123. Kapitel

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Kapitel 123

„Spreche ich mit dem Partner von Frau Borgmann?“ fragte eine Stimme am anderen Ende der Leitung. „Ja, hier ist Andreas Reinelt“ antwortete Andreas. „Hier ist Frau Dr. Winter aus dem Lukas-Krankenhaus, Frau Borgmann ist per Schnelltest positiv auf das Corona-Virus getestet worden. Corona-Patienten können hier nicht behandelt werden, ihre Freundin wird per Krankentransport nach Herford verlegt“ sagte diese dann. „Okay, alles klar. Wie geht es ihr?“ fragte er und musste seine Gedanken erstmal ordnen. „Den Umständen entsprechend gut. Wir haben sie mit Sauerstoff versorgt. Bitte melden Sie sich dann heute Abend in Herford. Wir melden den Fall nach dem PCR Ergebnis an das Gesundheitsamt. Sie werden also in Quarantäne müssen, sowie alle Kontakte ihrer Freundin. Bitte geben Sie diesen schonmal bescheid“ erklärte sie Andreas. Dieser bedankte sich und verabschiedete sich dann. „Scheiße... scheiße scheiße“ sagte er laut und schlug leicht aufs Lenkrad seines Autos. „Jetzt hat uns der Mist doch erwischt“ sagte er. Seine Sorge um Julia blieb bestehen und er hoffte, dass sie sich im Krankenhaus schnell erholte und bald wieder nach Hause konnte. Er rief direkt Chris an „Andreas, wie geht’s Julia?“ fragte er direkt. „Den Umständen entsprechend. Sie ist positiv auf Corona getestet. Das hat nun Konsequenzen für uns alle. Zwei Wochen Quarantäne. Julia wird nach Herford verlegt, in Bünde behandeln sie keine positiven Patienten“ berichtete Andreas. „Scheiße Chris... warum ausgerechnet jetzt?“ brachte Andreas noch hervor und weinte, bevor Chris auf seinen Bericht reagieren konnte. „Shit, so ein blöder Zeitpunkt. Ich hoffe, dass Julia schnell wieder fit wird und nach Hause kann. Wir werden dann ja vermutlich morgen oder so nen Anruf vom Gesundheitsamt bekommen. Möchtest du zu uns kommen? Wir sitzen ja eh alle zuhause, dann können wir die Zeit auch gemeinsam verbringen“ schlug Chris vor und hoffte, dass sein Bruder dem zustimmte. Er konnte ihn und Nora in der Situation nicht alleine lassen und nun hatten sie sich vermutlich eh alle bereits angesteckt und mussten da nun einfach gemeinsam durch. „Aber nachher bin ich auch schon krank und stecke euch an“ sagte er und schniefte. „Wir saßen alle zusammen bei Mama. Wenn, dann ist es eh zu spät und Nora haben wir auch bei uns, sie war auch die ganze Zeit mit euch zusammen. Also mach dir deswegen keine Gedanken. Fahr nach Hause, pack Sachen für euch ein und dann komm zu uns“ sprach Chris ruhig. „Danke Chris. Einfach nur danke. Bis später“ sagte er und war seinem jüngeren Bruder einfach nur unendlich dankbar. Er war einfach dankbar über sein Angebot.
Auf dem Weg nach Enger dachte er die ganze Zeit an Julia. Sie hatte keine Sachen mit, nicht mal ihr Handy hatte sie. Er musste nachher unbedingt in Herford anrufen.

Anderthalb Stunden nach seinem Gespräch mit Chris, stand er vor Chris und Emilias Haus. Er hatte eine große Tasche für Nora und sich und eine Tasche für Julia gepackt, die ließ er aber erstmal im Auto.
Als Chris ihm die Tür öffnete, fiel Andreas ihm in die Arme. „Andreas“ sagte Chris und drückte seinen Bruder fest an sich. Andreas weinte. Chris gab ihm einfach Halt in diesem Moment. Nach einigen Minuten hatte Andreas sich wieder gefangen und atmete einmal tief durch. „Nun komm erstmal rein, wir reden gleich in Ruhe“ sagte Chris. „Danke Brüderchen. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich bzw. ohne euch machen würde“ sagte er. Er ließ die Tasche stehen und ging ins Wohnzimmer. Matteo hangelte sich grade am Sofa entlang und Isabell klopfte zwei Bauklötze aneinander. „Hey ihr“ sagte Andreas und winkte seiner Nichte und seinem Neffen zu. Emilia war grade mit Nora in der Küche, denn es war Zeit für eine Flasche. „Hey Andreas. Schau mal Nora, der Papa ist wieder da“ sagte Emilia. „Emilia, hallo. Danke, dass ihr euch so um Nora gekümmert habt“ sagte er. „Immer gerne Andreas. Magst du sie nehmen? Ich mache das Fläschchen grade fertig und dann kannst du sie füttern“ sprach Emilia. Andreas nahm vorsichtig seine Tochter und begrüßte sie liebevoll. Er war froh, dass er wieder bei ihr war, wenn ihre Mama schon nicht bei ihr sein konnte.

Nach der Flasche und einer frischen Windel, schlief Nora wieder. Andreas wollte unbedingt noch bei Sabrina anrufen. Sie sprachen kurz und Andreas bestätigte Sabrina die Vermutung, dass es sich um Corona handelte. „Mist, dann haben die Kinder es auch. Dann wird’s uns nun wohl alle erwischen. Ich hoffe ich komme da in der Schwangerschaft nun gut durch. Mir geht’s noch gut, Björn hängt mittlerweile auch in den Seilen“ sprach Sabrina. „Uns geht’s auch noch gut, ich bin nun erstmal mit Nora bei Chris. Julia wurde nach Herford verlegt“ erzählte er. Andreas sprach noch kurz mit seinen Kindern und wollte dann in Herford anrufen. „Guten Tag, meine Freundin Julia Borgmann wurde aus Bünde zu Ihnen verlegt. Ich wollte fragen, wie es ihr geht?“ sprach Andreas als jemand ran ging. „Da Sie nicht verheiratet sind, darf ich Ihnen telefonisch keine Auskunft geben. Ich kann Ihnen lediglich bestätigen, dass die Patientin hier liegt. Sie dürfen morgen in der Zeit von 10 bis 18 Uhr eine Tasche am Empfang abgeben, Besuche sind nicht gestattet“ sprach die Mitarbeiterin. „Aber ich bin ihr Partner, wir haben eine zwei Wochen alte Tochter. Sie müssen mir doch irgendetwas sagen können“ kam es verzweifelt von Andreas. „Es tut mir leid, ich darf keine Auskunft geben“ sagte die Dame. Andreas legte einfach auf. „Wollen die mich verarschen? Wie soll ich rausfinden wie es ihr geht? Nur weil wir keinen Trauschein haben?“ sprach Andreas und zum wiederholten Male an diesem Tag, flossen Tränen. Chris brachte grade Matteo und Isabell ins Bett, denn es war mittlerweile schon nach 19 Uhr. Emilia nahm Andreas in den Arm. „Danke Emilia“ flüsterte er leise und zusammen blieben sie noch eine Weile so stehen. „Da von uns ja keiner raus darf würde ich sagen, du mobilisiert jemanden aus eurer Crew, der hier Julias Tasche abholt und nach Herford bringt. Und dann rufen wir morgen nochmal dort an, okay? Hast du Julia ihr Handy eingepackt?“ sprach Emilia ruhig. Es brachte nun nichts sich aufzuregen, denn es änderte nichts an der Gesamtsituation. „Ich frage Mario oder Karl, vielleicht übernimmt einer von beiden das. Handy samt Ladegerät habe ich eingepackt“ kam es von Andreas.

28. Dezember

Karl war so lieb und übernahm die Fahrt nach Herford um Julias Tasche dort abzugeben. Auf dem Rückweg machte er noch einen Einkauf und stellte diesen von Chris und Emilias Haus. Auf die Crew war einfach Verlass. Andreas hatte erneut im Klinikum in Herford angerufen und diesmal einen anderen Mitarbeiter am Telefon gehabt. Dieser hatte ihm zumindest die Nummer der Station gegeben auf der Julia lag, nur leider ging dort niemand ans Telefon. Andreas war nervös und voller Sorge. Die Nacht war sehr unruhig gewesen und letztendlich hatte Nora die Nacht auf seiner Brust verbracht. Andreas war mit Halsschmerzen aufgewacht und er wusste, was das wohl bedeutete.
Sie saßen grade beim Mittagessen als Andreas Handy klingelte. Er blickte überrascht auf den Bildschirm seines Smartphones.

Auf anderen Wegen - Ehrlich Brothers Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt