Vladislav
Als ich die Augen aufschlug hatte ich das Gefühl, dass mein Kopf jeden Moment explodieren würde. Mein linkes Auge hämmerte wie verrückt und der Kühlakku, den Josy mir gestern Abend gegeben hatte war mittlerweile alles andere als kühl. Mit einem schmerzerfüllten stöhnen erhob ich mich langsam und hielt mir die Hände an meinen brummenden Schädel.
„Guten Morgen mein kleiner Kämpfer" begrüßte mich eine strahlende Josy und setze sich auf meinen Schoß.
„Wow Baby mach langsam du weißt mein Kopf und so" grummelte ich und stütze mich mit den Händen hinter mir ab, um sie ansehen zu können. Sie hatte ein Shirt von mir an, dass an ihr aussah wie ein Nachthemd. Aber trotzdem brachte mich dieser Abblick zum schmunzeln, wenn man bedenkt dass sie keine Hose anhatte.
„Wie geht es dir?" fragte sie besorgt und strich mir liebevoll durch die Haare.
„Beschissen." murmelte ich kurz und knapp, legte mich wieder hin und schloss die Augen, während sie immer noch auf mir saß.
„Ich hol dir was zu trinken und eine Schmerztablette okay?" Sie ließ mir gar keine Chance zu antworten, denn als ich die Augen wieder öffnete war sie bereits davongesprungen. Ein paar Sekunden später kam sie wieder rein und setzte sich erneut auf mich.
„Hier" sagte sie und stopfte mir die kleine weiße Tablette in den Mund. Wieder musste ich mich aufrichten, um einen Schluck trinken zu können. Ich wollte ihr das Glas wieder geben, aber sie schüttelte mit dem Kopf.
„Schön austrinken." sagte sie stur und drückte es mir erneut in die Hand. Normalerweise lasse ich mir ja nichts vorschreiben. Von niemandem. Aber in dieser Situation blieb mir nichts anderes übrig, als dieses verdammte Glas auszutrinken.
„Willst du was essen?" fragte sie mit großen Augen.
„Nein Baby."
„Soll ich dir den Fernseher anmachen und dir in die Stube helfen? Oder soll ich dir irgendwas holen, brauchst du was? Wenn du willst kann ich dir auch Musik anmachen oder so?"
„Willst du wirklich wissen was ich will?" Sie antwortete nicht, sondern schaute mich nur erwartungsvoll an.
„Ich würde dich jetzt am liebsten von mir runterschubsen und dann ordentlich durchvögeln, aber meine Kopfschmerzen lassen das leider nicht zu." sagte ich erschöpft und ließ mich wieder nach hinten plumsen.
„Perversling" entgegnete sie beleidigt und stieg von mir runter.
„Ich weiß dass du drauf stehst" grinste ich und öffnete meine Augen einen kleinen Spalt, sodass ich sie lächeln sehen konnte.„Mein Gott, lass ihn doch einfach schlafen" hörte ich Josy in der Ferne schimpfen und öffnete die Augen. Ich fühlte mich viel besser. Die Kopfschmerzen waren weg und mein Auge hämmerte auch nicht mehr so extrem wie vorhind. Ich streckte mich müde und stand dann vorsichtig auf. Verschlafen trat ich ins Wohnzimmer und sah Samra, der Josy unachtsam wegschubste um mich zu begrüßen.
„Bruder wie geht's dir?" fragte er besorgt und legte seine Hand auf meine Schulter.
„Scheiße. Wie seh ich aus?"
„Wie jemand, der gestern eine auf die Fresse bekommen hat" witzelte er.
„Haha" grummelte ich nur und ging Richtung Badezimmer.
„Ich geh duschen. Samra, lass bitte meine Freundin am leben wenn das möglich ist" rief ich den beiden zu und schloss dann die Tür hinter mir. Ein Blick in den Spiegel ließ mich kurz aufschrecken. Mein Auge war nicht mehr blau, sondern mittlerweile lila. Aber wenigstens ging die Schwellung ein wenig zurück. So ein verdammter Hurensohn. Wenn ich den nochmal irgendwo sehe, werde ich ihm die Halsader durchtrennen. Elender Pic.
„Baby?" hörte ich die zärtliche Stimme von Josy und zuckte kurz hoch, als sie zaghaft gegen die Tür klopfte.
„Ja was los?" Rief ich von der anderen Seite der Tür.
„Brauchst du lange? Ich muss mit dir reden"
Reden? Warum reden? Wenn Frauen reden wollen ist das meistens kein gutes Zeichen.
„Ähm keine Ahnung gib mir 10 Minuten"
Die ganze Zeit zerbrach ich mir den Kopf darüber, über was sie reden wollte. Hatte ich irgendetwas angestellt? Nein das wüsste ich. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Es musste so sein. Sie hatte mein Versteck gefunden.„Ich lasse mir von dir nicht vorschreiben, wo ich mich aufhalten darf und wo nicht" hörte ich Samra meckern, als ich aus dem Bad heraus kam.
„Das hier ist meine Wohnung, ich kann bestimmen wer hier sein darf und wer nicht! Jetzt geh endlich!" fauchte meine wütende Freundin und schubste ihn.
„Leute was ist denn schonwieder los" sagte ich genervt und sah die beiden an.
„Samra will nicht gehen!" platzte es aus Josy heraus und sie versuchte verzweifelt, ihn in Richtung Tür zu bewegen.
„Bruder wir müssen nachher zum Videodreh. Du hast das doch nicht vergessen oder?"
„Wie spät ist es denn?" fragte ich müde und streckte meinen schmerzenden Körper.
„Es ist 13 Uhr. 15.00 Uhr treffen wir uns mit Sergen und den anderen in der Halle, und wir müssen vorher noch Kalazh einsammeln." lamentierte er und ich rieb mir gestresst die Schläfen.
„Ja okay. Wir fahren einfach 14.30 Uhr los und dann müsste das passen"
„Und was ist mit der kleinen Nervensäge?" fragte er und wies dabei auf Josy.
„Sie kommt mit, ganz einfach" stellte ich klar und legte meinen Arm um sie.
„Halt warte mal, was? Wer sagt denn dass ich mit will?" protestierte sie und befreite sich von mir. Nun stand sie genau in der Mitte von Samra und mir und schaute entgeistert zwischen uns beiden hin und her.
„Ob du willst oder nicht interessiert keinen, wenn Capi sagt dass du mitkommst dann kommst du mit" sagte Samra streng und funkelte sie böse an.
„Aber vielleicht habe ich auch andere Pläne? Vladislav!" schoss es aus ihr heraus und sie sah hilfesuchend zu mir.
„Baby das ist echt wichtig für uns. Wo musst du denn hin?" Ein bisschen tat sie mir in diesem Moment ja schon leid. Natürlich war es nervig, dass sie sich ständig unseren Plänen anpassen musste. Aber ich konnte einfach nicht zulassen dass wieder etwas passierte, weil ich nicht achtsam genug war.
„Ich...das wollte ich ja mit dir bereden. Alleine." sagte sie etwas ruhiger und bei dem letzten Wort schaute sie mich flehend an.
„Klärt ihr das, hauptsache wir fahren pünktlich los." gab Samra genervt von sich und drehte sich zur Tür, um Josys Wohnung zu verlassen.
„So jetzt erzähl, was ist los?" Ihre Augen versprühten ein kleines Funkeln und im nächsten Moment musste sie grinsen.
„Was?" fragte ich verwirrt.
„Kannst du dir vielleicht erst was anziehen? In dem Dumbo-Handtuch kann ich dich einfach nicht ernst nehmen" kicherte sie und erst dann viel mir auf, dass ich tatsächlich in ein blaues Handtuch gewickelt war, das mit vielen kleinen Elefanten mit riesigen Ohren bedruckt war.
„Oh" murmelte ich peinlich berührt und schlenderte in das Schlafzimmer, um in meine normalen Sachen zu schlüpfen. Als ich wieder angezogen war kam sie mir hinterher geschlichen und setzte sich auf das Bett, auf das auch ich mich nieder ließ.
„Okay Baby ich weiß schon was du sagen willst. Du hast sie gesehen, oder?" Ihre Augen weiteten sich und sie kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
„Ja. Und ich hab nachher ein Treffen." nuschelte sie und schaute zu Boden.
„DU HAST WAS?" schrie ich sie entsetzt an und sprang auf.
„Es...es tut mir leid aber du sagst mir ja nichts. Ich musste das machen, wie sollte ich denn sonst die Wahrheit rausfinden?" verteidigte sie sich stotternd, während die pure Wut in mir aufstieg.
„Willst du mich eigentlich komplett verarschen? Du verpfeifst mich bei den Bullen anstatt erst mit mir darüber zu reden?" schrie ich komplett außer mir und sah, wie das Mädchen vor mir anfing zu zittern.
„Warum Bullen, wovon redest du?" fragte sie verängstigt.
„Wovon redest du denn?"
„Von Cataleya"
„Oh" entfuhr es mir und ich beruhigte mich wieder.
„Warte mal, du hast Kontakt mir ihr?" fragte ich schockiert und setzte mich wieder neben sie.
„Ich hab sie neulich durch Zufall getroffen. Und sie hat gesagt sie würde mir alles erzählen. Ich wollte ja mit Samra reden, aber der rastet schon aus wenn ich nur den Name sage. Und du sagst mir ja auch nichts." verteidigte sie sich ängstlich und sah mich erwartungsvoll an.
„Oh man Baby. Ist es das, was du nachher vor hast? Du willst dich mit ihr treffen?" fragte ich ruhig und sie nickte bestätigend.
„14 Uhr. Eigentlich wollte ich es niemandem sagen. Aber du bist mein Freund und ich konnte dich einfach nicht anlügen oder dein Vertrauen missbrauchen, deswegen musste ich es dir sagen. Aber Vladislav bitte, um alles in der Welt, sag Samra nichts davon." flehte sie und griff mir ihren zitternden Händen nach meinen.
„Das ist nicht so einfach. Du bist meine Freundin, aber Samra ist mein Bruder. So wie du mich nicht anlügen willst, kann und will ich ihn auch nicht anlügen. Ich kann dir einen Vorschlag machen. Ich lass dich zu dem Treffen, werde aber Samra nichts sagen. " Sie atmete erleichtert aus und auf ihrem Gesicht erschien ein kleines Lächeln.
„Aber" fuhr ich fort und drückte ihre zarte Hand ein wenig fester in meine.
„Wenn er fragt wo du bist, werde ich es ihm sagen. Ich werde ihn definitiv nicht anlügen." Das Lächeln verschwand sofort wieder. Sie schaute unentschlossen hin und her und ließ sich dann darauf ein.
„Okay" sagte sie mutig und lächelte wieder.
„Du weißt aber, dass Samra extrem ausrasten wird wenn er das mitbekommt?"
„Ja. Vielleicht wird er es ja gar nicht erfahren. Vielleicht fragt er ja gar nicht erst nach."
„Ich hoffe es" sagte ich zweifelnd und schloss sie in meine Arme.
„Sag mal, was dachtest du eigentlich vorhin wovon ich rede? Wegen den Bullen und so?" fragte sie, nachdem wir ein paar Minuten einfach nur kuschelnd da saßen.
„Oh, schon 13.30 Uhr. Musst du dich nicht fertig machen oder so?" Lenkte ich vom Thema ab – mit Erfolg. Schnell sprintete sie durch die Wohnung, zog sich was ordentliches an und suchte ihre Sachen zusammen.
„Fertig" strahlte sie und zog mich an der Hand hoch, um mich zum aufstehen zu bewegen.
„Ich komm ja schon" lachte ich und zog meine Schuhe an.

DU LIEST GERADE
Mademoiselle
Hayran KurguJosy begegnet zwei Menschen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen - und das nicht gerade auf die gute Weise. Zum einen Capi, der sie wegen seiner kriminellen Geschäfte immer wieder alleine lässt, und zum anderen Samra, der sie wie Dreck beha...