Als ich wach wurde, lag Josy an mich gekuschelt neben mir im Bett. Sie hatte ihren Arm um meinen Buch geschlungen und sich irgendwie so dazwischen gequetscht, dass sie es schaffte, dass ich im Schlaf meinen Arm um sie gelegt hatte. Ihr linkes Bein hatte sie zusätzlich komplett über mich gelegt, sodass ich gar keine Chance hatte aufzustehen. In dieser Position aufzuwachen war schon irgendwie nicht schlecht. Ihr warmer Atem kitzelte ein wenig auf meiner Haut, was aber ehrlich gesagt angenehm war. Ohne sie zu wecken griff ich auf den Nachttischrank neben mir und zündete mir dann eine Kippe an. Fühlte sich alles an wie nach einem One Night Stand. Nur dass es keiner war. Als ich genüsslich den Rauch auspustete, bewegte sich Josy ein kleines Stück. Ihre Augen hatte sie aber dennoch geschlossen. Sie streckte sich und fuhr dann mit der Hand über meine Brust, während sie sich noch enger an mich kuschelte. Ich bewegte mich ebenfalls ein kleines bisschen und strich mit den Fingerspitzen ganz sanft über ihren Arm, was sie zum lächeln brachte.
"Hast du trainiert? Du bist viel breiter als sonst.", fragte sie nuschelnd und zeichnete Blind die Konturen meines Bauches nach.
"Baby...du weißt schon dass ich nicht Capi bin, oder?", grinste ich und spielte am Träger ihres Tops herum. Sie öffnete müde ihre Augen, während ich spürte wie ihr Puls sich beschleunigte.
"Aber freut mich, dass dir mein Körper so gefällt.", fügte ich grinsend hinzu und zog exra provokativ den Träger weiter nach unten.
"Tut mir leid, ich dachte...", murmelte sie nervös und rutschte von mir weg.
"Ich bin Capi? Dachte ich mir schon.", lachte ich, während sie sich die Augen rieb.
"Zieh dich an, wir fahren dann wieder zurück.", sagte ich zu ihr und suchte Capis Nummer in meinem Handy.
"Bruder bist du nachher da?", fragte ich durch das Telefon, als ich die Badtür hinter mir geschlossen hatte.
"Bin gerade noch im Studio, aber heute Abend bin ich da. Lebt meine Freundin noch?", fragte er grinsend und ich hörte, wie er an einer Zigarette zog. Oder am Joint, bei Capi wusste man nie.
"Noch. Wir fahren dann zurück. Ich hoffe du kommst auch wirklich heute Abend. Mach keinen Scheiß, Bruder.", sagte ich leicht besorgt.
"Alles gut, der Bra weiß was er macht.", er lachte so behindert, dass ich nicht anders konnte als ebenfalls zu lachen.
"Bis heute Abend.", sagte ich grinsend und legte dann auf.
"Samra?", klopfte plötzlich Josy gegen die Tür, als ich mr gerade die Zähne putzte.
"Was?", fragte ich genervt, als ich selbst bemerkte warum sie mich rief. Jemand hämmerte gegen die Tür. Augenrollend spülte ich mir den Mund aus und schaute dann durch den Türspion.
"Meine Fresse.", stieß ich genervt hervor und riss die Tür auf.
"Guten Morgen Baby.", grinste Zoey und trat unaufgefordert herein.
"Was willst du jetzt schon wieder?", motzte ich sie an und suchte mir ein frisches Shirt aus meiner Tasche.
"Ich bin dieses mal nicht wegen Sex hier. Obwohl, bei dem Anblick...", sagte sie verträumt und sabberte beinahe, als sie mich Oberkörperfrei angaffte.
"Scheiße was willst du? Ich hab jetzt keine Zeit für sowas.", sagte ich mit lauter Stimme und zog mir das Shirt an.
"Hast du schonmal aus dem Fenster geschaut? Ich weiß ja nicht ob es hier noch einen anderen Samra gibt, aber ich glaube die Leute da unten wollen zu dir.", sagte sie und wies zum Fenster. Vorsichtig schob ich den Vorhang zur Seite und schaute dann nach unten. Fuck. Vor dem Hotel standen mehrere Araber, die nicht gerade den Eindruck machten als würden sie sich hier ein Zimmer mieten wollen. Mittendrin stand Khalil, der sich mit den Männern absprach während er am Joint hing.
"Okay, wir müssen sofort hier weg. Zoey, du musst mir einen gefallen tun.", sagte ich angespannt und packte sie an den Schultern. An meiner Stimme merkte sie sofort, dass ich es ernst meinte.
"Geh da runter und lenk diese Gorillas irgendwie ab. Josy und ich müssen von hier verschwinden, ohne dass sie es merken."
"Das Hotel hat einen Hinterausgang, der führt in die Gasse wo dein Auto steht.", sagte sie ernst.
"Warte, woher...?", fragte ich verwirrt und ließ sie los.
"Baby, die Tür vorne ist Nachts abgeschlossen. Irgendwie musste ich doch zu dir kommen, wenn ich von dir..."
"Tamam!", unterbrach ich sie, bevor sie weiter reden konnte.
"Mach einfach was ich gesagt habe.", forderte ich sie auf und schubste sie zur Tür.
"Ich will aber was dafür.", sagte sie plötzlich und starrte mich fordernd an.
"Ich will den dreier. Mit dir und Cataleya 2.0. Sonst helfe ich dir nicht.", sagte sie zickig und verschränkte die Arme.
"Jaja, von mir aus. Und jetzt mach.", sagte ich schnell und schon war sie verschwunden. Fassungslos starrte Josy mich an, während ich meine Sachen in die Tasche stopfte.
"Du...hast da gerade nicht wirklich zugesagt?", stotterte sie erschrocken.
"Wir haben gerade echt andere Probleme. Jetzt such deine Sachen zusammen und komm, wir müssen hier weg!"
Sie fing sich wieder, schnappte sich ihre Sachen und folgte mir dann nach draußen. So schnell wir konnten suchten wir den Hinterausgang und verschwanden dann in die Gasse, wo ich gestern Nacht geparkt hatte. Gerade als ich mein Auto sah und darauf zusteuerte, hörte ich Stimmen. Ohne nachzudenken zog ich Josy hinter ein parkendes Auto und hockte mich so hin, dass wir nicht zu sehen waren.
"Das ist das Auto. Ich sag bescheid.", sagte eine männliche Stimme auf arabisch. Vorsichtig drehte ich mich zu Josy um, die mich panisch anstarrte.
"Wir können nicht mit meinem Auto zurück. Wir müssen ein Taxi nehmen."
"Wenn wir jetzt gehen sehen die uns doch. Ich will nicht sterben...nicht so.", sagte sie leise und fing an zu weinen. Ich atmete tief durch und nahm dann ihr kleines, kreidebleiches Gesicht in meine Hände.
"Hör zu, du musst dich konzentrieren. Wir müssen uns irgendwie hier wegschleichen. Starke Mädchen weinen nicht.", sagte ich so einfühlsam wie möglich und wischte ihre Tränen mit meinen Daumen weg.
"Ich bin aber nicht stark.", murmelte sie traurig und wollte sich wegdrehen, doch ich ließ ihr Gesicht nicht los.
"Reiß dich zusammen, Josy. Wir müssen hier sofort weg.", sagte ich streng. Sie schniefte kurz und nickte dann stumm. Ich zog mein Handy aus der Tasche und schrieb Zoey. Sie war unsere einzigste Chance, hier weg zu kommen. Sie las die Nachricht direkt und zwei Minuten später hörte ich auch schon ihre nervige Stimme. Gekonnt zog sie die Aufmerksamkeit der beiden Typen auf sich und drehte sie so, dass wir hinten ihren Rücken wegschleichen konnten. Als wir um die Ecke waren zog ich Josy einfach hinter mir her, während ich rannte ohne zu wissen wohin.
"Ich kann nicht mehr!", rief sie hinter mir, was mich zum stehen brachte. Sie hielt sich ihren Bauch und versuchte ihre Atmung zu kontrollieren. Kurzerhand zog ich sie in eine Bäckerei, und verschwand dann mit ihr auf Toilette. Das dumme gelaber von dem Hurensohn im Anzug, der mir einen Vortrag darüber hielt dass ich mit einem Mädchen im Männerklo stand ging mir am Arsch vorbei.
"Lan entweder verpisst du dich jetzt oder ich schlag dir die Zähne ein!", drohte ich ihm und schon war er verschwunden.
"Alles okay?", fragte ich Josy, die immernoch meine Hand hielt.
"Geht schon.", flüsterte sie und zwang sich, mich anzugrinsen, obwohl sie wahrscheinlich lieber weinen würde. Ich zog mein Handy aus der Tasche und rief uns dann ein Taxi.
"Der Typ braucht ca zwanzig Minuten. Hast du Hunger?", fragte ich, während wir wieder aus der Toilette heraus gingen.
"Mir ist schlecht.", sagte sie nur mit gesenktem Kopf.
"Wann hast du zuletzt was gegessen?", fragte ich. Ich dachte mir schon, dass ihre letzte Mahlzeit schon eine ganze Weile her war.
"Ich weiß nicht. Gestern mit Vladislav glaube ich.", sagte sie und schaute mich schuldbewusst an.
"Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du essen sollst?", meckerte ich und ging mit ihr zu der Theke.
"Willst du irgendwas?", fragte ich sie, doch sie schüttelte nur mit dem Kopf. Diese Frau machte mich fertig. Ich bestellte einfach zwei belegte Brötchen für uns und bezahlte mit dem Kleingeld, das ich in der Tasche hatte. Wir setzten uns an einen Tisch, den man von draußen nicht sehen konnte und ich schob ihr den Teller zu. Ich hatte mega Hunger. Innerhalb von wenigen Minuten hatte ich das Brötchen weg geputzt, während sie immernoch stumm davor saß.
"Iss.", befahl ich ihr, doch sie setzte nur ihren Hundeblick auf.
"Mir ist immernoch schlecht.", sagte sie mit Tränen in den Augen.
"Habibi, das wird auch nicht besser, wenn du nichts isst. Das macht es nur noch schlimmer. Iss das jetzt, oder ich bring dich zum essen.", drohte ich leise, in der Hoffnung dass das ankam. Sie schniefte kurz und fing dann endlich an, das Brötchen zu essen.
"Was mache ich nur mit dir?", fragte ich nachdenklich und fuhr mir über den Bart. Wieder schaute sie mich mit ihren unschuldigen Augen an, während sie zaghaft in das Brötchen biss. Zoey hatte Recht. Sie hatte wirklich die gleichen Augen wie Cataleya. Und wenn man vom Teufel sprach, da klingelte auch schon mein Handy.
"Sind sie weg?", fragte ich direkt, wodurch Josy hellhörig wurde und mich gespannt beobachtete.
"Ja. Als sie heraus gefunden haben dass du ausgecheckt hattest, sind sie wieder abgehauen. Aber du solltest deinen Wagen checken, die haben da irgendetwas dran gemacht.", sagte sie am anderen Ende der Leitung.
"Diese Hurensöhne. Danke.", sagte ich leise und wollte auflegen, doch sie hinderte mich daran.
"Vergiss nicht, was du mir versprochen hast."
"Wovon redest du?", fragte ich verwirrt.
"Du weißt, wovon ich rede. Das Abenteuer mit dir und deiner Freundin.", sagte sie und legte dann fröhlich auf. Fuck, das hatte ich vollkommen ausgeblendet.
"Was hat sie gesagt?", fragte mit Josy mit vollem Mund. Wenn ich ihr das jetzt sagen würde, würde sie wahrscheinlich einen Nervenzusammenbruch bekommen. Ich musste irgendeinen Weg finden, die Sache mit dem Dreier unter den Tisch zu kehren. Capi killt mich, wenn er rausfindet dass ich da zugestimmt habe. Wobei ich ja eher unbewusst ja gesat hatte, da ich erstmal lebend aus dem Hotel rauskommen wollte.
"Khalil ist weg. Aber die haben was an meinem Auto gemacht."
"Und was machen wir jetzt?", fragte sie neugierig, nachdem sie aufgegessen hatte.
"Als erstes müssen wir hier weg. Khalil ist nicht dumm, er wird wissen dass wir nicht weit gekommen sein können.", sagte ich und nahm ihren Teller, damit ich ihn wegbringen konnte. Dann gingen wir so unauffällig wie möglich zu der Ecke, wo ich uns das Taxi hinbestellt hatte - das dann glücklicherweise auch schon da war. Eilig stiegen wir ein und atmeten beide erleichtert auf, als wir auf der Rückbank zum sitzen kamen. Ich sagte dem Typ wo er uns hinfahren sollte, und versuchte dann einen klaren Kopf zu behalten. Capi war noch unterwegs, also konnte er uns nicht abholen. Das hieß, dass wir ein ganzes Stück laufen mussten, bis wir zu Hause waren.
"Stimmt so.", sagte ich und drückte dem Taxifahrer ausreichend Trinkgeld in die Hand. Er bedankte sich freundlich und fuhr dann weg.
"Wie weit ist es jetzt von hier?", fragte Josy, während ich Google Maps öffnete.
"Sind nur zwanzig Minuten. Schaffst du das?", fragte ich und wies mit den Augen auf ihren Bauch, der soweit ich weiß eigentlich Ruhe brauchte. Sie zuckte nur ahnungslos mit den Schultern und lief dann los.
"Wenn es weh tut sag bescheid, dann trag ich dich.", sagte ich und setzte mich ebenfalls in Bewegung.
"Wirklich?", fragte sie unglaubwürdig und schaute mich an, als hätte ich ihr gerade einen Antrag gemacht.
"Ja Logisch.", antwortete ich schnippisch. Also echt, ich bin doch kein Arschloch. Oder doch?

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Mademoiselle
FanfictionJosy begegnet zwei Menschen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen - und das nicht gerade auf die gute Weise. Zum einen Capi, der sie wegen seiner kriminellen Geschäfte immer wieder alleine lässt, und zum anderen Samra, der sie wie Dreck beha...