Part 59 ~ Unter Schutz

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„Kommst du jetzt endlich? Wenn ich schon nicht alleine einkaufen gehen darf dann beeil dich wenigstens" Nörgelte ich, als Vladislav ewig lang im Bad herum hampelte.
„Nicht so genervt Baby. Oder muss ich dir wieder Manieren beibringen?" Sagte er kokett und kniff mir sanft in die Wange, bevor er sich die Schuhe anzog.
"Ich will einfach mal wieder alleine in die Stadt gehen." sagte ich traurig.
„Ich weiß. Aber es ist einfach nicht sicher. Außerdem sind wir zusammen, wir sind praktisch eine Person. Du musst mich überall mit hin nehmen, ich kleb an dir wie Kaugummi" grinste er und schmiegte sich an mich heran.
„Ach, ist das so? Und warum darf ich dann nicht mit wenn du irgendwo hingehst?" fragte ich provokant.
„Baby, wir haben das geklärt. Und jetzt beweg deinen geilen Arsch nach draußen, wir wollen los." sagte er und seine Hand landete mit einem lauten Knall auf meinem Hintern. Ich verdrehte aus Spaß die Augen und schenkte ihm einen kurzen Kuss, bevor wir nach unten gingen.
„Schade, dass du jetzt kein Kleid an hast" seufzte Vladislav als wir los fuhren und legte seine Hand auf mein Knie.
„Ja, zu Schade" stieß ich sarkastisch hervor und legte unsere Hände ineinander.
„Ich könnte ja irgendwo halten wo uns keiner stört und wir können ne Nummer im Auto schieben?" Aufgeregt grinste er mich an und drückte meine Hand ein wenig fester.
„Du denkst auch immer nur ans vögeln oder?" lachte ich.
„Na klar Bratucha" Grinsend schüttelte ich den Kopf und schaute aus dem Fenster.
Nach zehn Minuten waren wir in der Stadt angekommen und parkten im Parkhaus. Gemeinsam liefen wir Hand in Hand in das Einkaufszentrum und ich suchte die Sachen zusammen, die ich besorgen musste. Eigentlich musste ich ja nur in die Drogerie, weswegen ich auch alleine in die Stadt hätte laufen können. Aber Vladislav war strikt dagegen und so gingen wir eben zusammen. Nachdem ich alles gekauft hatte und sonst nichts weiter brauchte, entschieden wir uns ein Eis essen zu gehen.
„Bitteschön mein Schatz" sagte er und überreichte mir die Eiswaffel.
„Danke" gluckste ich und wir gingen wieder in Richtung Parkhaus.
„Was machst du nachher?" fragte ich neugierig in seine Richtung.
„Ich will dann nochmal zu Vincent, er hat mir vorhin geschrieben dass er neue Beats für mich hat."
„Oh okay. Wenn du dann dort bist, kann ich mich ja ein bisschen um meine Wohnung kümmern?" Es war eher eine Feststellung als eine Frage. Klar wäre ich auch gerne mitgekommen, aber ich wollte einfach mal ein wenig abschalten. Meine Wohnung hatte schon längere Zeit keinen Putzlappen mehr gesehen.
„Ja können wir so machen. Mal gucken vielleicht gehen wir heute Abend dann ins Studio, Samra ist bestimmt auch dabei."
„Okay" Stimmte ich zu und setzte mich wieder ins Auto, nachdem ich mein Eis aufgegessen hatte.
„Aber nicht dass du mir auf dumme Gedanken kommst" fügte er hinzu, als er das Auto startete und seine Sonnenbrille aufsetzte.
„Wie meinst du das?" Ich sah ihn verwirrt an. Es dauerte eine Weile bis er antwortete, da er sich aufs ausparken konzentrierte.
„Na ich will nicht dass du raus gehst ohne jemanden von uns." Mir entfiel ein empörtes Schnauben, als er das total lässig sagte als wäre es das normalste der Welt.
„Vladislav, ihr könnt mich nicht für immer irgendwo einsperren. Ich will auch mal alleine irgendwo hin gehen."
„Wir sperren dich ja nicht ein, du verstehst das falsch. Wir wollen nur nicht dass dir irgendetwas passiert. Du kannst gerne raus gehen, aber wenn ich nicht da bin dann nimm bitte Samra mit. Oder ich frag einen von den anderen Jungs."
„Das kann nicht dein Ernst sein." Sagte ich entrüstet.
„Also heißt das ich darf jetzt nie wieder alleine in die Stadt gehen? Ich darf nie wieder draußen rumlaufen ohne einen Begleiter? Ich bin ein freier Mensch, ich brauch ab und zu auch mal Zeit für mich. Ich weiß ja dass du dir nur Sorgen machst, aber das ist Wahnsinn."
„Weißt du was Wahnsinn ist?" fragte er Seelenruhig.
„Dass Khalil nicht mal 10 Sekunden bräuchte um dich abzustechen. Nur 10 Sekunden, Messer rein raus fertig. Das war's. Willst du das?"
„Aber wenn jemand von euch dabei ist und nur kurz nicht aufpasst könnte das genauso passieren"
„Baby ich diskutiere da nicht. Du wirst nirgendwo alleine hingehen und fertig. Ich könnte mir das niemals verzeihen wenn was passieren würde." Ich rollte genervt mit den Augen und für den Rest der Fahrt sprachen wir kein Wort mehr. Ich war sauer. Klar verstand ich seine Sorge, aber er konnte mich doch nicht für den Rest meines Lebens unter Vollzeitschutz stellen.
Wieder zu Hause angekommen schnappte ich mir meinen Beutel mit den Sachen die ich gekauft hatte und steuerte auf meine Wohnung zu, ohne Vladislav Beachtung zu schenken.
„Baby" rief er mir besänftigend hinterher, als ich bereits die Treppen nach oben ging. Wortlos schloss ich meine Tür auf und schmiss den Beutel auf mein Bett, um die Sachen auszuräumen.
„Mäuschen jetzt sei nicht sauer" murmelte er und schlang von hinten seine Arme um meinen Bauch, sodass ich nicht weiterlaufen konnte.
„Lass mich los" sagte ich stur und streifte seine Arme von mir ab.
„Warum bist du jetzt so, ich will doch nur dass es dir gut geht" verteidigte er sich. Ich blieb stehen und atmete einmal tief durch.
„Warum ich jetzt so bin? Vladislav, du sperrst mich ein. Du lässt mich nirgendwo alleine hingehen. Denkst du das ist schön? Würdest du das toll finden, wenn immer jemand bei dir wäre, auch wenn du gerade keinen Bock auf Menschen hast?"
„Natürlich würde ich das nicht geil finden. Aber lieber sperre ich dich ein als dich irgendwann beerdigen zu müssen." Nuschelte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
„Ich meine es doch nur gut Prinzessa" murmelte er und schloss mich in seine Arme.
„Ich weiß" flüsterte ich und zog seinen Duft ein, bevor ich mich an ihn kuschelte.

Als ich meine Einkäufe verstaut hatte, leuchtete mein Handy plötzlich auf und ich sah eine Nachricht von einer unbekannten Nummer.

Nervensäge
mach mal die Tür auf mir ist langweilig und ich will zu Capi
yalla

Stand auf dem Bildschirm. Konnte eigentlich nur Samra sein, wer sonst. Seufzend speicherte ich ihn in meinen Kontakten, ging zur Tür und schaute durch den Türspion. Und tatsächlich, er stand dort und guckte genervt. Langsam öffnete ich die Tür und guckte ihn abwartend an.
„Was willst du?" fragte ich arrogant und lehnte mich gegen die Tür.
„Hab ich doch geschrieben. Ich will zu Capi, also yalla geh beiseite." sagte er emotionslos und schubste mich von der Tür weg.
„Ey!" rief ich ihm beleidigt hinterher, doch von ihm kam nur ein erhobener Mittelfinger als Antwort.
„Samra bra" rief Vladislav, der in meinem Bett lag und Instagram durchscrollte. Die beiden begrüßten sich und Samra setzte sich dann neben ihn. Gemeinsam guckten sie sich irgendwelche dämlichen Videos an und feierten sich einen ab. Wie kleine Jungs.
„Bruder ich muss jetzt aber auch los zu Vincent. Bleibst du noch hier? Du weißt schon" Hörte ich Vladislav flüstern.
„Was weiß er?" fragte ich und er schaute mich ertappt an.
„Dass ich dich nicht alleine lassen soll weil du nur Scheiße baust." grinste Samra und stupste mir auf die Nase, als er an mir vorbei lief. Empört stampfte ich ihm ein paar Schritte hinterher.
„Scheiße bauen? Wann hab ich denn jemals..." mehr konnte ich nicht sagen, denn Vladislav schmiegte sich von hinten an mich und presste mir seine Hand auf dem Mund.
„Baby lass gut sein okay? Lass dich nicht provozieren, das ist genau das was er will." Flüsterte er mir ins Ohr und knabberte leicht daran, wodurch ich kurz aufstöhnte.
„Scht" hauchte er und verteilte sanfte Küsse an meinem Hals.
„Ich geh jetzt los. Sei lieb okay?" Vorsichtig ließ er mich wieder los und gab mir noch einen liebevollen Kuss auf die Wange, bevor er seine Schuhe anzog.
„Ich kotz gleich" meckerte Samra, der an der Wand neben der Tür lehnte.
„Schnauze" grinste Vladislav und sie verabschiedeten sich mit einem Handschlag voneinander.
Nun war ich alleine mit Samra. In meiner Wohnung. Na geil.

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