Vladislav hatte für uns alle irgendein russisches Essen gekocht, von dem ich noch nie was gehört hatte. Ich hatte keine Ahnung was das drin war, aber es war mega lecker.
"Wie gehts dir, Bruderherz?", fragte er Samra, der stumm am Tisch saß und sich lustlos das Essen in den Mund schob.
"Keine Ahnung.", grummelte dieser kauend und stocherte auf seinem Teller herum.
"Sei ehrlich, was hast du genommen?", haute Vladislav direkt raus, woraufhin ich ihn anstupste.
"Was? Du willst es doch auch wissen.", rechtfertigte er sich schulterzuckend vor mir.
"Sag schon bra. Von mir war das definitiv nicht.", sagte er und beobachtete Samra, wie er sich grummelnd über die Augen rieb.
"Ich habe keine Ahnung Bruder. Ich dachte es war guter Stoff. Aber anscheinend war es das nicht.", sagte Samra müde und schob seinen Teller weg.
"Und warum ziehst du? Ich dachte, wir hätten das geklärt.", mahnte Vladislav streng.
"Ich weiß, es tut mir leid Bruder, ehrlich. Ich wollte einfach den Kopf frei kriegen."
"Das ist ein beschissenes Argument.", sagte Vladislav, woraufhin ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. Das war genau das Argument, was er mir immer gebracht hatte wenn ich ihn zur Rede gestellt hatte.
"Hör zu Bruderherz, ich weiß ich bin nicht besser. Ich hab auch viel scheiße gemacht, okay? Aber das ist der falsche Weg. Und das weiß niemand besser als du.", redete er auf ihn ein, woraufhin Samra nur schniefte und sich dann wieder über sein Gesicht fuhr.
"Ich weiß. Ich werde nichts mehr nehmen, Wallah.", schwor er mit reuevollem Blick, woraufhin Vladislav zustimmend nickte.
"Ich geh hoch. Mein Kopf dröhnt.", murmelte er, ließ seinen Teller stehen und schlurfte dann davon.
"Wow. So hab ich ihn noch nie erlebt.", sagte ich mitleidig, als wir seine Zimmertür ins Schloss fallen hörten.
"Sei froh, dass er es einsieht. Erinner dich daran wie ich danach drauf war.", sagte Vladislav und stand dann ebenfalls auf.
"Zu dem aggresiven Samra von vorhind bist du aber echt kein Vergleich. Dagegen bist du eher wie ein Welpe, der zwickt aber nie wirklich ernsthaft Schaden verursachen kann. Naja, körperlich zumindest nicht.", sagte ich halb am lachen, woraufhin er mich entwürdigt anschaute.
"Mach nicht so. Ich bin gefährlich, tamam? Nix Hundewelpe dies das.", gab er beleidigt von sich und räumte die Spülmaschine ein.
"Oh ja. Ein gefährlicher Mann der kocht, den Tisch abräumt und belehrende Reden hält. Ich hab richtig Angst vor dir, du Raubtier.", kicherte ich und drückte ihm den Teller gegen die Brust.
"Ich dachte, du hast Schmerzen? Warum so gut drauf auf einmal?", fragte er nörgelnd, schloss die Spülmaschinentür und nahm meine Hand.
"Ich bin nicht gut drauf. Aber ich will es auch nicht an dir auslassen. Deswegen überspiele ich es.", sagte ich ehrlich und lehnte mich mit meinem Bauch gehen ihn.
"Das darfst du.", schmunzelte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
"Achso, das ist also deine Entscheidung? Gut zu wissen.", scherzte ich und löste mich elegant von ihm.
"Sicher. Ich bin der Mann im Haus. Ich entscheide wie du lebst, mit wem du lebst und wann du atmest.", sagte er und grinste verschmitzt.
"Ich glaube, du irrst dich.", seufzte ich und schob die Stühle wieder an den Tisch heran. Noch bevor ich mich umdrehen konnte drückte er sich von hinten an mich, sodass ich mich an der Stuhllehne festhalten musste um nicht nach vorne zu knicken.
"Ich glaube nicht.", flüsterte er in mein Ohr und schob seine Hände unter mein Shirt.
"Oh doch.", lachte ich und drehte mich zu ihm um.
"Was, lehnst du dich gegen mich auf?", grinste er und drückte sich gegen mich.
"Einer muss es ja machen. Sonst wirst du noch zum Samra. Und einer davon reicht vollkommen.", lachte ich und küsste ihn daraufhin.
"Komm, so schlimm ist er nicht. Ihr seid nur nicht so ganz auf einer Welle.", versuchte er es schön zu reden und strich behutsam meine Haare nach hinten.
"Das ist noch nett ausgedrückt.", seufzte ich und kuschelte mich dann gegen seinen Pullover.
"Ich glaube, ihm tut das leid. Vielleicht redest du mal mit ihm?", schlug er vor und strich mir über den Rücken.
"Was war in deinem Essen drin?", fragte ich und schaute ihn entsetzt an.
"Damit ich wieder seine Laune abkriegen kann? Bestimmt nicht.", sagte ich schnaufend und löste mich von ihm.
"Komm schon Baby. Du weißt, der klügere gibt nach.", versuchte er es weiter.
"Ich will aber nicht immer der klügere sein. Ich bereue es jedes mal.", sagte ich stur, während er mich flehend ansah.
"Warum ist dir das so wichtig?", fragte ich misstrauisch und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Naja nur so.", sagte er schulterzuckend und wandte sich von mir ab.
"Oh nein, vergiss es. Ich kenne dich. Du willst mich schon wieder mit ihm alleine lassen, oder?", konfrontierte ich ihn und nahm seine Hand, bevor er abhauen konnte.
"Nicht direkt. Also doch. Aber nur kurz. Ich hab Termin, aber erst später. Du wolltest doch eh in die Stadt, oder? Dann können wir mit Samra hinfahren und mich holt dann jemand ab. Und ihr beide fahrt wieder nach Hause.", sagte er und grinste entschuldigend.
"Kannst du mich nicht mitnehmen? Er kann doch alleine nach Hause fahren. Bitte, ich bin auch ganz unauffällig. Du wirst gar nicht merken, dass ich da bin.", bettelte ich ihn an, doch er schüttelte nur mit dem Kopf.
"Tut mir leid Baby. Das ist wichtig, da muss ich alleine hin."
"Ein normaler Termin oder irgendwas illegales?"
"Normal.", lachte er und zog mich an sich heran.
"Ach man.", seufzte ich, woraufhin er mich nur grinsend küsste.
"Du schaffst das schon.", sagte er und legte seine Hand auf meinen Hintern.
"Wenn du lieb bist, kann ich heute Abend dafür Sorgen dass du deine gute Laune nicht mehr spielen musst. ", sagte er mit einem verschmitzten Grinsen und griff gefühlvoll in meinen Po, was mich automatisch näher zu ihn drückte.
"Kannst du das?", fragte ich provokativ grinsend und biss mir auf die Unterlippe, als ich sah dass er ebenfalls grinste.
"Verlass dich drauf.", hauchte er und gab mir einen Kuss auf die Wange."Fertig?", fragte Vladislav, als er sich seine Bauchtasche umlegte und mich ansah.
"Warte, ich glaube ich hab mein Handy im Bad liegen lassen.", sagte ich und hüpfte in Richtung Badezimmer. Als ich die Tür öffnete sah ich Samra, der sich am Waschbecken abstützte und tief durchatmete.
"Ich warte unten, Baby.", rief Vladislav vom Flur aus und hüpfte die Treppen nach unten.
"Was juckt dich das? Nerv mich nicht.", motzte Samra als Antwort genervt und rieb sich über die Schläfen. Ich schnaufte wütend und wollte ihm am liebsten eine klatschen, doch ich blieb ruhig.
"Hätte ich dich lieber liegen lassen, als du vor der Haustür abgeschmiert bist. Schade, dass ich so dumm war dich in dein Bett zu schleifen und mich dann zwei beschissene Tage lang um dich zu kümmern.", zischte ich und wollte ihn stehen lassen, doch ehe ich rausgehen konnte hatte er mich am Arm zurück gezogen und gegen die Wand gedrückt.
"Was war das?" knurrte er. Obwohl er wieder etwas mehr Farbe im Gesicht hatte, war er immernoch etwas geschwächt. Was aber nicht bedeutete, dass er deswegen nicht stärker als ich war.
"Schwerhörig?", schnaufte ich, während er mir in die Augen sah.
"Dünnes Eis. Ganz dünnes Eis.", flüsterte er und legte seinen Daumen auf das Pflaster an meinem Hals.
"Verpasst du mir sonst nochmal sowas? Dann mach es wenigstens richtig und bring es dieses mal zu Ende.", hechelte ich und merkte, wie mir extrem heiß wurde. Während mein Herz am liebsten aus meiner Brust herausspringen wollte, versuchte ich vor ihm keine Schwäche zu zeigen. Aber das war alles andere als leicht. Seine dunklen Augen, die mich fest hielten. Sein unglaublich anziehender Duft und seine Hand auf meinem Schlüsselbein brachten mich dazu, nicht mehr richtig klar denken zu können. Ich fühlte mich wie in Trance, während ich wahrnahm wie er meinem Gesicht näher kam. So weit ich konnte versuchte ich zurückzuweichen, als seine Lippen vor meinen schwebten. Ebenfalls schwer atmend legte er seinen Daumen auf meine Lippen, bevor ich seine Stimme hörte.
"Stimmt das wirklich? Wenn du lügst, kann ich dir noch ganz andere Sachen verpassen.", drohte er flüsternd und ließ seinen Blick immer wieder zu meinem Hals schweifen.
"Wir haben dich ins Bett gezogen, weil du keinen Schritt mehr gehen konntest. Ich hab die ganze Zeit bei dir gesessen, weil du ständig im Schlaf geschrien hast.", sagte ich halb abwesend, so als würde ich unwillkürlich antworten. Keine Ahnung wie er das schaffte, aber es fühlte sich an als würde er mich in seinen Bann ziehen. So als würde er meinen Willen brechen, damit er mir seinen aufzwingen konnte. Wir verzaubert kontrollierte er meinen Kopf, der sich in diesem Moment um nichts anderes als seine Lippen drehte, die nur durch seinen Daumen von meinen getrennt waren. Er überlegte sehr lange, bevor er einen Ton von sich gab.
"Shukran.", nuschelte er und ließ mich dann los. Eilig, aber trotzdem lässig ging er aus dem Badezimmer und ließ mich zurück.
"Was war das gerade?", fragte ich mich selbst und fuhr mir durch die Haare. Als ich mich im Spiegel sah, lief es mir eiskalt den Rücken herunter. Mein Gesicht war knallrot angelaufen. Und genau so fühlte ich mich - ich hatte das Gefühl, in diesem verdammten Badezimmer wären gerade locker dreißig Grad.
"Baby?", rief Vladislav von unten, was mich zusammenzucken ließ.
"Komme.", rief ich mit abgehackter Stimme, nahm mein Handy und lief Gedankenverloren nach unten.——————————————
Nächstes Kapitel 24 Uhr 🌚
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Mademoiselle
FanfictionJosy begegnet zwei Menschen, die ihr Leben komplett auf den Kopf stellen - und das nicht gerade auf die gute Weise. Zum einen Capi, der sie wegen seiner kriminellen Geschäfte immer wieder alleine lässt, und zum anderen Samra, der sie wie Dreck beha...