96. Kapitel

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Kapitel 96

 
„Julia, es tut mir leid. Ich habe überreagiert“ sprach Andreas ruhig. „Schön. Aber mir hat diese Reaktion einiges gezeigt. Deine Karriere wird immer über allem stehen. Ich und unsere ungeborene Tochter kommen immer erst dahinter. Du stehst nicht zu uns. Ich habe schon mit Ella telefoniert, ich fahre für ein paar Tage zu ihr“ sagte sie und rang mit ihrer Fassung. Der Streit hatte ihr unfassbar wehgetan. Vielleicht reagierte sie grade über, aber das war ihr egal. Sie brauchte ein paar Tage Abstand und ihre beste Freundin. Andreas wusste gar nicht so recht was er sagen sollte und hatte Angst etwas falsches zu sagen. „Darf Henry bei dir bleiben?“ fragte sie dann. Sie wollte mit ihm ungerne so weit fahren und wollte einfach mal 2-3 Tage völlig unabhängig sein. „Wenn du ihn gerne hierlassen möchtest, passe ich natürlich gerne auf ihn auf. Wir kommen schon klar, hm?“ sagte er dann an den kleinen Hund gewandt. „Danke“ kam es von Julia und sie machte sich ans Packen. Andreas ließ sie in Ruhe, er wollte nicht noch mehr falsch machen. Er hoffte, dass sich nach Julias kurzer Auszeit die Wogen wieder geglättet hatten und sie nochmal vernünftig miteinander reden konnten. Nach einer halben Stunde hatte Julia alles zusammen und wollte sich direkt auf den Weg machen. „Charlotte hab ich auch informiert. Ich hoffe meine Chefs genehmigen mir auch den Urlaub, sonst habe ich Pech gehabt. Ich bin Mittwoch zurück“ sagte sie. „Alles klar. Urlaub ist genehmigt. Ich wünsche dir eine schöne Zeit... Ich werde dich vermissen... Pass gut auf dich und unserer Kleine auf und melde dich bitte kurz, wenn du angekommen ist“ sagte Andreas, er musste sich ein wenig die Tränen verkneifen. „Und du gut auf Henry... bis Mittwoch“ sagte Julia und schluckte. Sie knuddelte Henry noch und machte sich dann auf den Weg zum Auto. Sie wusste nicht, wie sie sich von Andreas verabschieden sollte. Sie schämte sich etwas für ihr Verhalten, aber sie musste jetzt grade einfach mal weg.

Andreas beschloss mit Henry nach Bünde zu fahren um kurz in der Firma vorbei zu schauen und eine große Runde mit ihm spazieren zu gehen. Auch bei seinen Kindern schaute er noch vorbei und entschuldigte sich nochmal bei seiner Tochter für den gestrigen Abend. Als er dann am späten Nachmittag wieder zu Hause war, hatte er eine Nachricht von Julia auf dem Handy, dass sie gut bei Ella angekommen war. Nun war er beruhigt, denn er hatte sich doch etwas Sorgen gemacht, dass sie in der Verfassung eine so weite Reise mit dem Auto antrat.

„Julia, Hey“ sagte Ella zur Begrüßung und schloss Julia fest in ihre Arme. „Ella“ sagte sie und brach direkt in Tränen aus. „Komm erstmal rein“ sagte sie behutsam und nahm ihre Freundin mit in ihre Wohnung. Als Julia sich wieder etwas beruhigt hatte, erzählte sie alles ausführlich. „Und jetzt fühle ich mich irgendwie schlecht, weil ich direkt gesagt habe, dass er dann wieder der Single ist... Ich wollte mich doch gar nicht von ihm trennen... aber ich musste jetzt trotzdem weg. Sein Prominentenstatus belastet mich doch mehr als ich dachte“ sagte sie zum Schluss. „Also ich muss dir wirklich sagen, dass eine Trennung wirklich sehr überreagiert war. Aber ich glaube, dass der liebe Andreas bestimmt Verständnis für deine Emotionen hat und garantiert nicht davon aus geht, dass es das nun mit euch war... Er liebt dich und du ihn. Ich kann aber auch verstehen, dass du sauer bist. Es war alles andere als nett, dir dafür nun die Schuld und Verantwortung zu geben, dass die Trennung von seiner Frau rausgekommen ist und nun bekannt ist, dass Andreas eine schwangere Freundin hat. Ist blöd, wie es gelaufen ist, aber die Gefahr bestand ja immer. Da trifft weder dich noch Louisa irgendeine Schuld. Das wird er garantiert auch einsehen. Redet Mittwoch in Ruhe miteinander. Und nun werden wir uns eine schöne Zeit machen. Die Babykugel steht dir gut, du strahlst richtig. Auch wenn du grade viel geweint hast“ sagte Ella. „Meinst du wirklich? Vielleicht will er mich nun nicht mehr, weil ich so hysterisch bin... Aber ja, wir werden Mittwoch miteinander sprechen... Ich liebe ihn sehr und vermisse ihn schon jetzt ein wenig“ gab Julia zu. „Natürlich, da bin ich mir 100 % sicher! Na siehst du... alles wird gut“ sagte Ella daraufhin und konnte Julia wieder ein bisschen lächeln sehen.

„Bestellen wir uns eine Pizza für heute Abend? Alkoholfreien Sekt habe ich auch noch da“ schlug Ella vor. „Gute Plan, und wir gucken irgendeine richtig kitschige Liebeskömödie... mal wieder so ein richtiger Mädelsabend“ sagte Julia freudig. Ella fehlte ihr in Bünde, umso glücklicher war sie, dass sie im nächsten Jahr ganz in die Nähe zog. „Hast du sonst noch Ideen was wir in deiner Zeit hier machen wollen?“ fragte Ella. „Ich würde gerne Mama und Papa auf dem Friedhof besuchen... Musst du denn eigentlich gar nicht arbeiten?“ kam es von Julia. „Wenn du magst, begleite ich dich. Nein, ich nehme Überstunden, davon habe ich leider reichlich. Aber endlich mal ein sehr guter Grund, endlich welche abzubauen“ lächelte sie ihre Freundin an. „Ja, es wäre schön, wenn du mitkommst“ sagte Julia und dachte an ihre Eltern. Sie wären bestimmt tolle Großeltern geworden. Sie wollte nun aber nicht schon wieder weinen. „Wo bestellen wir? Ich guck mir schonmal die Karte an“ sagte sie und grinste.

Auf anderen Wegen - Ehrlich Brothers Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt