122. Kapitel

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Kapitel 122
27. Dezember

Sie hatten die Weihnachtsfeiertage mit Andreas‘ Familie verbracht und hatten die Zeit mit der gesamten Familie sehr genossen. Julia war froh und dankbar, dass sie keinen Stress mit irgendwelchen Vorbereitungen hatte. Gestern war sogar Melina dabei gewesen und Andreas und auch Julia hatten endlich die Möglichkeit Marius Freundin in Ruhe näher kennenzulernen, denn das war längst überfällig gewesen.

Heute ging es Julia nicht sonderlich gut. Sie fühlte sich schlapp, hatte Halsschmerzen und kam kaum aus dem Bett raus. „Was ist los, Schatz?“ fragte Andreas. „Mir geht’s richtig beschissen...“ brachte sie heißer heraus und musste dazu auch noch husten. „Ohje... das klingt nicht gut. Da hast du dir aber echt was eingefangen“ sprach er fürsorglich. Andreas fühlte die Stirn seiner Freundin. „Juli, ich glaube du hast Fieber. Ich hole das Thermometer. Leg dich wieder hin“ sprach er und machte sich grade richtig Sorgen um sie. Das Fieberthermometer zeigte eine Temperatur von 40,1°C an, das war eindeutig Fieber. „Ich hole dir noch eine Tablette“ sagte er leise und Julia blieb im Bett. Nora fing an zu weinen, es war wieder Zeit für eine Stillmahlzeit. Julia trank etwas Wasser und schluckte die Tablette. Andreas nahm Nora und versuchte sie noch etwas zu beruhigen, aber der Hunger schien sehr groß zu sein. „Kannst du sie füttern?“ fragte Andreas leise und legte Nora neben Julia. „Shit, mir geht’s richtig kacke“ brachte Julia heraus und hustete erneut.
Andreas kümmerte sich den ganzen Tag um Nora und Henry. Gegen Nachmittag telefonierte er mit Chris. „Julia geht’s richtig schlecht... ich mache mir richtig Sorgen. Sie schafft es so grade Nora zu stillen, aber zu mehr ist sie nicht in der Lage...“ sprach Andreas zu seinem Bruder. „Wenn es schlimmer wird, müsst ihr zum hausärztlichen Notdienst, oder ins Krankenhaus. Geht’s Nora denn gut?“ fragte Chris dann. „Ja, der geht’s gut. Fieber hat sie nicht. Ich hoffe, das bleibt so“ sagte er. Sie sprachen noch kurz und verabschiedeten sich dann. Ein wenig später klingelte Andreas Smartphone erneut und Sabrina war dran. „Louisa und Marvin liegen richtig flach. Ich hoffe sie haben euch gestern nicht angesteckt“ berichtete Sabrina. „Julia geht’s gar nicht gut. Sie hat starken Husten und Fieber“ berichtete auch Andreas. „Ich hoffe, es ist kein Corona. Das kann ich hier in den letzten Zügen meiner Schwangerschaft nicht gebrauchen und ihr mit Neugeborenem auch nicht“ kam es sorgenvoll von Sabrina. An Corona hatte Andreas noch gar nicht gedacht, von der Symptomatik her, könnte es aber passen. „Ich bringe sie morgen zum Arzt. Und mit den Kindern solltest du morgen auch los, damit wir wissen ob es wirklich Corona ist. Oh man, das fehlt mir wirklich noch“ sprach Andreas. „Wir sprechen morgen nochmal, richte Julia eine gute Besserung aus“ antwortete Sabrina. „Danke. Und du bitte Louisa und Marvin. Sollte sonst noch etwas sein, melde dich“ sagte er und die beiden verabschiedeten sich voneinander.
Julia ging es zunehmend schlechter und Andreas Sorge um seine Freundin wuchs. „Julia, kannst du Nora füttern, ich glaube sie hat Hunger“ fragte er vorsichtig. Er wollte in der Zeit mit dem hausärztlichen Notdienst telefonieren. Sie schüttelte leicht mit dem Kopf. „Bitte versuch es“ bat Andreas. Wo sollte er an einem Sonntag sonst an Babynahrung kommen? Das Stillen hatte bisher gut geklappt, sodass sie kein Milchpulver besorgt hatten. „Ich schaffs nicht... scheiße...“ sie hustete und bekam nicht so gut Luft. Andreas versuchte Nora mit dem Schnuller zu beruhigen, was zum Glück gelang. Er rief bei Chris und Emilia an und fragte, ob sie zufällig Babynahrung da hatten. „Ich bring euch was. Wir haben was da. Die beiden trinken morgens im Bett immer eine Flasche. Ich beeile mich“ sagte Chris und nahm eine neue Packung Milchpulver und zwei Fläschchen aus der Küche. „Was ist denn los? Wofür brauchst du das?“ fragte Emilia, die grade mit den Zwillingen im Wohnzimmer spielte. „Julia geht’s richtig schlecht, sie kann nicht mal mehr Nora füttern. Ich bringe Andreas das Milchpulver und die Flaschen, damit die kleine Maus versorgt ist“ sprach Chris und zog sich schon die Schuhe an. „Oh Mist. Wenn wir sonst was tun können, soll er sich melden. Gute Besserung für Julia“ rief Emilia ihrem Mann noch hinterher.

Es klingelte und Andreas öffnete die Tür, es war Chris. „Bruder, hier alles für Nora“ sagte Chris und gab seinem Bruder das Milchpulver und zwei Fläschchen. „Danke, ihr rettet uns grade“ sagte dieser und Chris merkte, wie verzweifelt und voller Sorge Andreas war. „Louisa und Marvin liegen auch flach, das gleiche wie Julia. Sabrina hatte schon Corona vermutet. Sie geht morgen mit den Kindern zum Arzt“ sprach Andreas, während er das bereits abgekochte Wasser in die Flasche goss und Milchpulver hinzufügte. Nora war schon sehr unruhig und lange gab sie sich mit dem Schnuller nicht mehr zufrieden. „Shit, hoffentlich nicht“ sagte Chris. Er konnte Julia husten hören und es klang nicht gut.
Julia lag völlig fertig im Bett. Das Husten tat weh, ihr Hals tat weh und sie bekam nicht gut Luft. Sie konnte sich grade nicht mal mehr um ihre Tochter kümmern und das machte sie grade zusätzlich fertig. Wie sollte das Kind nun satt werden? Sie musste aufstehen und doch versuchen ihre Tochter zu stillen. Sie krabbelte schon fast aus dem Bett, sie hatte kaum Kraft. Sie zitterte am ganzen Körper und hatte heftigen Schüttelfrost, aber ihr Baby brauchte ihre Muttermilch. Sie versuchte sich hinzustellen, musste aber wieder husten und konnte sich nicht halten und fiel zu Boden.

„Julia!“ brachte Chris nur heraus, als er ins Schlafzimmer lief und sie dort vor dem Bett liegen sah. „Chris...ich... ich muss Nora füttern... mein Baby braucht doch Nahrung“ brachte sie heiser heraus. "Immer mit der Ruhe. Ich habe grade Flaschen und Milchpulver gebracht, eure Tochter ist versorgt. Ich helfe dir hoch" sagte er. "Leg dich mal wieder hin, ich komme gleich wieder" sagte Chris, nachdem er sie aufs Bett gesetzt hatte.
"Andreas, deine Freundin muss zum Arzt. Heute noch. Am besten sofort" sagte Chris nachdrücklich. "Wenn Nora gefüttert ist, fahre ich sie zum Krankenhaus. Kannst du Henry mitnehmen?" fragte Andreas. Er versuchte Ruhe zu bewahren, er war aber voller Sorge um Julia. "Wenn du möchtest, kümmern wir uns auch um Nora" sagte Chris vorsichtig. Andreas überlegte kurz, ob er Nora lieber mitnehmen sollte. Aber vermutlich war sie bei Chris und Emilia besser umsorgt, denn er wusste nicht wie lange er mit Julia beim Arzt verbrachte. "Würdet ihr das wirklich machen?" fragte Andreas vorsichtig. "Natürlich. Kümmer du dich um Julia. Nora ist bei uns gut aufgehoben und wenn ihr beim Arzt wart, holt ihr sie wieder ab, ja?" sagte Chris liebevoll und legte Andreas seinen Arm um. Andreas stiegen die Tränen in die Augen. "Danke" brachte er heraus und wischte sich die Tränen weg. Nora war nun satt und Andreas nahm sie hoch. Gemeinsam gingen die beiden Brüder mit Nora zu Julia ins Schlafzimmer.
"Schatz, Chris und Emilia kümmern sich um Nora und Henry, okay? Ich fahre dich jetzt zum Krankenhaus" sprach Andreas leise und hielt Julias Hand. "Das wird schon wieder... Nora kann doch gar nicht ohne uns... Ich muss sie doch versorgen" sprach Julia und hustete stark. "Nora ist bei meinem Bruder gut aufgehoben. Die beiden werden sich gut um sie kümmern. Du musst unbedingt zum Arzt, ich mache mir richtig Sorgen um dich" sagte Andreas daraufhin. Julia wusste natürlich, dass es besser war, wenn sie nun zum Arzt fuhren. Dennoch machte es sie traurig, dass sie dann von Nora getrennt war. Aber grade gab es keine andere Möglichkeit. Sie nickte vorsichtig. "Bleib bitte noch liegen. Ich packe alle zusammen was Nora und Henry brauchen und bringe sie noch mit zum Auto" sagte Andreas und streichelte seiner Freundin über die Wange. Sie glühte, das Fieber schien immernoch sehr hoch zu sein.
Nachdem er alles gepackt hatte, Kind und Hund bei Chris im Auto waren, verabschiedete er sich von seinem Bruder. "Danke... ich rufe dich nachher an oder komme vorbei" sagte Andreas. "Nichts zu danken, Andreas. Wir kümmern uns, mach dir keine Gedanken" sagte Chris behutsam und machte sich auf den Weg nach Bünde.

Andreas brachte Julia nach unten, die Treppen waren eine kleine Herausforderung, aber sie schafften es bis zum Auto. Andreas fuhr schnell zum Krankenhaus nach Bünde und schilderte dort Julias Krankenstand. Julia saß noch im Auto und hustete, sie bekam weiterhin schlecht Luft. So elendig ging es ihr noch nie. Ob Nora sie vermisste? Weinte sie grade? Vertrug sie die Babynahrung? Julia fing bitterlich an zu weinen.
Andreas kam wieder. "Süße, was ist?" fragte er. Sie schüttelte nur Kopf und Andreas nahm sie vorsichtig in den Arm. "Komm langsam mit. Du darfst direkt ins Krankenhaus" sagte er und half ihr hoch. Gemeinsam gingen sie langsam zum Eingang. Dort wurde Julia schon von einem Krankenpfleger mit Rollstuhl in Empfang genommen. Andreas musste draußen bleiben. Er hinterließ seine Handynummer und ging wieder zum Auto. Er schrieb seinem Bruder eine Nachricht und dieser antwortete prompt mit einem Foto von einer seelig schlafenden Nora. Andreas war erleichtert. Nun wartete er auf einen Anruf, wie es mit Julia weiterging.
Eine halbe Stunde später klingelte sein Handy. Das musste das Krankenhaus sein.

Auf anderen Wegen - Ehrlich Brothers Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt