Part 22 ~ Alles ändert sich

1.3K 91 4
                                    

Josy

Ich stand komplett neben mir. Mein Kopf drehte sich nur noch um Capi. Um das, was er zu mir gesagt hatte. Wie er mir damit mein Herz rausgerissen hatte. Immernoch verwundert schaute Samra mich an und wartete auf eine Antwort.
"Na das alles. Erst bringst du mich fast um. Dann blamierst du mich auf offener Straße und bestrafst mich dann, weil ich mich verteidige. Dann kommst du mit zu Capi und beschützt mich vor ihm. Du lässt mich bei dir, in deinem Bett schlafen. Lässt mich deinen Kaffee trinken. Und dann sperrst du mich ein und lieferst mich dem Typen aus, der mir gestern das Herz rausgerissen hat?" weinte ich.
"Warum Samra. Warum hasst du mich so sehr?" Wieder verließ mich meine Stimme. Samra überlegte kurz, bevor er was sagte. Seufzend kam er auf mich zu und packte mich an den Schultern. Er stellte mich vor sich hin und betrachtete mich. Und dann nahm er mich in seine Arme. Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte, da ich niemals mit sowas gerechnet hätte. War da vielleicht doch irgendwo etwas gutes ihn ihm?
"Ich bin kein schlechter Mensch, Josy." sagte er mit kratziger Stimme.
"Ich bin einfach nur sehr misstrauisch. Ich traue dir nicht. Ich traue niemanden, außer denen die ich gut kenne. Das bedeutet aber nicht, dass ich dich hasse."
Vorsichtig ließ er mich wieder los und schaute mir in die Augen. Dieses mal sah ich keinen Hass in ihnen. Sondern so etwas wie Mitleid.
"Außerdem sperre ich dich nicht ein. Du kannst jederzeit gehen, wenn du das willst." sagte er und hielt meinen Ersatzschlüssel nach oben. Ich wollte ihn mir schnappen, aber er zog ihn weg, sodass ich fast gegen ihn fiel.
"Aber du solltest eine Sache wissen." flüsterte er, während ich ihn bettelnd ansah.
"Capi wird jeden Moment hier sein. Und dann will ich dass ihr euch aussprecht. Ich liefere dich ihm nicht aus. Ich versuche zu schlichten. Auch wenn das eigentlich nicht meine Art ist. Zumindest nicht bei Capis kleinen Flittchen. Aber an dir ist irgendwas anders."
Er kam mir ein Stück näher und schaute mir direkt in die Augen. Sanft strich er mir eine Haarsträhne nach hinten und ließ eine Hand an meiner Wange. Wieder diese schwarzen, leeren Augen, die sich mit ihren Blicken durch meinen Kopf bohrten.
"Du bist nicht irgendjemand. Ich glaube, Capi liegt wirklich was an dir. " sprach er und auf seinen Lippen zeichnete sich ein kleines Lächeln ab.
Er ließ wieder von mir ab und trank seinen Kaffee weiter. Mittlerweile hatte ich aufgehört zu weinen. Trotzdem fühlte ich mich schrecklich. Mein Kopf schmerzte und ich wollte am liebsten den ganzen Tag schlafen.
"Kann ich mir wenigstens die Zähne putzen?" fragte ich leise.
"Klar. Im Bad müsste noch eine Ersatzzahnbürste sein, nimm die ruhig."sagte er und wandte sich dem Fenster zu. Schweigend ging ich in sein Bad und machte mich erst einmal frisch. So wie ich mich fühlte, sah ich auch aus. Tiefe Augenringe, verschmierte Wimperntusche, kreidebleich. Ich putzte mir die Zähne und wusch mir das Gesicht, um wieder einigermaßen wie ein Mensch auszusehen. Gerade als ich das Bad wieder verlassen wollte, hörte ich eine Stimme. Seine Stimme.

MademoiselleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt