Part 96 ~ Fans

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"Ist wirklich alles okay?", hakte Samra nach, als ich seine Hand hielt und mich stumm von ihm hinterher ziehen ließ. Ich war immernoch etwas geschockt und brauchte eine Weile, bis ich darauf klar kam.
"Ja.", antwortete ich kurz. Wir gingen zur Rolltreppe und fuhren in die zweite Etage, wo Gott sei Dank nicht mehr so ein Menschenauflauf war.
"Wollen wir zu Mecces?" Fragte er, nachdem er meine Hand wieder los gelassen hatte.
"Können wir machen."
"Aber nur, wenn du nicht mehr wie ein Zombie durch die Gegend läufst. Die Leute gucken schon komisch."
"Sorry.", sagte ich beleidigt. War klar, ich lag schon am Boden und er trat noch drauf.
"Zick nicht rum jetzt. Die denken noch ich zwing dich, mit zu kommen.", fauchte er genervt und baute sich vor mir auf.
"Pass bloß auf, dass du nicht zu viel Mitgefühl zeigst.", brachte ich verärgert hervor, drückte ihm die Einkaufstüten in die Hand und rempelte ihn im vorbeigehen an. Schneller als ich gucken konnte, hatte er mich wieder eingeholt und packte meine Hand. Er hinderte mich daran, weiterzugehen und zog mich an sich.
"Lass mich nie wieder in der Öffentlichkeit so stehen. Sonst helf ich dir das nächste mal nicht, wenn dich jemand vergewaltigen will.", drohte er.
"Weißt du, als wir auf dem Klo waren dachte ich echt dass da irgendwo doch was menschliches in dir ist. Aber mittlerweile frage ich mich, was da in mich geraten war, sowas absurdes zu denken.", sagte ich leise und versuchte mich loszureißen, aber er gab nicht nach.
"Geh weiter und halt die Klappe. Ich hab kein Bock, dass dann gleich wieder in der Dein Update App steht >Samra wird handgreiflich< oder so ein scheiß." knurrte er und schubste mich vor sich.
"Dann hör halt einfach auf, handgreiflich zu sein.", konterte ich und lief dann vor ihm weiter. Der und seine scheiß Stimmungsschwankungen. Ich fragte mich, wie seine Arme Mutter das all die Jahre mit ihm ausgehalten hatte. Wir gingen zu Mc Donalds und er tippte alles auf dem riesigen Touchscreen ein, was wir bestellen wollten. Er fragte mich nicht, sondern schubste mich zu dem Screen und ließ mich machen. Alles was ich bestellte war ein Eis, weil ich eigentlich keinen Hunger hatte.
"Was, mehr nicht?", fragte er verwundert.
"Ich hab keinen Hunger.", murmelte ich und trat einen Schritt weg.
"Vergiss es, du isst sowieso schon zu wenig.", nörgelte er und packte noch ein paar Cheesburger und Pommes auf die Bestellung drauf. Er machte die Bestellung fertig und riss dann den Zettel mit der Nummer ab. Dann ging er zur Kasse und wartete, bis er zahlen konnte.

Er überreichte das Bargeld und ließ sich von der Frau hinter dem Tresen ein Schild geben, damit sie uns das Essen bringen konnten

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Er überreichte das Bargeld und ließ sich von der Frau hinter dem Tresen ein Schild geben, damit sie uns das Essen bringen konnten. Komm.", sagte er und ich lief ihm bedröppelt hinterher. Wir setzten uns an einem Tisch gegenüber, und er spielte wieder an seinem Handy herum. Ich nutzte die Gelegenheit, um ebenfalls auf mein Handy zu gucken. Keine neuen Nachrichten. Ich hatte schon lange überlegt, ob ich Lea schreiben sollte. Seit der letzten Auseinandersetzung herrschte Funkstille. Aber sie war meine beste Freundin, und ich wollte nicht dass es ewig so weiter ging. Also nahm ich all meinen Mut zusammen, und schrieb sie an. Seufzend packte ich das Handy wieder weg, als die Mitarbeiterin des Restaurants uns unser Tablett brachte. Ich bedankte mich bei ihr, während Samra sie ignorierte. Anstand hatte er...nicht.
"Iss.", befahl er, als ich mein Eis gegessen hatte, und in der Gegend herumschaute.
"Ich hab doch gesagt, ich habe keinen Hunger.", wiederholte ich mich.
"Und ich habe gesagt, dass du essen sollst. Also entweder isst du jetzt, oder ich zwing dich wirklich noch dazu. Willst du das?" Ich schüttelte traurig den Kopf, und er schob mir die Pommes zu. Mit seiner Mimik forderte er mich erneut auf zu essen, und ich zwang mir die Pommes rein.
"Braves Mädchen.", sagte er zufrieden und biss in seinen Burger.
"Samraaa!" Riefen plötzlich Kinderstimmen, die auf uns zu kamen. Es waren zwei kleine Mädchen, die mit ihren Eltern hier waren und ihn erkannt hatten. Ich schätzte sie auf 8-10 Jahre. Krass, warum hören die in dem Alter schon solche Musik?
Die Eltern der kleinen machten mehrere Fotos von ihnen, und Samra machte eine Story. Da sah man den Samra, den man normalerwiese kannte. Eine der beiden Mädels setzte sich neben mich und grinste mich an, was mich auch zum lächeln brachte. Ihre Schwester, die immernoch neben Samra saß, klammerte sich an seine Schulter und flüsterte ihm etwas ins Ohr, das ich aber hören konnte.
"Deine Freundin ist hübsch.", flüsterte sie und er flüsterte daraufhin ihr etwas ins Ohr: "Ich weiß, aber das ist Capis Freundin."
Sofort fiel der Blick der beiden Mädels auf mich, und ihre Augen fingen an zu strahlen. Die kleine neben mir nahm meine Hand und zog mich ein Stück zu ihr herunter.
"Wie ist das so?", fragte sie leise und funkelte mich an.
"Was meinst du?"
"Mit Capi zusammen zu sein." Mit jeder Sekunde wurde das Funkeln in ihren Augen immer größer.
"Es ist einfach perfekt.", sagte ich glücklich und drückte ihre kleine Hand.
"Heiratet ihr irgendwann?", fragte die andere aufgeregt. Sofort spürte ich, wie Samras Blicke mich durchbohrten. Mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich kurz in seine Augen schaute, die so viel aussagten wie >Sag jetzt bloß nichts falsches<.
"Ich...ich weiß es nicht...", gab ich ehrlich zu. Die Situation war mir mehr als nur unangenehm.
"Bist du auch mit Samra zusammen?" fragte die kleine neben mir. Diese Frage ließ mich schlucken.
"Wie kommst du darauf?" fragte ich leise, in der Hoffnung, dass er es nicht hörte. Aber er saß uns genau gegenüber, also war das unmöglich.
"Weil ihr euch voll verliebt angeguckt habt. Und seine Augen glitzern ganz doll, wenn er zu dir guckt.", kicherte sie.
"Und, bist du?", fragte sie erneut. Ich war sprachlos. Erst als er mich unter dem Tisch gegen mein Schienbein trat, und ich kurz vor Schreck zuckte, fand ich meine Sprache wieder.
"Nein, wir sind nur Freunde. Ich liebe nur Capi.", antwortete ich und lächelte gezwungen.
"Das glaube ich dir nicht.", lachte sie.
"Okay ihr zwei, lasst die beiden mal in Ruhe essen. Vielen Dank für das Foto.", sagte die Mutter und die Mädels sprangen wieder zu ihren Eltern.
"Sehr gerne.", entgegnete Samra und dann waren wir wieder alleine.
"Kinder. Haben keine Ahnung.", sagte er grinsend und widmete sich wieder seinem Essen.
"Betrunkene und Kinder sagen immer die Wahrheit.", murmelte ich und sah ihn vorsichtig an.
"Iss.", zischte er nur und irgnorierte meine Aussage.
"Die Burger schaffe ich wirklich nicht, Samra." sagte ich, nachdem er aufgegessen hatte und die Pommes auch alle waren.
"Dann nimm sie mit. Kann Capi dann essen." Er schob mir die eingepackten Burger zu und legte den anderen Müll auf das Tablett, welches er dann wegbrachte. Ich stand ebenfalls auf, und wir gingen wieder nach draußen.
"Capi steht auf dem Parkplatz.", las er von seinem Handy ab. Na endlich. Ich war so glücklich, dass ich in dem Moment echt fast geheult hätte. Ich wusste nicht warum, aber ich freute mich einfach endlich nicht mehr mit Samra alleine sein zu müssen. Auch wenn ich seine Sticheleien aushielt, verletzend war es trotzdem, von ihm immer wie Dreck behandelt zu werden. Zumal mir die Sache auf dem Männerklo immernoch zu schaffen machte.
"Privet.", sagte Vladislav, der lässig an seinem Mercedes lehnte und eine Zigarette rauchte. Er klatschte sich mit Samra ab, der daraufhin die Beutel im Kofferraum verstaute.
"Alles gut Baby?", fragte Vladislav und versteckte seine Hand so, dass ich sie nicht sehen konnte. Wortlos griff ich nach ihr und betrachtete sie traurig. Seine Fingerknöchel waren blutig geschlagen.
"Mach dir deswegen keine Sorgen.", sagte er und zog seine Hand wieder weg.
"Ich mach mir eher Sorgen um den, dessen Blut an deiner Hand klebt.", murmelte ich und stieg dann in den Mercedes ein.

Während der gesamten Rückfahrt verhielt ich mich ruhig. Die Jungs feierten über ihre Musik, wobei Vladislav immer mal wieder in Gedanken abschweifte und mich merkwürdig im Rückspiegel ansah. Ich ignorierte seine Blicke und starrte stattdesen auf mein Handy. Lea hatte die Nachricht noch nicht gelesen. Sie hatte aber zwei Haken, also war ich nicht blockiert. Gerade als ich das Handy wegstecken wollte, kam sie online und die Haken wurden blau.

Hi

Antwortete sie. Ich fragte wie es ihr geht, und sie fragte mich dasselbe.

Wann sehen wir uns mal wieder? Ich will nicht, dass es mit uns auseinander geht...

Schrieb ich ihr. Sofort antwortete sie und ich spürte, wie ich schwitzige Hände bekam.

Ich hab Zeit. Ich kann zu dir kommen.

Antwortete sie.

Ich melde mich nachher nochmal.

Schrieb ich und steckte das Handy weg. Ich musste erst Vladislav fragen, ob ich sie zu uns einladen könnte. Aber viel Hoffnung hatte ich da nicht.
Zu Hause angekommen nahm ich die Einkaufstüten aus dem Kofferraum und trug sie nach drinnen. Kaum hatte ich einen Fuß ins Haus gesetzt, verriegelte Samra die Tür sofort wieder und zwinkerte mir zu, während er den Schlüssel wegsteckte. Vladislav wanderte direkt zum Waschbecken, und spülte sich das Blut von der Faust ab. Wortlos räumte ich die Lebensmittel in die Schränke, während er mich beobachtete.
"Baby...", sagte er traurig und schlang seine Arme um meinen Bauch, als ich am Kühlschrank tätig war.
"Warum bist du jetzt sauer auf mich?", fragte er besorgt.
"Ich bin nicht sauer auf dich.", ich schloss den Kühlschrank und drehte mich in seinen Armen zu ihm um, "Ich mache mir einfach nur Sorgen."
"Baby du musst dir keine Sorgen machen. Manchmal muss man einfach Konsequenzen ziehen, sonst spielen sie mit dir. Du weißt doch, ich darf mein Gesicht nicht verlieren.", erlärte er sanft und streichelte meine Wange.
"Ich weiß. Aber ich hab einfach Angst, dass dir was passiert.", murmelte ich und kuschelte mich an seine Brust.
"Mir passiert nichts, Baby. Versprochen.", sagte er und strich liebevoll über meinen Rücken.

MademoiselleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt