"Wach auf, Baby.", flüsterte mir Vladislav in mein Ohr.
"Warum? Lass mich schlafen.", grummelte ich und zog mir die Decke über mein Gesicht. Gleich danach schleuderte ich sie wieder weg, als er anfing, mich überall zu kitzeln.
"Okay okay, ich steh ja auf!", schrie ich.
"Sofort.", betonte er und machte weiter.
"Ist okay, hör auf jetzt!", flehte ich außer Atem und hielt seine Hände fest.
"Bist du jetzt wach?", fragte er und grinste triumphierend.
"Ja!", zischte ich und kullerte mich aus dem Bett heraus.
"Seit wann bist du Morgenmuffel, Baby?", fragte er und suchte sich frische Klamotten aus dem Schrank.
"Bin ich nicht. Ich hatte nur wenig Schlaf diese Nacht." Ich gähnte und streckte mich in alle Richtungen. Dann ging ich ebenfalls zum Schrank und suchte mir Sachen heraus.
"Warum wenig Schlaf?", fragte er skeptisch.
"Weil du wieder Albträume hattest. Und ich konnte nicht mehr schlafen, also hab ich mitten in der Nacht die Wäsche aufgehangen. Dadurch ist dann Samra wach geworden, der dachte, dass jemand eingebrochen wäre. Und ich dachte das selbe. Als wir aufeinander trafen, hatte ich das Messer am Hals weil er voll in kampfstimmung war."
"Das klingt nach Samra.", lachte Vladislav und schaute auf sein Handy.
"Los komm Baby, wir müssen uns fertig machen.", sagte er und wies zur Tür.
"Warum stresst du so? Gehen wir irgendwo hin?"
"Jap. Wir gehen in unsere alten Wohnungen, packen. Den Plan erkläre ich dir dann im Auto.", sagte er und verließ das Zimmer. Sofort zauberte sich ein Grinsen auf mein Gesicht. Endlich würde ich meine ganzen Sachen wieder bekommen, die wir zurück gelassen hatten. Ein mulmiges Gefühl hatte ich trotzdem. Ich hoffte einfach, dass Vladislav einen guten Plan hatte.
Gemeinsam machten wir uns im Badezimmer fertig. Er ging duschen, während ich mir die Zähne putzte. Und dann tauschten wir.
"Föhn deine Haare und komm dann runter. Ich sag den Jungs bescheid.", sagte Vladislav, küsste meine Wange und ging dann runter. Ich beeilte mich beim fertig machen, weil ich echt aufgeregt war. Nach dem Föhnen machte ich mir einen geflochteten Seitenzopf und ging dann ebenfalls runter.
"Bist du auch endlich mal fertig?", nörgelte Samra, der schon an der Tür wartete. Er sah mindestens genau so müde aus wie ich. Kein Wunder, nach so einer Nacht.
"Dir auch einen wunderschönen guten Morgen.", entgegenete ich ironisch und ging an ihm vorbei. Er verriegelte die Tür und stieg dann auf den Beifahrersitz. Ich hatte mich absichtlich hinten hin gesetzt, damit keine Diskussionen entstanden.
Nachdem Vladislav mir den Plan erklärt hatte, kamen wir auch schon in unserem Wohnblock an. Davor stand ein großer Umzugstransporter, der bereits auf uns wartete.
"Okay, ihr geht packen. Baby, ich bleibe bei dir. Samra, du kommst ja alleine klar. Die Jungs werden dann nachher die fertigen Kisten in den Transporter bringen. Und denkt dran: nur das nötigste." Samra nickte und stieg dann aus.
"Geh mit ihm hoch, er hat beide Schlüssel. Ich park den Wagen und komm dann.", sagte Vladislav und ich stieg aus. Eilig tapste ich Samra hinterher, der bereits im Treppenhaus stand und die Tür auf hielt.
"Yalla, wir haben nicht ewig Zeit.", rief er. Oben angekommen schloss er mir die Tür auf, und verschwand dann in seiner Wohnung. Krass, wie einem dann auf einmal die ganzen Erinnerungen wieder hoch kommen. Als ich vor meiner Tür saß, und er mich mit zu sich genommen hatte, weil ich mich ausgesperrt hatte. Oder wie Leyla hier aufgetaucht war. Oder als Lea sich mit ihn anlegen wollte, und ich dazwischen gegangen bin.
"Alles okay?" Ich zuckte kurz, als Vladislav plötzlich hinter mir stand. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich ihn gar nicht kommen gehört hatte.
"Ja, ich hab nur gerade zurück gedacht.", sagte ich traurig und ließ mich von ihm nach drinnen ziehen. Als wir in die Wohnung kamen, standen bereits mehrere Kartons im Flur, die nur darauf warteten, beladen zu werden.Wir kamen relativ schnell vorran. Vladislav half mir, alles einzupacken, was ich mitnehmen würde. Da der Platz im Haus begrenzt war, musste ich mich logischerweise von 75% der ganzen Sachen trennen. Aber das war okay. Alles was ich mitnehmen wollte waren hautpsächlich Klamotten, ein paar Küchenutensilien und Sachen, die einfach persönlichen Wert besaßen. So wie das Foto von Lea und mir, als wir noch klein waren. Gedankenverloren saß ich auf meinem Bett und träumte vor mich hin, während ich das Bild betrachtete.
"Ist das Lea?", fragte Vladislav, der sich ebenfalls aufs Bett gekullert hatte, und nun hinter mir hockte.
"Ja. Wir kennen uns seit dem Kindergarten.", sagte ich traurig.
"Krass. Hast du ihr eigentlich geschrieben? Wegen treffen und so?", fagte er. In dem Moment fiel es mir wieder ein. Ich wollte ihr antworten, hatte es aber vergessen.
"Oh.", sagte ich ertappt und packte das Foto weg.
"Schreib ihr. Sie ist deine beste Freundin. Ihr klärt das schon irgendwie.", sagte er und gab mir einen Kuss auf den Kopf.
"Ich sag Ghassan bescheid, dass die Jungs die Kisten holen können. Wir verschwinden dann über den Hinterausgang, ich hab meinen und Samras Wagen extra weiter weg geparkt, damit die denken, wir wären noch hier. Also falls die uns immernoch beobachten. Ich hab zwar keinen gesehen, aber sicher ist sicher."
"Okay.", antwortete ich und leise und packte das Foto in die letzte Kiste. Es war komisch. Ein Neuanfang war zwar schön, aber auch irgendwie traurig. Ich ließ alles hinter mir. Alle guten und schlechten Erfahrungen, die ich hier gemacht hatte.
"Komm, Baby.", sagte Vladislav und reichte mir seine Hand. Sanft zog er mich zu sich hoch und alles fühlte sich an, wie in Zeitlupe. Wie er meine Haare zurückstrich, und ich meine Hand in seinen Nacken legte. Während wir uns in die Augen starrten, fühlte es sich an, als würden tausend Schmetterlinge in meinem Bauch herumflattern. Sanft legte er seine Lippen auf meine, und ich erwiderte den Kuss mit einem lächeln.
"Warum grinst du?", fragte er, und lächelte ebenfalls.
"Weil ich dich liebe.", flüsterte ich und schon wurde der Kuss hektischer. Vorsichtig schubste er mich ein Stück nach hinten, sodass ich mich in mein Bett fallen lassen konnte. Und dann lag er auch schon über mir. Ich schlang meine Beine um seine Hüfte, während er seinen Unterleib gegen mich drückte.
"Auf ein letztes mal.", flüsterte er in mein Ohr, und seine Hand wanderte unter mein Top, "in deiner alten Wohnung.", fügte er hinzu und ließ meinen BH aufschnipsen.
"Hast du...?", fragte ich, doch er kam mir zuvor, indem er ein Päckchen Kondome aus seiner Hosentasche holte. Er grinste dreckig und riss dann die Packung mit den Zähnen auf. Und dann verbrachten wir die letzte Stunde, die uns noch in der Wohnung blieb, gemeinsam in meinem alten Bett . Und schufen somit die letzte und beste Erinnerung, die wir beide an diesen Ort hatten.
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Mademoiselle
Fiksi PenggemarJosy begegnet zwei Menschen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen - und das nicht gerade auf die gute Weise. Zum einen Capi, der sie wegen seiner kriminellen Geschäfte immer wieder alleine lässt, und zum anderen Samra, der sie wie Dreck beha...