110. Kapitel

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Kapitel 110

14. November
Es war Samstag und Andreas war zu Sabrina und den Kindern gefahren. Björn und Ben waren heute alleine unterwegs, denn die beiden sollten bei dem anstehenden Gespräch nicht dabei sein. Es ging um die Scheidung von Sabrina und Andreas. Diese stand nun schon recht nah vor der Tür und die Kinder mussten nun dringend davon erfahren. Sowohl Andreas als auch Sabrina hatten das Thema irgendwie verdrängt, aber nun wurde es Zeit, dass die drei es erfuhren.

Marvin machte die Haustür auf, als Andreas klingelte. „Hey Papa"sagte er fröhlich. „Hey Marvin" sagte dieser zurück. Er war aufgeregt, aber er wartete, dass die Kinder es ganz gut aufnahmen. Nur die Tatsache, dass es sich um Louisas Geburtstag handelte, war vermutlich das Schlimme daran. Sie hatten mittlerweile alle akzeptiert, dass sowohl Andreas, als auch Sabrina eine neue Partnerin bzw. neuen Partner hatten und da war die Scheidung eigentlich nur noch eine Formsache. Dennoch, wollten sie das nicht klammheimlich machen, sondern die Kinder darüber in Kenntnis setzen. Andreas begrüßte die anderen Familienmitglieder und beobachtete Sabrina kurz, wie sie in der Küche stand und den Kuchen anschnitt. Ob sie tatsächlich ein Kind von ihm in ihrem Bauch trug? Diese Gedanken ließen ihn einfach nicht los und er konnte es kaum abwarten, nach der Geburt endlich Gewissheit zu haben.

„Papa ist heute nicht einfach so zum Kuchen essen hier..." begann Sabrina. „Was wollt ihr uns denn nun schon wieder mitteilen?" fragte Marius und zog eine Augenbraue hoch. „Es gibt einen Scheidungstermin von Mama und mir..." begann Andreas. Die Jungs schauten ein wenig überrascht und Louisa konnte damit nicht zu hundert Prozent etwas anfangen. „Am 3. Dezember müssen wir morgens zu Gericht, ab da sind wir dann offiziell geschieden" sprach Sabrina weiter. „Aber am 3. Dezember habe ich doch Geburtstag" sagte Louisa. „Ja, das wissen wir. Leider gibt das Gericht die Termine vor und wir konnten nichts daran ändern. Wir hätten auch gerne einen anderen Termin gehabt. Aber die Scheidung ist nur noch der bürokratische Kram. Es ändert sich nichts an unserem Verhältnis zueinander. Wir können also am Nachmittag ganz entspannt deinen Geburtstag feiern" kam es von Andreas. Auch, wenn er sich nicht ganz sicher war, ob sie wirklich so ganz entspannt sein würden. Louisa nickte. Grade Marius wurde klar, dass es nun eine endgültige Sache war. Aber mittlerweile hatte er sich damit abgefunden. „Und dann heiratet ihr direkt Björn und Julia?" fragte Marvin. Von der Frage waren sie nun überrascht. Andreas antwortete zuerst. „Julia und ich werden erstmal nicht heiraten. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber momentan ist da nichts geplant" sagte er wahrheitsgemäß. Sabrina musste kurz schlucken, denn Björn und ihr Hochzeitstermin stand ja bereits fest. „Björn und ich möchten gerne vor der Geburt eures Bruders heiraten... am 18. Dezember. Nur mit Euch, Oma und Opa, Kirsten und Arne und den Eltern von Björn" sagte sie schließlich. Sie konnte und wollte ihre Kinder nun nicht anlügen. Natürlich wäre es in Björns Anwesenheit schöner gewesen, aber so war es nun auch in Ordnung. Marius ging das ein bisschen zu schnell, aber er versuchte seine Emotionen in Schach zu halten und nicht lautstark auszurasten. Auch, wenn er grade irgendwie wütend und enttäuscht war, dass es seiner Mutter nicht schnell genug gehen konnte.


18. November
Heute hatte Julia ihren letzten Arbeitstag in der Firma. Charlotte hatte einen großen Geschenkkorb von allen Kollegen zusammen besorgt und übergab ihn heute. Julia war gerührt und freute sich, denn damit hatte sie nicht gerechnet. „Aber ich bin ja irgendwie auch immer nochmal da" sagte sie, als Karl sich von ihr verabschiedete. „Na das hoffe ich doch. Ich möchte euren Nachwuchs zwischendurch gerne mal sehen" sagte Charlotte dann. Julia war froh, dass sie eine so tolle Kollegin hatte und generell war sie über alle Kollegen hier froh, denn ihr war nie ein blöder Spruch gesagt worden, weil sie mit Andreas zusammen war. Davor hatte sie nämlich wirklich Angst gehabt, als Andreas und sie ihre Partnerschaft und die Schwangerschaft in der Firma bekannt gegeben hatten. Sie wurde behandelt wieder jeder andere hier auch und darüber war sie sehr dankbar. Im Laufe des Tages kamen noch etliche Mitarbeiter bei ihr vorbei um ihr alles Gute zu wünschen. Andreas und Chris hatten heute noch einen Auswärtstermin und kamen erst spät zurück.

Nach der Arbeit fuhr Julia zu Emilia. Emilia hatte sie noch zum Kaffeetrinken eingeladen und zum Babysachen aussuchen. Julia und Andreas waren zwar schon einmal in Herford shoppen gewesen, aber dort hatten sie nur ein paar Teile gekauft. Das meiste wollte Julia von Emilia nehmen, denn die Kleinen wuchsen einfach viel zu schnell aus der Kleidung heraus. Emilia begrüßte Julia herzlich und freute sich, den heutigen Nachmittag mit ihr zu verbringen. „Komm rein, Matteo schläft noch und Isabell spielt im Wohnzimmer" sagte Emilia. „Ich glaube dein Sohn ist wach" sagte Julia dann grinsend, denn kaum ging sie durch den Flur, konnte sie ihn oben weinen hören. „Stimmt, ich hole ihn mal runter" sagte Emilia und Julia ging weiter durch. Sie begrüßte das kleine Mädchen, das grade auf allen Vieren das Wohnzimmer erkundete. Isabell lachte und zog sich am Sofa hoch. Sie nahm ein Buch in die Hand und streckte es zu Julia. „Oh, du möchtest was lesen" sagte Julia und nahm das Buch in die Hand. Sie wollte Isabell grade aufs Sofa heben, aber das brauchte sie nicht, denn das Mädchen konnte sich schon alleine hochziehen. Emilia kam mit Matteo runter. „Die beiden kommen mittlerweile fast überall hoch... es ist nichts mehr sicher" sagte sie lachend. Emilia setzte Matteo mit aufs Sofa und so konnte Julia den beiden „Die Raupe Nimmersatt" vorlesen, während Emilia Kaffee machte und ein paar kleine Snacks hinstellte. Als die beiden entdeckt hatten, dass Emilia etwas zu essen auf den Tisch gestellt hatte, waren beide nicht mehr zu bremsen und sie krabbelten in Richtung ihrer Hochstühle. „Bei Essen sind die beiden immer ganz vorne mit dabei" sagte Emilia lachend. Julia stand auf und hielt sich den Rücken. „Alles gut?" fragte Emilia besorgt, denn auch sie wusste natürlich, über Julias Krankenhausaufenthalt bescheid. „Ja, der Bauch wird halt immer schwerer und größer, das geht mir langsam echt auf den Rücken. Die vorzeitigen Wehen haben andere Schmerzen verursacht, also alles im grünen Bereich" sagte sie. „Dann ist ja gut. Ich hatte zum Ende auch Probleme damit, ich hab mich wie ein Walross gefühlt" sagte Emilia lachend und Julia stimmt mit ein. „So ähnlich geht es mir auch" sagte sie noch. Als die Kinder mit Essen und trinken versorgt waren, holte Emilia eben die Kiste mit den Babysachen ins Wohnzimmer. „Dann kannst du gleich in Ruhe schauen" sprach Emilia und setzte sich mit an den Tisch um ihren Kaffee zu trinken.

Etwas später saßen die beiden Frauen auf dem Boden und schauten die Babykleidung durch. „Oh man... ich kann mir kaum noch vorstellen, dass die beiden mal so klein waren. Und in 12 Tagen werden sie schon ein Jahr alt" kam es von Emilia. „Und ich kann mir immernoch nicht richtig vorstellen wie es sein wird, dieses kleine Wunder in meinem Bauch schon bald in meinen Armen halten zu können" sprach Julia. „Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl..." sagte Emilia daraufhin. Sie war einfach glücklich, dass sie nach der Fehlgeburt von Stella, nun diese beiden kleinen Wunder hatte. Auch wenn die beiden manchmal tierisch anstrengend waren, so wollten Emilia und Chris die beiden niemals mehr missen. Sie waren einfach das größte Geschenk was sie jemals bekommen hatten. Isabell und Matteo halfen grade fleißig mit die Kleidung aus der Kiste zu nehmen und verteilten diese auch großzügig im Wohnzimmer. Julia hatte eine Tasche mitgebracht und packte dort die Strampler, Bodys und Co. ein, die sie gerne mitnehmen wollte. Die Tasche war schnell gefüllt. „Du kannst gerne zwischendurch immer mal vorbei kommen und dir Nachschub holen. Ich freue mich, wenn die Sachen nochmal Verwendung finden und innerhalb der Familie ist es noch schöner" sagte Emilia freundlich. „Ich weiß ja nicht, wie eure Familienplanung aussieht, aber ich gebe die Kleidung natürlich gerne wieder zurück, wenn unser Mäuschen rausgewachsen ist" sagte Julia vorsichtig. Kinderwunsch war ein sehr sensibles Thema. Sie hatte es gehasst, wenn sie darauf angesprochen wurde und fragte somit auch sehr ungern andere. „Ich glaube nicht, dass wir die Sachen selber nochmal benötigen. Wir sind mit den beiden eigentlich gut ausgelastet. Aber man soll ja niemals nie sagen" kam es als Antwort zurück. Julia wusste, dass ihre Tochter definitiv ein Einzelkind bleiben würde. Aber das machte ihr nichts aus, denn ihre Tochter war ein kleines Wunder. Und auch, wenn sie sich sehr spontan und unverhofft eingenistet hatte, war sie ein absolutes Wunschkind.

Irgendwie hatte der alltägliche Wahnsinn mich sehr im Griff 🙈 Deswegen gibt es erst heute ein neues Kapitel.
Wünsche Euch noch ein schönes Wochenende ♥️

Auf anderen Wegen - Ehrlich Brothers Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt