169. Kapitel

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Kapitel 169

Julia wusste nicht mehr was sie sagen sollte. Ihre beste Freundin hatte recht. Und ihr eigenes Verhalten war alles andere als freundlich gewesen. Sie hatte einige Fehler gemacht. Sie fand es bemerkenswert, dass Andreas, obwohl er dachte, dass sie einen neuen Freund hatte, trotzdem sofort zu ihr gefahren war und für sie da sein wollte. Julia weinte und schluchzte laut. Jetzt hatte sie Streit mit ihrer besten Freundin und ihren Ex-Verlobten hatte sie auch dermaßen vor den Kopf gestoßen. Denn eigentlich war sie dankbar. Dankbar dafür, dass Andreas für sie da sein wollte und dass er sich um seine Tochter kümmerte. Sie war dankbar, dass sie mit Ella eine so wunderbare Freundin hatte, die sich bedingungslos um sie und ihre Tochter kümmerte. Und dazu war sie froh, dass Ella immer ehrlich war und auch unangenehme Dinge aussprach. Sie konnte verstehen, warum Ella gegangen war, dennoch musste sie grade weinen. Sie war momentan emotional nicht sehr belastbar. Sie hatte versucht, die Gefühle für Andreas irgendwie loszuwerden, aber es gelang ihr nicht. Stattdessen hatte sie versucht, ihm weh zu tun, in dem sie andeutete, dass sie sich mit einem Mann traf. Sie hatte gehofft, dass er so seine Gefühle für sie verlor und keine „Gefahr“ mehr darstellte. Julia hatte schlichtweg Angst, dass ihr Herz nochmals gebrochen wurde. Dabei sehnte sie sich nach Andreas und nach dem Zusammensein mit ihm. Sie waren doch eigentlich eine Familie. Nora, Andreas und sie selbst. Und Henry nicht zu vergessen. Julia wischte sich vorsichtig die Tränen aus den Augen, als die Tür ihres Zimmers aufging. „Frau Borgmann, wie geht es Ihnen? Sie sehen so traurig aus.“ fragte ein Krankenpfleger. „Es wird besser... Alles gut“ sagte sie und hoffte, dass keine weiteren Nachfragen kamen. „Ich möchte Sie gerne mitnehmen. Wir haben ein Bett für Sie auf der gynäkologischen Station“ berichtete er und bereitete alles für den Zimmerwechsel vor.

 Als Ella wieder in Bünde angekommen war, waren Andreas und Nora grade von ihrem Spaziergang wieder gekommen, bei dem sie Henry wieder abgeholt hatte. "Na, wie war es bei Julia? Wie geht es ihr? " fragte er vorsichtig nach. "Ihr geht es stetig besser. Ich verstehe sie nicht... Ich wollte mich nicht mit ihr streiten, deswegen bin ich auch nicht lange geblieben. Wenn sie wieder gesund ist, dann steht da definitiv nochmal ein Gespräch an" sagte Ella kopfschüttelnd. Sie unterhielten sich noch ein wenig und dann verabschiedete Ella sich. Sie wollte nach Hause, da sie morgen und übermorgen auf ein Seminar nach Hannover fuhr und dafür noch ihre Tasche und Unterlagen packen musste. "Und du bist mir echt nicht böse, dass ich nun fahre und dich dann erst ab Mittwoch wieder unterstützen kann?" fragte Ella, bevor sie sich von Andreas, Nora und Henry verabschiedete. "Auf gar keinen Fall. Ich bin dir sehr dankbar, dass du dich in meiner Abwesenheit um alle gekümmert hast. Ich bekomme das hin. Nora kann morgen wohl mit in die Firma kommen. Charlotte freut sich bestimmt. Viel Erfolg für dein Seminar. Und falls Julia sich bei dir meldet, halte mich bitte auf dem Laufenden. Ich werde ihr auch mal schreiben, allerdings schätze ich, dass sie mir nicht antworten wird" sprach Andreas. "Das habe ich sehr gerne gemacht. Und wenn was ist, ruf mich bitte an. Dankeschön. Ich weiß auch nicht, ob sie sich unbedingt bei mir meldet. Aber wenn ich was höre, gebe ich dir bescheid und du mir, okay? Machts gut ihr drei" sagte Ella dann und umarmte Andreas zum Abschied. Dann fuhr sie mit ihrem Auto vom Hof.

24. Mai
Es war Montag und Andreas erschien gemeinsam mit Nora und Henry in der Zauberwerkstatt. "Guten Morgen" sagte Charlotte und freute sich, wie Andreas bereits vermutet hatte, sehr über den Besuch von Nora und Henry. "Guten Morgen, ich habe in den nächsten Tagen doppelten Besuch dabei... Julia liegt im Krankenhaus. Vielleicht kannst du mich ein wenig unterstützen und Nora betreuen, wenn wichtige Besprechungen oder so anliegen?" fragte er seine Mitarbeiterin. "Aber natürlich. Nichts lieber als das. Wie geht es Julia? Chris hat vorhin schon kurz vom Wochenende berichtet" sagte Charlotte und begrüßte Nora, die ihr direkt ein Lächeln schenkte. „Es geht wohl bergauf, zumindest ist das mein letzter Stand. Es ist momentan etwas kompliziert zwischen uns. Und danke für deine Unterstützung“ sagte er. Er nahm Nora erstmal mit hoch, aber Henry blieb unten. Er hatte hier ja auch schon sein eigenes Körbchen und fühlte sich wohl. Andreas ging mit Nora auf dem Arm nach oben. Die Wickeltasche hatte er auf dem Rücken, er war also eigentlich auf alles vorbereitet. „Guten Morgen“ sagte Andreas als er das gemeinsame Büro betrat. „Guten Morgen... ihr beiden“ sagte Chris, als er Nora erblickte. Er stand auf und begrüßte seine kleine Nichte. „Na, möchtest du mal gucken, was dein Papa und dein Onkel so im Büro machen?“ fragte Chris. Er nahm Andreas seine Tochter kurz ab, damit er den Rucksack absetzten konnte. Er packte eine kleine Decke aus und ein paar Spielsachen. Chris trug Nora noch ein bisschen durchs Büro und zeigte und erklärte ihr alles, das sah ziemlich niedlich aus, wie Andreas fand. „So, die Praktikantin ist eingewiesen, kann losgehen“ scherzte Chris und Andreas musste lachen. Er nahm Nora und legte sie vorsichtig auf die Decke. „Wie geht’s denn Julia?“ fragte Chris dann. „Besser, zumindest gestern. Ich weiß nicht, ob sie sich bei mit meldet. Ihr Handy hat sie. Vielleicht meldet sie sich bei Ella, aber die ist nun erstmal zwei Tage in Hannover“ berichtete Andreas. „Gabs noch viel Stress aufgrund der Absage... Ich muss zugeben, ich habe Insta und Co komplett ignoriert... und von Hannah und Alex hab ich auch nichts gehört“ sagte Andreas, der nun an seinem Schreibtisch platz genommen hatte und seinen Laptop öffnete. „Hannah und Alex hatten volles Verständnis, die beiden haben alles mit den Veranstaltern geklärt. Es wird auch noch geklärt, ob es Nachholtermine gibt... Nimmt also alles seinen Lauf. Freitag geht’s ja schon wieder weiter... meinst du es geht?“ fragte Chris dann vorsichtig. „Ich telefoniere nachher mal mit Ella und frage sie, ob sie Nora übers Wochenende betreuen kann. Oder ich frage Mama...“ überlegte Andreas. Er konnte nicht erneut ein Tour-Wochenende absagen, das war ihm klar. Und ob Julia bis Freitag wieder Zuhause war, wusste er auch nicht.

Julias Zustand besserte sich weiterhin und heute konnte und sollte sie auch wieder aufstehen. Sie musste immernoch Schmerzmittel nehmen, aber sonst ging es ihr stetig besser. „Frau Borgmann, ich nehme sie nochmal zu einer Untersuchung mit“ sagte eine Krankenschwester. Julia wurde in einen Behandlungsraum geführt, der auf der Station war und dort wartete auch schon eine Gynäkologin auf sie. Die beiden Frauen begrüßten sich und die Ärztin führte zur Kontrolle einen Ultraschall durch. „Das sieht alles schonmal gut aus. Ich würde sie allerdings gerne noch zwei Tage hierbehalten, um mögliche Nachblutungen schnell behandeln zu können. Bisher sieht es aber wirklich gut aus und es ist eine reine Vorsichtsmaßnahme“ sprach die Ärztin und Julia war erleichtert, dass alle soweit gut aussah und sie sehr bald wieder zuhause bei ihrer Tochter sein konnte. Sie vermisste Nora sehr. Aber sie wusste, dass sie bei Ella und auch bei Andreas in guten Händen war und sie sich keine Sorgen machen brauchte.

Andreas und Chris waren in der Werkstatt  beschäftigt und Charlotte machte grade einen kleinen Spaziergang, damit Nora einschlief. Da piepte sein Handy, eine Nachricht erschien auf dem Display.

Auf anderen Wegen - Ehrlich Brothers Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt