Samra umarmte meine Mutter herzlich und trat dann in das Haus meiner Eltern ein, ohne sich zu mir umzudrehen.
„Josy mein Schatz!" freute sich meine Mom, während ich mit offenem Mund da stand und versuchte zu verstehen was da gerade passiert war.
„Geht es dir gut, du bist so blass um die Nase?" fragte sie besorgt und strich mir durch die Haare.
„Ähm sorry. Hey Mom." fing ich mich wieder und begrüßte sie mit einer Umarmung.
„Komm, das essen ist schon fertig." Bevor ich dazu kam etwas zu sagen verschwand sie auch schon eilig ins Haus. Als ich im Esszimmer ankam saßen schon alle am Tisch. Meine Eltern nebeneinander, und neben meiner Mom saß Samra der mich musterte.
„Hallo Papa" sagte ich und umarmte auch ihn kurz, bevor ich neben Samra platz nahm.
Diese ganze Situation war einfach nur mehr als komisch. Samra, der sich wunderbar mit meinen Eltern verstand und über seine Musik redete, mein Dad der total interessiert an der Unterhaltung teilnahm während er sich das Gemüse auf den Teller schaufelte, und meine Mom die Samra ansah als wäre er Jesus höchstpersönlich. Was zum Teufel war hier los?
„Ach Josy, ich bin so stolz auf dich. Ich finde es so schön dass du und Hussein ein Paar sind. Ich könnte mir keinen besseren Schwiegersohn vorstellen." schwärmte meine Mom, während mir das Schnitzel im Hals stecken blieb. Ich begann wie wild zu husten und Samra klopfte mir mit voller Kraft ein paar mal auf den Rücken, bis ich wieder Luft bekam.
„Alles okay kleine?" fragte er besorgt und lächelte mich warm an.
„Nichts ist okay!" platzte es aus mir heraus, wodurch mich alle entsetzt anstarrten.
„Was ist hier eigentlich los? Woher zum Teufel kennt ihr Samra und warum bist DU auf einmal so ekelhaft nett?" brüllte ich verwirrt und wütend zugleich.
„Josy, was ist denn los mit dir?" entgegnete mir mein Vater mit verärgerter Miene.
„Wir kennen ihn durch seine Eltern. Seine Mutter arbeitet mit mir zusammen und wohnt nicht weit weg von uns, Hussein holt sie gelegentlich von der Arbeit ab und nimmt mich dann auch mit. Aber Warum sollte er denn nicht nett sein, wenn er dein Freund ist? Ich verstehe dein Problem nicht." sprach meine Mutter hastig und schaute zwischen Samra und mir hin und her.
„Aber wir sind nicht zusammen! Ich bin mit Vladislav zusammen, ihm ist was dazwischen gekommen und er kommt nach, ich hatte doch am Telefon Bescheid gesagt!"
„Tut mir leid, ich dachte dass du und Hussein..." stammelte sie vorsichtig.
„Um Gottes Willen, nein!" sagte ich aufgebracht. Samra griff nach meinem Arm und zog mich dann wieder auf den Stuhl, von dem ich aufgesprungen war.
„Können wir mal kurz raus gehen?" flüsterte er. Wütend riss ich mich von ihm los und ging dann in Richtung Wohnzimmer. Er kam mir gleich hinterher und schloss dir Tür hinter sich.
„Kannst du mal runterfahren? Deine Mutter hat dir nichts getan." Nörgelte er genervt und verschränkte die Arme.
„Willst du mich verarschen Samra? Du kennst meine Eltern und sagst nichts? Du wusstest wo sie wohnen, du siehst sie des öfteren und sagst NICHTS? Und dann lässt du sie auch noch in dem Glauben, dass wir ein Paar sind?" regte ich mich auf. Er stand nur unbegeistert da und beobachtete mich, wie ich mich immer weiter reinsteigerte.
„Ich habe keine Ahnung was du hier für ein Spiel spielst, aber ich spiele da nicht mit!" Sagte ich etwas leiser und tippte ihm gegen die Brust. Er hingegen grinste nur belustigt und hielt meine Hand fest.
„Warum sollte ich etwas sagen? Dann kenn ich deine Eltern eben, und? Glaubst du dass ich mich deswegen zurückhalte?" lachte er und schubste mich ein Stück zurück.
„Ist mir egal was für Unstimmigkeiten du mit deinen Eltern hast. Und wenn sie denken dass wir ein Paar sind, dann regel das eben. Ist nicht mein Problem." Er kam einen Schritt auf mich zu und schaute von oben auf mich herab. Ich schnaufte wütend und starrte ihn zornig an.
„Tu mir nur einen Gefallen und hör auf sauer zu sein. Ich will nicht die ganze Zeit lachen müssen weil du so lächerlich niedlich bist wenn du dich aufregst." Grinste er und stupste mir auf die Nase, woraufhin ich seine Hand wegschlug.
„Du..." Knurrte ich, gab es aber dann doch auf.
„Nenn mich nie wieder niedlich!" Spuckte ich und ging dann wieder zurück zu meinen Eltern. Ich atmete einmal tief durch und versuchte mich zu beruhigen. Mit einem aufgesetzten Lächeln setzte ich mich wieder an den Tisch.
„Tut mir leid. Lasst uns einfach weiter essen. Vladislav wird hoffentlich gleich da sein." sagte ich ruhig und meine Eltern beließen es dabei. Im nächsten Augenblick kam auch Samra wieder rein und setzte sich ebenfalls zurück auf seinen Platz.
„Und...woher kennt ihr euch?" fragte meine Mutter vorsichtig.
„Durch Vladislav. Samra und er sind so ziemlich beste Freunde. Und Samra wohnt bei mir gegenüber, somit sehen wir uns öfter." Wie wir uns kennen gelernt hatten sollte ich meinen Eltern vielleicht lieber nicht erzählen. Das würde ihr perfektes Bild von dem guten, netten und hilfsbereiten Samra mit einem Schlag zerstören.
„Ja, Capi und ich machen zusammen Musik. Nicht immer aber ab und zu." Fügte Samra hinzu und begann zu essen. Mein Dad wollte gerade etwas sagen, als es an der Tür klingelte. Na endlich.
„Das ist bestimmt Vladislav, ich mach auf." sagte ich und sprang auch schon zur Tür.
„Hey Baby." Grinste mich Vladislav mit einem Blumenstrauß in der Hand an.
„Ich dachte schon du kommst nicht" murmelte ich und fiel ihm um den Hals. Sanft legte er seine Arme um mich und drückte mich liebevoll an sich.
„Baby ich würde dich niemals im Stich lassen" flüsterte er und zog mich in einen Kuss. Erst jetzt entdeckte ich die Schnittwunde an seinem Hals.
„Was ist passiert woher hast du das?" fragte ich erschrocken und berührte zaghaft die blutige Wunde an seiner Kehle.
„Ist nicht so wichtig. War so ein dämlicher Hurensohn der sich mit mir angelegt hat. Alles gut Baby, lass uns rein gehen." Schnell überspielte er seinen Hass auf die Person, die ihm die Wunde zugefügt hatte und steuerte dann auf das Esszimmer zu, während er mich an meiner Hand hinterher zog.
Er stellte sich freundlich meinen Eltern vor und überreichte ihnen dann die Blumen, die er anscheinend an einer Tankstelle geholt hatte (Das Schildchen hing noch dran, daher wusste ich auch an welcher Tanke er gewesen ist.) Schnell zog ich das Schild ab und zog ihn dann mit an den Essenstisch.Meine Eltern verstanden sich sehr gut mit den Jungs, Vladislav war ihnen so wie es aussah von Anfang an sympathisch. Natürlich fiel ihnen die Wunde an seinem Hals sofort auf, und als meine Mutter ihn fragte wo sie her stammte sagte er nur dass er wohl irgendwo hängen geblieben wäre. Erstaunlicherweise kauften sie ihm das ab und meine Mutter klebte ihm ein Pflaster auf die entsprechende Stelle. Nach dem Essen standen meine Eltern auf um den Tisch abzuräumen und dann eine Zigarette rauchen zu gehen. Samra und Vadislav blieben mit mir sitzen und atmeten erleichtert auf.
„Samra Bratan danke dass du übernommen hast. Wäre sonst echt am Arsch gewesen." bedankte sich mein Freund und schlug mit Samra hinter meinem Rücken ein. Zwischen den beiden fühlte ich mich komisch. Nicht bedrängt oder eingeengt, sondern einfach irgendwie merkwürdig.
„Kein Ding Bruder du weißt." entgegnete Samra locker und lehnte sich zurück.
„Ich hätte aber auch schon alleine herkommen können. Ich kann ja auch fahren." Sagte ich vorsichtig.
„Nein nein Baby. Du wirst nicht mehr alleine irgendwo hin gehen. Wir wissen nicht ob Khalil nochmal zuschlagen würde. Wenn dir was passiert würde ich mir das niemals verzeihen." Erklärte Vladislav und nahm meine Hand in seine.
„Richtig. Wie schnell das gehen kann weißt du ja." Sagte Samra neben mir.
„Aber ihr könnt doch nicht 24/7 auf mich aufpassen. Woher wissen wir ob er es wirklich nochmal versucht? Granit und die anderen haben doch gesagt, dass er es nicht nochmal versuchen wird."
„Ja theoretisch. Aber Khalil ist unberechenbar. Wir müssen einfach Augen und Ohren offen halten." Seufzte Vladislav und lehnte sich dann ebenfalls auf dem Esszimmerstuhl zurück.
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Mademoiselle
Fiksi PenggemarJosy begegnet zwei Menschen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen - und das nicht gerade auf die gute Weise. Zum einen Capi, der sie wegen seiner kriminellen Geschäfte immer wieder alleine lässt, und zum anderen Samra, der sie wie Dreck beha...