Part 62 ~ Alkohol und Shisha

1K 54 2
                                    

Ein wenig zurückhaltend schlich ich Samra nach und blieb hinter ihm stehen, während er die Jungs begrüßte. Auf der auf der Couch saßen tatsächlich Nimo und Capo. Granit kannte ich ja schon, aber die anderen beiden mal persönlich zu treffen hätte ich niemals geglaubt. Als Granit mich sah sprang er sofort auf und umarmte mich herzlich.
„Na kleine, wie geht's dir?" flüsterte, während ich seine Umarmung genoss.
„Bis jetzt gut" erwiderte ich und wir lösten uns wieder.
„Ulala wer ist die kleine denn? Samra deine?" sagte Nimo begeistert und nahm meine Hand. Er drehte mich einmal elegant und betrachtete mich grinsend.
„Ne, ist Capis Kahba." Warf Samra zu uns rüber und fing sich dafür einen kurzen wütenden Blick von mir ein.
„Schade. Wirklich schade. Ich bin Nima, aber du kennst mich bestimmt als Nimo."
„Ja. Ich...ich feier dich und deine Musik mega" stotterte ich schüchtern und lächelte ihn freundlich an.
„Na dann kennst du mich ja auch." Sagte Cem mit tiefer, kratziger Stimme und drängte Nima zur Seite. Langsam griff er nach meiner Hand und gab mir einen sanften Kuss auf den Handrücken, was mich fast ohnmächtig werden ließ.
„Und wie heißt du, meine schöne?" fragte er charmant und zog mich ein Stückchen näher an sich heran, wodurch mein Herz fast stehen blieb.
„Josy" flüsterte ich kaum hörbar, weil meine Stimme versagte. Es war einfach so heftig die Leute die man schon so lange feiert vor sich stehen zu sehen. Das Gefühl war einfach unbeschreiblich.
„Jungs jetzt lasst sie doch erst mal hinsetzen" lachte Granit, der auf uns zu kam und mich an der Hand zu unserem Tisch führte. Er zog mich auf die Couch direkt neben sich, und keine zwei Sekunden später nahm auch schon Nima neben mir Platz. Ich saß nicht gerne in der Mitte, also fühlte ich mich leicht eingeengt. Ich hatte keine Ahnung wohin mit meinem Händen, was dazu führte dass ich unkontrolliert an meinem Kleid herumzupfte.
„Alles gut?" fragte Nima, der meine Unruhe bemerkte.
„Ja alles bestens" sagte ich schnell und tat dann so, als wäre alles super. Kennt ihr das, wenn ihr irgendwo auf einer Couch mit einer Gruppe chillt, vor euch der etwas niedrigere Tisch steht und ihr einfach nicht wisst wohin ihr eure Beine packen sollt? Beziehungsweise wie ihr sitzen sollt? Beine übereinander schlagen ja klar, aber irgendwann wird das ja auch unbequem. Und meistens funktioniert das auch nicht, weil die Tische in Shisha Bars so niedrig sind, dass man sonst mit dem Fuß gefährlich nah an der Shisha wäre. Aber kein Problem, irgendwie würde ich das schon hinbekommen ohne komplett bescheuert auszusehen. Noch dazu kam, dass einfach mal meine Lieblingsrapper neben mir saßen und Nimas und Cems Blicke die ganze Zeit auf mir lagen – Nervositätslevel: 100000000.
Ich hasste es so sehr im Mittelpunkt zu stehen. Das war mir imer mega unangenehm. Und dann auch noch Nimas Arm, den er hinter mir auf der Sofalehne abgelegt hatte.
„Möchtest du was trinken, meine Liebe?" Fragte Cem an mich gerichtet.
„Nein, danke" Es war zwar nett von ihm, aber ich wollte nicht dass jemand für mich ausgibt. Ich bekam dann immer ein schlechtes Gewissen, aber das Thema hatte ich ja schon oft genug mit Vladislav durch.
„Na komm Baby ein nein wird heute nicht akzeptiert." Hakte Nima neben mir ein und rief Amar zu uns. Er flüsterte ihm irgendetwas ins Ohr und er ging mit einem Nicken davon. Nach wenigen Minuten kam er mit einem großen Glas wieder und stellte es vor mir ab.
„Prost!" Rief Nima und alle hoben ihr Gläser. Auch ich gezwungenermaßen. Ich nahm einen großen Schluck von der Mische und musste feststellen, dass es eigentlich gar nicht so schlecht schmeckte.
„Was ist da drin?"
„Alkohol, Baby." entgegnete Nima nur und bestelle eine Runde Shots. Samra gab Nima ständig irgendwelche Zeichen, aber er schien sie entweder nicht zu verstehen oder anderer Meinung zu sein. Ich denke mal er wollte ihn davon abhalten mich noch mehr abzufüllen. Die Bar war mittlerweile gut besucht und die Musik war auch etwas lauter, was die Konversation mit den anderen deutlich komplizierter machte. Immer wieder bestellten Nima und Cem Runden und alle kippten ordentlich was weg. Alle außer Samra. Er trank zwar ab und zu mit, aber im großen und ganzen hielt er sich ziemlich zurück. Ich hatte keine Ahnung wie viel ich intus hatte, aber so langsam spürte ich wie der Alkohol wirkte.
„Ist vielleicht besser wenn du mal bisschen Wasser trinkst kleine" sagte Granit und reichte mir sein Glas.
„Danke" säuselte ich und nahm einen kräftigen Schluck.
„Ich geh mal kurz raus" sagte ich verwaschen und animierte Nima und Cem dazu aufzustehen, damit ich raus kam.
„Josy alles okay?" rief mir Amar von der Bar aus zu.
„Ja alles gut, ich will nur kurz an die frische Luft" gluckste ich und trat mit wackligen Beinen nach draußen. Es hatte sich abgekühlt, aber es war nicht zu kalt. Die zwei Minuten alleine nutzte ich, um endlich mal auf mein Handy zu schauen. Das ganze war gar nicht so einfach, da sich durch den Alkohol meine Sicht verschlechterte und sich alles leicht drehte. Die ganze Zeit wollte ich schon die Nachricht lesen, die Cataleya mir vor ein paar Stunden geschrieben hatte. Da ich aber die ganze Zeit mit Samra war und es mein sicherer Tod wäre wenn er das rausbekommen würde, wartete ich lieber auf den richtigen Moment.

Hey Josy :)
Wie hast du denn morgen Zeit? Vielleicht könnten wir uns ja
Nachmittags oder Vormittags mal treffen. Sag den Jungs einfach du triffst dich mit deiner besten Freundin oder so, die werden das schon nicht merken. Würde mich auf jeden Fall freuen, dir endlich alles in Ruhe erklären zu können :)

Natürlich wollte ich unbedingt wissen, was es mit der ganzen Geschichte auf sich hatte. Aber andererseits hatte ich auch mega Angst davor, dass die Jungs irgendetwas herausbekommen würden. Samra würde mir den Kopf abreißen. Wenn er schon einen Anfall bekam wenn ich nur den Namen aussprach, was würde passieren wenn er herausfindet dass ich mich mit ihr treffe? Und Vladislav, wie würde er reagieren? Immerhin hat er genauso angewiedert auf sie reagiert wie Samra. Am besten gar nicht darüber nachdenken. Ich atmete einmal tief durch und entschied mich dann zuzusagen.

Hey
Ja ich hab Zeit. Dann machen wir das genau so, sagen wir 14 Uhr? Falls es nicht klappen sollte sag ich dir Bescheid :)

Antwortete ich ihr schnell und steckte das Handy genau in dem Moment weg, als die Tür hinter mir geöffnet wurde.
„Alles gut Nervensäge?" fragte Samra und zündete sich lässig eine Zigarette an.
„Ja klar wieso nicht?" fragte ich nervös und hoffte, dass er nichts bemerkt hatte.
„Erstens: weil du schon seit 10 Minuten hier alleine draußen rumstehst. Und zweitens: weil du gerade verdächtig schnell dein Handy weggesteckt hast als ich raus kam. Gibt es da etwas, was ich wissen sollte?"
Ich spürte augenblicklich wie die Farbe mein Gesicht verließ und sich ein eiskalter Schauer über meinem Rücken breit machte. Ich schluckte schwer bevor ich anfing zu reden.
„Wie...wie kommst du darauf? Ich wollte nur kurz an die frische Luft. Der ganze Alkohol und so du weißt schon" Log ich und grinste ihn falsch an, in der Hoffnung dass er mir das abkaufen würde.
„Und warum bist du dann so nervös?" Fragte er misstrauisch und kam einen Schritt auf mich zu. Aber keinen kleinen Schritt, sondern einen gewaltigen. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er mich ganz genau und zog an der Zigarette, bevor er sie weg schnipste. Den Rauch pustete er elegant zur Seite und ließ mich dabei nicht aus der Augen. Ich hatte das Gefühl jeden Moment einzuknicken, weil mein Herz sich fast überschlug. Meine Atmung beschleunigte sich und Hitze stieg in mir auf, als er mein Kinn in die Hand nahm und somit meinen Kopf langsam nach oben hob, um mir direkt in die Augen zu schauen.
„Spiel nicht mit mir. Du weißt, dass du verlieren würdest." Flüsterte er bedrohlich und zwinkerte mir einmal kurz zu, dann ließ er mich wieder los.
„Und jetzt komm wieder mit rein, ich will nicht dass du alleine hier draußen rumstehst." Er drehte sich um und ging wieder zurück in die Bar. Ich atmete erleichtert aus und strich mein Kleid gerade, bevor ich ihm hinterher trottete. Glück gehabt.

MademoiselleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt