Kapitel 150
Andreas setzte sich in sein Auto und fuhr wieder zur Werkstatt. Er hoffte, dass Chris noch hier war. Und er hatte Glück, das Auto seines Bruder stand noch da. Charlotte hatte mittlerweile schon Feierabend und auch die anderen Mitarbeiter waren zum Großteil schon zu Hause. Seinen Bruder fand Andreas in ihrem Büro, er telefonierte grade. „Ja... Ich komme gleich nach Hause. Ich muss noch zwei E-Mail beantworten und dann bin ich gleich bei euch“ sagte Chris. Er telefonierte grade mit Emilia. Als er aufgelegt hatte, schaute er seinen Bruder an. „Was ist denn mit dir? Du siehst verheult aus. Und warum bist du hier?“ wandte Chris sich an Andreas. Er hatte heute nicht mehr mit seinem Bruder gerechnet. „Chris... kann ich bei euch übernachten?“ fragte Andreas und schaute wie ein Häufchen Elend aus der Wäsche. „Was ist denn passiert?“ fragte Chris völlig verdattert. „Wir sind getrennt... Sie hat den Vaterschaftstest gefunden...“ brachte Andreas heraus und fing unaufhörlich an zu weinen. „Scheiße“ sagte Chris nur und lief auf seinen Bruder zu, um diesen fest in die Arme zu nehmen. Die beiden drückten sich fest aneinander und Chris gab Andreas den Halt, den er grade brauchte.
Julia hatte während ihres Spazierganges Ella angerufen und diese hatte direkt Feierabend gemacht, um für ihre Freundin da zu sein. Die frische Luft hatte ihr gut getan und sie konnte ihre Gedanken ein wenig ordnen. Sie war froh, dass Ella unterwegs war und sie gleich jemandem zum Reden hatte. Sie hatte niemals damit gerechnet, dass Andreas noch etwas mit Sabrina hatte. Niemals. Sie waren so glücklich und Julia hatte wirklich gedacht, dass Andreas nun der Richtige war, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen würde. Derjenige, der sie und natürlich auch Nora über alles liebte. Der, der selber betrogen worden war und wusste, wie schrecklich sich dieses anfühlte. Doch jetzt war er derjenige, der ihr das Herz brach und der sie betrog. Es war einfach unfassbar und sie wünschte sich, dass das alles nur ein Traum war. Aber sie wusste natürlich genau, dass es keiner war.
„Hast du schon mit Sabrina gesprochen?“ fragte Chris, nachdem Andreas ihm alles berichtet hatte. „Nein... Ich werde nachher versuchen sie anzurufen“ sagte Andreas. An Sabrina hatte er noch gar nicht gedacht, sie musste auf jeden Fall wissen, dass Julia nun bescheid wusste. „So, ich glaube Emilia und die beiden Kleinen warten schon auf mich. Lass uns mal los. Und dann kommst du erstmal ein wenig zur Ruhe und dann schauen wir, dass du morgen nochmal mit Julia sprechen kannst“ sprach Chris und musste den Schock selber erstmal verarbeiten. Aber es war ihm klar, dass das irgendwann rauskommen musste, ewig konnte es nicht geheim bleiben. Dass das nun auf diese Art und Weise der Fall war und Julia sich sogar direkt von Andreas getrennt hatte, damit hatte er nicht gerechnet.
Andreas fuhr kurz nach Chris auf den Hof des Hauses. Chris hatte bereits die Haustür aufgeschlossen und das Zwillingspärchen war zur Begrüßung auf ihn zugelaufen. „Papa Papa“ hatten die beide gerufen. Als Andreas mit seiner Tasche hinter Chris auftauchte, sprang Matteo förmlich auf Chris Arm. Er fremdelte grade und hatte immer erst Angst von anderen Menschen. Isabell hingegen kam direkt auf ihren Onkel zu und freute sich. „Hey meine Kleine“ sagte Andreas und nahm sie auf den Arm. Er freute sich über seine Nichte, ein kleiner Lichtblick am heutigen Tag. Doch grade in diesem Moment vermisste er Nora sehr. Emilia war überrascht, denn Chris hatte ihr nicht mitgeteilt, dass Andreas mitkam. Nachdem Andreas seine Nichte wieder abgesetzt hatte, umarmte er seine Schwägerin. „Hey Andy, stimmt was nicht?“ fragte sie leise. Sie wusste genau, dass irgendwas nicht stimmte und die Tatsache, dass er eine Tasche dabei hatte, bestärkte diese Vermutung noch. „Erklär ich dir gleich in Ruhe okay? Chris hat mir Euer Sofa für die Nacht zugesagt, ich hoffe, das ist für dich in Ordnung“ sagte er und hoffte, dass Emilia nicht sauer war. „Du weißt, dass wir immer ein Bett für dich haben... natürlich ist das in Ordnung“ sagte sie verständnisvoll, ahnte aber schlimmes.
Eine Dreiviertelstunde nach Julias Anruf stand Ella bei ihr vor der Haustür. Eine verheulte und traurige Julia öffnete die Haustür und fiel ihrer Freundin Ella direkt in die Arme. „Danke, dass du hier bist“ brachte sie heraus. „Ich bin immer für dich da, das weißt du doch“ sagte Ella liebevoll und versuchte ihrer besten Freundin Trost zu spenden. Die beiden Frauen nahmen im Wohnzimmer Platz und Julia begann zu erzählen und zeigte Ella den Vaterschaftstest. Den hatte Andreas nämlich hier liegen lassen. „Warum immer ich? Warum wurde ich nun zu zweiten Mal betrogen? Bin ich es nicht wert, dass man mich liebt und mir treu ist?“ fragte sie Ella und wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. Ella riss es das Herz heraus, ihre Freundin so zu sehen. „Du bist ein toller und liebenswerter Mensch. Ich weiß nicht, warum sowohl Lars als auch Andreas das getan haben... Es tut mir so leid... aber es liegt nicht an dir... Du bist wirklich ein wunderbarer Mensch“ sagte Ella und musste fast mit weinen. Wie gerne würde sie Julia den Schmerz nehmen. Nora, die zuvor friedlich auf ihrer Decke lag und sich mit dem Spielbogen beschäftigte, bekam nun Hunger und tat dieses auch lauthals kund. Julia rappelte sich wieder auf und kümmerte sich um die Flasche für ihre Tochter. In der Zeit wo Julia sich um Nora kümmerte und sie dann auch bettfertig machte und ins Bett brachte, ging Ella eine kurze Runde mit Henry, denn der musste unbedingt nochmal nach draußen.
„Soll ich über Nacht bleiben? Ich muss allerdings morgen zur Arbeit, denn es liegen noch wichtige Gespräche an....“ sagte Ella, als es schon nach 21 Uhr war. „Ach Quatsch, du musst nun nach Hause und fit für morgen sein. Ich schaffe das schon. Danke, dass du hergekommen bist. Ich danke dir wirklich so so sehr“ sagte Julia. „Okay, aber wenn was ist, ruf mich an. Ich bin immer für dich da, immer. Bitte sprich aber morgen oder übermorgen nochmal mit Andreas. Lass ihn zumindest alles erklären. Ich glaube, das ist wichtig. Für euch beide... Und wie es dann weitergeht, das sehen wir dann. Ich werde dich auf jeden Fall unterstützen“ sagte Ella bevor sie sich auf den Heimweg machte. Julia nickte. Sie hatte Angst vor dem Gespräch mit Andreas, aber sie wusste, dass sie nochmal mit ihm reden musste.
Andreas versuchte Sabrina zu erreichen, diese ging aber erst nicht ans Handy. Er wollte sein Anliegen ungerne per Nachrichten besprechen, denn dann lag die Gefahr groß, dass Björn es eventuell sah. Es sollte nicht noch einer auf diese Art und Weise davon Kenntnis erhalten. Auch, wenn nun sowieso alles zu spät war, aber Sabrina sollte wenigstens die Chance bekommen, es Björn selber zu sagen. Schließlich schrieb er ihr eine Nachricht, dass sie sich bitte umgehend bei ihm melden soll.
Emilia kam ins Wohnzimmer, Matteo war heute schnell eingeschlafen. Chris war noch in der Einschlafbegleitung von Isabell, die wollte heute scheinbar nicht so recht schlafen. "Darf ich fragen was los ist?" fragte Emilia vorsichtig. "Ich habe einen sehr sehr großen Fehler gemacht... Einen, mit großen Konsequenzen in vielerlei Hinsicht" sagte Andreas und schon stiegen ihm wieder die Tränen in die Augen. Emilia nahm ihren Schwager in den Arm. Sie fragte nicht weiter, sondern wartete, bis Andreas von selber weiter sprach. Sie wollte ihn nicht drängen. "Ich hatte einen One Night Stand mit Sabrina... letzten Sommer, nach Marius Unfall, wo ich kurz von Julia getrennt war" sprach er dann aus. Emilia war im ersten Moment geschockt und dämmerte ihr, was die vermutlichen Konsequenzen daraus waren. "Emil ist mein Sohn... Ich habe auf einen Vaterschaftstest bestanden, als Sabrina gesagt hat, dass ich als Vater in Frage komme... Ich wollte nicht in Ungewissheit leben... Es sollte für immer ein Geheimnis bleiben. Nur Chris habe ich davon erzählt, ansonsten wussten bis heute nur Sabrina und ich davon... Julia hat heute den Brief vom Labor gefunden..." sagte er und schaute Emilia dann mit verheulten Augen an. Emilia wusste erst gar nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie wollte ihm nun aber keine Standpauke oder dergleichen halten. Er wusste selber ganz genau, dass er riesengroßen Mist gebaut hatte. In dem Moment klingelte Andreas Handy. "Das ist Sabrina, da muss ich ran" sagte er und nahm ab.
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Auf anderen Wegen - Ehrlich Brothers Fan Fiction
FanfictionAuf anderen Wegen Inhalt Vorweg: Die Geschichte ist frei erfunden. Ich habe mir die Ehrlich Brothers lediglich „ausgeliehen" um meinem Hobby, dem Schreiben, nachzugehen. Ich orientiere mich häufig an den Tourdaten/Facebook oder Instragrampostings/Ze...