23. Kapitel

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Kapitel 23
 
„Wir wollten Kinder... am liebsten zwei... aber es wollte und wollte einfach nicht klappen. Lars war total versessen darauf, dass ich endlich schwanger werde. Meist sind es ja eher die Frauen, die sich stressen, aber bei uns war es mein Mann. Wir haben fast jeden Tag miteinander geschlafen, aber nicht mehr aus Leidenschaft und Liebe... Er hat mich nichts zum Sex gezwungen, falls du das nun denken solltest. Keine Angst, ich war bereitwillig dabei. Auch ich wollte gerne ein Kind, aber es hat nicht sein sollen. Es lastete ein großer Druck auf uns... besser gesagt auf mir. Lars hat mir dir ganze Schuld gegeben, denn bei einer Untersuchung kam raus, dass ich keinen regelmäßigen Eisprung habe. Er wurde immer vorwurfsvoller, dabei konnte ich doch nichts dafür. Ich hatte dann Tabletten von meinem Arzt bekommen, diese sollten helfen, einen regelmäßigen Eisprung hervorzurufen. Aber schon drei oder vier Monate nach Beginn der Einnahme, hat Lars mich dann verlassen. Und da war das Thema Kinder dann auch direkt vorbei für mich. Er hatte schon einige Monate eine Affäre mit seiner Arbeitskollegin, und diese war dann plötzlich schwanger. Er war happy und mich hat er eiskalt fallen lassen. Mit seiner Kollegin hatte er ja nun das, was er sich so lange gewünscht hatte“ erzählte Julia ununterbrochen. Andreas sagte nichts, sondern ließ sie einfach reden und hörte einfach nur zu. Julia liefen die Tränen runter. Andreas stand auf und setzte sich auf den Stuhl direkt neben ihr und nahm sie einfach in den Arm. Er drückte sie vorsichtig an sich und Julia war grade sehr dankbar dafür. Ihr war es grade egal, dass Andreas ihr Chef war und ihr war es grade auch total egal, welche Konsequenzen das vielleicht alles hatte. Das Thema musste aus ihr raus. „Ich stand dann einfach alleine da... und dann wollte er das Haus für sich und seine neue Familie... Ich bin dann erst zu meiner besten Freundin gezogen, aber das war ja nun auf Dauer auch keine Lösung. Und dann wollte ich einen kompletten Neuanfang, egal wo in Deutschland... und nun bin ich hier. Eigentlich weit weg von meiner Vergangenheit... aber grade ist sie wieder sehr präsent. Ich hoffe, dass ich nach der Scheidung ganz damit abschließen kann. Ich danke euch, dass ihr mir mit dem Job bei euch eine Chance gegeben habt mein Leben neu zu ordnen“ sprach Julia weiter und weinte. „Lars wollte natürlich so schnell wie möglich die Scheidung und nach allem was passiert war, habe ich auch sämtlichen Sachen zugestimmt, damit diese so schnell es geht von statten gehen kann. Und das soll dann am 4. Februar sein“ brachte sie noch heraus. Nun war sie fertig. Andreas sagte weiterhin nichts, sondern drückte sie nochmal fest an sich. Es tat ihm wahnsinnig leid, was sie erlebt hatte und wie es ihr ergangen war. „Es tut mir so leid, was du mitmachen musstest. Und ich kann auch absolut verstehen, dass dich Chris' Aussage echt verletzt hat. Er hat es nicht böse gemeint. Es tut mir echt weh zu hören, dass dein Mann dich so behandelt hat und dann einfach im Stich gelassen hat. Ich weiß nicht, wie ein Mann mit einer Frau so umgehen kann und dir auch noch die Schuld für alles zu geben....“ sagte Andreas vorsichtig. Julia hatte sich aus seinen Armen gelöst und schaute ihn an. „Danke, dass du mir zugehört hast, Andreas“ sagte sie. „Das ist nicht selbstverständlich... Und du bist mein Chef und ich bin grade erst neu bei euch... Es tut mir gleichzeitig leid, dass ich dich damit zulabere, aber andererseits tat das grade echt gut und ich bin dir sehr dankbar, dass du mir zugehört hast. Ich wollte damit nicht auslösen, dass du nun Mitleid oder so mit mir hast. Ich hoffe das kam nun alles nicht falsch rüber. Wenn ihr mich nun kündigen wollt, dann macht das“ redete Julia plötzlich hektisch los. Andreas schaute sie nur an, und küsste sie plötzlich. Einfach so. Ganz unterwartet. Julia war völlig perplex, aber erwiderte den Kuss, denn es fühlte sich grade wahnsinnig gut an. Sie küssten sich ziemlich fordernd, bis Julia ihren Verstand wieder zurück erlangt hatte. „Andreas, was tun wir hier?“ fragte sie. „Ich... ich kanns dir nicht sagen... es ist grade einfach so passiert. Bitte entschuldige“ kam es von Andreas. Er hoffte, dass er mit dieser Aktion nicht alles zwischen ihnen kaputt gemacht hatte. Er war überrascht über sich selbst, aber er konnte grade einfach nichts anderes machen als sie zu küssen. „Um nochmal auf deine Aussage bzgl. Kündigung zurückzukommen. Ich wüsste keinen Grund, warum wir dich kündigen sollten. Und nur, weil wir uns privat verstehen und du mir etwas anvertraut hast, heißt das nicht, dass ich dich nur aus Mitleid weiterbeschäftige. Privates hat mit deiner Arbeit bei uns nichts zu tun. Du machst einen guten Job und wir wären richtig blöd, dich wieder gehen zu lassen“ sagte Andreas und meinte das auch ehrlich so. Julia machte sich viel zu viele Gedanken. Aber irgendwo konnte er es auch verstehen. Irgendwie war da ein tiefes Vertrauen zwischen den beiden, obwohl sie sich noch nicht so lange kannten. Andreas schaute auf die Uhr und stellte fest, dass sie eine ganz schön lange Zeit hier gesessen hatten. „Ich muss langsam wieder... Wir sehen uns morgen in der Firma“ sprach er und stand auf. Julia begleitete ihn zur Wohnungstür. „Danke... für die Pizza und für alles andere...“ sagte Julia zur Verabschiedung. „Immer wieder gerne... bis morgen“ sagte Andreas. Sie schauten sich noch einen kurzen Moment an. Andreas gab Julia einen Kuss, diesmal auf die Wange. Beide sagten nichts mehr. Andreas ging die Treppe runter und Julia ging wieder in ihre Wohnung. Was war das da zwischen ihnen? Sie streichelte sich leicht über die Wange, auf die Andreas sie grade geküsst hatte. Henry kam angerannt und sprang an Julia hoch, er war grade wach geworden und musste scheinbar dringend mal nach draußen. „Ein kleiner Spaziergang an der kalten Luft kommt mir grade ganz gelegen“ sagte Julia zu ihrem kleinen Hund. Sie nahm sich ihre Jacke, die Leine und dann verließen die beiden die Wohnung.
 
Andreas fuhr Richtung Bünde, aber konnte sich gar nicht richtig aufs Fahren konzentrieren. Zum Glück war um diese Uhrzeit nicht mehr viel los auf den Straßen. Was war nur in ihn gefahren, dass er Julia einfach küssen musste? Er hatte keine andere Wahl gehabt, sein Verstand hatte einen völligen Aussetzer. Aber es fühlte sich in dem Moment verdammt gut an. Er wusste grade gar nicht damit umzugehen. Er liebte doch Sabrina immernoch. Warum küsste er eine andere Frau? Er hatte Julia Weihnachten schon fast geküsst, da kam es aber vom Alkohol. Davon konnte aber heute nicht die Rede sein.

Auf anderen Wegen - Ehrlich Brothers Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt