Lea ist nicht sehr lange geblieben, da sie noch was erledigen musste. Es war mittlerweile schon 20 Uhr und er hatte sich immernoch nicht gemeldet. Langsam machte ich mir schon Sorgen. Ob er mich vergessen hatte? Was, wenn Lea sich irrte? Nach ewigem überlegen entschied ich mich dann dafür, zu seiner Wohnung zu laufen. Ich kannte den Weg vom letzten mal noch, so weit war es nicht weg. Zu Fuß vielleicht eine halbe Stunde maximal. Ich zog mir eine Jacke über und schnappte meine Tasche. Gedankenverloren lief ich die Treppen runter und zog die schwere Haustür auf. Als ich schon draußen war fiel mir ein, dass ich gestern vergessen hatte Capi seine Sachen wieder zu geben. Also drehte ich um und stieß die Haustür wieder auf. Ich wollte gerade hoch gehen, als jemand die Treppen runtergesprungen kam. Der Typ kam mir mehr als nur bekannt vor. Samra. Unsere Augen trafen sich im gleichen Augenblick. Während es mir eiskalt den Rücken hinunter lief, strahlten seine Augen sofort den puren Hass aus, als er mich sah. Schnell weg hier. Ich drehte mich zügig um und wollte die Haustür aufziehen, aber er war schon hinter mir und drückte sie mit einer Hand zu, sodass ich nicht rauskam. Schwer atmend drehte ich mich zu ihm um. Er ließ seine Hand ein Stück nach unten, sodass er sich jetzt genau neben meinem Kopf an der Tür anlehnte. Die Message war angekommen, kein Fluchtversuch. Grimmig betrachtete er mich von oben bis unten, so wie beim letzten mal.
"Sind wir jetzt also schon so weit dass du mich bis nach Hause verfolgst, ja?" sprach er zornig.
"Bitte was?" Fragte ich entsetzt und wollte einen Schritt nach vorne machen um ihn von mir wegzuschubsen, aber er packte mich mit einer Hand an meiner Schulter und drückte mich grob zurück gegen die Tür, während seine andere Hand immernoch neben meinem Kopf platziert war.
"Hör mir jetzt mal ganz genau zu Blyat." knurrte er und beugte sich zu mir runter.
"Ich weiß nicht was für ein Spielchen du spielst, aber du wirst definitiv verlieren. Du hast keine Chance gegen mich und solltest es lieber nicht weiter ausreizen. Nur weil du eine Frau bist heißt es nicht, dass ich dir nicht wehtun würde." flüsterte er in mein Ohr. Ich zuckte kurz zusammen, als ich seine kalte Hand unter meinem Shirt spürte.
"Nicht..." flüsterte ich.
"Was nicht, hm?" verspottete er mich. Die ganze Situation wurde mir langsam unangenehm, aber ich traute mich nicht, seine Hand wegzuschlagen.
Mit leichten Druck ließ er seinen Daumen über jede einzelne meiner Rippen gleiten.
"Du glaubst gar nicht wie einfach das alles laufen könnte. Ich müsste nur einmal kurz Druck ausüben und schon hättest du eine gebrochene Rippe. Einfach so. Zack!" sagte er und schnippste laut mit den Fingern, was mich heftig zusammenzucken ließ.
"Also kleine..." sprach er und zog seine Hand endlich wieder unter meinem Shirt hervor.
"Sollte ich dich noch einmal hier sehen, wird unser nächstes aufeinandertreffen für dich im Krankenhaus enden."
Ich schluckte schwer, während er mich belustigend ansah. Er genoss es regelrecht, mir zu drohen.
"Aber ich wohne hier" flüsterte ich vorsichtig.
"Lak was laberst du da?" fragte er unglaubwürdig.
"Dritte Etage rechts."
Er schaute mich prüfend an.
"Ausweis" raunte er. Es war keine Frage, sondern eine Aufforderung. Mit zittrigen Händen kramte ich in meiner Tasche nach meinem Portmonai, um ihm den Ausweis zu zeigen. Ungeduldig riss er ihn mir aus der Hand und betrachtete ihn ganz genau.
"Stehen bleiben. Wenn ich wieder unten bin und du dich auch nur einen Zentimeter bewegt hast...naja was ich dann mir dir mache habe ich dir eben deutlich genug klar gemacht" sagte er und ging die Treppen hoch. Nach einer Minute kam er wieder runter und drückte mir meinen Ausweis in die Hand. Er hatte nachgesehen.
"Tja, wie es aussieht sind wir Nachbarn. Was aber nicht bedeutet, dass ich dir traue." sagte er und schob mich beiseite, um die Tür zu öffnen. Er trat nach draußen und zündete sich eine Kippe an. Schweigend quetschte ich mich an ihm vorbei, doch er zog mich am Arm zurück.
"Wo willst du eigentlich so spät noch hin? Musst du nicht morgen in die Schule oder so?"
Empört befreite ich mich aus seinem Griff.
"Nur mal so nebenbei, ich bin 21 Jahre alt und gehe nicht mehr in die Schule, sondern schon arbeiten wie Erwachsene das tun. Und ich will zu Capi. Er wollte sich bei mir melden aber bis jetzt kam noch nichts. Also werde ich gucken ob alles okay ist."
"Nur mal so nebenbei..." sprach er mir nach und schnipste seine Kippe weg,
"Solltest du lieber aufpassen wie du mit mir redest, Sonst wirst du deine Wohnung nie wieder betreten können. Weil geht halt schnlecht ohne Beine." lachte er. So ein kranker Idiot.
"Oh, und außerdem wirst du nicht alleine zu Capi gehen. Ich komme mit. Einfach nur um dein Gesicht zu sehen wenn du feststellst, dass er nicht der ist für den du ihn hälst."
"Wie meinst du das?" fragte ich.
"Och das wirste dann schon sehen." Grinste er.
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Mademoiselle
FanfictionJosy begegnet zwei Menschen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen - und das nicht gerade auf die gute Weise. Zum einen Capi, der sie wegen seiner kriminellen Geschäfte immer wieder alleine lässt, und zum anderen Samra, der sie wie Dreck beha...