68. Kapitel

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Kapitel 68

30. Mai

 
Marius war gestern entlassen worden und nun zu Hause. Andreas war den Rest der Woche in der Werkstatt gewesen, um im Büro nicht auf Julia zu treffen. Ihre Nachrichten ließ er unbeantwortet. Er saß völlig zwischen den Stühlen. Er glaubte seinem Sohn, doch seine beiden jüngeren Kinder konnten Marius Aussage nicht bestätigen und auch Chris hegte Zweifel daran. Das verunsicherte ihn. Tat er Julia nun wirklich unrecht? Warum sollte sein Sohn ihn und die Polizei so anlügen? Er konnte sich das alles nicht erklären.

„Na Großer, gut geschlafen?“ weckte Andreas Marius. „Joa, ganz okay. Besser als im Krankenhaus. Der Gips nervt“ antwortete dieser. „Ja, das stimmt, zu Hause ist es doch am Schönsten. Den musst du allerdings noch ein bisschen tragen, aber die Zeit wird auch umgehen. Ihr seid ja nun geübt im Homeschooling und bald sind ja auch schon wieder Sommerferien“ reagierte Andreas. „Bleibst du momentan hier?“ hakte Marius nach. „Ja, ich habe Mama versprochen, dass ich sie unterstütze. Du kannst mit deinem Gips ja nicht viel und dann helfe ich dir. Bin aber auch drüben in der Werkstatt, wir haben da noch ein paar Projekte am Start“ kam es von Andreas zurück. „Danke, das finde ich schön. Aber Julia kommt nicht her, oder?“ hakte Marius nach und wirkte verängstlicht. „Nein, Julia wird nicht herkommen. Sie arbeitet noch in der Firma, aber ich weiß nicht wie lange noch. Und ich habe mich natürlich nach der Sache mit dir von ihr getrennt“ sagte Andreas traurig. „Zum Glück... ich habe wirklich Angst vor ihr Papa... ich dachte, sie will mich überfahren, damit sie mich ganz los ist...“ sagte Marius mit zittriger Stimme. Andreas nahm seinen Sohn in den Arm. Er hegte keinen Zweifel an seiner Aussage und seiner Angst. Man konnte das doch nicht spielen. Es musste etwas dran sein. Und vielleicht war Julia ja auch nur Marius gegenüber so gewesen und mochte seine anderen beiden Kinder. Das wäre auch eine Möglichkeit. Für ihn die Wahrscheinlichste. „Du brauchst keine Angst mehr haben... hätte ich doch nur geahnt, was da hinter meinem Rücken vorgeht... es tut mir leid, dass ich nichts gemerkt habe“ kam es traurig von Andreas. Er hatte einfach nicht genug auf seinen Sohn geachtet, sondern war so verliebt in Julia gewesen. Es stimmte also wirklich, dass Liebe blind machte.

Julia saß zu Hause auf dem Balkon. Das Wetter war gut und sie genoss einen Kaffee. Ihre Gedanken waren bei ihrem Baby und bei Andreas. Er wollte nichts mehr von ihr wissen. Er glaubte ihr einfach nicht, dabei sagte sie die Wahrheit. Und sie musste ihm dringend mitteilen, dass er nochmal Vater wurde. Sie hatte erst mit dem Gedanken gespielt, hier alle Zelte abzubrechen und zu gehen. Ohne, dass Andreas je erfahren sollte, dass sie schwanger von ihm war. Aber das hatte sie schnell wieder verworfen, denn sie wollte nicht, dass ihr Kind ganz ohne Vater aufwuchs. Sie hatte sich zwar nie vorgestellt, dass sie direkt Alleinerziehende war, wenn sich ihr langersehnte Wunsch eines Kindes endlich erfüllte, aber damit musste sie nun klarkommen. Wenn das Gericht Marius glaubte, hatte Julia niemals eine Chance Andreas vom Gegenteil zu überzeugen. Sie hoffte aber, dass er zumindest sein Kind akzeptierte und nicht auch ignorierte. Schließlich war es aus Liebe entstanden und konnte nichts für die anderen Umstände. Sie vermisste Andreas grade sehr und musste sich wieder ein paar Tränen vergießen. Henry schaute zu ihr hoch, und war ganz ruhig. Er musste wohl mal dringend nach draußen.

Während Julia mit Henry unterwegs war, erhielt sie einen Anruf von Chris. „Hi Julia. Ich stehe vor deiner Tür. Bist du länger weg?“ fragte dieser durchs Telefon. „Hi. Ich bin grade mit Henry unterwegs, aber in etwa 10 Minuten kann ich zu Hause sein. Ich beeile mich“ sagte sie. Was wollte Chris denn privat von ihr? Ob es auch um den Unfall ging? Oder wollte er ihr die Kündigung überreichen? Sie war gespannt, was sie gleich erwartete. Schnellen Schrittes ging sie zurück zu dem Haus in dem sie wohnte. „Hallo“ rief sie Chris zu, als sie dort ankam. „Hi Julia und hallo Henry natürlich“ sagte er und lächelte. „Magst du mit hoch kommen?“ fragte sie. „Gerne, danke“ sagte er und folgte ihr. Das Haus und die Wohnung waren Chris ja sehr bekannt, denn er hatte hier ja mehrere Jahre gelebt. „Schön, mal wieder hier zu sein. Und du hast definitiv einen schöneren Einrichtungsstil als ich“ sagte er lachend. „Magst du einen Kaffee?“ fragte sie und Chris nickte. Während sie zwei Kaffee machte, fragte sie „Was führt dich zu mir?“ „Ich möchte mit dir reden... Es geht um den Unfall, um Andreas und so“ sagte er. „Ich weiß nicht, ob es okay ist, wenn ich mich einmische... aber ich kann das alles so irgendwie nicht so stehen lassen... mich beschäftigt das auch. Erstmal weil Marius mein Neffe und Patenkind ist und auch weil ich sehe wie es Andreas geht, nachdem er sich von dir getrennt hat...“ fuhr er fort. „Chris, ich habe Marius wirklich nicht mit Absicht angefahren. Ich habe ihn einfach übersehen, plötzlich war er vor mir. Es tut mir wirklich sehr leid“ sprach Julia. „Aber Andreas und ich glaube auch die Polizei, glauben mir nicht. Ich werde vor Gericht müssen. Dabei habe ich nichts mit Absicht gemacht. Und ich habe Marius auch nicht gedroht oder ähnliches was er behauptet. Wirklich nicht“ Julia stellte den Kaffee auf den Tisch und setzte sich gegenüber von Chris. Sie hatte Tränen in den Augen. „Hör mal, ich glaube dir, dass du es nicht mit Absicht gemacht hast. Das traue ich dir auch wirklich nicht zu. Ich weiß nicht, warum Marius das behauptet. Und auch das was hintenherum passiert sein soll. Ich weiß ja, dass er auf dich und auch auf Björn nicht gut zu sprechen ist. Und er macht ja auch nicht umsonst eine Therapie aufgrund der Trennung von Andreas und Sabrina. Natürlich steht hier im Prinzip Aussage gegen Aussage, aber das muss vernünftig geklärt werden... und zwar nicht vor Gericht. Ich habe auch mit Andreas gesprochen, er hängt da grade wirklich zwischen den Seilen und weiß gar nicht, wem er was glauben soll. Aber ich weiß, dass er sehr unglücklich über die Trennung von euch ist...“ sprach Chris. „Es tut mir auch weh, dass er mir gar nicht glaubt... ich kann verstehen, dass er seinem Sohn glaubt... aber ich habe es nicht mit Absicht gemacht“ antwortete Julia. „Ich weiß aber auch nicht, wie es nun beruflich weitergehen soll... Wenn sich das nicht klärt...und wir vielleicht auch getrennt bleiben... dann werde ich meine Zelte hier abbrechen und vielleicht wieder zurückgehen... oder auch nicht... weil... weil eigentlich kann ich nicht zurück...“ sprach Julia mit brüchiger Stimme weiter. „Da mach dir mal erst keine Gedanken. Von unserer Seite wird keine Kündigung kommen. Außerdem hege ich große Hoffnung, dass alles geklärt wird und ihr wieder zusammen kommt. Wir denken jetzt positiv“ sagte Chris und lächelte sie aufmunternd an.

 

Julia hätte Chris fast von der Schwangerschaft erzählt, aber hielt sich dann doch zurück. Es wäre nicht fair, wenn Chris vor Andreas davon erfahren würde. „Wärst du denn bereit für ein Gespräch mit Andreas? Ihr könntet das bei uns führen, wir ziehen uns dann zurück“ fragte Chris. „Ja, natürlich. Ich möchte, dass das endlich aus der Welt geschaffen wird. Und ich möchte auch gerne nochmal mit Marius reden... ich möchte, dass wir einfach friedlich miteinander zusammen leben“ reagierte Julia. Sie wollte endlich aus diesem Alptraum aufwachen.

In den nächsten Tagen wirds eher ruhiger. Habe leider zwei ziemlich kranke Kinder zuhause und bin selber auch etwas angeschlagen 🤒🤧

Ganz liebe Grüße 🤗

Auf anderen Wegen - Ehrlich Brothers Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt