95. Kapitel

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Kapitel 95

20. September

Am nächsten Morgen wachte Julia neben ihrem Freund auf, dieser war erst mitten in der Nacht irgendwann nach Hause gekommen. Julia hatte die Kinder noch bei Sabrina abgegeben und war dann nach Enger gefahren. Sie war richtig fertig von dem gestrigen Tag und war froh, dass sie heute ausschlafen konnte. Gegen 10 Uhr stand sie auf, Andreas schlief noch weiter.

Als sie den Tisch fürs Frühstück gedeckt hatte, kam auch Andreas verschlafen herein. „Guten Morgen“ sagte er und auch Julia begrüßte ihren Partner. „Wie war es gestern noch? Wie haben die Fans die Absage aufgenommen?“ hakte Julia nach, als Andreas sich an den Tisch gesetzt hatte und den ersten Kaffee für beide eingoss. „Joa, ganz okay. Sie wissen ja, dass wir da nichts für können. Aber für einige ist es halt echt blöd, da sie Hotel etc. gebucht hatten. Da kann ich auch gut verstehen, dass sie sauer sind. Allerdings gibt es noch ein anderes Problem“ sagte er und schaute Julia ernst an. „Was denn?“ fragte sie überrascht. „Die Fans wissen scheinbar, dass ich von Sabrina getrennt bin und dass du schwanger bist“ sagte er. „Bitte?“ kam es geschockt von Julia. „Gestern im live auf Insta und Facebook kamen etliche Fragen dazu... sind da erstmal nicht drauf eingegangen... aber ich fürchte, so schnell lassen die nicht locker“ sagte er. Julia fiel es wie Schuppe von den Augen, sie wusste genau woher die Fans davon wussten. „Ich fürchte, dass deine Tochter und ich schuld daran sind“ sagte Julia kleinlaut. „Was? Wieso denn das?“ fragte er mit aufgerissenen Augen. „Louisa wollte doch unbedingt zu dir...und das hat sie auch am Platz etwas lauter von sich gegeben... und ich glaube, dass die beiden Damen neben uns, das mitbekommen haben. Jedenfalls haben sie ständig zu uns geschaut... und Marius sagte noch, dass die beiden Louisa angesprochen haben, ich weiß aber nicht was sie gefragt haben und was deine Tochter geantwortet hat“ sagte sie. „Ihr wisst doch genau, dass ihr euch diskret verhalten sollt.... warum verhält man sich so auffällig? Und warum lässt du die Kinder alleine da sitzen?“ wurde Andreas etwas sauer. „Ich habe versucht sie zurückzuhalten und ihr gesagt, dass sie bitte etwas leiser sein soll. Aber wie du selber mitbekommen hast, war sie gestern emotional sehr geladen. Erstmal war Louisa da nicht allein, sondern Marvin und Marius waren auch da. Und entschuldige bitte, dass ich die Toilette aufgesucht habe... das nächste Mal mache ich mir in die Hose“ sagte Julia wütend. Sie ließ ihr Brötchen auf den Teller fallen. Der Appetit war ihr gründlich vergangen. „Man kann ja wohl mal etwas anhalten... oder du hättest Louisa mitnehmen können... man... Wege so einem blöden Verhalten ist die Gerüchteküche wieder in vollem Gange... na herzlichen Glückwunsch. Nun kann ich meine Texte umschreiben und an der Firma und am Haus werden wieder viele Fans rumlungern“ motzte Andreas. „Wie lange hast du denn gedacht, dass das geheim bleibt? Meinst du nicht, dass auch die Freunde deiner Kinder wissen, dass ihr getrennt seid und das das eh schon einige wissen? Aber hey, gib mir schön die Schuld an allem... kein Ding. Dann kannst du demnächst in den Shows sagen, dass du Single bist“ brachte Julia lautstark heraus. Sie fing vor Wut an zu weinen. „Was soll das denn nun heißen?“ fragte Andreas irritiert. „Ich glaube das hast du ganz genau verstanden. Dann ist ab jetzt dein Bruder der verheiratete Ehemann und du nimmst seine alte Rolle als Single ein. Wunderbar. Lockt vielleicht noch ein paar Fans an, wenn wieder einer Single ist“ gab Julia Andreas deutlich zu verstehen. „Jetzt übertreib mal nicht“ sagte Andreas sauer. Julia wollte sich wegen eines dämlichen Streits jetzt ernsthaft von ihm trennen? Das war ja wohl ein schlechter Scherz. „Ich gehe jetzt mit Henry raus. Wenn ich wiederkomme, möchte ich dich nicht mehr sehen“ sagte sie und weinte. Andreas wollte sie in den Arm nehmen um die Wogen zu glätten. „Lass mich, fass mich nicht an“ sagte Julia scharf und war gradewegs dabei nach draußen zu gehen. „Ist das jetzt wirklich dein Ernst?“ fragte Andreas aufgelöst. „Und wie“ sagte sie und verließ dann die gemeinsame Wohnung. Andreas saß völlig perplex am Tisch. Das war doch grade ein schlechter Scherz. Vielleicht war seine Aussage etwas hart gewesen, aber ihre Reaktion darauf stand in keinem Verhältnis dazu. Diese Schwangerschaftshormone ließen Frauen wirklich emotional explodieren, in dem Maße hatte er es bei Sabrina nicht erlebt. Andreas beschloss nicht wegzufahren, sondern zu warten bis Julia wieder kam. Die Trennung konnte sie unmöglich ernst meinen.

Nachdem er den Tisch abgeräumt hatte, ging er unter die Dusche. Er fragte sich, warum er so darauf reagiert hatte, dass seine Trennung mit Sabrina herausgekommen war und dass Julias Schwangerschaft auch direkt entdeckt wurde. Er hatte Julia die Schuld gegeben, dabei lag diese gar nicht bei ihr. Auch Louisa konnte er deswegen nicht beschuldigen, sie war ein Kind und auch wenn er ihr immer wieder sagte, dass sie nicht zu viel Preis geben sollte, konnte er nicht erwarten, dass es ihr immer gelang. Sie konnte die Tragweite ihrer Aussagen absolut nicht abschätzen. Die Dusche tat ihm gut und seine Wut war wie weggeblasen. Der ganze Stress gestern über die Absage von heute war so belastend, das er vorhin einfach nicht nachgedacht hatte, was er da von sich gegeben hatte. Es war klar, dass sie die Trennung nicht ewig geheim halten konnten. Dann war es nun so. Allerdings hoffte er, dass es unerkannt blieb, dass Julia bei ihnen arbeitete. Denn dann blieben die Telefone nicht still und es gab immer Fans die an der Firma entlang fuhren und versuchten irgendwas zu sehen. 
So sehr er seinen Beruf liebte und im Rampenlicht stand, seine Familie und sein Privatleben sollte geschützt sein.

Eine Weile später ging die Wohnungstür auf und Henry kam hereingestürmt, hinter ihm betrat Julia die Wohnung. „Du bist ja immernoch hier“ sagte sie. Andreas sah, dass sie sehr verheult war. „Hast du gedacht, ich hau einfach ab. Komm her, ich glaube wir müssen mal in Ruhe reden. Es tut mir sehr leid, was ich da von mir gegeben habe“ sagte er und ging langsam auf sie zu. „Nein, ich glaube es ist alles gesagt“ sagte sie ernst.

Auf anderen Wegen - Ehrlich Brothers Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt