99. Kapitel

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Kapitel 99

„Hattet ihr Stress? Läuft grade nicht so mit den weiblichen Wesen in deinem Umfeld, hm?“ fragte Chris und neckte seinen Bruder. „Halt dein Maul, auf solche Späße hab ich keinen Bock“ sagte er grummelig. „Deswegen brauchst du mich nicht beleidigen. Ich hab damit nichts zu tun“ sagte dieser unschuldig. Andreas wusste grade nicht wohin mit seinen Gefühlen. Es ließ ihm einfach keine Ruhe, dass er als Vater in Frage kam. Er musste es einfach wissen. Er konnte nicht den Rest seines Lebens in Unwissenheit leben, ob er Vater von vier oder fünf Kindern war. Er wusste zwar, dass er, wenn er der Vater sein sollte, Stillschweigen bewahren musste, aber er brauchte einfach Gewissheit. Das Thema war also noch nicht durch, aber der Vaterschaftstest war sowieso erst nach der Geburt möglich. „Brauchst du jemanden zum Reden?“ durchbrach Chris dann die Stille, als er seinen Bruder beobachtete, der völlig abwesend und in Gedanken versunken an seinem Schreibtisch saß. „Nein... oder vielleicht doch... keine Ahnung“ sagte er. Er rang mit sich, ob er Chris davon erzählen sollte oder nicht. Aber wenn er mit jemandem redete, dann war es definitiv Chris. „Heute Abend ein Bierchen bei uns?“ fragte Chris, denn er merkte, dass seinem älteren Bruder etwas auf dem Herzen lag. Dieser stimmte zu. So lange hatte er also noch Zeit zu überlegen, ob er Chris die Wahrheit sagte oder sich irgendwas ausdachte.

Andreas ging nach dem Arbeitstag noch eine Runde mit Henry spazieren und fuhr dann den kurzen Weg zu Chris und Emilia. Emilia hatte noch Besuch von Maike und Leon. Andreas hatte die beiden eine ganze Weile nicht gesehen. Maike hatte einen neuen Partner und der Kontakt zwischen ihnen war etwas eingeschlafen. Andreas begrüßte Emilia, die Zwillinge und auch Maike und Leon. „Wie geht’s dir Maike?“ fragte er freundlich. „Sehr gut, danke der Nachfrage. Und wie geht es dir?“ fragte sie daraufhin. Sie unterhielten sich kurz und dann machte Maike sich auch schon auf den Heimweg, denn Leon musste Abendessen und dann ins Bett. „Ich versorge unsere Mäuse hier mal mit Abendessen und bringe sie dann ins Bett. Dann seid ihr ungestört“ sagte Emilia. „Danke mein Schatz, morgen bring ich die beiden wieder ins Bett“ sagte Chris liebevoll. Er gab den Zwillingen einen gute Nacht Kuss und auch Emilia küsste er zärtlich. „So, bitteschön, ein kühles Bier“ sagte Chris und drückte seinem Bruder eine Flasche in die Hand. Sie nahmen auf dem Sofa Platz und nahmen erst mal jeder einen großen Schluck. „Möchtest du über irgendetwas reden?“ fragte Chris dann vorsichtig. „Ich weiß nicht... es ist... kompliziert“ druckste Andreas herum. „Wenn du nicht reden möchtest, ist es auch in Ordnung. Aber du weißt ja, ich habe jederzeit ein offenes Ohr für dich“ sagte Chris behutsam. „Ich habe mich heute mit Sabrina gestritten... es... scheiße...“ sagte Andreas und musste nun seinen ganzen Mut zusammen nehmen. „Wir haben miteinander geschlafen...“ sagte er schließlich. Chris verschluckte sich an dem Bier was er sich grade in den Mund gegossen hatte. „Ihr habt was?“ sagte er lauter als er eigentlich wollte. „Wir haben ein einziges Mal nach unserer Trennung miteinander Sex gehabt... nach Marius Unfall... an dem Abend, an dem ich mich von Julia getrennt hatte“ packte er nun die Details aus. Chris war grade fassungslos, denn damit hatte er absolut nicht gerechnet. Wirklich niemals. „Ähm... okay. Also theoretisch warst du Single als das passiert ist? Aber Sabrina nicht“ versuchte Chris alles zu ordnen. „Ja... ganz genau. Aber trotzdem fühle ich mich als hätte ich Julia betrogen...“ gab Andreas zu. „Ich bin grade irgendwie etwas sprachlos muss ich zugeben. Ich kann verstehen, dass du dich trotzdem so fühlst. Und warum habt ihr euch deswegen heute gestritten? Hat Björn etwas rausbekommen?“ fragte Chris. „Nein, er weiß davon nichts und wird auch nie etwas erfahren. Genau wie Julia. DU bist der einzige, der über die Sache bescheid weiß. Versprich mir, dass du es niemandem sagst“ sprach Andreas mit Nachdruck. „Natürlich verspreche ich dir das. Das Geheimnis ist bei mir gut gehütet... Aber warum habt ihr euch denn jetzt gestritten? Es schien dich sehr zu belasten heute“ versuchte Chris etwas aus Andreas herauszubekommen. Den Schock über diese Information musste er aber auch erstmal etwas verdauen. „Weißt du, was das größte Problem an der ganzen Sache ist?“ fragte Andreas und Chris schaute ihn nur ahnungslos an. „Dass wir ungeschützten Verkehr hatten...“ sagte er langsam. Chris fiel es wie Schuppen von den Augen. „Du willst mir damit nicht etwa sagen, dass du vielleicht der Vater ihres ungeborenen Kindes bist?“ brachte Chris heraus. Seine Fassungslosigkeit war nicht mehr zu überbieten. „Doch... sie ist irgendwann um den Zeitpunkt schwanger geworden... Sie und Björn haben aktiv daran gearbeitet, um Sabrina zu zitieren, schwanger zu werden... Wir hatten aber beide was getrunken und dann ist es einfach so passiert... Es war einmalig und hatte für keinen von uns eine Bedeutung... und plötzlich sagt sie mir, dass das Kind vielleicht von mir ist, aber die Chance vermutlich eher gering, denn mit Björn hatte sie um den Zeitpunkt öfters Sex... aber die Chance besteht eben, dass auch ich der Vater sein könnte...“ erklärte Andreas seinem Bruder. Chris trank sein Bier in einem Zug leer. Er war sprachlos. Er ging zum Kühlschrank und machte seinem Bruder und sich ein zweites Bier auf. Dann fand er seine Sprache wieder. „Andreas... mir fehlen etwas die Worte... erst sagst du mir, dass du mit deiner Ex geschlafen hast und dann kommt zu allem Überfluss auch noch dazu, dass ihr ohne Verhütung miteinander geschlafen habt und Sabrina nun vielleicht schwanger von dir ist... Das ist gelinde ausgedrückt wirklich richtig scheiße“ sagte er. „Ja, es ist richtig beschissen“ sagte Andreas trocken. „Und jetzt? Macht ihr einen Test?“ fragte Chris. „Ich möchte gerne wissen, ob ich der Vater bin oder nicht. Sabrina möchte keinen Test. Wir müssten es sowieso heimlich machen. Ich möchte nur wissen, ob ich der Vater bin oder nicht. Nur Sabrina und ich werden das wissen. Okay, vielleicht sage ich es dir auch. Aber sonst wird niemand davon erfahren. Es ist Björn und ihr Kind. Ich werde keine Ansprüche oder dergleichen stellen. Aber ich möchte es einfach wissen. Diese Unwissenheit macht mich jetzt schon wahnsinnig“ sprach Andreas. „Puh, meine Güte. Ich weiß tatsächlich nicht, was ich machen würde... aber was macht ihr, wenn es rauskommt? Wollt ihr nicht lieber von Anfang an mit offenen Karten spielen?“ fragte Chris. Er konnte zwar verstehen, dass Björn und Julia davon nichts erfahren sollten, aber dennoch war ein riesengroßer Streit vorprogrammiert, wenn das nachträglich irgendwann rauskam. „Bist du wahnsinnig. Dann bricht doch alles auseinander. Ich liebe Julia. Sabrina und ich sind Geschichte. Ich möchte meine Zukunft mit Julia nicht aufs Spiel setzen und Sabrina möchte mit Björn zusammen sein, sie wollen doch im Dezember noch heiraten“ sprach Andreas. „Ich meine ja auch nicht, dass ihr dann wieder zusammen kommen solltet... aber puh... das ist ne richtig verzwickte Sache... und ich sage dir ganz ehrlich, ich möchte nicht in deiner Haut stecken. Aber ich verspreche dir natürlich, in egal welcher Situation, dir zur Seite zu stehen. Ich hoffe dennoch, dass du nicht der Vater bist, damit sich das Problem erledigt“ sprach Chris ehrlich zu seinem Bruder. „Danke Chris. Es ist nicht selbstverständlich, dass du zu mir stehst, nachdem ich so einen Bock geschossen habe... Ich musste es dir unbedingt erzählen... mich belastetet es sehr, und wenn man niemandem hat mit dem man drüber reden kann, ist das echt kacke“ gab Andreas zu. „Wir halten immer zusammen“  sagte Chris und nahm seinen Bruder in den Arm. „Danke“ sagte dieser. „Und morgen siehst du aber erstmal zu, dass du das mit Julia geklärt bekommst“ sagte Chris zu ihm. „Ja natürlich. Ich war echt ein riesen Trottel...“ sagte er. Irgendwann kam Emilia runter, denn Matteo und Isabell schliefen nun. „Na, alles klar bei euch?“ fragte sie. „Ja, aller wunderbar“ sagte Andreas. „Ich lasse euch beiden dann auch mal alleine“ fügte er hinzu. „Wegen mir brauchst du noch nicht gehen. Wo hast du denn Julia heute Abend gelassen?“ hakte sie nach. „Wir hatten leider etwas Stress. Nicht nur mein kleiner Bruder kann ein Trottel sein, sondern ich leider auch. Sogar ein ziemlich großer“ gab er kleinlaut zu. „Und ich dachte immer, Chris ist an Trotteligkeit nicht zu überbieten“ sagte sie grinsend. „Du bist echt frech mein Schatz“ sagte Chris zu Emilia, die zu ihm kam und ihm einen Kuss gab.

Wünsche Euch einen schönen Nikolaus 🎅

Auf anderen Wegen - Ehrlich Brothers Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt