unten bei Julia war, war Andreas oben im WC verschwunden. Er atmete noch ein paar Mal tief durch und kühlte sich mit kaltem Wasser im Gesicht ein wenig ab. Seine Augen waren nur etwas rot und er hoffte, dass es Julia nicht auffiel.
„Hey ihr“ sagte Andreas laut als er die Treppe herunter kam. „Hi, da bist du ja... hast du den Tierarzttermin von Henry etwa vergessen? Ich sollte dir Nora doch vorbei bringen“ sagte Julia. Tatsächlich hatte Andreas den Termin total vergessen. „Mist, entschuldige bitte“ sagte er ertappt. „In der Tasche ist alles was du brauchst... bis später“ sagte Julia, denn die Zeit drängte. Sie war schon später zu Hause losgekommen als geplant, wie das mit einem Kind manchmal so war und dann ließ Andreas noch auf sich warten. „Bis später“ sagte Andreas und das verlobte Paar verabschiedete sich mit einem Kuss. Charlotte war auch hinter ihrem Schreibtisch hervor gekommen und widmete sich ganz Nora. „Hast du die Sachen durchgeschaut, die ich dir gegeben habe? Ich brauche das heute noch wieder“ sagte sie streng zu Andreas. „Nein... mache ich sofort“ sagte Andreas. Er war mit seinen Gedanken einfach ganz woanders heute. „Ich pass so lange auf die Süße hier auf und du schaust es durch” sagte Charlotte grinsend und Andreas blieb eigentlich gar nichts anderes übrig, als dem zuzustimmen.

Auf anderen Wegen - Ehrlich Brothers Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt