121. Kapitel

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Kapitel 121
24. Dezember

„Ich muss nochmal kurz in die Firma“ sagte Andreas und verschwand. „An Heiligabend?“ rief Julia, doch das konnte Andreas schon nicht mehr hören, denn er war bereits aus der Wohnungstür. Julia schüttelte nur mit dem Kopf, als sie merkte, dass Andreas bereits weg war. „Da werden wir uns wohl dran gewöhnen müssen, Nora. Der Papa ist immer viel unterwegs“ sprach sie mit dem kleinen Mädchen. Sie zog den Säugling an, legte Henry die Leine an und wollte eine Runde drehen. Es war zwar echt kalt draußen, aber trotzdem schön. Und mit Henry musste sie so oder so raus.

Andreas wollte nicht zur Werkstatt, sondern musste nochmal nach Bünde in die Stadt. Er hatte so grade noch einen Parkplatz bekommen, er war scheinbar nicht der einzige der unbedingt an Heiligabend noch in die Stadt musste und auf den letzten Drücker ein Geschenk besorgen. Das Besorgen der Geschenke für die Familie hatte er erfolgreich weitergegeben, aber er brauchte noch etwas für Julia und Nora. Für Julia hatte er bereits etwas geplant, das musste er nur noch abholen. Die Mutter eines Kindes aus Louisas Klasse hatte ein Fotostudio in der Innenstadt. Er hatte gestern bereits mit ihr telefoniert und wollte heute einen Gutschein für ein Familien-Fotoshooting abholen. Er hoffte, dass Julia sich darüber freute. „Hallo Andreas, wir haben uns ja lange nicht gesehen“ sagte Anna als Andreas den Laden betrat. „Hi, ja da hast du recht. Kaum Schule und sämtliche Feste sind ja abgesagt worden, da läuft man sich ja kaum noch über den Weg“ antwortete er. Er war sich nicht sicher, ob sie überhaupt wusste, dass Sabrina und er getrennt waren. Louisa war mit dem Sohn nicht eng befreundet, aber die Familien kannten sich, denn Louisa war mit Annas Sohn schon zusammen in den Kindergarten gegangen. „Ich habe Sabrina neulich an der Schule gesehen. Ist denn euer Baby schon da?“ fragte sie, während sie den Gutschein einpackte. „Sabrinas Kind ist noch nicht auf der Welt, Termin ist erst im Februar. Aber das Baby von meiner Freundin und mir ist seit knapp zwei Wochen auf der Welt“ sagte er wahrheitsgemäß. Er machte keine Sache daraus, dass sie getrennt waren und beide mit den Partnern ein weiteres Kind erwarteten bzw. es bereits auf der Welt war. „Oh, ich wusste gar nicht, dass ihr getrennt seid. Entschuldige bitte“ sagte sie etwas peinlich berührt. „Herzlichen Glückwunsch zum Nachwuchs dir und deiner Freundin“ fügte sie noch hinzu. „Louisa hat das mit Sicherheit in der Klasse auch nicht überall rumerzählt. Ist aber auf jeden Fall kein Geheimnis und mittlerweile sind wir alle fein mit der Situation und allen geht’s gut damit. Vielen Dank für deine Glückwünsche. Du wirst die beiden bei dem Shooting dann ja kennenlernen. Bezüglich eines Termins rufe ich dich dann nochmal an, okay?“ antwortete Andreas. „Freut mich, wenn es euch allen gut geht. Ich freue mich auf das Shooting und warte auf deinen Anruf. Ich wünsche euch allen dann ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Bleibt gesund!“ sprach Anna. „Danke, dass wünsche ich dir und deiner Familie auch. Bis nächstes Jahr“ sprach Andreas, nachdem er den Gutschein bezahlt hatte. Er ging noch in zwei weitere Läden und hatte ein Spielzeug und zwei niedliche Outfits für Nora gekauft. Er war froh als er wieder im Auto war, denn in der Stadt war sehr viel los und trotz Abstandsregelungen drängten sich die Leute in die Läden.

Als Andreas über zwei Stunden später wieder in die Wohnung kam, konnte er schon vor der Tür das laute Weinen von Nora hören. Er schloss schnell auf und traf seine Freundin im Flur mit dem weinenden Baby auf dem Arm. „Hey, was ist los?“ fragte er. „Ich weiß es nicht... sie brüllt nur... nichts hilft... ich glaube sie hat Bauchschmerzen oder so“ sagte Julia verzweifelt. Sie musste den Spaziergang abbrechen, denn Nora fing plötzlich an zu weinen und ließ sich nicht beruhigen. Auch nach dem Trinken war sie nicht zufrieden und selbst das Rumtragen brachte keinen Erfolg. Und zu allem Übel, hatte sie vorhin ihre halbe Mahlzeit bei Julia auf das Oberteil und an Julias Haare gespuckt. Fürs Umziehen und Duschen war natürlich keine Zeit gewesen, denn sie wollte ihre Tochter auf gar keinen Fall alleine weinen lassen. Andreas zog schnell seine Jacke aus und ließ seine Einkaufstasche im Flur stehen, er hatte schon ein schlechtes Gewissen, dass er so lange weg war. „Kannst du sie kurz übernehmen. Ich muss mir was frisches anziehen und bestenfalls kurz unter die Dusche“ kam es von Julia und Andreas merkte, wie fertig sie war. Er nahm das weinende Baby und ging ins Wohnzimmer.  Julia holte sich ein neues Oberteil aus dem Schrank und ging unter die Dusche. Jetzt konnte sie mal für ein paar Minuten durchatmen und sich ein wenig entspannen. Sie wollte eigentlich nur ganz schnell duschen, aber sie genoss grade das warme Wasser auf ihrer Haut. Als sie aus der Dusche stieg war es ruhig in der Wohnung. Sie zog sich an und ging ins Wohnzimmer. Andreas lag mit einer schlafenden Nora auf der Brust auf dem Sofa. Henry lag an Andreas Füßen. „Du hast sie zum Schlafen bekommen“ stellte Julia flüsternd fest. „Ein bisschen Bauchmassage und dann ist die eingeschlafen... Bei dir alles okay?“ sagte er leise. „Ja, ich bin wieder frisch. Danke, dass du sie genommen hast“ sprach Julia. „Das ist doch selbstverständlich. Ich bin schließlich ihr Papa und ich helfe wo ich kann“ sagte er. „Und ich würde dich grade unheimlich gerne küssen... aber ein schlafendes Baby hindert mich daran“ sprach er leise und grinste. Julia lächelte ihn liebevoll an und beugte sich zu ihm runter, um ihn zu küssen. „Ich liebe dich“ flüsterte sie. „Ich dich auch. Sehr.“ antwortete er. In seinem Blick lag so viel Liebe. Egal wie fertig und erschöpft Julia grade war, sie war trotzdem glücklich. Julias Magen knurrte. „Meinst du, ich könnte grade noch etwas essen?“ fragte sie vorsichtig. „Natürlich, lass es dir schmecken. Die kleine Maus schläft hoffentlich noch ein bisschen. Und ich bleibe einfach so lange liegen, ich werde bestimmt nicht versuchen sie abzulegen“ sagte er.

Auch wenn heute Heiligabend war, machten die frischgebackenen Eltern nichts besonderes. Andreas hatte einfach zwei Pizzen in den Ofen gelegt, während Julia Nora fütterte und bettfertig machte.
„So, ich hoffe sie schläft nun ein bisschen“ sagte Julia als sie wieder ins Wohnzimmer kam. „Pizza ist auch fertig“ sagte Andreas der diese grade vom Backblech auf zwei Teller legte. „Auch mal ein nettes Weihnachtsessen“ sagte Julia lachend. „Hat auf jeden Fall was“ antwortete Andreas. Sie machten es sich auf dem Sofa gemütlich, aßen ihren Pizzen und im Fernseher lief ein Weihnachtsfilm. „Ich hab noch was für dich“ sagte Andreas, denn da fiel ihm die Tüte im Flur wieder ein. Er holte diese schnell und zog den Gutschein heraus. „Frohe Weihnachten Juli“ sagte er und Julia öffnete die Geschenkverpackung. „Ein Gutschein für ein Familienshooting. Danke. Ich freue mich sehr darüber “ sagte sie und bedankte sich mit einem Kuss. „Ich wünsche dir auch frohe Weihnachten... ich habe nun leider nichts für dich“ sagte sie traurig. „Ich habe dir doch schon gesagt, dass Nora und du mein größtes Geschenk seid“ sagte er liebevoll und die beiden küssten sich erneut und diesmal fordernder. „Andreas... ich glaube weiter können wir noch nicht gehen“ sprach Julia als sie den Kuss unterbrach. „Alles in Ordnung, ich habe es auch nicht erwartet. Wir haben doch keinen Stress damit. Du entscheidest wann du soweit bist“ sagte er liebevoll und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Auf anderen Wegen - Ehrlich Brothers Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt