Josy
Nachdem Vladislav mich bei Lea abgesetzt hatte, gingen wir in die Stadt um einen Kaffee zu trinken. Sie wollte unbedingt wissen was es alles neues gab, da wir uns ein paar Tage nicht gesehen hatte.
"Ich sag dir, halt dich von diesem Samra fern. Das ist so ein arroganter Spinner, der macht mich so rasend." regte sie sich auf.
"Nicht nur dich. Ständig teilt er aus und drückt mir dumme Sprüche rein, aber wenn ich mich dann mal verteidige oder den Spieß umdrehe wird er richtig ekelhaft. Vladislav meinte dass gerne mal den Boss raushängen lässt, was Frauen angeht."
"Hab ich gemerkt." sagte sie Augenrollend.
"Und du hast echt SDP kennen gelernt? Finde ich so geil." Ihre Augen glänzten vor Aufregung.
"Ja, die Jungs sind cool drauf. Ich freue mich schon mega auf die Box."
"Und auf das Konzert!" fügte sie hinzu und ich nickte eifrig.
"Wollen wir noch ein bisschen in der Stadt rumlaufen?" fragte sie, sie ihre Kaffee leer getrunken hatte.
"Gerne!" freute ich mich und so brachen wir auf. Lea fand ein paar neue Shirts, während ich mich nur umschaute. Da ich jetzt sowieso mit dem Geld aufpassen musste, da ich ja keinen Job mehr hatte wollte ich mich zurückhalten. Während wir einen Laden nach dem anderen durchliefen schaute ich immer wieder auf mein Handy. Aber von Vladislav kam nichts. Ich wurde langsam nervös, als es schon dunkel wurde und wir den Heimweg antreten wollten. Lea entging das natürlich nicht.
"Alles okay?" Fragte sie besorgt.
"Ja naja. Vladislav wollte sich eigentlich bei mir melden. Jetzt ist es schon 19 Uhr und ich habe noch keine Nachricht."
"Vielleicht hat er sich zugekokst und liegt in irgendeiner Ecke." scherzte sie, aber ich konnte nicht lachen.
"Meinst du echt?" Fragte ich unsicher.
"Weiß nicht. Aber denke ich nicht, wenn er gesagt hat dass er sich dann melden wollte. Mach dir nicht so viele Gedanken. Ansonsten ruf ihn doch einfach mal an." Gar keine so schlechte Idee. Aber das half mir auch nicht weiter, weil er nicht ran ging. Gemeinsam liefen wir zu Lea nach Hause, weil sie darauf bestand mich nicht alleine heim laufen zu lassen.
"Du hast doch gesagt er wollte ins Studio oder? Dann lass mich dich doch dort absetzen und dann kannst du mit ihm nach Hause fahren. Und falls nicht kanst du mich jederzeit anrufen, dann bringe ich dich nach Hause." bot sie mir an.
"Du bist echt die beste Freundin die man haben kann" schmunzelte ich, und so fuhr sie mich zum Studio. Ich konnte mich gerade noch so an den Weg erinnern und nach 10 Minuten fahrt durch Berlin waren wir da.
"Also ruf dann an falls dich keiner mitnehmen kann, ja?" sicherte sie sich nochmal ab.
"Ja mach ich. Ich schreibe dir dann. Danke!" sagte ich und wir umarmten uns nochmal zur Verabschiedung.
Ich atmete einmal tief ein und aus und ging dann die Stufen nach unten, bis ich vor der großen Tür stand. Mit einem nervösen Gefühl klopfte ich ein paar mal an, aber nix tat sich. Von drinnen konnte man Gelächter und Musik hören. Ich klopfte noch einmal kräftig an, als sich die Tür endlich öffnete. Vor mir stand Samra, der lässig im Türrahmen lehnte.
"Hast du dich verlaufen kleine?" raunte er mir zu.
"Nein. Ich will zu Vladislav, er wollte mir eigentlich schreiben."
"Oh. Ähm da kannst du jetzt nicht rein." sagte er und stellte sich gerade hin, um mir den Eingang und die Sicht zu versperren.
"Und warum nicht?" Wieder wurde ich ungeduldig. Was verheimlichte er mir?
"Das willst du nicht sehen..." nuschelte er legte einen mitleidigen Blick auf.
"Samra was soll der Scheiß lass mich jetzt zu meinem Freund!" stampfte ich, doch er blieb stur.
"Oh Capi!" Hörte ich eine Frauenstimme von drinnen. Geschockt sah ich zu Samra. Mit aller Kraft drängte ich mich an ihm vorbei und was ich dann sah, ließ mein Herz erstarren.
Vladislav saß breitbeinig und Oberköperfrei auf der Couch, während irgendeine halbnackte Blondine damit beschäftigt war ihre Küsse überall auf ihm zu verteilen. Es war nicht irgendeine Blondine. Es war Vanessa. Die Bitch, die mich in der Shishabar dumm angemacht hatte. Auf der anderen Couch saßen noch drei andere Typen, die ich nicht kannte. Augenblicklich schossen mir die Tränen in die Augen, und ich musste dabei zusehen wie sie ihre Nägel in seine Haare krallte und ihm die Zunge in den Hals steckte, während seine Hände auf ihrem Arsch lagen. Ich stand nur da und war mit der Situation komplett überfordert. Der Schock saß so tief, dass ich mich nicht bewegen oder sprechen konnte. Erst als Samra sich hinter mir räusperte löste sich Vladislav von der Schlampe und sah mir direkt in die Augen. Sie waren von tiefen Augenringen geziert und seine Pupillen waren riesig. Seine Haare hingen im vereinzelt ins Gesicht und er war kreidebleich. Er schubste Vanessa von sich runter und taumelte auf mich zu.
"Josy ich kann..."
"Nein!" unterbrach ich ihn.
"Nur weil es dir mit mir nicht schnell genug geht nimmst du dir die nächstbeste Hure? Und dann auch noch die?" Brüllte ich und zeigte auf Vanessa, die hinter ihm stand und grinsend mit ihrer Haarsträhne spielte.
"Hast du es wirklich so nötig?" Die Tränen schossen nur so aus mir heraus.
"Es ist wirklich nicht so wie es aussieht" versuchte mich Samra zu beruhigen, der hinter mir stand und mich am Arm fest hielt. Stürmisch drehte ich mich um und riss mich los.
"Und du? Du chillst hier rum und guckst dabei zu wie er mich betrügt? Ich weiß ja dass du mich hasst und mich am liebsten tot sehen würdest, aber das hier? Das ist selbst für dich einfach nur ekelhaft!" keifte ich ihn an und schubste ihn zur Seite.
"Josy bitte!" rief mir Vladislav hinterher. Samra versuchte noch mich zu aufzuhalten, aber ich war zu schnell. Unter Tränen rannte ich aus dem Studio und knallte die Tür hinter mir zu. Ich wollte von keinem was hören oder sehen. Mein Handy klingelte ununterbrochen. Vladislav versuchte es immer wieder. Nach dem zehnten Klingeln tippte ich wutentbrannt auf den grünen Hörer und schrie "Verdammt lass es einfach!" in mein Handy.
"Baby bitte hör mir zu es ist nich so wie du denkst!" brüllte er ebenfalls, aber ich hörte ihm gar nicht mehr zu, denn plötzlich stellten sich mir die zwei Typen in den Weg die mich neulich in der Shishabar die ganze Zeit angestarrt hatten. Der eine machte einen Schritt auf mich zu und nahm mir mein Handy aus der Hand.
"Schöne Grüße von Khalil." sagte er zu Vladislav am Telefon. Im nächsten Moment packte mich jemand von hinten und drückte mir ein nasses Tuch auf den Mund. Und dann wurde alles schwarz.
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Mademoiselle
FanfictionJosy begegnet zwei Menschen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen - und das nicht gerade auf die gute Weise. Zum einen Capi, der sie wegen seiner kriminellen Geschäfte immer wieder alleine lässt, und zum anderen Samra, der sie wie Dreck beha...