64. Kapitel

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Kapitel 64

26. Mai

 
Auf der Arbeit hatte sie sich heute krank gemeldet, sie war psychisch heute einfach nicht in der Lage sich zu konzentrieren. Sie hatte gestern noch versucht Andreas zu erreichen, er war aber nicht dran gegangen. Er hatte ihr lediglich spät abends noch eine Nachricht gesendet, dass Marius operiert werden musste aufgrund seines Beinbruchs. Julia war froh, dass es „nur“ ein gebrochenes Bein war und nichts schlimmeres, dennoch hatte sie viele Schuldgefühle.

Sie hatte schon früh in der Polizeiwache angerufen und sie sollte heute Nachmittag vorbei kommen, denn heute morgen befragten die Beamten noch Marius im Krankenhaus.

 
Sabrina war zu Hause bei Louisa und Marvin, denn die hatten heute Homeschooling. Andreas durfte für die Befragung bei Marius sein, aber eigentlich war aufgrund der Pandemie kein Patientenbesuch gestattet. „Marius, wie kam es zu dem Unfall?“ fragte der Polizist. „Ich kam von zu Hause und wollte noch zu meinem Freund Anton um etwas zu zocken. Da mich keiner fahren konnte, bin ich mit dem Rad gefahren. In dem Moment wo ich an der Einfahrt zum Parkplatz lang fahren wollte..., kam Julia auf mich zu. Sie hat mich angeguckt, aber nicht gebremst....und dann hat es geknallt“ beschrieb der Jugendliche die Situation. Er war sehr aufgeregt und stotterte ein wenig. „Und warum sollte sie das mit Absicht gemacht haben?“ hakte der Beamte nach. „Sie ist die neue Freundin meines Vaters... und sie mag mich nicht... sie will mich los werden, das hat sie mir schon oft gesagt...“ sagte er vorsichtig. Andreas konnte nicht glaube, was sein Sohn da erzählte. „Marius, das würde Julia nie machen. Sie war die ganze Zeit bemüht um dich und du warst so abweisend zu ihr“ mischte sich Andreas ein. „Bitte lassen Sie Ihren Sohn erzählen“ bat ihn der Polizist. Andreas sagte nichts mehr. „Sie hat nach außen immer so bemüht getan, aber mir immer wieder gesagt, dass sie Papa für sich will, ohne uns Kinder... ich hab mich nicht getraut Mama oder Papa das zu sagen“ sprach er und verdrückte ein paar Tränen. Andreas saß mit offenem Mund da und war völlig schockiert. Erzählte sein Sohn die Wahrheit? War Julia so hinterhältig und er hatte sich so sehr in ihr getäuscht? Er war fassungslos. Er hatte die ganze Zeit den Eindruck gehabt, dass Marius eine große Ablehnung gegenüber Julia hatte. Aber sollte es tatsächlich genau anders herum sein? „Frau Borgmann wird auf jeden Fall eine Anzeige bekommen, wenn Sie weiter gegen sie vorgehen wollen, sollten Sie sich einen Anwalt nehmen und mit diesem alles weitere besprechen“ sagte der Polizist. „Desweiteren wird Frau Borgmann natürlich auch die Möglichkeit haben Stellung dazu zu beziehen, sie macht ihre Aussage heute Nachmittag. Ich wünsche eine gute Besserung. In den nächsten Tagen werden Sie dann noch Post von uns erhalten“ sagte der Polizeibeamte und verabschiedete sich. „Marius, ist das wahr?“ fragte Andreas dann geschockt. „Ja Papa... ich hab nur nie was gesagt...“ sagte dieser weinend. „Ich bin so geschockt... das habe ich Julia nie zugetraut... niemals... Du hättest doch immer mit mir oder Mama reden können“ sagte Andreas und nahm Marius in den Arm. „Ich hatte Angst... und ich dachte, dass du mir eh nicht glaubst...“ sprach er. „Ich glaube dir natürlich... du bist doch mein Sohn“ sagte Andreas. Es klopfte an der Zimmertür. „Herr Reinelt, Ihre Besuchszeit war auf die Vernehmung beschränkt. Bitte verabschieden Sie sich nun von Ihrem Sohn. Ich werde Sie nachher nach der Visite anrufen“ sprach die Krankenschwester. „Ja, ich weiß. Entschuldigung. Danke“ antwortete Andreas. Die Pflegekraft verließ das Zimmer und Andreas wandte sich an seinen Sohn. „Wenn was ist, schreib oder ruf an, ja? Ich rufe gleich unseren Anwalt an und dann regeln wir das alles“ sagte er liebevoll. Er nahm seinen Sohn in den Arm und machte sich dann auf den Weg nach Hause.

Julia stand vor der Polizeiwache und war sehr nervös. Beinahe hätte sie vergessen ihren Mundschutz aufzusetzen, da hätte sie vermutlich direkt Ärger bekommen. Sie schilderte ihr Anliegen und durfte direkt in ein Büro gehen, dort saß einer der Polizisten von gestern. „Kommen Sie herein, Frau Borgmann“ bat er sie. Julia nahm ihm gegenüber Platz. „Wie geht es Ihnen?“ fragte er freundlich. „Soweit ganz gut. Der Schock sitzt noch tief“ sagte sie. „Bitte schildern Sie mir, wie es zu dem Unfall kam“ forderte er sie auf. „Ich hatte grade Feierabend gemacht und wollte nach Enger in meine Wohnung fahren. Ich habe natürlich an der Straße angehalten um zu gucken... und bin dann losgefahren... plötzlich knallte es. Ich bin dann ausgestiegen und habe gesehen, dass Marius dort liegt“ sagte sie sehr aufgeregt und nervös. „Und Sie haben ihn wirklich vorher nicht gesehen und auch nicht erkannt, wer dort mit dem Rad fährt?“ hakte er nach. „Nein, ich wäre doch niemals losgefahren, wenn dort jemand auf dem Fahrrad gefahren kommt. Und dass es Marius ist, habe ich erst gesehen, als ich ausgestiegen bin. Es tut mir so unfassbar leid“ sagte Julia und war den Tränen nahe. „Wie ist ihr Verhältnis zu Marius Reinelt? Er ist der Sohn ihres Partners, richtig?“ fragte Herr Peters. „Ja, er ist der Sohn meines Freundes. Marius kommt mit der Trennung seiner Eltern nicht klar, es ist natürlich schwer für Kinder, und wenn dann beide Eltern neue Partner haben, wird es nicht besser. Deswegen ist das Verhältnis zwischen uns eher angespannt“ berichtete Julia. „Er sagt, Sie hätten ihm im Vorfeld gedroht und wollten seinen Vater nur für sich. Nach seiner Aussage, müssen wir von einer vorsätzlichen Tat ausgehen“ sprach der Polizeibeamte ruhig. „Vorsätzlich? Das war ein Unfall... Sie müssen wir glauben... ich würde ihm niemals etwas antun... Und ich habe niemals soetwas zu ihm gesagt, niemals“ sagte Julia und war einfach nur fertig. Diese Unterstellung war wirklich schlimm. „Das Ganze wird sich dann wohl vor Gericht klären müssen, denn es steht Aussage gegen Aussage. Ich danke Ihnen erstmal für Ihre Aussage“ sprach er. Sie verabschiedeten sich und Julia ging zu ihrem Auto. Sie fing bitterlich an zu weinen und es vergingen einige Minuten, bis sie wieder in der Lage war, nach Hause zu fahren.

 
Ich wollte mich bei euch allen bedanken, die so fleißig lesen, kommentieren und Sternchen geben♥️

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