Josy begegnet zwei Menschen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen - und das nicht gerade auf die gute Weise. Zum einen Capi, der sie wegen seiner kriminellen Geschäfte immer wieder alleine lässt, und zum anderen Samra, der sie wie Dreck beha...
"Sie sind hier, oder?", fragte ich enttäuscht, als ich sah wie Granit zur Tür herein kam. Ich war schon vor zwei Minuten aus dem Bad gekommen und hatte gehört, wie sich jemand auf dem Flur unterhalten hatte. Seine Stimme würde ich überall erkennen. "Sie waren hier. Ich hab ihnen gesagt, sie sollen bis morgen warten. Vielleicht bist du dann besser auf beide zu sprechen.", sagte Granit, legte die Schlüsselkarte auf die Kommode und ging zu seiner Tasche. "Ich weiß nicht. Im Moment will ich einfach nicht darüber nachdenken.", sagte ich und tapste mit dem Handtuch um meinen Körper die Stufen nach oben. "Ich weiß. Deswegen lenken wir dich ab.", meinte Granit von unten und steckte sich etwas in seine Bauchtasche. "Was?", fragte ich etwas verwirrt, doch er grinste nur. "Ich bin in einer Stunde wieder da. Fühl dich einfach wie zu Hause.", sagte er und schon war die Tür zu.
Ich lag auf der Couch und kämpfte damit die Augen offen zu halten, während ich irgendeine Doku im Fernsehen schaute. "Wieder da.", hörte ich Granit rufen und richtete mich gähnend auf. "Steh auf, ich hab was mit dir vor.", sagte er fröhlich und nahm mir die Decke weg. "Muss ich mir Sorgen machen?", murmelte ich und rieb mir über die Augen. Statt einer Antwort bekam ich einfach eine Tüte von ihm in die Hand gedrückt, die mir irgendwie unnormal groß vorkam. Ich griff hinein und holte ein Kleid heraus, während Granit einfach nur mit verschränkten Armen vor mir stand und grinste. "Das hättest du doch nicht machen müssen.", sagte ich dankbar und stand auf, um mir das Kleidungsstück genauer anzuschauen. "Denkst du, ich nehm dich in diesen Klamotten mit wenn wir feiern gehen?", lachte er, woraufhin ich mich prüfend selbst betrachtete. "Hä, seh ich so scheiße aus?", fragte ich ein kleines bisschen gekränkt. "Nein. Aber wenn du mit Jungs wie mir raus gehst, solltest du sowas wie das da anziehen.", antwortete er amüsiert und stellte die Tüte weg. "Granit, ich weiß das zu schätzen, ehrlich. Aber feiern gehen? Mir ist echt nicht nach tanzen und so.", sagte ich traurig und legte das Kleid weg. "Wer hat was von tanzen gesagt? Wir gehen in einen Club, da gibts nen extra Bereich wo wan chillen und Shisha rauchen kann. Ganz locker.", sagte er, nahm das Kleid und drückte es mir in die Hand. "Zieh es an.", verlangte er, woraufhin ich seufzend im Bad verschwand.
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Ich schaute mich im Spiegel an, während ich das Kleid gerade zupfte. Dann kam ich wieder aus dem Bad heraus und sah, wie Granits Augen anfingen zu funkeln. "Meinst du nicht, dass das zu viel Ausschnitt ist?", fragte ich den Albaner, dessen Mundwinkel immer weiter nach oben gingen. Er kam auf mich zu, betrachtete meine Haare und legte sie dann so, dass auf beiden Seiten gleich viel war. "Es ist perfekt, vertrau mir.", beruhigte er mich mit sanfter Stimme. Während ich verlegen nach unten schaute, legte er einen skeptischen Blick auf und schob seine Hand unter mein Kinn. "War das Capi?", fragte er mit gerunzelter Stirn. Ich spürte seinen Finger an der Wunde an meinem Hals, wo sich mittlerweile Schorf gebildet hatte, und musste schwer schlucken. "Nein.", sagte ich und merkte wie sich mein Bauch verkrampfte, als ich an ihn dachte. "Samra?", hakte er weiter nach und schaute mir besorgt in die Augen. "Bitte, frag einfach nicht nach. Ich will nicht darüber reden.", bat ich ihn und schob seine Hand weg. Danach drehte ich ihm den Rücken zu und versuchte, mich nicht an den Tag zu erinnern an dem diese Wunde entstanden ist. "Das Kleid steht dir wirklich gut. Aber wenn du dich unwohl fühlst, kann ich es auch umtauschen.", sagte er einfühlsam. "Nein, ist schon okay. Danke.", antwortete ich und versuchte, ein falsches Lächeln aufzusetzten, damit er mir abkaufte dass alles gut war. Für den Moment fiel er darauf rein und kümmerte sich dann um seine Klamotten, was mich beruhigt aufatmen ließ. "Zieh deine Schuhe an. Ghassan wartet dort auf uns.", warf er mir zu, während er seine Ketten im Spiegel richtete. "Okay.", seufzte ich und tat, was er wollte. "Zieh die hier an. Ist arschkalt draußen.", sagte er im Flur und legte mir seine Jacke über, während wir zu seinem Auto gingen. "Wer ist noch dort?", fragte ich ihn, als wir auf dem Weg zum Club waren. "Mein Bruder, Yacine, Ali und Ghassan. Cem wollte dann auch kommen. Hab auch Nima gefragt, aber der hatte leider schon was anderes vor." "Ok. Noch wer?", fragte ich vorsichtig, in der Hoffnung er würde es verneinen. "Keine Sorge, ich hab weder Capi noch Samra gefragt. Wenn sie uns nicht folgen, kannst du tatsächlich mal einen Abend ohne sie verbringen.", sagte er belustigt und parkte das Auto auf dem Parkplatz hinter dem Club. "Meinst du, sie würden uns folgen?", fragte ich ihn verunsichert, während wir ausstiegen. "Josy, du machst dir viel zu viele Gedanken. Versuch einfach mal abzuschalten, okay?", sagte er und legte seinen Arm um mich. Ich sagte nichts und ließ mich einfach von ihm mitziehen, als wir den Club betraten. Er redete mit dem Türsteher, und schon waren wir drin. Bei der Garderobe gaben wir unsere Jacken ab, und dann gingen wir direkt in den Bereich wo die anderen warteten. Wir begrüßten sie alle nacheinander und setzten uns dann zu ihnen. So sehr ich mich auch bemühte locker zu bleiben und abzuschalten, mir war einfach nur zum heulen zumute. Es war dieses nervige Gefühl...dieses Gefühl, dass ich unbedingt etwas klären musste. Ich wollte am liebsten einfach Granits Handy leihen und Vladislav schreiben. Einfach um dieses unangenehme Gefühl loszuwerden, das mich keine ruhige Minute haben ließ. Aber ich wusste, dass das ein Fehler wäre. Je länger sich diese Funkstille zwischen uns hinzog, desto mehr Angst bekam ich. Was, wenn er einfach auf alles scheißen würde? Er müsste mir ja nicht hinterherrennen. Er könnte jedes Mädchen auf dieser Welt haben. Warum sollte er also tolerieren, dass ich dieses mal das Steuer in der Hand hielt? Was, wenn er sich heute Nacht einfach dachte...was solls? Wenn er sich irgendwo in diesem Moment gerade mit einer anderen die Zeit vertrieb? "Baby.", sagte Ghassan, der seinen Arm um mich legte und mir sein Glas in die Hand drückte. Ich schaute ihn fragend an, während er es irgendwie schaffte meine Gedanken mit seinem Blick zu lesen. "Mach dir keinen Kopf. Trink, und denk an was anderes.", sagte er und sorgte somit dafür, dass ich mich etwas besser fühlte. Ich trank einen Schluck von seiner Mische und fühlte, wie der Alkohol meinen Körper von innen warm werden ließ. Eigentlich wollte ich ihn fragen was da drin war, aber ich kam nicht dazu. Ehe ich Luft holen konnte um zum reden anzusetzen, hörte ich diese bekannte Melodie aus den Boxen des Clubs. Und dann ertönte die Stimme, die den Kloß in meinem Hals plötzlich wieder auftauchen ließ, den ich für einen Moment ausblenden konnte. "Kann ich bitte kurz auf Toilette?" "Du musst nicht fragen.", antwortete Ghassan, nahm mir das Glas wieder ab und sah mir dabei zu, wie ich regelrecht zur Damentoilette stürmte. Ich stütze mich mit den Händen am Waschbecken ab und konnte nicht anders, als wieder zuzulassen dass ich anfing zu weinen. Es tat einfach weh, seine Stimme zu hören. Alles was mit ihm in Verbindung stand löste dieses verdammte stechen in meinem Herzen aus. "Ich glaube, du hast die falsche Tür genommen.", sagte eine männliche Stimme, die plötzlich neben mir ertönte. Als ich meinen Kopf nach rechts drehte sah ich Cem, der mich anlächelte während er sich die Hände einseifte. "Sorry. Das war keine Absicht.", entschuldigte ich mich und versuchte, mich wieder zusammen zu reißen. "Stimmt das, was sie sagen? Das mit dir und Capi?", fragte er, trocknete sich sorgfältig die Hände ab und musterte mich mit leicht zur Seite geneigtem Kopf. "Was sagen sie denn?", nuschelte ich, ohne ihn direkt anzuschauen. "Dass es vorbei ist. Dass du frei bist." Er redete ziemlich leise, aber deutlich. Ich hatte das Gefühl, mein Herz würde innerlich verbrennen, als ich seine Hand auf meiner Schulter spürte. "Hat er das gesagt?", fragte ich mit erstickter Stimme. Ich wollte wieder weinen, aber dieses mal konnte nicht. Ich war wie unter Schock. Meine Emotionen überschlugen sich, und ich wusste nicht was ich denken, sagen oder machen sollte. Es war, als wäre ales um mich herum gerade eingefroren. Als wäre die Zeit und alles andere plötzich stehen geblieben. "Nein, Yacine.", flüsterte Cem hinter mir, während er meine Haare zur Seite legte. Erst als er sich leicht gegen micht drückte, konnte ich endlich wieder einen klaren Gedanken fassen und reagieren. "Das stimmt nicht.", sagte ich und versuchte meine Stimme so klar wie möglich klingen zu lassen. Ich drehte mich schwer atmend vor ihm um, sodass ich das Waschbecken im Rücken hatte. "Bist du dir sicher?", raunte er und versuchte mich umzustimmen, indem er sein charmantes Lächeln aufsetzte und sanft über meine Schulter strich. "Wenn das wirklich so ist, weiß er besser über meine Beziehung bescheid als ich.", sagte ich etwas strenger als ich es vor hatte, und drückte ihn von mir weg. "Wo willst du hin?", fragte er enttäuscht, als ich die Tür aufriss und den Raum verließ. Nun war ich fest entschlossen, Yacine zur Rede zu stellen. Die Trauer hatte sich in Wut verwandelt, die ich gezielt an ihm auslassen wollte. Was fiel ihm ein, irgendwelche Sachen zu erzählen die nicht der Wahrheit entsprachen? Was, wenn dieses Gerücht bis zu Vladislav durchdrang, und er würde dann davon ausgehen dass ich indirekt Schluss gemacht hatte? Wenn mich etwas rasend machte, dann waren es Menschen die nur Scheiße erzählten. Nach einem kurzen Rundumblick sah ich Yacine auf der Tanzfläche, wie er gerade mit irgendeinem Mädel tanzte. Ich atmete tief durch und wollte dann auf die beiden zustampfen - wurde aber aufgehalten. "Hey, was ist los?", fragte mich Granit, der mich am Arm fest hielt und somit verhinderte, dass ich auf den Marokkaner losging. "Dein Kumpel erzählt rum, zwischen Vladislav und mir wäre Schluss. Ich will ihn zur Rede stellen, also lass mich los.", sagte ich und versuchte mich loszureißen, doch Granit wirkte mit Leichtigkeit dagegen. "Okay, komm mit.", sagte er entspannt und führte mich von der Tanzfläche weg, wo weniger Leute waren. "Du musst dich beruhigen, Josy. Es bringt nichts wenn du ihn jetzt zur Rede stellst. Glaub mir, du würdest nur dumme Antworten bekommen." "Wie meinst du das?", fragte ich verwirrt. "Er hat nicht nur Alkohol im Blut, wenn du verstehst. Ich rede morgen mit ihm, aber bitte konfrontiere ihn jetzt nicht. Ich will nicht, dass du noch mehr verletzt wirst als du es sowieso schon bist.", redet er ruhig auf mich ein, und legte seine Hände auf meine Schultern. "Ich bin nicht verletzt. Mir geht es super.", log ich ihn an. "Dir geht es alles andere als super. Wenn es dir super gehen würde, müsste ich das hier nicht machen.", sagte er und wischte mit dem Daumen die Träne weg, die gerade über mein Gesicht lief. Anscheinend war mir gar nicht aufgefallen, wie ich wieder angefangen hatte zu weinen. Erst als mich sein besorgter Blick fest hielt, verpuffte die Wut in meinem Bauch und das Stechen in meinem Brustkorb kam zurück. "Es tut einfach weh. Ich weiß nicht, was ich machen soll.", wimmerte ich. Er atmete schwer aus und drückte mich dann einfach an sich, während ich mein Gesicht schniefend in seinem Shirt vergrub. "Vielleicht ist es besser, wenn wir ins Hotel zurück gehen. Ich kann mit den Jungs auch in meinem Zimmer weiterfeiern, dann kannst du oben ins Bett und hast deine Ruhe. Natürlich nur, wenn das für dich okay ist.", schlug er vor. Ich murmelte ein verwaschenes „Okay" und genoss für einen Moment das Gefühl von Geborgenheit, das er mir durch die Umarmung gab.