Während ich mich über meine eigene Dummheit ärgerte, ging ich mit langsamen Schritten aus dem Bad. Hätte ich mir mal was gekauft, als wir heute in der Stadt waren.
Als ich die Treppen nach unten schlich sah ich Samra, der am Tisch saß und mit seinem Handy spielte.
"Ich räum den Scheiß hier nicht auf, damit das klar ist.", motzte er sofort als er mich erblickte.
"Ich hab ein Problem...", fing ich vorsichtig an und ging auf ihn zu.
"Nicht nur eins.", scherzte er und widmete sich wieder seinem Handy.
"Nein, ich meine das Ernst. Ich hab grad echt ein Problem...und...brauch dich."
"Immer raus damit.", sagte er, legte sein Telefon beiseite und schaute mich mit seinen dunklen Augen an.
"Also ich hab...da halt so ein Frauenproblem gerade."
"Untervögelt zu sein ist kein Frauenproblem. Das geht Männern auch so."
"Man, jetzt bleib doch mal ernst!", fauchte ich ihn ungewollt an. Er zog die Augenbrauen nach oben und schaute mich erstaunt an - sagte aber nichts darauf.
"Also ich hab da halt grad so ein Frauenproblem, und ich hab vergessen was dafür zu kaufen. Und alleine rausgehen darf ich ja nicht, also..."
"Die Läden haben doch schon zu.", klugscheißerte er und stand vom Tisch auf.
"Rewe hat bis 24 Uhr auf."
Er drehte sich zu mir um und musterte mich gelangweilt. Ihm war ins Gesicht geschrieben, dass er null Bock hattte jetzt wegen sowas loszufahren.
"Dann kommst du mit. Ich kauf das nicht alleine, das ist peinlich."
"Hä nein? Mit Sicherheit nicht. Ich weiß du kannst dir das nicht vorstellen, aber es ist nicht gerade ein schönes Gefühl wenn man ausläuft."
"Bah halt die Klappe, so genau will ich das gar nicht wissen.", winkte er ab.
"Also kannst du mir was holen? Bitte?", flehte ich ihn an.
"Lan, ihr Weiber regt mich so auf. Eigentlich ist das Capis Part, nicht meiner."
"Samra, bitte! Ich mach auch was willst, ich räum den ganzen Kram hier auf...aber bitte, tu mir diesen einen Gefallen. Ich hab mir das auch nicht ausgesucht."
"Alles was ich will?", hakte er interessiert nach. Ich wollte die Augen verdrehen und genervt antworten, doch als ich aufstehen wollte spürte ich bereits wie sich mein Bauch verkrampfte.
"Ja, mir egal. Nur mach bitte, bevor alles zu hat."
"Geil.", freute er sich und schnappte sich den Autoschlüssel.
"Welche Größe? Ganz klein?", rief er mir von der Tür aus zu.
"Irgendwas, scheißegal!", brüllte ich zurück.
„Obwohl, warte! Nicht ganz klein!" Keine Ahnung ob er das noch gehört hatte - war mir aber auch gerade ziemlich egal, Hauptsache ich hatte irgendwas da.
Die Krämpfe im Bauch wurde von Minute zu Minute stärker - jetzt half nur noch Schmerzmittel. Schnell suchte ich das Täschchen, in dem die Jungs alle möglichen Tabletten und andere Sachen gebunkert hatten und suchte mir was heraus. Zwischen den ganzen harten Mitteln fand ich dann nach langem Suchen endlich eine normale Schmerztablette. Glücklicherweise haben wir immer was gegen Kopfschmerzen da, sonst hätte ich jetzt noch ein weiteres Problem gehabt. Hastig schluckte ich die Pille herunter und beeilte mich dann, den Tisch abzuräumen. Je schneller ich hier fertig war, desto schneller konnte ich mich auf die Couch legen.Ich wurde wach, als ich hörte wie die Tür aufgeschlossen wurde.
"Lan was machst du da, bist du bescheuert?", schrie mich Samra an, der mal wieder plötzlich vor mir stand.
"Hä?", fragte ich müde und rieb mir über die Augen.
"Ja steh auf, du blutest doch die ganze Couch voll!", sagte er hektisch, schnappte sich meinen Arm und zog mich ruckartig auf die Beine.
"Man, Samra!", meckerte ich, nachdem er mich weg geschubst hatte um nachzusehen, ob die Couch noch sauber war.
"Warum legst du kein Handtuch drunter?", nörgelte er und suchte weiter die Couch ab, während ich schon spürte wie die Bauchkrämpfe zurückkamen.
"Boah, du bist so peinlich...", murmelte ich genervt und wollte ihm den Beutel aus seiner Hand mopsen, doch er verhinderte mein Vorhaben direkt.
"Langsam, Prinzessin. Das gibts nur unter einer Bedingung.", sprach er mit erhobenem Zeigefinger und hielt den Beutel hinter seinem Rücken versteckt. Ich stützte mich mit einer Hand auf der Sofalehne ab, während er seine Lippen aufeinander presste und mich beobachtete.
"Welche Bedingung?", fragte ich leise und betete innerlich, dass meine schlimmen Befürchtungen übertrieben waren. Er kam mir langsam einen Schritt näher, wodurch ich automatisch zurückwich. Wie in Zeitlupe näherte er sich mir, und mit jedem weiteren Schritt wuchs das ungute Gefühl in meinem Bauch.
"Ich will eine einzige Sache von dir. Nur eine. Also entweder machst du das, oder ich lass dich verbluten."
Wieder mal hatte er es geschafft, mich in die Enge zu treiben. Ich schob die Hände hinter meinen Rücken, der wie so oft an der Wand klebte und schluckte meine Nervosität herunter.
"Findest du nicht, dass die Aussage ein bisschen krass ist?", fragte ich ihn und stellte mich gerade hin. Nun überbrückte er auch noch den letzten kleinen Zentimeter zwischen uns, was mich unwillkürlich dazu brachte meinen Hinterkopf gegen die Wand zu lehnen. Mit schwitzigen Händen schaute ich in seine dunklen Augen, die einen undefinierbaren Blick austrahlten.
"Was?"
Anscheinend hatte ich ihn mit meiner Frage ziemlich aus der Fassung gebracht. Er schaute mich an wie ein verwirrtes Eichhörnchen, während seine Gedanken sich anscheinend gerade überschlugen. Irgendwann fing er sich wieder, schüttelte leicht den Kopf und schnaufte dann leise.
"Also wie gesagt, eine Sache.", sagte er sanft. Wieder verstummte er nach diesem Satz, und schaute immer wieder auf meine Lippen. Als er mir erneut näher kam, stieg Panik in mir auf und meine Hände schnellten nach vorne. Schützend drückte ich sie gegen seine Brust und sicherte somit, dass das hier nicht wieder aus dem Ruder laufen würde.
"Bitte, nicht das. Alles andere okay, aber verlang nicht das von mir...das ist nicht richtig, du weißt dass ich nur Vla..." Er unterbrach mich ruckartig, indem er mir seine Hand auf den Mund drückte. Ich schaute ihn mit großen erschrockenen Augen an, während ich mich an seinem Shirt fest krallte.
"Das hatte ich doch gar nicht vor.", brummte er friedlich und nahm seine Hand wieder weg.
"Was dann?", flüsterte ich mit wachsender Unruhe. Erst als er an sich herunter sah bemerkte ich, dass ich mich vor lauter Aufregung noch fester an sein Shirt geklammert hatte. Seine Mundwinkel zuckten für eine Millisekunde nach oben, bevor er meine Handgelenke saft umschloss und sie dann mit leichtem Druck zusammenhielt.
"Ich will, dass du das mit dem Kuss vergisst. Dass du nicht mal mehr daran denkst. Ich will nie wieder ein Wort darüber hören...oder daran zurückdenken. Wenn das jemand mitbekommt, bin ich geliefert. Ich will, dass du das einfach aus deinem Gedächtnis raus löschst."
Seine Stimme klang relativ ruhig. Dennoch glaubte ich, irgendwo so etwas wie Angst heraus zu hören.
"Samra, ich..."
Sein Griff verstärkte sich ein kleines bisschen, was mich automatisch vestummen ließ.
"Kein Wort mehr darüber. Schwöre, dass du wenigstens einmal tust was ich dir sage.", forderte er streng, während er seinen Rücken gerade machte und mich noch weiter einengte - so weit, dass sein Shirt meins bereits berührte.
"Ich will hören, dass du das schwörst. Sonst schmeiß ich das Zeug aus dem Fenster. Kein Druckmittel gegen mich oder sowas, keine Witze mehr darüber."
Die Sache schien ihm mehr als nur ernst zu sein. War aber auch verständlich...wenn Vladislav das rausfinden würde, dann...keine Ahnung, ich wollte es mir gar nicht erst ausmalen.
"Schwör es, Josy.", legte er nach und drückte seinen Unterkörper leicht gegen mich. Meine Hände, die er immernoch zusammenhielt waren das einzigste, was uns noch zwischen uns schwebte. Er war mir so nah, dass sie auf seiner und meiner Brust gleichzeitig lagen.
"Okay, ich schwöre.", flüsterte ich mit erstickter Stimme.
"Ich hoffe du hälst dich daran. Sonst werde ich richtig sauer.", drohte er hauchend, ließ meine Handgelenke los und fuhr dabei mit seinen Fingerspitzen ganz leicht über meinen Arm - so, dass ich eine Gänsehaut bekam.
"Kann ich jetzt bitte gehen? Ich hab Bauchschmerzen.", fragte ich vorsichtig, nachdem sich mein Unterleib erneut krampfhaft zusammengezogen hatte. Die Tablette half zwar, sorgte aber trotzdem nicht für komplette Schmerzfreiheit. Und müde wurde ich dadurch auch noch.
"Geh.", nuschelte er, drückte mir den Beutel in die Hand und schaute an mir vorbei.
"Achso, und danke...fürs holen.", warf ich ihm zu, bevor ich nach oben ging. Als er außer Sichtweite war blieb ich kurz stehen und atmete tief durch, um erstmal wieder klar zu kommen. Mein Herz überschlug sich jedes mal beinahe, wenn er mir so nah war.Samra
Somit hätte ich dieses eine Problem endlich aus der Welt geschafft. Wenn die kleine wie versprochen dicht hielt, müsste ich mir theoretisch keine Sorgen mehr machen. Ich stieß einen erschöpften Seufzer aus und griff nach meinem Glas, in dem noch die restliche Cola vom Abendessen drin war. Nachdem ich ausgetrunken hatte hörte ich schlurfende Schritte, die immer näher kamen. Josy lief gebeugt, mit quälend langsamen Bewegungen Richtung Couch.
"Alles gut?", fragte ich und wunderte mich, wie besorgt meine Stimme gerade klang.
"Total.", brummte sie zurück und ließ sich auf die Couch plumsen. Augenrollend stellte ich mein Glas weg und ging auf das kleine Häufchen Elend zu, das sich in gerade in die Decke einmurmelte.
"Kannst du bitte ein Handtuch drunter legen? Ich schrubb die Couch nicht, wenn sie vollgesaut ist."
"Halt doch einfach die Klappe!", motzte sie zickig und drehte mir den Rücken zu.
"Ey, nicht so frech!", entgegnete ich angegriffen, woraufhin sie nur leise stöhnte.
"Kannst du mich bitte einfach in Ruhe lassen?", murmelte sie in das Kissen.
"Von mir aus." Schulterzuckend wandte ich mich von ihr ab und nahm eine Zigarette aus meiner Schachtel, mit der ich dann auf dem Balkon verschwand.
Nachdem ich zwei hintereinander geraucht hatte, ging ich wieder nach drinnen und schloss die Balkontür ab. Da mir eh langweilig war, beschloss ich mich auf die Couch zu hauen und den Ferseher an zu machen.Irgendwann musste ich eingeschlafen sein, denn als ich die Augen aufschlug war es 23:30 Uhr. Der Fernseher lief noch, und Josy lag unverändert auf der Couch. Müde gähnte ich und streckte mich dann, bevor ich den Fernseher ausschaltete.
"Komm, geh ins Bett.", brummte ich dem Mädchen zu und rüttelte an ihr. Sie grummelte kurz, ließ die Augen aber geschlossen. Ich hatte weder Bock sie jetzt raus zu schubsen, noch sie hier liegen zu lassen. Also schob ich meine Hände unter ihren warmen Körper, und hob sie dann in meine Arme.
"Was machst du denn?", murmelte sie verwundert und schaute sich mit halb geschlossenen Augen um.
"Dich ins Bett bringen. Halt die Klappe und schlaf weiter.", antwortete ich leise und trug sie mitsamt ihrer Kuscheldecke nach oben in ihr Schlafzimmer. Oben angekommen war sie schon wieder eingeschlafen, und hatte sich mit dem Kopf an meiner Brust angekuschelt. Wenn mein Herz nicht aus Stein wäre, würde ich das gerade ziemlich niedlich finden. Ich legte sie behutsam in ihr Bett und deckte sie dann bis zum Hals zu.
"Bitte, flieg nicht.", murmelte sie mit geschlossenen Augen und griff nach meiner Hand.
"Schlaf.", flüsterte ich und wollte ihre Hand wegnehmen, doch sie klammerte sich regelrecht an mir fest.
"Josy, lass los. Ich bin nicht Capi."
"Capi.", wiederholte sie zufrieden, lächelte über beide Ohren und zog mich dann weiter an sich heran. Ich war zu müde um sie wegzustoßen, also gab ich mich geschlagen und kletterte auf das Bett. Kaum hatte ich mich neben sie gelegt, kam sie auch schon rüber gerobbt und kuschelte sich an mich.
Wenn das Capi sehen würde, würde er mich umbringen.—————————————
Dieser Moment, wenn man das Kapitel fertig hat und dann der PC abstürzt.
Richtig moiga...🙄
Wäre sonst gestern schon fertig gewesen 😅
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Mademoiselle
FanfictionJosy begegnet zwei Menschen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen - und das nicht gerade auf die gute Weise. Zum einen Capi, der sie wegen seiner kriminellen Geschäfte immer wieder alleine lässt, und zum anderen Samra, der sie wie Dreck beha...