Part 99 ~ 1:45Uhr

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Josy

"Du kleiner Hundepic ich fick dein Leben!" Ich schreckte hoch, als Vladislav neben mir plötzlich anfing zu fluchen. Er hatte schon wieder Albträume. Das ging fast jede zweite Nacht so. Keine Ahnung was ihm so den Kopf zerbrach, aber es ließ ihm selbst im Schlaf keine Ruhe.
"Bastard!", fluchte er wieder und boxte in die Matratze.
"Vladislav.", flüsterte ich und strich ihm seine Haare aus dem Gesicht. Er hatte die Augen geschlossen, aber sein Gesicht war hasserfüllt. Unruhig drehte er sich auf den Rücken und  atmete noch schneller als eben.
"Vladislav, wach auf.", flüsterte ich wieder und nahm sein Gesicht in meine Hände.
"Ich bring dich um!", murmelte er.
"Es ist nur ein Traum. Das ist nicht real.", hauchte ich und strich über seine Wange.
"Nur ein Traum.", sprach er mir nach, und wurde dann wieder ruhiger.
"Nur ein Traum.", kam es wieder und dann drehte er sich auf den Bauch und schnarchte leise. Ich zog die Decke bis über seine Schultern und stand dann auf. Mein Handy zeigte mir 1:45 Uhr an. Ich konnte nicht mehr einschlafen. Ich wollte aber auch niemanden wach machen. Da fiel mir die Wäsche ein, die wahrscheinlich noch in der Trommel war. Leise schlich ich den Flur entlang, die Treppen runter und dann in den Keller. Der Weg dahin war einfach mal mega gruselig im dunkeln. Ich hatte zwar Licht, durch meine Taschenlampe am Handy, aber trotzdem. Ich hab genug Filme gesehen. Im Keller unten war es doppelt so gruselig. Ich bildete mir immer wieder ein., irgendwo ein Geräusch zu hören und ließ die Tür kaum aus dem Auge. Warum musste ich auch mitten in der Nacht in den Keller gehen. Ich versuchte mich irgendwie abzulenken, und auf die Wäsche zu konzentrieren. Nach ein paar Minuten schaffte ich es, mich so abzulenken, dass ich nicht mehr an alle möglichen Horrorfilme dachte die ich jeh gesehen hatte. Glücklicherweise hatte der Keller ein kleines Fenster, das ich ankippen konnte. So konnte die Wäsche wunderbar hier unten trocknen. Ich stellte den Wäscheständer auf, der hinten in der Ecke lehnte und begann dann, die Wäsche aufzuhängen. Samras Shirts, meine Sachen, Vladislavs Sachen...und natürlich Samras Unterwäsche. Bäh. Schnell aufhängen und gut ist. Den Korb stellte ich auf die Waschmaschine und schaute mich noch einmal kurz um. Die Waschmaschine war aus, der Wasserhahn zu und das Fenster gekippt. Okay, dann konnte ich jetzt wieder hoch. Gerade als ich das Licht ausschaltete und hoch gehen wollte, hörte ich Schritte. Oh mein Gott. Mein Herz rutschte in die Hose und ich blieb stehen, als wäre ich erstarrt. Die Schritte kamen näher. Samra und Vladislav schliefen, also konnte das nur ein Einbrecher sein. Oder ein Geist. Fuck. Ich hatte keine Ahnung was ich machen sollte. Das Licht wieder einschalten? Dann würde das Etwas ja gleich merken, dass ich hier unten war. Ich hörte, wie jemand die Treppen zum Keller runter stieg. Ich tapste vorsichtig einen Schritt von der Tür weg. Dachte ich zumindest. Es war so dunkel, dass ich nicht wusste, in welche Richtung ich mich bewegt hatte.
"Komm her!", hörte ich plötzlich eine Stimme, als ich unsanft gegen die Wand gedrückt wurde. Ich hatte keine Ahnung, wer mir gegenüber stand. Alles was ich konnte, war kreischen. Was aber auch nicht wirklich klappte, weil mir jemand die Hand auf den Mund drückte und ich etwas kaltes, scharfes an meinem Hals spürte. Meine Hand wanderte hektisch an der Wand entlang, bis ich den Lichtschalter erfasste. Ich drückte den Schalter nach unten und blickte in Samras kampfbereites Gesicht.
"Du?", fragte er entsetzt und nahm die Hand von meinem Mund. Ich atmete hektisch auf, blieb aber in der selben Position.
"Verdammt, was machst du hier mitten in der Nacht?", zischte er wütend.
"Die Wäsche. Ich konnte nicht schlafen.", hechelte ich immernoch unter Schock,"Und nimm das Ding von meinem Hals weg!" Er schaute mich an, als hätte er noch nie einen Mensch gesehen.
"Samra!", flehte ich erneut, denn die Klinge an meinem Hals fing langsam an, weh zu tun.
"Sorry.", fing er sich wieder und nahm endlich das Messer weg.
"Ich dachte, jemand wäre eingebrochen.", sagte er müde und fuhr sich durch die Haare, "Was schleichst du auch im dunkeln hier herum?" Sofort wurde seine Stimmer wieder lauter, und er funkelte mich an.
"Ich konnte ja nicht wissen, dass du wach wirst. Das war nicht meine Absicht. Ich wollte gerade wieder hoch gehen, aber dann hab ich Schritte gehört und Angst bekommen. Und dann warst du auch schon da und hast mir das Messer an die Kehle gehalten.", sagte ich und rieb mir über die Stelle, an der die Klinge meine Haut berührt hatte.
"Hätte doch auch ein Eibrecher sein können. Wenigstens könnte ich mich verteidigen, wenn es wirklich so wäre.", sagte er arrogant und lief an mir vorbei.
"Du bist ja auch ein Mann. Naja, fast.", konterte ich und lief ihm hinterher.
"Was, fast?", fragte er sofort kritisch und blieb mitten auf der Treppe stehen.
"Naja, fast eben." Ich stolzierte an ihm vorbei und ließ ihn auf der Treppe stehen. Im Augenwinkel sah ich seinen dämlichen Gesichtsausdruck und verkniff mir das Lachen. Er starrte mich nur fassungslos an und folgte mir dann. Als wir oben im Flur waren, hatte er mich wieder eingeholt.
"Dir ist aber bewusst, dass du keine Hose trägst, oder? Ich hatte den besten Ausblick eben.", lachte er schelmisch und tänzelte dann an mir vorbei. Mit offenem Mund und feuerrotem Kopf blieb ich stehen, während er mir nur zu zwinkerte und dann wieder in seinem Zimmer verschwand. Gleich danach schloss er die Tür und ich stand wieder alleine da. Ich zog Vladislavs Shirt weiter runter und tapste dann in unser Zimmer zurück. Leise öffnete ich die Tür, und sah dann nach Vladislav. Er lag wieder auf dem Rücken und hatte Schweißperlen auf der Stirn. Ich drehte um, und lief ins Badezimmer. Dort schnappte ich mir einen Waschlappen, machte ihn mit kalten Wasser nass und ging dann wieder zu ihm zurück.
"Vladislav.", versuchte ich wieder ihn zu wecken. Ohne Erfolg. Ich legte den kalten Waschlappen auf seine Stirn und legte mich dann neben ihn. Nach 10 Minuten, in denen er immer wieder irgendetwas auf russisch murmelte, wurde er irgendwann wieder ruhiger. Ich stand erneut auf, um den Waschlappen wieder weg zu bringen. Im der Bad war Licht, als ich die Tür öffnete. Nicht schon wieder.
Die Tür zur Toilettenkabine ging auf und Samra schlenderte heraus. Als er mich sah verdrehte er genervt die Augen und ging zum Waschbecken.
"Folgst du mir jetzt echt schon bis aufs Klo?", nörgelte er und wusch sich die Hände.
"Das hättest du wohl gerne.", antwortete ich und spülte den Waschlappen aus, "Vladislav schläft mega unruhig. Er hat wieder Albträume.", seufzte ich und legte den Waschlappen dann auf die Heizung.
"Schlaf doch im Gästezimmer.", schlug er vor und grinste dann verlogen, "oder bei mir."
"Da schlaf ich lieber im Garten.", sagte ich nur abweisend und ging wieder in unser Zimmer. Als ich dieses mal nach Vladislav sah, lag er ruhig schlummernd auf der Seite und kuschelte mit seinem Kissen. Ich verkrümelte mich zu ihm unter die Decke und schmiegte mich so nah mit dem Rücken an ihn heran, dass ich seine Wärme spüren konnte. Er atmete laut aus und legte dann seinen Arm um meinen Bauch, um sich an mich zu kuscheln. Glücklich grinsend legte ich meinen Arm auf seinen und genoss einfach seine Nähe. Auch wenn ich nicht damit gerechnet hätte, war ich bereits in wenigen Minuten wieder eingeschlafen.

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