61. Kapitel

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Kapitel 61

 

„Na, bist du sprachlos, weil ich recht hatte?“ fragte Julia und wandte sich Ella zu. Diese hielt ihr den Test hin. „Julia, der Test ist positiv“ sagte sie ernst. „Verarschen kann ich mich selber“ sagte Julia daraufhin lachend und schaute auf den Test. Dort waren eindeutig zwei Striche zu sehen. Und das sehr deutlich. „Das kann nicht sein“ sagte Julia dann geschockt. „Der ist eindeutig positiv Julia. Du bist schwanger“ sagte Ella dann. Julia konnte das nicht glauben. Das war bestimmt ein Fehler. Sie hatte sich viel mit Schwangerschaftstests auseinander gesetzt, falsch positiv gab es eher selten. Denn er schlug nur aus, wenn im Körper hCG gebildet wurde und das wurde es definitiv nur, wenn eine Schwangerschaft vorlag. „Das kann echt nicht sein“ kam es ungläubig von Julia. „Ich mache noch einen...“ fügte sie hinzu und nahm einen weiteren zur Hand. Gut, dass Ella einfach drei Stück gekauft hatte. Ihre Vorahnung hatte sie scheinbar wirklich nicht getrügt. Ella ging raus und war selber durch den Wind. Sie hatte die Vermutung zwar in den Raum geworfen, aber jetzt, wo Julia tatsächlich schwanger war, war sie doch erst etwas geplättet. Die Minuten zogen sich und schon nach weniger als fünf Minuten kam Julia mit dem Test aus dem Bad. „Eindeutig positiv“ sagte Julia und brach einfach in Tränen aus. Gefühlschaos pur. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Ihr größter Wunsch ging grade in Erfüllung, aber das kam grade einfach so überraschend. Ella nahm sie sofort in den Arm und auch sie musste weinen, denn sie wusste natürlich, wie sehr Julia es sich gewünscht hatte, irgendwann einmal schwanger zu werden. Eine gefühlte Ewigkeit standen die beiden Frauen im Flur Arm in Arm und weinten. Irgendwann hatten sie sich wieder beruhigt und Julia fand zuerst ihre Sprache wieder. „Wie sag ich das denn jetzt Andreas? Das ist so krass. Ich habe nie, wirklich niemals damit gerechnet, auf natürlichem Wege schwanger zu werden. Niemals. Jahrelang hat es mit Lars nicht geklappt und dann jetzt von Andreas direkt. Wir sind doch erst drei Monate zusammen...“ sagte sie und war immernoch völlig fassungslos. Die Fassungslosigkeit überragte grade die Freude, aber natürlich freute sie sich sehr darüber. Auch, wenn sie nicht wusste, wie Andreas reagieren würde. „Alles wird gut Julia. Wahnsinn, oh mein Gott. Du wirst Mama“ sagte Ella und machte fast einen Freudensprung. „Ich kanns nicht glauben“ sagte Julia mehrfach und legte eine Hand vorsichtig auf ihren Bauch. „Ich weiß aber trotzdem nicht, wie ich es Andreas sagen soll. Ich sehe ihn auch erst am Montag wieder auf der Arbeit. Aber da sage ich ihm das ganz bestimmt nicht“ überlegte Julia laut. „Ruf doch Montag erstmal direkt bei deinem Frauenarzt oder -ärztin an. Und dann bekommst du hoffentlich schnell einen Termin und kannst Andreas mit einem Bild von dem kleinen Würmchen überraschen. Bis dahin heißt es dann allerdings stillschweigen....“ schlug Ella vor. Es war vielleicht nicht schlecht, wenn sie erstmal die Untersuchung beim Arzt abwarten würde. Vielleicht war ja noch gar nichts zu sehen oder es war doch Fehlalarm... Julia bekam beinahe Angst sich schon zu freuen. Sie war grade so hin und hergerissen und ganz durcheinander. Sie überlegte in welcher Woche sie wohl sein könnte, aber das konnte sie gar nicht richtig festlegen. „Ja, vielleicht warte ich den Termin lieber ab. Gut, dass ich mir Anfang des Jahres direkt eine Ärztin hier gesucht habe und diese auch die Unterlagen von meinem alten Frauenarzt hat. Ich werde Montag früh direkt an und dann mal sehen... oh man, ist das alles aufregend“ sagte Julia hibbelig. Es würde ihr schwerfallen Andreas nichts zu sagen, aber sie wollte nicht die Pferde wild machen und nachher war es doch Fehlalarm.

Die beiden Frauen machten sich ein kleines Frühstück, denn richtig Hunger hatten beide grade nicht, und wollten dann einen großen Spaziergang mit Henry machen. Dieser wartete schon ungeduldig an der Tür, er schien dringend mal ein Geschäft verrichten zu müssen. Frische Luft tat den beiden Freundinnen nun auch gut und sie konnten richtig durchatmen. „Ich kann es einfach nicht fassen, dass der Test positiv ist“ sagte Julia irgendwann und brach damit die Stille zwischen den beiden, denn beide hingen ihren Gedanken nach. „Zum Glück hab ich dich zum Test überreden können, wer weiß, wann du es sonst gemerkt hättest? Oder gar wirklich noch Alkohol getrunken hättest... Ich freue mich so sehr für euch. Und du musst mich dann sofort anrufen, wenn du beim Arzt gewesen bist. Versprochen?“ sagte Ella. „Aber natürlich. Du bist die erste die ich anrufe und danach werde ich mit Andreas reden. Es ist so aufregend. Ich bin ganz hibbelig. Ich bin aufgeregt und habe Angst, aber auch eine große Freude in mir. Gefühlschaos pur sag ich dir“ sagte Julia und man merkte ihr an, dass sie aufgewühlt war.

 

25.  Mai

Die beiden Freundinnen hatten sich gestern Abend noch voneinander verabschiedet, denn Ella musste heute wieder arbeiten. Sie vermissten sich jetzt schon, aber sie wollten sich nun wieder häufiger sehen. Das hatten sie sich fest vorgenommen. Julia kam gegen 7:30 Uhr zur Arbeit und auch Charlotte kam kurz nach ihr dort an. Im Betrieb herrschte meist ab 7 Uhr schon reges Treiben, nur die beiden Chefs und die Managerin kamen erst nach 8 oder später. Andreas kam heute erst gegen halb neun, da er seine Kinder noch zur Schule gebracht hatte. Eigentlich fuhren diese sonst mit dem Bus, aufgrund der Pandemie wollten Andreas und Sabrina dies jedoch ungern. Denn so holten sie sich die Seuche bestimmt sehr schnell ins Haus und das wollten sie natürlich so lange wie möglich verhindern. Andreas und Julia kamen gar nicht richtig dazu sich „vernünftig“ zu begrüßen, denn irgendwie war immer jemand bei ihnen. Als Chris kam, verschwanden die beiden Brüder mit ihrer Managerin im Büro und wollten nicht gestört werden. Julia nutzte ihre Frühstückspause um draußen zu telefonieren. Sie wollte einen Termin bei ihrer Frauenärztin ausmachen. Nach einer ganzen Weile in der Warteschleife, ging endlich eine Mitarbeiterin ans Telefon. Julia schilderte alles und sagte auch, dass sie nicht sagen könne in welcher Schwangerschaftswoche sie sich in etwa befand. „Eine andere Patientin hat heute Nachmittag um 15 Uhr ihren Termin abgesagt, wenn sie da Zeit haben, können Sie diesen übernehmen“ sprach die Mitarbeiterin. „Ja, das bekomme ich hin. Vielen Dank“ sagte Julia.

Gegen 14:30 Uhr verließ Julia die Zauberwerkstatt und ließ Henry bei Charlotte. Charlotte war meist bis 16:30 Uhr in der Firma und Julia hoffte, dass sie bis dahin wieder zurück war.

Beim Frauenarzt konnte sie direkt ins Labor durchgehen, musste Urin abgeben und ihr wurde Blut abgenommen. „Der Schwangerschaftstest ist auch hier eindeutig positiv. Herzlichen Glückwunsch“ sagte die medizinische Fachangestellte. „Danke“ sagte Julia vorsichtig. Sie nahm noch ein paar weitere Daten von Julia auf und dann konnte Julia schon ins Behandlungszimmer durchgehen. Sie war extrem aufgeregt und ihr Puls war sehr hoch. Kurze Zeit später wurde sie von der Gynäkologin begrüßt und Julia erzählte ihr von ihren Schwangerschaftstest. Sie hatte heute früh zu Hause auch noch einen gemacht, weil sie es einfach nicht glauben konnte. Die Ärztin bat Julia in den Umkleideraum und sie sollte sich untenherum frei machen. Julia zitterte ein wenig, sie war so verdammt aufgeregt. Sie setzte sich auf den Stuhl und Frau Dr. Zimmermann begann mit der Untersuchung. „Frau Borgmann, ich kann Ihnen...

Auf anderen Wegen - Ehrlich Brothers Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt