Part 168 ~ Leere Versprechungen

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"Bist du alleine her gekommen? Wo ist Samra?", fragte er und versuchte so, meiner Frage auszuweichen.
"Wenn du mal auf dein scheiß Handy gucken würdest, wüsstest du wo er ist!", schrie ich wütend und schubste ihn erneut weg, als er meine Hand nehmen wollte.
"Baby ich hatte keinen Akku mehr. Mein Handy liegt oben am Ladekabel. Was ist passiert?", fragte er besorgt und wollte wieder näher an mich ran, doch ich wich zurück.
"Komisch, dass du für alle anderen immer erreichbar bist, nur für mich nicht. Ich hätte dich gebraucht, verdammt." Meine Stimme erstickte zum Schluss unter den Tränen, die mir über die Wangen liefen.
"Baby nein, hör auf.", bat er sanft und nahm meine Hände, obwohl ich versuchte ihn weg zu schieben.
"Wo ist Samra?", fragte er erneut, als ich mein Gesicht weg drehte.
"Im Knast. Wegen einer bescheuerten Polizeikontrolle. Hättest du gewusst, wenn du auf dein Handy geguckt hättest. Dann hättest du auch gewusst, dass ich stundenlang auf der Polizei festhing, weil ich ja keinen Schlüssel für zu Hause habe. Wenn Haider mich nicht geholt hätte, würde ich da immernoch sitzen. Und wenn er Vincents Story nicht gesehen hätte, wäre ich jetzt auch nicht hier. Wann hattest du vor, wieder aufzutauchen? In vier Tagen oder doch schon heute Abend? Wobei, du hälst ja sowieso nie das, was du versprichst.", sagte ich weinend und riss mich wieder von ihm los.
"Was für Knast? Außerdem stimmt das gar nicht, ich versuche immer mein Wort zu halten.", verteidigte er sich aufgebracht.
"Achso? Und wie oft hast du mich schon mit Samra sitzen lassen, weil irgendein Mist wichtiger war als deine Freundin? Wie oft hast du schon gesagt dass du Abends wieder kommst, und warst dann nicht erreichbar? Was war dieses mal so wichtig, dass du mich sitzen lassen hast? Ein scheiß Basketballspiel mit Vincent?", brüllte ich ihn hysterisch an.
"Mach nicht so, du weißt genau dass ich nichts dafür kann wenn ich Termine habe und länger weg bleiben muss! Außerdem bin ich erst seit halbe Stunde hier, vorher hatte ich wirklich einen wichtigen Termin!" Nun konnte auch er nicht mehr die Ruhe bewahren, und ballte seine Fäuste während er sich rechtfertigte.
"Du wusstest, wie Samra heute drauf war. Hat es dich überhaupt auch nur eine Sekunde interessiert, wie es mir ging? Hast du überhaupt eine Vorstellung davon, was passiert ist als du abgehauen bist?", fragte ich ihn und zog meinen Ärmel nach oben, wo man immernoch leicht die aufgeriebenen Stellen der Seile sehen konnte.
"War er das?", fragte er wütend und zog mich grob zu sich, um sich die Stellen genauer anschauen zu können.
"Nein! Das waren die Typen, die mich als Pfand benutzt hatten während er Geld holen war um seine Schulden zu bezahlen. Was alles nicht passiert wäre, wenn du nicht gegangen wärst.", paffte ich und zog meine Hände von ihm weg.
"Es tut mir leid, Tamam? Bitte Baby, beruhig dich.", flehte er so sanft wie möglich und legte seinen unschuldigsten Blick auf.
"Was war dein wichtiger Termin, bei dem ich nicht dabei sein durfte?", fragte ich schniefend und wich seinem Hundeblick aus. Als ich das nächste mal nach oben blickte, stand er direkt vor mir - viel näher, als ich es zugelassen hätte.
"Das kann ich dir nicht sagen. Noch nicht.", sagte er mit rauer Stimme und wollte mein Gesicht anfassen, doch ich schlug seine Hand weg und ging wieder auf Abstand.
"Okay. Dann lass es eben.", sagte ich stur und holte mein Handy aus meiner Hosentasche.
"Was hast du jetzt vor?", fragte er zurückhaltend und beobachtete mich, wie ich in meinen Kontakten nach einer Nummer suchte.
"Ich rufe Haider an. Er hatte mir angeboten bei ihm zu schlafen. Vielleicht ist es besser, wenn ich das Angebot annehme. Dann kannst du weiter deinen wichtigen Terminen nachgehen.", sagte ich pikiert und tippte auf seinen Namen.
"Das wirst du nicht machen.", knurrte er plötzlich bitterernst und nahm mir das Handy weg, bevor ich auf anrufen drücken konnte.
"Gib mir das wieder!", zischte ich und bäumte mich wütend vor ihm auf.
"Nur über meine Leiche. Du wirst bestimmt nicht bei Samras Bruder pennen, wenn ich das verhindern kann.", sprach er aggressiv und drängte mich so weit zurück, dass ich das Ende des Treppengeländers an meinem Rücken spürte.
"Du kannst nicht bestimmen, wie ich zu leben habe!", wehrte ich mich weinerlich.
"Doch, kann ich. Wenn ich dadurch dein Leben beschützen kann.", raunte er und griff nach meinen Händen. Er drückte sich so eng an mich, dass er meine Hände hinter meinem Rücken zusammen halten konnte. Er beugte sich über mich und fummelte irgendetwas hinter mir am Geländer herum. Alles was ich sehen konnte, war seine goldene Joker-Kette, die mir ins Gesicht hing. Als er wieder vor kam hörte ich ein bekanntes klicken, wodurch es mir eiskalt den Rücken herunter lief.
"Das ist nicht dein ernst.", stammelte ich geschockt und wollte meine Hände losreißen, aber sie waren angekettet.
"Sorry Baby. Aber lass nicht zu, dass du dich selbst in Gefahr bringst. Ich hol jetzt mein Handy, und dann fahren wir nach Hause.", sagte er mit dem passenden Schlüssel für die Handschellen in der Hand und ging dann die Treppen nach oben.
"Vladislav!", brüllte ich ihm hinterher, aber er ignorierte mich. Verzweifelt versuchte ich meine Hände aus den Handschellen zu ziehen, aber sie waren zu eng. Ich hatte so eine Wut auf ihn, dass ich am liebsten alles zusammen geschrien hätte.
Nach ein paar Minuten hörte ich Schritte hinter mir, doch ich konnte nicht sehen wer es war.
"Mach die scheiß Dinger ab!"quietschte ich zu dem Schatten, der vor mir auftauchte.
"Hab leider keinen Schlüssel.", sagte Vincent entschuldigend, der mir nun gegenüber stand.
"Er war wirklich erst seit einer halben Stunde hier. Er wollte auf sein Handy gucken, aber ich hab ihn abgehalten. Sei nicht sauer auf ihn, war irgendwie meine Schuld.", erklärte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
"Nein, war es nicht. Es war seine Schuld.", antwortete ich wütend.
"Vince Bruderherz, wir hauen ab. Danke für alles, ich melde mich morgen oder so.", sagte Vladislav, verabschiedete sich von seinem Kumpel und kam dann zu mir.
"Wenn du jetzt Scheiße machst, gibt es Ärger.", drohte er finster und fummelte wieder an meinen Handgelenken herum. Aber anstatt die Handschellen abzumachen, löste er mich nur vom Geländer ab und machte sie vorne fest, statt hinter meinem Rücken.
"Hör auf, mich wie eine Geisel zu behandeln!", fauchte ich und wich zurück, aber er war schneller. Ohne ein Wort packte er mich, und hob mich auf seine Schulter. Dadurch dass er sehr schmal gebaut war, hatte ich Angst dass er unter mir zusammenbrechen würde. Aber er war stärker, als ich es ihm zugetraut hätte.
"Bitte, lass mich runter.", flehte ich, während er mich zu seinem Auto schleppte. Er stellte mich vor sich ab und drückte meinen Kopf nach unten, sodass ich mich in das Auto setzen musste. Gleich danach stieg er ebenfalls an und fuhr los.
"Du machst es nicht besser damit.", sagte ich beleidigt und betrachtete das kalte Metall an meinen sowieso schon aufgeriebenen Handgelenken.
"Wir reden zu Hause weiter.", kam es nur von ihm, und dann war Stille. Nicht mal seine Musik hatte er an gemacht, so wie er es sonst immer tat wenn wir irgendwo hin fuhren.
"Hast du Hunger?", fragte er, als er mich nach drinnen gezogen hatte.
"Hab mit Haider gegessen.", sagte ich immernoch beleidigt und wartete auf das, was er als nächstes vor hatte.
"Setz dich.", sagte er und zog mir den Stuhl am Küchentisch zurück. Er fuhr sich über seinen Bart und setzte sich mir dann gegenüber, während meine gefesselten Hände auf dem Tisch lagen.
"Jetzt sag mir, was mit Samra ist. Warum haben sie ihn in habs genommen?", fragte er und schaute mich mit seinem eindringlichsten Blick an.
"Was ist das hier, ein Verhör? Jetzt mach die Dinger endlich ab!" forderte ich aufgebracht, doch er dachte nicht mal daran mich los zu machen.
"Sag mir was passiert ist. Dann mach ich sie ab."
Seufzend ließ ich mich im Stuhl zurück fallen und überlegte einen Moment.
"Wir wurden angehalten. Sie haben Koks in seinem Auto gefunden. Statt Urin hat er Wasser abgegeben als die Bullen Drogentest machen wollte. Und dann hat er versucht, sie zu bestechen. Fanden sie nicht so lustig. Oh, und ganz nebenbei hat Jonas ihn angezeigt, wegen Körperverletzung. Was vielleicht auch nicht passiert wäre, wenn du dazwischen gegangen wärst, statt zuzuschauen.", warf ich ihm vor.
"Bist du fertig?", fragte er und stand wütend auf.
"Nein, bin ich nicht!", widersetzte ich mich ihm und stand ebenfalls auf.
"Das wäre aber besser!", knurrt er und drückte mich an den Schultern wieder zurück auf den Stuhl.
"Fängst du jetzt auch schon an wie Samra? Denkst du, das bringt dich weiter?", fragte ich wütend, während meine Blicke Giftpfeile abschossen.
"Ich bin nicht wie Samra. Heißt aber nicht, dass du mit mir reden kannst wie du willst.", antwortete er und zog den Schlüssel aus seiner Hosentasche, mit dem er meine Hände befreite.
"Was soll das heißen?", fragte ich, stand auf und schlüpfte dann endlich aus meiner Jacke heraus. Statt zu antworten kassierte ich nur einen finsteren Blick von ihm, bevor er seine und meine Jacke an den Haken neben der Tür hing.
"Es ist spät. Wir sollten schlafen. Ich ruf gleich morgen früh meinen Anwalt an, und dann hol ich Samra da raus.", sagte er gab mir ein Zeichen, dass ich nach oben gehen sollte. Kopfschüttelnd stampfte ich an ihm vorbei und machte mich dann fertig zum duschen.
"Warte, ich komm mit.", rief er, als ich schon im Bad war.
"Mit Sicherheit nicht.", sagte ich mit einem gefälschten Lachen und schloss die Tür hinter mir ab.
"Dein Ernst Baby? Mach die Tür auf!", rief er und klopfte gegen das Holz, während ich ihn ignorierte. Ich ging in aller Ruhe duschen, cremte mich danach ein und putzte mir die Zähne. Schon viel besser.
Als ich wieder raus ging, war alles ruhig. Nach einem kurzen Blick nach links ging ich entspannt in unser Zimmer. Ich schaltete das Licht ein und legte meine Sachen zusammen, bevor ich mir mein Bettzeug nahm.
"Was soll das werden?", fragte Vladislav, der im Flur plötzlich unaerwartet vor mir stand. Vor Schreck ließ ich meine Bettwäsche fallen und wollte sie wieder aufheben, doch er sprang zu mir und drückte mich gegen die Wand.
"Ich will nicht, dass du auf der Couch schläfst.", sagte er leise und presste sich gegen mich.
"Was du willst oder nicht ist mir gerade echt egal.", sagte ich gekonnt ignorant, was ihn zum lächeln brachte.
"Du hast gesagt, ich halte meine Versprechen nie?", fragte er und ließ seine Hand an meinem Oberschenkel hoch wandern.
"Hör auf.", sagte ich schwer atmend, als meine Beine schwach wurden.
"Ich habe dir heute früh ein Versprechen gegeben. Und das werde ich halten. Falls du dich erinnerst.", raunte er und schon war seine Hand in meine Shorts gerutscht.
"Wir können nicht immer alle Probleme damit lösen!", stöhnte ich, als ich seine Finger an meiner Schwachstelle spürte.
"Also willst du, das ich aufhöre?", fragte er gespielt traurig und zog seine Hand von mir weg.
"Richtig.", antwortete ich konsequent und drückte seine Hand weg.
"Dafür dass du nicht willst, warst du aber gerade ziemlich feucht.", grinste er, woraufhin ich eine Gänsehaut bekam.
"Du willst jedes mal deine Schuld wegvögeln. So funktioniert das aber nicht.", sagte ich, schluckte schwer und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie erregt ich war.
"Ich will nur, dass wir beide locker werden. Oder magst du diese angespannte Stimmung zwischen uns?", fragte er und hob wieder seine Augenbraue, was das kribbeln in meinem Unterleib nur noch mehr verstärkte.
"Nein. Aber das heißt nicht, dass ich dir deswegen verzeihe." Ich versuchte so stark wie möglich gegen das Verlangen anzukämpfen. Aber ich kam nicht dagegen an. Jede Zelle meines Körper wollte nichts anderes, als sich auf ihn zu stürzen.
"Vielleicht kann ich dich umstimmen.", grinste er, hob mich auf seine Hüften und drückte mich wieder gegen die Wand, bevor er mich küsste. Überwältig von seinem Duft und dem immer stärker werdenden Gefühl in meinem Unterleib gab ich mich ihm letztenendes einfach hin, und vergaß meine ganze angesammelte Wut auf ihn.

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