„Ah, du bist wach. Komm her, wir haben Pizza bestellt." Sagte Granit, als ich in die Küche kam und sofort lotste er mich zu einem freien Stuhl.
„Komm wieder zu Kräften." Er stellte mir einen Teller vor die Nase und schaufelte mir ein Stück von der riesigen Familienpizza auf, die mitten auf dem Tisch lag. Müde hob ich das Pizzastück an und betrachtete es. Hunger hatte ich eigentlich keinen. Ich hatte immer noch dieses ekelhafte Gefühl im Magen, wegen der ganzen Sache mit Vladislav.
„Oh einer der beiden Zombies hat es sich gewagt, das Zimmer zu verlassen!" lachte Nima und ging auf Samra zu, um ihm brüderlich durch die Haare zu wuscheln.
„Nicht so laut." Meckerte er nur und rieb sich müde die Augen.
„Kopfschmerzen?" rief Nima absichtlich laut und schubste ihn leicht. Grinsend nahm er sich ebenfalls einen Teller und setzte sich mit gegenüber. Er schaute mich kurz an, lenkte seinen Blick dann aber schnell wieder woanders hin.
„Ich glaube, Capi ist wach." Sagte Nima und biss in seine Pizza. Oh nein. Schnell senkte ich den Kopf und schob mir dann ebenfalls das kleine Stückchen Teig in den Mund, das vor mir lag.
„Na, wieder fit?" fragte Nima. Ich ignorierte ihn einfach.
„Frag nicht. Mein Kopf explodiert." Grummelte er und fuhr sich durch die Haare.
„Hunger?" fragte Granit und bat ihm einen Teller an.
„Ja gib her. Hast du Kopfschmerztablette?" fragte er mit rauer Stimme und bekam eine von Granit überreicht.
„Bester Mann." Sagte er zufrieden und zog den Stuhl neben mir nach hinten, um sich hinzusetzen. Sein Ernst? Ist ja nicht so, dass noch woanders Platz gewesen wäre.
„Na Baby, alles gut?" flüsterte er mir zu und legte seinen Arm um mich. Alle starrten mich an, während ich mich zusammenreißen musste, um erstens nicht loszuheulen, und zweitens nicht auszurasten. Langsam entfernte ich seinen Arm von mir und stand ohne ein Wort auf.
„Was hast du?" fragte er verwirrt und starrte mich an. Ich würdigte ihn keines Blickes, sondern ging einfach nach draußen zum Pool.
„Hey Baby, was hast du?" fragte er erneut, als er mir hinterher gelaufen kam. Dieses mal konnte man die Verzweiflung in seiner Stimme noch deutlicher heraus hören.
„Frag doch nicht noch so scheinheilig." Keifte ich ihn an und fing dann an, die ganzen Pappbecher einzusammeln, die von gestern Nacht noch hier herum lagen.
„Was scheinheilig, warum scheinheilig? Warum bist du so?" fragte er weiter. Der hatte anscheinend echt keinen Plan mehr, was in den letzten 24h passiert war.
„Warum ich so bin? Ich frage mich, warum dich das überhaupt interessiert. Immerhin wolltest du ja den ganzen Tag, dass ich dich in Ruhe lasse."
„Hä wovon redest du?"
„Willst du mich verarschen? Hat das Koks dein Hirn so platt gemacht, dass du dich nicht einmal mehr daran erinnerst, wie du den ganzen Tag drauf warst? Und vor allem, was du zu mir gesagt hast?"
„Rede nicht so mit mir." Drohte er und kam auf mich zu, doch das ließ mich unbeeindruckt.
„Sei froh, dass ich überhaupt mit dir Rede." Entgegnete ich nur und warf die Becher alle in einen Müllsack.
„Was ist dein Problem? Ich habe keine Ahnung was war, ich kann mich nur noch an die Party erinnern."
„Genau das ist mein Problem, Vladislav. Hättest du die Finger von den Scheiß Drogen gelassen, könntest du dich auch erinnern."
„Was für Drogen? Ich habe nur Gras geraucht?" Jeder Satz von ihm machte mich nur noch wütender. Ich war so geladen, dass ich ihm den Müllsack am liebsten an den Kopf geschmissen hätte.
„Jetzt streitest du es schonwieder ab? Wie falsch bist du eigentlich, dass du mir so dreist ins Gesicht lügst? Alle haben bestätigt, dass du gezogen hast. Und ich hab die Rückstände an deiner Nase gesehen. Erinnerst du dich nicht mehr daran, wie ich mit dir eine Stunde lang im Bad war, weil du dir deine beschissene Seele aus dem Leib gekotzt hast? Wie ich dich zusammen mit Granit die Treppen nach oben und in dein Bett geschliffen habe, weil du nicht mehr laufen konntest? Und wie du mich die ganze Nacht wachgehalten hast, weil du immer wieder im Schlaf geheult hast wegen den ganzen Alpträumen? Und...wie du als Dankeschön heute morgen zu mir gesagt hast, dass einfach gehen soll? Und dass ich dich nerve, und du Kopfschmerzen hast? Ich habe gesagt ich gehe für immer und es war dir scheißegal! Keine Sorge Vladislav, ich erfülle dir deinen Wunsch. Hätte Granit nicht den Schlüssel vor mir versteckt, wäre ich schon lägst weg gewesen. Aber jetzt bist du ja wach und kannst die Anweisung, dass mich keiner rauslassen darf zurückziehen. Dann kann ich tatsächlich für immer gehen!" Brüllte ich ihn an und brach erneut in Tränen aus. Er stand sprachlos da und bekam kein Wort heraus.
„Wenn du nichts mehr dazu zu sagen hast, ist ja alles geklärt. Schönes Leben noch, Capital Bra." Schluchzte ich und marschierte an ihm vorbei, zurück in die Küche.
„Granit, gib mir den beschissenen Schlüssel!" Heulte ich und positionierte mich vor ihm. Nima und Samra schauten von ihren Tellern auf und verfolgten gespannt, was sich vor ihnen abspielte.
„Aber ich..."
„Gib mir einfach den scheiß Schlüssel!" brüllte ich wieder, und er begann, in seiner Tasche zu kramen. Doch bevor er ihn mir geben konnte, spürte ich wie mich jemand wegzog. Und im nächsten Moment wurde ich auch schon von Vladislav die Treppen nach oben gezerrt.
„Lass mich los!" Schrie ich und versuchte mich zu wehren, aber er lief stur weiter in unser Zimmer und drehte sich nicht um. Wütend riss er die Türklinge nach unten und schubste mich mit all seiner Kraft so in den Raum hinein, dass ich auf dem Bett landete. Die Tür knallte er so laut zu, dass das ganze Haus bebte.
„Jetzt reden wir." Sagte er grimmig und kam auf mich zu.
„Ich habe genug geredet. Sag doch einfach, wenn du keinen Bock mehr auf mich hast!" schrie ich außer mir vor Wut und schubste ihn kräftig zur Seite.
„Du bleibst jetzt hier!" brüllte er als ich zur Tür gehen wollte. Ich drehte mich zu ihm um und ballte die Hände zu Fäusten, bevor ich antwortete.
„Du kannst mich nicht dazu zwingen!" rief ich aufgebracht. Anscheinend sah er das als Aufforderung, denn nun sprang er förmlich auf mich zu und drückte mich mit dem Rücken gegen Wand. Seine Hand lag direkt auf meinem Kehlkopf und erschwerte mir die Atmung. Mit dem Zeigefinger unter meinem Kinn zwang er mich unsanft, zu ihm aufzublicken, während er wutschnaubend vor mir stand.
„Lass mich nie wieder so stehen. Und vor allem: zieh niemals wieder so eine Show vor meinen Freunden ab." Grollte er. Seine Aggressive Art löste ein Kribbeln in mir aus, welches ein kleines bisschen Panik in sich hatte.
„Du bist nicht mein Vater. Du kannst mir nicht vorschreiben, was ich machen darf und was nicht." Brachte ich hechelnd hervor und fing an zu zittern, während sein Blick mich aufspießte.
„Doch, das kann ich. Und wenn diese Situation nicht gerade so verdammt ernst wäre, würde mich das hier extrem geil machen."
„Hör auf immer nur ans vögeln zu denken und sag mir lieber, warum du gezogen hast!" Sagte ich laut und hätte ihn am liebsten eine gescheuert, dafür, dass er das ganze hier noch als Vorspiel ansah.
„Ich habe nicht gezogen." Stritt er wieder ab.
„Lass die Lügen und sag mir endlich, warum du dieses scheiß Zeug genommen hast!" dröhnte ich mit aller Kraft und legte meine Hand auf den Arm, der mich fast erwürgte.
„Weil ich dich verdammt nochmal nicht verlieren wollte, okay?" tobte er und übte ganz kurz so starken Druck aus, dass mir die Luft zum Atmen weg blieb.
„Genau mit solchen Aktionen sorgst du aber dafür, dass du mich verlierst." Flüsterte ich und erkannte wieder den brennenden Schmerz in seinen Augen.
„Ich will einfach nicht schuld sein, dass dein Leben vorbei ist okay? Ich will nicht, dass Khalil dir etwas antut. Und ich will schon gar nicht, dass du in Gefahr bist. Vor allem nicht dann, wenn ich nicht da bin, um dich zu beschützen." Flüsterte er ebenfalls und in seinen Augen bildeten sich Tränen.
„Mein Leben ist nur dann vorbei, wenn du nichts mehr von mir wissen willst. Und genau das Gefühl hast du mir heute mehrmals gegeben."
„Oh Baby, es tut mir so leid. Ich schwöre ich versuch davon weg zu kommen. Bitte verzeih mir, Prinzessa." Sagte er und drückte mich an sich.
„Ist okay." Murmelte ich und vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge. Ich war so glücklich, dass er endlich mit mir redete.
„Ich liebe dich so sehr. Die Stunden ohne dich haben mein Herz zerrissen." Murmelte ich gegen ihn und spürte, wie er sich noch enger an mich schlang.
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Mademoiselle
Fiksi PenggemarJosy begegnet zwei Menschen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen - und das nicht gerade auf die gute Weise. Zum einen Capi, der sie wegen seiner kriminellen Geschäfte immer wieder alleine lässt, und zum anderen Samra, der sie wie Dreck beha...