"Wir steigen hier aus. Samra, park du den Wagen und komm dann her. Dann lassen wir sie vor laufen und folgen ihr unauffällig.", stellte Vladislav klar und Samra hielt in einer kleinen Gasse. Wir stiegen aus und Samra fuhr um die Ecke, wo er dann den Wagen abstellte.
"Alles gut Baby. Wir lassen dich nicht allein.", sagte Vladislav und umarmte mich liebevoll.
"Wie soll das ablaufen?", fragte ich nervös.
"Lüg ihr erst was vor. Und dann kommen wir dazu.", nuschelte er gegen meine Haare.
"Okay.", erwiederte ich und versuchte irgendwie, locker zu werden.
"Kann es losgehen?", fragte Samra und steckte den Autoschlüssel in seine Bauchtasche.
"Tamam, fangen wir an. Bis gleich Baby.", sagte Vladislav und ich lief in Richtung Bäckerei. Das war irgendwie das erste mal seit langem, dass ich draußen alleine herum laufen konnte. Auch wenn die Jungs in unmittelbarer Nähe waren, hatte es doch irgendwas von Freiheit. Wobei ich mir schon ein bisschen Paranoid vorkam, weil ich mein Umfeld die ganze Zeit komplett im Blick hatte. Bei jedem kleinen Geräusch schaute ich mich um, nur um sicher zu gehen, dass Khalil nirgendwo lauerte. Zutrauen würde ich ihm das.
Fünf Minuten zu früh kam ich vor dem kleinen Kaffee an, und wartete dann dort auf Lea. Lange stand ich dort nicht, dann sah ich sie schon auf mich zukommen.
"Hi.", sagte sie. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich verhalten sollte. Immerhin war das Treffen ja eine Falle.
"Hey.", sagte ich mit einem falschen Lächeln und wie suchten uns einen freien Tisch im Lokal.
"Also...du hast dich von Vladislav getrennt?", fragte sie und verschränkte ihre Hände ineinander.
"Ja. Du hattest Recht. Er wollte nur...naja du weißt schon."
"Okay. Seit wann ist es aus?", hakte sie nach und musterte mich genau.
"Kurz nachdem wir geschrieben haben, hat er sein wahres Gesicht gezeigt. Nach ewigen Streitereien bin ich dann einfach auf Abstand gegangen. Seitdem hatte ich keinen Kontakt mehr zu beiden.", log ich mit schwitzigen Händen.
"Hm. Krass. Und du dachtest echt, dass ich so dumm bin?", sprach sie plötzlich ruhig.
"Was meinst du?"
"Wenn du schon versuchst, mich zu verarschen, dann guck wenigstens dass du es richtig machst. Ich kenne dich gut. Und ich denke nicht, dass du in der kurzen Zeit jemand neues gefunden hast.", sagte sie und zeigte sich selbst auf den Hals, um anzudeuten, dass bei mir dort etwas war. Verdammt. Ich hatte den Knutschfleck vergessen, den mir Vladislav gestern verpasst hatte.
"Du bist so armseelig, Josy.", sagte sie grinsend und erhob sich dann von ihrem Platz. Gerade rechtzeitig kamen die Jungs durch den Hintereingang und näherten sich unserem Tisch.
"Bevor du gehst, würden wir uns gerne nochmal mit dir unterhalten, Canim.", raunte Samra grinsend und legte seine Hand auf ihre Schulter. Ihr fiel sofort das Lachen aus dem Gesicht, als ihr bewusst wurde, dass sie gerade ein ziemlich großes Problem hatte.
"Ich würde sagen, wir gehen mal kurz hinten raus.", sagte Vladislav und Samra schob sie in Richtung Hinterausgang, ohne die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf sich zu ziehen.
Als wir auf dem Hof waren schloss ich die Tür, und Lea ging sofort auf Abstand.
"Wirklich? Du schickst deine Wachhunde auf mich los, weil du nicht in der Lage bist, deine Sachen selber zu klären?", Sie lachte zwar, aber man sah dennoch die Angst in ihren Augen. Gerade als Vladislav etwas sagen wollte, legte ich meine Hand an seinen Arm und signalisierte ihm somit, mir das Wort zu überlassen.
"Warum hast du mich verraten, Lea? Bei meinen Eltern?", fragte ich traurig.
"Warum hast du uns verraten?", fügte Samra hinzu, der so aussah, als würde er jeden Moment auf sie losgehen.
"Weil ich es nicht geschafft habe, dich zur Vernunft zu bringen. Ich dachte, dass deine Eltern dir den Kopf waschen könnten, wenn sie wüssten, in welchen Kreisen du dich herumtreibst.", sagte sie laut.
"Ist dir eigentlich bewusst, was du damit hättest anrichten können? Die Jungs hätten in den Knast gehen können, wenn das raus gekommen wäre!", rief ich aufgebracht.
"Dann wärst du wenigsten sicher vor ihnen gewesen. Also schade eigentlich, dass es nicht so gekommen ist!"
"Du kleines Miststück, pass auf was du sagst oder du frisst den Bordstein!", knurrte Samra und ging einen Schritt auf sie zu, doch ich stelle mich vor ihn.
"Du hast es versprochen.", flüsterte ich eindringlich und lenkte seine Aufmerksamkeit auf mich. Er schnaufte kurz, spuckte dann zur Seite und ging wieder einen Schritt nach hinten.
"Du warst meine beste Freundin. Wie konntest du mir das nur antun? Ich habe dir das alles im Vertrauen erzählt. Du warst die einzige Person, mit der ich darüber reden konnte, als ich es gebraucht hatte. Ich war immer für dich da, und du warst immer für mich da. Wie konntest du nur so handeln? Du hast nicht nur dafür gesorgt, dass meine Eltern jetzt Hass auf Vladislav schieben. Stell dir vor, sie wären ausgerastet. Was, wenn sie zur Polizei gegangen wären? Khalil hätte freie Bahn gehabt. Und du hättest mich dann erst wieder gesehen, wenn sie meine Leiche begraben hätten.", platzte es aus mir heraus.
"Du hättest von Anfang an zur Polizei gehen sollen. Dann wäre dieser komische Khalil jetzt hinter Gittern, und deine tollen Bodyguards ebenfalls. Dann müsstest du jetzt nicht leben wie ein eingesperrtes Tier!"
"Wow. Du raffst das echt nicht, oder?", meldete sich nun auch Vladislav zu Wort, "Wie kann man so egoistisch sein? Du würdest andere verraten, nur damit dein Arsch in Sicherheit chillen kann? Was bist du für eine ehrenlos Hoe nahui?", spuckte er verständlislos.
"Ich wollte nur, dass sie das Leben leben kann, was ihr zusteht. Frei von solchen Affen wie euch, die sie verletzen, rumschubsen und in Kreise ziehen, die ihr nur Schaden zufügen.", verteidigte sie sich mit verschränkten Armen.
"Das einzigste, was mich wirklich veletzt hat, war deine Aktion. Du warst wie eine Schwester für mich. Und anstatt die Sache mit mir zu klären, rennst du zu meinen Eltern und erzählst ihnen alles? Ist mir egal, ob du das gut gemeint hast oder nicht. Sowas geht einfach gar nicht. Und du bist alt und reif genug, um das zu wissen.", sagte ich niedergeschlagen.
"Und du bist alt genug, um zu wissen, dass die Jungs nicht gut für dich sind. Aber okay, es soll mir egal sein. Lass dich weiter rumschubsen. Lass dich am besten anleinen. Du bist doch komplett krank im Kopf, dass du das freiwillig mitmachst. Am besten, ich geh direkt zu den Bullen und erzähle ihnen alles. Vielleicht wachst du ja auf, wenn du endlich allein bist. Dann wirst du merken, wer wirklich deine Freunde sind.", argumentierte sie schroff.
"Ob du zu den Bullen gehst, solltest du dir lieber gut überlegen.", äußerte Vladislav ruhig und funkelte sie an.
"Richtig. Denn wenn wir mitbekommen sollten, dass du auch nur daran denkst, uns denen auszuliefern, dann werden wir uns wiedersehen. Und dann werden wir nur nicht nur miteinander reden. Dann sorge ich dafür, dass du deinen Kiefer nie wieder bewegen kannst, du kleine Sharmuta.", drohte Samra. Jeder einzelne seiner Muskeln war mehr als angespannt, als er die Drohung aussprach. Auch wenn es nicht gegen mich ging, verpasste mir seine Aussage trotzdem eine Gänsehaut. Ich hatte ihn schon wütend erlebt. Aber ich hatte keine Vorstellung davon, wie wütend er wirklich werden konnte. Und Lea wurde das in diesem Moment auch klar, denn sie trat erschrocken einen Schritt zurück und schaute mich hilfesuchend an.
"Du hast ihn gehört. Halt schön die Fresse, sonst lernst du uns kennen.", drohte nun auch Vladislav.
"Wir wissen wo du wohnst. Wir kennen deine Familie, wir kennen dein Umfeld. Wir wissen alles über dich. Du fickst hier definitiv mit den falschen.", hing Samra an und baute sich auf.
"Wie kannst du nur?", fragte sie mich entsetzt.
"Das habe ich mich auch gefragt, als meine Mutter mich heulend angerufen hat, weil du ihr alles erzählt hast. Du hast mich verraten. Von vorne bis hinten."
"Hoffentlich erwischt dich Khalil. Verdient hättest du es, du Schlampe. Lass dich am besten von beiden durchnehmen und werde dann glücklich. Wir waren nie beste Freundinnen. Für mich bist du gestorben!", gab sie empört von sich, während mir die Kinnlade runter fiel.
"Verpiss dich jetzt, oder wir werden dein sinnloses Leben duchnehmen, du Hurentochter!", brüllte Samra und stampfte so auf, dass sogar ich vor Schreck zusammenzuckte. Keine paar Sekunden später war Lea auch schon verschwunden. Und ich stand da, und wusste nicht, ob das gerade alles wirklich passiert war.___________________
So, das war Teil 1 der Lesenacht. Um 22 Uhr werde ich das nächste Kapitel hochladen. ☺️
Seid gespannt Ladys ❤️
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Mademoiselle
FanficJosy begegnet zwei Menschen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen - und das nicht gerade auf die gute Weise. Zum einen Capi, der sie wegen seiner kriminellen Geschäfte immer wieder alleine lässt, und zum anderen Samra, der sie wie Dreck beha...