Die ganze Zeit über dachte ich, dass er sich tatsächlich nicht mehr melden würde. Doch dann kam endlich eine Nachricht auf mein Handy. Unbekannte Nummer.
"Hey Bratina bin in 20 Minuten da. Mach dich schon mal hübsch für mich" schrieb er mit einem Emoji am Ende, der die Zunge raussreckte. Automatisch musste ich lächeln, als ich die Nachricht las. Draußen war es heute irgendwie sehr kühl, also zog ich einen Pullover mit einem Top drunter an. Falls es im Studio doch zu warm werden sollte, konnte ich den Pulli immernoch ausziehen. Seine Klamotten stopfte ich in meine Tasche, schnappte mir mein Handy und begab mich langsam auf den Weg nach unten. Da ich noch genung Zeit hatte, telefonierte ich nochmal kurz mit Lea und versicherte ihr, mich zu melden wenn was ist oder ich nach Hause gehe. Nach dem letzten Vorfall machte sie sich noch mehr Sorgen. Und Vorwürfe. Sie machte sich schlimme Vorwürfe, weil sie mich alleine gelasse hatte. Obwohl ich ihr tausendmal gesagt hatte, dass es nicht ihre Schuld war. Sie konnte nichts dafür.
Unten angekommen atmete ich die frische Abendluft ein und lief ein Stück nach vorne zur Straße. Vorsichtig schaute ich von weitem um die Ecke, um sicher zu gehen, dass dieser Typ nicht wieder da war. Aber da war keiner, also alles gut.
Ich zuckte fürchterlich zusammen, als es plötzlich mehrmals hinter mir hupte. Geschockt drehte ich mich um und sah Capi in seinem weißen Mercedes sitzen, wie er beim Lachen fast erstickte. Ich ging auf sein Auto zu und wollte einsteigen, doch er fuhr los. 5 Meter weiter vorne blieb er stehen und hupte wieder. Der wollte mich doch echt verarschen. Ich lief also wieder zu seinem Auto und hatte schon die Hand am Griff, als er wieder los fuhr. Okay. Jetzt reichte es. Nun blieb ich einfach stehen und verschränkte stur die Arme vor der Brust. Nach ein paar Sekunden kam er im Rückwärtsgang zurück und hupte noch mal, wodurch ich wieder wie eine bekloppte zusammenzuckte, was ihn nur noch mehr zum lachen brachte. Als ich dachte dass er sich endlich gefangen hatte, wollte ich wieder die Tür öffnen aber sie war verriegelt. Er feierte wieder hinter dem Lenkrad. Ich konnte mein eigenes Grinsen nicht verbergen, also wartete ich wieder bis er sich eingekriegt hatte. Aber anstatt die Tür zu öffnen ließ er nur die Fensterscheibe runter. Er nahm seine Sonnenbrille ab und sah mich mit hungrigen Blicken an.
"Na Baby lust einzusteigen? 30 Minuten 50 Euro ein bisschen Spaß nur du und ich?" fragte er mit einem zwinkern.
"Ich würde ja einsteigen, aber geht schlecht wenn die Tür verriegelt ist." entgegnete ich freundlich lächelnd. In dem Moment machte es klick und er öffnete die Tür vom Fahrersitz aus.
"Ich schwöre dir wenn du jetzt aufs Gaspedal drückst während ich einsteige tu ich dir was." drohte ich ihm grinsend bevor ich auf den Beifahrersitz sprang. Als er mich ansah fing er wieder an wie ein geisteskranker zu lachen.
"Was ist ?" fragte ich verwirrt.
"Nichts, ich fand nur dein Gesicht lustig als ich los gefahren bin" feierte er wieder.
"Schön, dass du mein Gesicht lustig findest." sagte ich und schaute gespielt beleidigt aus dem Fenster.
"Och Mäuschen du weißt doch dass ich nur Spaß mache. Dein Gesicht ist wunderschön." schleimte er und nahm mein Kinn in seine Hand, sodass ich ihm in die Augen sehen musste. Diese wunderschönen braunen Augen, die mich schon zum zweiten mal in ihren Bann zogen. Sein Blick wurde ernst. Meiner auch. Wir kamen uns langsam näher. Millimeter für Millimeter. Ich spürte wie sich mein Herzschlag beschleunigte, wie das Kribbeln in meinem Bauch immer mehr wurde, während er abwechselnd in meine Augen und dann auf meine Lippen schaute. Sanft zog er mich am Kinn immer weiter in seine Richtung, bis nur noch wenige Zentimeter zwischen uns lagen. Wenn er mich jetzt küssen würde, wäre ich bereit. Ich würde es zulassen. Aber soweit kam es nicht, denn kurz bevor unsere Lippen sich berühren konnten ließ er von mir ab.
"Wir müssen los, Samra wartet bestimmt schon." sagte er mit einem siegessicheren Grinsen. Ich ließ mich zurück in den Sitz fallen, während ich mich innerlich darüber ärgerte, dass er es nicht getan hatte. Und das wusste er genau, denn er grinste die ganze Zeit blöd vor sich hin. Es war ein Test. Ich bin sicher er wollte nur rausfinden, ob ich es zulassen würde. Er spielte. Nach seinen Regeln. Ob ich das gut oder schlecht finden sollte, konnte ich allerdings nicht sagen. Er hatte sich die Sonnenbrille wieder aufgesetzt und bewegte leicht den Kopf zum Beat, der im Hintergrund lief. Verdammt, er war so heiß. Auch wenn es riskant war. Auch wenn es gefährlich war, ich konnte mich nicht von ihm fern halten. Ich wollte es nicht. Ich fühlte mich so stark zu ihm hingezogen, dass ich ihn am liebsten hier und jetzt einfach küssen würde. Aber das würde ich mich niemals trauen.
"Mach doch Foto von mir Bratucha dann kannst du mich auch anstarren wenn ich nicht neben dir sitze." Sagte er plötzlich. Erwischt.
"Ich hab dich nicht angestarrt. Ich hab nur aus dem Fenster geguckt." Log ich und spürte die Röte, die in mir aufstieg.
"Als ob" lachte er. Oh Gott dieses Lachen. Jedes mal löste es eine Gänsehaut in mir aus. Schnell drehte ich mich in die andere Richtung und schaute aus meiner Fensterseite, als er plötzlich bremste.
"Wir sind da." sagte er fröhlich und stieg aus dem Wagen. Ehe ich reagieren konnte stand er auch schon auf meiner Seite und öffnete die Tür. Er hielt mir seine Hand hin und signalisierte mir, sie zu nehmen. Wow, richtiger Gentleman. Also griff ich nach ihr und er zog mich langsam aus dem Auto.
Als ich wieder auf den Beinen stand, hielt er mich immernoch fest. Auch wenn es nur unsere Hände waren die sich berührten, fühlte ich mich komplett mit ihm verbunden. Mit der anderen Hand nahm er seine Sonnenbrille ab und beugte sich langsam zu mir vor. So nah, dass ich dachte dieses mal würde er es wirklich tun. Aber er kam nur weit genug ran um die Tür hinter mir zu schließen. Verdammt. Wieder lächelte er triumphierend und ließ meine Hand los.
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Mademoiselle
FanfictionJosy begegnet zwei Menschen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen - und das nicht gerade auf die gute Weise. Zum einen Capi, der sie wegen seiner kriminellen Geschäfte immer wieder alleine lässt, und zum anderen Samra, der sie wie Dreck beha...