Part 175 ~ Warum tun wir uns weh?

959 64 31
                                    

Wieder einmal wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und zwang mich, nicht erneut loszuheulen. Dieses mal nahm ich die Treppen nach oben, um sicher zu gehen dass ich niemandem mehr zufällig über den Weg laufen würde. In der richtigen Etage angekommen öffnete ich die Tür mir der Karte und ging in Granits Zimmer. Mein Kopf schmerzte noch viel mehr als vorher, durch die ganzen Tränen die ich heute verloren hatte. Jede Bewegung sorgte dafür, dass ich das Gefühl hatte mein Schädel würde explodieren. Während ich meine Jeans und den Pullover suchte, klopfte es plötzlich mehrmals an der Tür. Seufzend lief ich dort hin wo das Geräusch herkam, schaute durch den kleinen Türspion und machte dann auf.
"Hast du schon geschlafen?", fragte Granit, der ins Zimmer gestolpert kam.
"Nein, ich bin eben erst rein.", sagte ich dummerweise ehrlich, woraufhin er mich verwirrt anschaute.
"Wie, eben erst rein? Ich hab dich doch vor einer halben Stunde zum Fahrstuhl geschickt?", fragte er misstrauisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Er musterte mich verärgert, während ich versuchte die richtigen Worte zu finden - was aber gar nicht so einfach war, bei dem Blick den er mir zuwarf.
"Ähm...ich bin noch ein bisschen durch die Gänge gelaufen.", log ich und hoffte, dass er es mir abkaufen würde.
"Die Wahrheit, Josy.", sagte er streng, so als könnte er meine Gedanken lesen.
"Das ist unwichtig.", antwortete ich abwinkend und widmete mich wieder meinen Sachen, mit denen ich im Bad veschwinden wollte.
"Das ist nicht unwichtig. Hast du Capi getroffen?", fragte er, woraufhin ich mich fragend zu ihm umdrehte. Woher wusste er, dass Vladislav immernoch im Hotel war?
"Hab ihn unten gesehen, um deine Frage zu beantworten.", sagte er ,ohne dass ich einen Ton von mir gegeben hatte.
"Ich hab ihn nicht getroffen.", sagte ich ehrlich, und hörte wie er tief durch die Nase ein und ausatmete.
"Aber dafür Samra.", nuschelte ich schulternzuckend und wollte mich wieder umdrehen, doch er lief vor mich und versperrte mir somit den Weg.
"Wie, Samra? Was hat er gesagt?", fragte er alamiert. Seine Augen checkten meinen Körper ab, so als würde er nach irgendwelchen Verletzungen suchen.
"Nichts. Er hat mir mein Handy wieder gegeben. Ich hab ihn gebeten, mich diese eine Nacht hier schlafen zu lassen."
"Also wollte er dich mitnehmen?"
"Irgendwie schon."
"Warum bist du nicht zu mir gekommen?", fragte er enttäuscht.
"Wollte ich ja. Aber er hat mich nicht gelassen..."
"Ach Samra.", sagte er seufzend und rieb sich über die Stirn. Wieder startete ich den Anlauf ins Bad zu gehen, aber er hielt mich erneut auf.
"Warte, zieh das nicht wieder an. Ich geb dir was von mir.", sagte er, nahm mir die Klamotten aus der Hand und legte sie auf die Couch.
"Musst du nicht, ich kann auch in den Sachen schlafen." Statt zu antworten fing ich mir nur einen Blick von ihm ein, der so viel aussagte wie "Ganz bestimmt nicht.". Also tapste ich ihm hinterher und ließ mir ein Shirt und eine Jogginghose von ihm geben, bevor ich endlich ins Badezimmer durfte. Als ich wieder raus kam, hatte er sich auf die Couch gesetzt und machte irgendetwas an seinem Handy.
"Ich glaube, das ist für dich.", sagte der Albaner, als ich das Kleid zusammenlegte und wieder in der Tüte verstaute. Er wies auf den kleinen Zettel, der auf dem Couchtisch lag. Ich nahm ihn in die Hand und las die Buchstaben, die jemand vorne drauf geschrieben hatte - es war mein Name. Langsam entfaltete ich das Papier und ließ mich auf dem Sofa nieder, während Granit weiter in sein Handy vertieft war. Als ich den Brief öffnete erkannte ich sofort, wessen Schrift das war. Mich überkam ein eigentartiges kribbeln im Bauch, als ich die Zeilen las:

Josy
Ich weiß, du hast kein Handy. Deswegen hab ich dir auf Insta was geschickt. Frag Granit, ob du sein Handy nehmen kannst. Bin mir sicher, er macht das. Bitte Baby, ist wichtig.

Stand dort mit Kugelschreiber geschrieben. Ich faltete den Zettel wieder zusammen und schaute dann zu Granit, der seine Aufmerksamkeit mittlerweile auf mich gerichtet hatte.
"Was steht drin?", fragte er neugierig. Ich gab ihm den Zettel und nahm mein Handy aus der Tasche. Anscheinend war Vladislav der Meinung, dass es noch in seinem Besitz wäre. Aber egal, ich musste wissen was er mir geschickt hatte. Schnell loggte ich mich ein und ging auf die Nachrichten. Es war eine Nachricht und eine Audiodatei.

MademoiselleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt