Ich konnte es immernoch nicht glauben. Bis jetzt stand im Vordergrund, dass wir das mit meinen Eltern klären konnten. Aber je länger ich darüber nachdachte, desto wütender machte mich die Sache. Wie konnte Lea das nur machen? Ich wollte mein Handy nehmen und ihr schreiben, aber mein Handy war nicht in meiner Tasche. Verdammt. Samra hatte es noch. Ich wollte ihm gerade echt nicht nochmal begegnen. Aber ich wollte auch mein Handy wieder haben. Also musste ich wohl da durch. Je näher ich seinem Zimmer kam, desto schneller wurde mein Puls. Mir wurde ekelhaft warm, als ich vor seiner Tür stand und überlegte, ob ich wirklich klopfen sollte. Und dann tat ich es.
"Jo.", rief er von drinnen. Ich atmete tief durch und öffnete seine Tür. Er stand mit der Zigarettenschachtel in der Hand vor seinem Bett, und starrte mich an.
"War ich eben nicht deutlich genug?", fragte er mit rauchiger Stimme.
"Du hast noch mein Handy.", sagte ich leise und schaute ihn nicht an.
"Komm rein.", sagte er und warf die Kippenschachtel auf sein Bett. Langsam schloss ich die Tür hinter mir und blieb in ausreichendem Abstand zu ihm stehen.
"Gibst du es mir bitte?", fragte ich vorsichtig.
"Ich soll es dir geben?", gab er belustigt von sich und feierte die Zweideutigkeit in diesem Satz.
"Samra bitte. Gib mir einfach mein Handy wieder."
"Was denn los? Jetzt auf einmal keine große Fresse mehr?"
"Ich will nur mein Handy wieder haben." Ich schaute ihn nicht an, sondern starrte auf den Boden. Es war peinlich, ihn anbetteln zu müssen.
"Und ich will eine Gegenleistung.", sagte er stur. Ich schluckte schwer, und hob dann langsam meinen Kopf. Er stand wieder direkt vor mir.
"Aber es ist mein Eigentum."
"Es ist deine Entscheidung." sagte er leise.
"Was willst du?", fragte ich mit zitterndern Stimme.
"Habibi.", flüsterte er und strich mir die Haare hinter mein Ohr. Er beugte sich langsam zu runter und hob dann mein Kinn an. Sein Blick lag wieder auf meinen Lippen, während ich Bewegunsunfähig war. Gerade als ich dachte, dass er mir näher kommen wollte, fing er meinen Blick auf und hielt ihn fest. Mein Herz explodierte fast.
"Ich will die Adresse von deiner Verräterfreundin.", hauchte er und seine Augen schienen kurz aufzublitzen.
"Nein.", brachte ich schwer atmend hervor und drückte seine Hand von mir weg.
"Warum nicht? Ich will mich an der Schlampe rächen!", fauchte er und schubste mich ein Stück zurück, sodass mein Rücken an die Wand prallte.
"Ich will die alte fertig machen.", knurrte er und engte mich ein.
"Du hast gehört, was Vladislav gesagt hat. Rache würde nur noch mehr Schwierigkeiten machen."
"Ist mir scheißegal. Außerdem würde ich sie schon zum schweigen bringen, keine Sorge. Und Vladislav muss davon ja nichts erfahren.", sagte er überzeugt.
"Ich werde weder Vladislav hintergehen, noch meine beste Freundin verraten.", sagte ich entschlossen und sah, wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte.
"Was für beste Freundin? Warum geht das nicht in deinen Kopf? Die Bitch hat uns alle verraten! Wie kannst du das noch als Freundin bezeichnen?", keifte er aggressiv.
"Ich bleibe dabei. Die Adresse kriegst du nicht.", sagte ich stur.
"Dann kriegst du dein Handy auch nicht wieder."
"Das kannst du nicht machen!", protestierte ich und wollte weg, aber er drückte mich gegen die Wand.
"Ich kann machen was ich will." sagte er streng.
"Warum bist du nur so?", flüsterte ich zitternd, während sich ein Lächeln auf seinen Lippen abzeichnete.
"Ich habe dir gesagt, provozier mich nicht."
"Wo habe ich denn provoziert? Weil ich dich gefragt habe, ob ich mein Handy wiederhaben kann?", fragte ich entrüstet, und wollte auf Abstand. Aber er war mir so nah, dass ich keine Chance hatte irgendeine Art von Distanz zu ihm zu gewinnen.
"Deine pure Anwesenheit provoziert mich.", knurrte er bedrohlich. Mein Hals war wie zugeschnürt, je näher er mir war. Ich erkannte den Hass in seinen Augen, der mich beinahne erdrückte. Aber sah nich nur den Hass.
"Dein Blick sagt etwas anderes.", sagte ich mit zitternder Stimme. Ich stöhnte kurz vor Schreck auf, als er sein ganzes Körpergewicht gegen mich lehnte und mir somit die letzten Zentimeter Freiheit nahm, die mir noch geblieben waren.
"Du hast keine Ahnung.", zischte er.
"Gib mir einfach mein Handy wieder.", hechelte ich panisch., "Bitte."
"Gib mir die Adresse.", verlangte er wieder.
"Samra, bitte. Ich kann das nicht.", flehte ich, während sein Blick mich von oben herab festhielt. Er musterte mich scharf, schnaufte dann kurz und stellte sich gerade hin.
"In meiner linken Hosentasche.", sagte er und wartete auf eine Rekation.
"Gib es mir. Bitte."
"Nimm es dir." forderte er .
"Samra, ich kann..."
"Nimm es dir. Oder ich behalte es."unterbrach er mich streng.
Ich überlegte kurz, nahm dann meinen Mut zusammen und führte meine Hand langsam an seine Hose. Mein Herz überschlug sich fast, während ich in die Tasche griff. Als ich bemerkte, dass die Tasche leer war, lief es mir eiskalt den Rücken herunter. Schnell packte er meine Hand und drückte sie unsanft gegen die Wand.
"Denkst du wirklich, es wäre so einfach?", lachte er fies.
"Hör auf damit!", sagte ich unter Tränen, als sein Griff fester wurde.
"Ich habe dir gesagt, dass du verlieren wirst."
"Ich spiele deine Spielchen nicht mit!" sagte ich laut und versuchte meine Hand zu befreien.
"Das hättest du dir vorher überlegen sollen. Hättest du deine Finger von Capi gelassen, hättest du das Problem jetzt nicht. Und ich hätte keinen Ärger wegen dir und deiner dummen Freundin!", motzte er.
"Ich konnte doch nicht wissen, dass mich meine beste Freundin verrät! Denkst du, dass mich das nicht verletzt hat? Es tut verdammt nochmal Scheiße weh, wenn sich jemand gegen dich stellt, der seit dem Kindergarten wie eine Schwester für dich war!", brüllte ich ihn unter Tränen an, und dann ließ er mich endlich los.
"Du bist nicht der einzigste, der durch die Aktion Probleme hat okay?"
Er wurde ruhiger. Sein Blick ging zur Seite, und dann griff er in seine hintere Hosentasche. Ohne etwas zu sagen überreichte er mir mein Iphone. Ich zögerte kurz, schniefte und nahm dann mein Handy wieder an mich.
"Willst du wissen, was deine Eltern gesagt haben?", fragte er leise und schaute mich wieder an. Dieses mal lag kein Hass mehr in seinem Blick. Sonden Qual.
"Was haben sie gesagt?", flüsterte ich schon fast. Anstatt zu antworten, nahm er seine Kippenschachtel vom Bett und ging Richtung Balkon. Er stellte seine Ellenbogen auf dem Geländer ab und nahm dann ein paar tiefe Züge.
"Was haben sie gesagt, Samra?", fragte ich erneut und stellte mich neben ihn. Er schüttelte verständnislos mit dem Kopf und schaute dann blinzelnd in den Himmel, während er den Rauch auspustete.
"Sie haben gesagt, dass ich auf dich aufpassen soll. Sie trauen Capi nicht. Ich habe ihnen versprochen, dich nicht aus den Augen zu lassen.", erzählte er und ich spürte, wie mir augeblicklich warm ums Herz wurde.
"Was noch?", fragte ich wieder.
"Ich weiß nicht, ob ich dir das sagen kann, ohne dass du ausflippst.", grübelte er und drückte die Kippe im Aschenbecher aus.
"Bitte.", flehte ich sanft und nahm seine Hand. Er musterte die Stelle, an der ich ihn berührte, und zog dann seine Hand weg.
"Vielleicht ist es besser, wenn du das nicht weißt.", sagte er und ging wieder in sein Zimmer. Er setzte sich auf sein Bett und kramte in seiner Bauchtasche nach irgendetwas. Ohne großartig darüber nachzudenken setzte ich mich im Schneidersitz neben ihn auf sein Bett und beobachtete ihn, wie er sich einen Joint baute.
"Sag es mir. Ich werde nicht ausflippen.", bettelte ich ruhig. Er überlegte, atmete dann genervt aus und legte den Joint weg. Mit seinen dunklen Augen fing er meinen Blick auf und ließ ihn dann nicht mehr los.
"Sie wollen, dass ich euch auseinander bringe."
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Mademoiselle
FanfictionJosy begegnet zwei Menschen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen - und das nicht gerade auf die gute Weise. Zum einen Capi, der sie wegen seiner kriminellen Geschäfte immer wieder alleine lässt, und zum anderen Samra, der sie wie Dreck beha...